1. Die Diagnose – Sturz aus der Wirklichkeit

Häufige Fragen und Ängste nach der Krebsdiagnose

Sobald die Diagnose Krebs feststeht, schwirren tausend Fragen durch den Kopf: Soll ich meinem Kind überhaupt sagen, dass es Krebs ist? Darf ich vor meinem Kind weinen? Und wenn mich mein Kind fragt, ob ich jetzt sterben werde? Man hat vielleicht schon einiges gehört oder gelesen, wie man mit Kindern darüber reden könnte, aber wirklich darüber nachgedacht hat man selbstverständlich nicht.

Im Folgenden werden zu drei häufigen Fragen unterschiedliche Antworten wie in einem Quiz vorgeschlagen. Schauen Sie sich diese an. Vielleicht tendieren Sie sofort in die eine oder andere Richtung? Es kann aber auch sein, dass Ihnen alle zusagen oder gar keine. Im Anschluss daran werden die Lösungen erklärt.

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Illustration eines Mannes und einer Sprechblase: Soll ich meinem Kind überhaupt sagen, dass es Krebs ist?
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Auf keinen Fall! Das Wort Krebs macht mir schon so viel Angst. Wie wird das erst für mein Kind sein!

Unbedingt! Informationen und Erklärungen helfen uns allen, die Situation besser zu bewältigen.

Nur wenn es danach fragt. Ich will, dass es eine unbeschwerte Kindheit hat.

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Illustration einer Frau mit weißen Haaren und einer Sprechblase: Darf ich vor meinem Kind weinen?
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Mein Kind soll nicht glauben, dass ich schwach bin. Positiv denken ist nun die Devise! Also Nein.

Mein Kind sieht mich immer wieder weinen. Es tröstet mich dann und das tut mir so gut!

Natürlich weine ich auch vor meinem Kind - wir leben ja zusammen! Aber nicht ununterbrochen. Und wenn ich sehr verzweifelt bin, ziehe ich mich zurück und wende mich an Erwachsene, wenn ich Unterstützung brauche.

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Illustration einer Frau mit Kopftuch und einer Sprechblase: Und wenn mich mein Kind fragt, ob ich jetzt sterben werde?
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Dann schaue ich es strafend an und bin beleidigt. So eine negative Einstellung brauche ich jetzt überhaupt nicht!

Wir sprechen in Ruhe über die Erkrankung und auch über die Möglichkeit, dass ich nicht mehr gesund werden könnte.

Ich verspreche meinem Kind, dass ich sicher wieder gesund werde.

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Wie erkläre ich meinem Kind die Diagnose Krebs?

Im Video teilt Mag.a Jutta Steinschaden ihre Erfahrungen zu folgenden Fragen:

  • Warum soll man den Kindern sagen, dass Mama oder Papa an Krebs erkrankt ist?
  • Wer soll den Kindern sagen, dass Mama oder Papa an Krebs erkrankt ist?
  • Warum soll ich die Erkrankung „Krebs“ beim Namen nennen?
  • Wie erkläre ich meinem Kind die Krebserkrankung?
  • Wie reagiere ich, wenn mein Kind befürchtet, dass Mama oder Papa stirbt?
  • Welche generellen Punkte sind noch wichtig?
  • Wie beruhige ich mein Kind bei anderen krankheitsbezogenen Ängsten?
  • Wer darf von der Krebserkrankung wissen?
  • Darf ich vor meinem Kind weinen?

In kindgerechter Sprache erklärt

In der Infobox finden Sie Informationen zu krebsspezifischen Wörtern in kindgerechter Form. Diese können Sie als Gesprächsinput sehen oder Ihrem Kind vorlesen.

Was ist Krebs?

Krebs ist eine Krankheit, bei der sich Zellen viel zu oft teilen. Sie nehmen dann gesunden Zellen die Nahrung und den Platz weg. Dadurch können diese ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen und der Mensch wird krank.

Eigentlich wissen Zellen ganz genau, wie oft sie sich teilen sollen und welche Aufgabe sie im Körper haben. Das steht im Bauplan, der DNA, geschrieben. Bei jeder Teilung wird auch dieser Bauplan wieder neu abgeschrieben und mitgenommen. Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Zellen auf einmal irren können. Manchmal sind es Einflüsse von außen, wie zu viel Sonnenlicht oder Rauchen. Manchmal wurde der Bauplan einfach schon zu oft abgeschrieben. Und manchmal weiß man gar nicht, warum sich die Zellen plötzlich so unkontrolliert teilen.

Weil der Bauplan nicht mehr gut lesbar ist, verstehen die Zellen plötzlich nicht mehr, welche Aufgabe sie haben und machen nur noch eines: Sie teilen sich und teilen sich und so weiter. Die Zellen sind auch nicht böse oder machen das absichtlich, sie kennen sich einfach nicht mehr aus. Wenn sich schon ganz viele Krebszellen auf einem Fleck geteilt haben, entsteht ein Knoten oder Knubbel. Das nennt man Tumor.

Auf alle Fälle ist das Besondere daran, dass die kranken Zellen nicht von außen kommen, wie ein Virus oder Bakterien, die in den Körper eindringen und dann die Zellen verändern, sondern die eigenen Zellen sind zur Bedrohung geworden. Dadurch erkennt unser Immunsystem diese nicht als krank und unternimmt nichts dagegen.

Erfahrungen einer betroffenen Mutter

Ich will leben!, schoss mir der Gedanke durch den Kopf. Für meine kleine Tochter!

Muss ich jetzt sterben? – Das waren meine ersten Worte, als ich die Diagnose Brustkrebs bekommen habe. Bilder meiner damals achtjährigen Tochter sind mir durch den Kopf geschossen, innerlich hat es mich zerrissen, weinen konnte ich (noch) nicht. Nicht einmal die Frage nach dem ‚Warum ich?‘ kam mir in den Sinn. Noch nicht. Jetzt war ich einfach nur darauf eingestellt, alles zu tun, damit dieser böse Tumor aus meinem Körper kommt. Die Operation erfolgte gleich zwei Wochen später, danach Antihormontherapie und Bestrahlung. Die so gefürchtete Chemotherapie ist mir Gott sei Dank erspart geblieben. Aber mein Kopf, meine Gedanken, meine Psyche – die haben sich erst später gemeldet, nachdem die körperlichen Notwendigkeiten geschehen sind.

Jetzt ist es zwei Jahre her und es geht mir ganz gut. Immer noch melden sich Schmerzen, Nebenwirkungen der Tabletten machen sich auch bemerkbar, irgendwie werde ich dadurch immer daran erinnert, gut auf mich aufzupassen. So erkläre ich es mir, denn sonst würde ich verzweifeln… Kraft gibt mir meine Tochter, sie ist ein ganz sensibles Mädchen mit so viel Liebe und Gespür, das lässt mich weitermachen und eben nicht verzweifeln. Damit meine Tochter so gut es geht mit mir und meiner Erkrankung, aber auch mit ihrer eigenen Belastung umgehen kann, hab ich mir Hilfe geholt – bei der Krebshilfe. Unsere Beraterin ist dort Kinderpsychologin und eine wunderbare Therapeutin mit einem großen Herz – und einem supercoolen Hund, den meine Tochter besonders in ihr Herz geschlossen hat. Nie hätte ich gedacht, dass ich je die Hilfe der Krebshilfe annehmen werde, und doch bin ich so dankbar für diese Hilfe, so dankbar, so einfühlsame Menschen zu kennen, die da sind, wenn man sie braucht. DANKE an meine Kinderpsychologin, DANKE Krebshilfe!“

Barbara T.
Ehemalige Brustkrebs-Patientin, eine Tochter

Illustration: Drei wichtige Botschaften als Gesprächstipp

Kommunikationstipps für die Zeit nach der Diagnose

Wenn die Diagnose Krebs bei Mama oder Papa gestellt wird, bewegen viele Fragen, Sorgen und Ängste Eltern und ihre Kinder. Wir möchten Ihnen Gesprächstools aus der jahrelangen Arbeit mit betroffenen Familien an die Hand geben, wie Eltern ihren Kindern helfen können, die durch die Erkrankung neu entstandene Situation besser zu verarbeiten.

Tipps zum Gelingen von schwierigen Gesprächen

  • Nutzen Sie gemeinsame Tätigkeiten wie Autofahren, Kuchenbacken oder Spaziergänge, um mit Ihren Kindern ins Gespräch zu kommen. Der große Vorteil: Man schaut sich nicht an, Pausen werden nicht als unangenehm erlebt, sondern ergeben sich automatisch und das Gespräch hat ein natürliches Ende. Alles kann, nichts muss!
  • Ein guter Start kann auch ein Kinderbuch sein. Inzwischen gibt es zu fast jedem Thema passende Literatur.
  • Besonders die Gesprächspausen sind wichtig um Gehörtes zu verarbeiten, einzuordnen und um neue Fragen oder Erkenntnisse zu formulieren.
  • Setzen Sie sich zu ihrem Kind auf den Boden! Auf Augenhöhe wird man ganz anders wahrgenommen und ebenso ernst genommen.
  • Ein ruhiger Gesprächsstil ist wichtig. Lassen Sie sich Zeit mit Gegenargumenten,  halten Sie traurige Gefühle aus.
  • Auch Humor ist ein wichtiger Bestandteil dieser Gespräche. Aber Sie dürfen nicht aufgesetzt oder unecht sein. Dann sind Sie sofort „entlarvt“!
  • Kinder wollen über ihre Sorgen und Gedanken sprechen. Wenn sie merken, dass sie nicht vertröstet werden und nicht nur die beschönigte Wahrheit erfahren, fühlen sie sich ernst genommen.

Buchempfehlungen

Gerade im Kindesalter sind Bücher sehr hilfreich, um wichtige Inhalte zu vermitteln. Zudem sind sie gute Begleiter in einer emotionalen Zeit.

Meine Bücherempfehlungen: Krebs

Manchmal ist Mama müde
Loschnigg-Barmann und Adler; Verlag EMH Schweizerischer Ärzteverlag; ISBN: 978-3-03754-061-9
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Leos Papa hat Krebs
Brütting, Sabine; Verlag Kids in Balance; ISBN: 978-3-86739-130-6
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Wie ist das mit dem Krebs?
Herlofsen und Geisler; Verlag Gabriel; ISBN: 978-3-522-30504-4
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Geprüft Mag.a Jutta Steinschaden: Stand Dezember 2021

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.