9. Kutane-T-Zell Lymphome und Psyche – alle Fragen

Die Diagnose eines kutanen T-Zell-Lymphoms wird vielen Patient:innen erst nach zahlreichen Arztbesuchen und einer Reihe von Untersuchungen gestellt. Für viele Betroffene ist es zunächst eine Erleichterung, endlich eine Diagnose zu erhalten. Doch oft folgt darauf ein Gefühl von Hilflosigkeit und Unsicherheit. In dieser Schulung sollen Sie lernen, dass diese verschiedenen Gefühle völlig normal sind.

Umgang mit der Diagnose CTCL

Wie kann ich mit der Diagnose CTCL bestmöglich umgehen?

Am besten können Sie mit der Diagnose CTCL, dem Kutanen Lymphom umgehen, indem Sie sich Wissen über die Diagnose aneignen. Das heißt:

  • Welche Erkrankung habe ich?
  • Was bedeutet das?
  • Wie wird dieser Verlauf der Erkrankung sein?
  • Und es hängt natürlich auch sehr davon ab, welche Persönlichkeit Sie prinzipiell haben. Das heißt: Sind Sie jemand, der gerne viel Information braucht?
    Sind Sie jemand, dem Orientierungsfähigkeit sehr wichtig ist?
    Oder sind Sie jemand, der sagt: Eigentlich möchte ich lieber für mich die Überzeugung haben, dass ich an einem Ort bin, wo ich gut betreut und behandelt werde. Und ich möchte nur jene Informationen erhalten, die für mich in meiner aktuellen Lebensführung gerade wichtig sind.

Im Wesentlichen wird es aber davon abhängen, wie Sie sich gerade fühlen.
Und was wir wissen, ist, dass viele Personen vor der Diagnose schon einen relativ langen Zeitverlauf hinter sich gebracht haben, wo sie einfach aufgrund der verschiedenen Hautveränderungen, der Hautläsionen , der Hautausschläge, verschiedene Hautärzte oder eben Kliniken aufgesucht haben. Und es dauert eine Zeit lang, bis die Diagnose gestellt wird.
Wenn die Diagnose gestellt ist, ist es oftmals so, dass im ersten Moment eigentlich eine Entlastung eintritt, was auch gut nachvollziehbar ist. Endlich sagt Ihnen jemand, was der Grund für diese Schmerzen ist, was sozusagen auch der Grund ist für diesen Hautausschlag. Und üblicherweise wird natürlich auch mit der Behandlung begonnen, das heißt, die Symptomatik verbessert sich.
Wenn bei manchen Personen eben die Erleichterung da ist, bei anderen aber natürlich schon auch ein Schock, dann geht es in weiterer Folge darum, Informationen einzuholen:
• Wie ist jetzt der aktuelle Stand meiner Erkrankung?
• Welche Art des Kutanen Lymphoms habe ich?
• Und was bedeutet das für meine weitere Behandlung?

Wo kann ich psychologische Unterstützung bei der Verarbeitung der Diagnose bekommen?

Sie können Unterstützung, psychologische Unterstützung, psychotherapeutische Unterstützung bei der Verarbeitung der Diagnose bekommen.
Einerseits, wenn Sie in einem spezialisierten Tumorzentrum in Behandlung sind, ist dort üblich, dass multiprofessionell und interdisziplinär gearbeitet wird. Was heißt das? Dass dort nicht nur Ärztinnen und Ärzte in der Behandlung von Ihrer Erkrankung tätig sind, sondern eben auch Psychologen, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und natürlich viele Pflegekräfte. Denn die Hautpflege nimmt einen wesentlichen Stellenwert in der Behandlung der Erkrankung ein. Das heißt, diese verschiedenen Personen werden Sie auch in Ihrer psychischen Befindlichkeit unterstützen.
Wenn Sie jetzt sagen, ich würde aber für mich gezielt psychologisch-psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollen und Sie nicht in einem Zentrum in Behandlung sind, wo diese Betreuung angeboten wird, dann können Sie über die jeweiligen Berufsverbände Informationen bekommen. Aber Sie können natürlich auch im Internet schauen. Unter den Begriffen Psychoonkologie, Krankheitsverarbeitung, Krankheitsbewältigung finden Sie Kolleginnen und Kollegen, sowohl Psychologen als auch Psychotherapeutinnen und Therapeuten, die Ihnen bei der Verarbeitung der Erkrankung oder im Umgang mit der Erkrankung letztendlich helfen können und Sie unterstützen können.
Was mir wichtig ist zu sagen, dass in Österreich die Situation so ist, dass die psychotherapeutische Behandlung und die psychologische Behandlung aktuell noch gar nicht quasi als Kassenleistung angeboten werden. Das heißt, es braucht eine psychische Diagnose oder eine psychiatrische Diagnose, um überhaupt eine kassenfinanzierte Unterstützung in Anspruch nehmen zu können. Sie können allerdings über die Österreichische Krebshilfe Unterstützung bekommen. Dann sind die Angebote zumindest teilfinanziert.
Und eine andere Möglichkeit ist, je nachdem, in welchem Land Sie sind, wenn Sie jetzt in Deutschland sind, ist es so, dass die psychotherapeutische Behandlung, psychologische Behandlung als Kassenleistung angeboten wird, aber eben von den Krankenkassen unterschiedlich geregelt wird. Das heißt, der erste Schritt sollte immer über die Krankenkasse passieren. Und in der Schweiz ist es so, dass immer dann, wenn eine psychologische, psychotherapeutische Hilfe ärztlich angeordnet ist, wird es auch als Kassenleistung übernommen.

Besteht ein Zusammenhang zwischen belastenden Lebensereignissen und dem Krankheitsausbruch?

Die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen belastenden Lebensereignissen und dem Krankheitsausbruch steht, kriegen wir natürlich ganz oft gestellt. Und es ist auch gut nachvollziehbar, dass Sie sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Ich möchte hier aber ganz eindeutig sagen: Nein, es gibt keinen Zusammenhang mit Lebensereignissen, die wir haben, und dem, ob eine Person eine Krebserkrankung oder eine andere Erkrankung im Laufe ihres Lebens erfährt.
Dennoch ist es so, dass jede Erkrankung und natürlich besonders chronische Erkrankungen mit besonderen Belastungen verbunden sind. Und dementsprechend sind alle Belastungen, denen wir im Laufe eines Lebens ausgesetzt sind, nicht förderlich für die Lebensführung, also machen das Leben nicht gerade leichter. Und insofern ist es wichtig für Ihre Lebensqualität, also für Ihr subjektives Befinden, einfach mit psychischen Ereignissen umzugehen in einer Art und Weise, dass Sie sagen: „Ja, ich bin jetzt belastet. Ja, es geht mir gerade nicht so gut. Ich brauche jetzt vielleicht ein bisschen mehr Ruhe. Ich möchte mich jetzt zurückziehen. Nein, ich brauche jemanden, mit dem ich sprechen möchte.“ Also wirklich gut auf die eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten achten und denen auch Raum geben.

Wie schaffe ich es, meine neue Lebenssituation nicht nur negativ zu sehen?

Sie schaffen es, die neue Lebenssituation nicht nur negativ zu sehen, indem Sie sich einmal im ersten Schritt erlauben, dass alle Gefühle, die Sie haben, da sein dürfen. Es gibt keine richtigen Emotionen, es gibt keine falschen Emotionen, es gibt keine guten Emotionen und keine schlechten Emotionen. Emotionen sind einfach da und sind Ausdruck dessen, wie es uns gerade geht. Und wenn ich jetzt zum Beispiel ärgerlich bin, dann heißt das für mich eigentlich, dass ich mich ein bisschen schützen muss. Und wenn ich traurig bin, dann bedeutet das, dass ich getröstet werden möchte. Und wenn ich Angst habe, dann möchte ich geschützt werden. Das heißt, die Emotionen, die Sie gerade erleben, helfen Ihnen, ein Verhalten zu zeigen und gleichzeitig anderen auch die Chance zu geben, darauf zu reagieren.
Also: erster Schritt: Emotionen dürfen da sein.Wenn Sie jedoch bemerken, dass die Emotionen sehr belastend, bedrückend sind, Sie ein Gefühl haben, eigentlich mit der Situation nicht gut umgehen zu können oder zurechtzukommen, dann würde ich Ihnen in jedem Fall empfehlen, psychologische oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, oder einfach einmal nur mit der Ärztin oder dem Arzt zu sprechen, mit der Krankenpflegeperson zu sprechen, zu sagen: „Ich fühle mich eigentlich nicht so gut. Was meinen Sie denn? Soll ich mit jemandem Professionellen drüber sprechen?“ Und dann werden Ihnen diese Personen auch Kontaktdaten geben können, wo Sie sich Hilfe holen.

Was kann ich gegen die Hoffnungslosigkeit und Hilfslosigkeit nach der Diagnose tun?

Wenn Sie nach der Diagnose ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit haben, wäre es auch hier wichtig, diesem Gefühl einmal Raum zu geben. Ich denke, es ist sehr gut nachvollziehbar, wenn eine Person mit einer Diagnose konfrontiert ist, die einfach bedeutet: Mein Leben verändert sich jetzt, also dieses normale Empfinden, das wir haben, oder die Erfahrung, die wir haben, wir werden krank und nach dem Kranksein werden wir wieder gesund. Das gibt es so nicht mehr. Sondern ich habe eine Erkrankung, und diese Erkrankung begleitet mich. Das Ziel ist natürlich durch die Behandlung, dass Sie möglichst wenig eingeschränkt sind in Ihrer Lebensführung. Aber es wird immer wieder Phasen geben, wo es Ihnen nicht so gut geht, wo Sie aufgrund der Behandlung, die Sie gerade erfahren haben, oder aufgrund der Symptomatik, die Sie haben, sich einfach nicht wohlfühlen. Und dann darf wieder dieses Gefühl da sein. Manchmal kann es auch erforderlich sein, dass Sie medikamentöse Unterstützung in Anspruch nehmen. Das heißt, dass Sie stimmungsaufhellende Medikamente bekommen. Das muss dann auch nicht für immer sein, sondern kann helfen, über schwierige Phasen quasi gut drüber zu kommen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Umgang mit der Diagnose CTCL“

CTCL und Psyche

Welche Auswirkungen kann CTCL auf die Psyche haben?

CTCL kann viele Auswirkungen auf die Psyche haben, aber es hängt vor allem immer davon ab, wie Sie sich gerade fühlen. Das heißt: Welche Symptomatiken haben Sie gerade? In einer Zeit, in der zum Beispiel die Hautausschläge sehr ausgeprägt sind oder Sie offene Hautstellen haben oder die Schmerzen gerade im Vordergrund stehen, wird natürlich die psychische Belastung eine andere sein, als wenn Sie sich gerade in einer Phase befinden, wo die Hautausschläge abgeklungen sind, wo wenig Läsionen sind. Also das heißt, man kann hier nicht allgemein sagen: Okay, das Kutane Lymphom hat immer eine Auswirkung auf mein psychisches Befinden. Es ist eine Erkrankung, die Sie begleitet, und es wird tagesabhängig unterschiedlich sein, und es wird vom Erkrankungsverlauf abhängen.

Warum ist es wichtig, dass ich bei CTCL auch auf mein psychisches Wohlergehen achte?

Bei allen Kutanen Lymphomen, letztendlich aber bei allen chronischen Erkrankungen, und das Ziel ist ja, dass mit der Behandlung ein möglichst langes Leben mit einer guten Lebensqualität erreicht werden kann, führt das aber dazu, dass es immer wieder Phasen von Belastungen gibt. Und Belastungen führen bei allen Menschen dazu, dass unser Stressniveau steigt. Und wenn unser Stressniveau steigt, dann sind wir vom gesamten Empfinden einfach angespannt, fühlen uns nicht so wohl. Und dieses Unwohlsein hat natürlich auch Auswirkungen auf ganz alltägliche Dinge. Das heißt, in minimalen Konfliktsituationen werden Sie vielleicht nicht so verständnisvoll sein oder nicht so viel Geduld aufbringen können. Das heißt, alles, was Ihnen hilft, Ihr subjektives Stresslevel zu senken, ist gut und wichtig für die Erkrankung. Warum noch? Weil natürlich durch den erhöhten Stress oder durch das erhöhte Stressniveau letztendlich die Körperspannung insgesamt steigt. Und mit der erhöhten Körperspannung ist auch die Spannung der Haut eine höhere. Das heißt, es wirkt sich auch nicht günstig auf die sozusagen Hautirritationen aus, mit denen Sie ja ohnehin oft konfrontiert sind. Und auch insgesamt auf die Schmerzen oder mit den Schmerzen hat das auch keinen so günstigen Einfluss. Also alles was hilft, das Stressniveau runter zu senken, hilft Ihnen auch, mit der Erkrankung besser umgehen zu können.

Kann mein psychisches Wohlbefinden den Krankheitsverlauf beeinflussen?

Die Frage, ob das psychische Wohlbefinden einen Einfluss auf die Erkrankung hat, kann ich und möchte ich auch ganz klar verneinen.

Und trotzdem ist es so, wie ich das schon gesagt habe: Beim Ausbruch der Erkrankung hat es keinen Einfluss. Auch beim Verlauf hat es keinen direkten Einfluss. Das heißt, wenn es mir gelingt, dass ich immer bestmöglich gelaunt bin, dann habe ich eine bessere Chance, dass die Erkrankung länger sich nicht verschlechtert. So ist es nicht. Aber es hat natürlich einen Einfluss auf das, wie ich im täglichen Leben zurechtkomme. Sprich: Meine Lebensqualität wird natürlich sehr davon abhängen, wie ich mit meinen psychischen Situationen umgehen kann und letztendlich auch, wie ich mit der Erkrankung umgehen kann.

Gibt es Übungen, die bei Stress und Angstgefühlen helfen?

Übungen, die bei Stress und Angstgefühlen helfen, können mal ganz allgemein gesagt sein alle Aufmerksamkeits-, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen helfen, um das Stressniveau zu senken. Und Stress und Angst sind irgendwie sehr eng miteinander verwandt.

Einfache Übungen, die Sie machen können, sind gezielte Atemübungen. Am besten ist es so, wenn Sie Atemübungen machen, dass Sie eine bequeme Sitzhaltung einnehmen, einmal bewusst die Aufmerksamkeit auf den Atem lenken, ohne den Atem zu verändern. Sie können eventuell eine Hand auf den Bauch legen. Und dann versuchen Sie mal langsam einzuatmen und dabei darauf zu achten, wie sich die Hand hebt, und dann wieder langsam auszuatmen, und beim Ausatmen soll der Bauch sozusagen wieder sich nach innen wölben. Und diese Atemübungen können Sie sehr leicht verändern, indem Sie zum Beispiel beim Einatmen langsam von 1 bis 4 zählen. Dann halten Sie ganz kurz den Atem an, zählen von 1 bis 7, und danach atmen Sie wieder langsam aus und zählen von 1 bis 8 beim Ausatmen. Diese Übung ist eine Atemübung, die den Vagusnerv stimuliert. Und der Vagusnerv ist ein Teil von Parasympathikus. Und das wiederum ist ein Teil im Körper, der eben dazu führt, dass wir uns entspannen und das allgemeine Aktivitätsniveau, psychische Aktivitätsniveau heruntergefahren wird.

Eine andere Möglichkeit, die Sie machen können neben den Atemübungen, sind Vorstellungsübungen. Vorstellungsübungen zählen zu den Achtsamkeitsübungen, das heißt, wenn Sie wieder eine bequeme Sitzhaltung einnehmen, beispielsweise die Augen schließen und auf einen Punkt am Boden vor sich schauen. Und dann stellen Sie sich einmal vor, Sie sehen oder lassen so vor Ihrem inneren Auge ein Bild entstehen von einem Wasser, von einer Wasseroberfläche. Und wenn Sie ein Bild von einem See oder einer Wasseroberfläche haben, dann stellen Sie sich vor, es kommt eine Windbrise auf. Und wenn der Wind über das Wasser streicht, dann haben wir üblicherweise Wellen. Also das heißt, das Wasser bewegt sich. Und dieser Wind ist ein Symbol für Ihre Gefühle oder für Ihre Gedanken, die Sie gerade haben. Und wenn Sie sich jetzt beispielsweise vorstellen, Sie haben gerade Angst und Angstgefühle, dann kommt vielleicht ein bisschen ein stärkerer Windstoß, und das Wasser wird ein bisschen mehr aufgewühlt, und dann sehen Sie eben eine unruhige Wasseroberfläche. Aber der Wind zieht auch wieder ab. Das heißt: Sie lassen in Ihren Gedanken, in Ihrem inneren Bild den Wind wieder abnehmen, das Wasser wieder glatt werden. Und stellen Sie sich vor, genauso ist das mit Ihren Gefühlen. Das heißt, Angstgefühle werden manchmal kommen, werden da sein wie ein Wind oder wie Gäste, die zu Besuch kommen. Aber sie gehen auch wieder. Und das ist das, was Sie sich aus der Übung bitte mitnehmen. Das heißt, Gefühle kommen, Gefühle gehen. Und wenn Sie das Wasser wieder für sich schön und klar sehen, dann gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder zurück zum Atmen und kommen wieder zurück, machen die Augen auf.

Das sind zwei Übungen, die Sie sehr rasch und leicht und ohne viel Aufwand ausprobieren können.

Dann können Sie natürlich auch andere Bilder herholen. Sie können sich zum Beispiel vorstellen, dass Sie an einem Fluss sitzen, und auf diesem Fluss schwimmen zum Beispiel kleine Papierschiffe, und Sie legen Gedanken auf die Papierschiffe.

Das Wesentliche all dieser Übungen ist immer, dass Gefühle und Gedanken etwas sind, was kurzfristig da ist, das aber auch wieder weggehen kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „CTCL und Psyche“

Hilfe bei psychischer Belastung

Welche Auswirkungen kann CTCL auf die Psyche haben?

CTCL kann viele Auswirkungen auf die Psyche haben, aber es hängt vor allem immer davon ab, wie Sie sich gerade fühlen. Das heißt: Welche Symptomatiken haben Sie gerade? In einer Zeit, in der zum Beispiel die Hautausschläge sehr ausgeprägt sind oder Sie offene Hautstellen haben oder die Schmerzen gerade im Vordergrund stehen, wird natürlich die psychische Belastung eine andere sein, als wenn Sie sich gerade in einer Phase befinden, wo die Hautausschläge abgeklungen sind, wo wenig Läsionen sind. Also das heißt, man kann hier nicht allgemein sagen: Okay, das Kutane Lymphom hat immer eine Auswirkung auf mein psychisches Befinden. Es ist eine Erkrankung, die Sie begleitet, und es wird tagesabhängig unterschiedlich sein, und es wird vom Erkrankungsverlauf abhängen.

Warum ist es wichtig, dass ich bei CTCL auch auf mein psychisches Wohlergehen achte?

Bei allen Kutanen Lymphomen, letztendlich aber bei allen chronischen Erkrankungen, und das Ziel ist ja, dass mit der Behandlung ein möglichst langes Leben mit einer guten Lebensqualität erreicht werden kann, führt das aber dazu, dass es immer wieder Phasen von Belastungen gibt. Und Belastungen führen bei allen Menschen dazu, dass unser Stressniveau steigt. Und wenn unser Stressniveau steigt, dann sind wir vom gesamten Empfinden einfach angespannt, fühlen uns nicht so wohl. Und dieses Unwohlsein hat natürlich auch Auswirkungen auf ganz alltägliche Dinge. Das heißt, in minimalen Konfliktsituationen werden Sie vielleicht nicht so verständnisvoll sein oder nicht so viel Geduld aufbringen können. Das heißt, alles, was Ihnen hilft, Ihr subjektives Stresslevel zu senken, ist gut und wichtig für die Erkrankung. Warum noch? Weil natürlich durch den erhöhten Stress oder durch das erhöhte Stressniveau letztendlich die Körperspannung insgesamt steigt. Und mit der erhöhten Körperspannung ist auch die Spannung der Haut eine höhere. Das heißt, es wirkt sich auch nicht günstig auf die sozusagen Hautirritationen aus, mit denen Sie ja ohnehin oft konfrontiert sind. Und auch insgesamt auf die Schmerzen oder mit den Schmerzen hat das auch keinen so günstigen Einfluss. Also alles was hilft, das Stressniveau runter zu senken, hilft Ihnen auch, mit der Erkrankung besser umgehen zu können.

Kann mein psychisches Wohlbefinden den Krankheitsverlauf beeinflussen?

Die Frage, ob das psychische Wohlbefinden einen Einfluss auf die Erkrankung hat, kann ich und möchte ich auch ganz klar verneinen.

Und trotzdem ist es so, wie ich das schon gesagt habe: Beim Ausbruch der Erkrankung hat es keinen Einfluss. Auch beim Verlauf hat es keinen direkten Einfluss. Das heißt, wenn es mir gelingt, dass ich immer bestmöglich gelaunt bin, dann habe ich eine bessere Chance, dass die Erkrankung länger sich nicht verschlechtert. So ist es nicht. Aber es hat natürlich einen Einfluss auf das, wie ich im täglichen Leben zurechtkomme. Sprich: Meine Lebensqualität wird natürlich sehr davon abhängen, wie ich mit meinen psychischen Situationen umgehen kann und letztendlich auch, wie ich mit der Erkrankung umgehen kann.

Gibt es Übungen, die bei Stress und Angstgefühlen helfen?

Übungen, die bei Stress und Angstgefühlen helfen, können mal ganz allgemein gesagt sein alle Aufmerksamkeits-, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen helfen, um das Stressniveau zu senken. Und Stress und Angst sind irgendwie sehr eng miteinander verwandt.

Einfache Übungen, die Sie machen können, sind gezielte Atemübungen. Am besten ist es so, wenn Sie Atemübungen machen, dass Sie eine bequeme Sitzhaltung einnehmen, einmal bewusst die Aufmerksamkeit auf den Atem lenken, ohne den Atem zu verändern. Sie können eventuell eine Hand auf den Bauch legen. Und dann versuchen Sie mal langsam einzuatmen und dabei darauf zu achten, wie sich die Hand hebt, und dann wieder langsam auszuatmen, und beim Ausatmen soll der Bauch sozusagen wieder sich nach innen wölben. Und diese Atemübungen können Sie sehr leicht verändern, indem Sie zum Beispiel beim Einatmen langsam von 1 bis 4 zählen. Dann halten Sie ganz kurz den Atem an, zählen von 1 bis 7, und danach atmen Sie wieder langsam aus und zählen von 1 bis 8 beim Ausatmen. Diese Übung ist eine Atemübung, die den Vagusnerv stimuliert. Und der Vagusnerv ist ein Teil von Parasympathikus. Und das wiederum ist ein Teil im Körper, der eben dazu führt, dass wir uns entspannen und das allgemeine Aktivitätsniveau, psychische Aktivitätsniveau heruntergefahren wird.

Eine andere Möglichkeit, die Sie machen können neben den Atemübungen, sind Vorstellungsübungen. Vorstellungsübungen zählen zu den Achtsamkeitsübungen, das heißt, wenn Sie wieder eine bequeme Sitzhaltung einnehmen, beispielsweise die Augen schließen und auf einen Punkt am Boden vor sich schauen. Und dann stellen Sie sich einmal vor, Sie sehen oder lassen so vor Ihrem inneren Auge ein Bild entstehen von einem Wasser, von einer Wasseroberfläche. Und wenn Sie ein Bild von einem See oder einer Wasseroberfläche haben, dann stellen Sie sich vor, es kommt eine Windbrise auf. Und wenn der Wind über das Wasser streicht, dann haben wir üblicherweise Wellen. Also das heißt, das Wasser bewegt sich. Und dieser Wind ist ein Symbol für Ihre Gefühle oder für Ihre Gedanken, die Sie gerade haben. Und wenn Sie sich jetzt beispielsweise vorstellen, Sie haben gerade Angst und Angstgefühle, dann kommt vielleicht ein bisschen ein stärkerer Windstoß, und das Wasser wird ein bisschen mehr aufgewühlt, und dann sehen Sie eben eine unruhige Wasseroberfläche. Aber der Wind zieht auch wieder ab. Das heißt: Sie lassen in Ihren Gedanken, in Ihrem inneren Bild den Wind wieder abnehmen, das Wasser wieder glatt werden. Und stellen Sie sich vor, genauso ist das mit Ihren Gefühlen. Das heißt, Angstgefühle werden manchmal kommen, werden da sein wie ein Wind oder wie Gäste, die zu Besuch kommen. Aber sie gehen auch wieder. Und das ist das, was Sie sich aus der Übung bitte mitnehmen. Das heißt, Gefühle kommen, Gefühle gehen. Und wenn Sie das Wasser wieder für sich schön und klar sehen, dann gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder zurück zum Atmen und kommen wieder zurück, machen die Augen auf.

Das sind zwei Übungen, die Sie sehr rasch und leicht und ohne viel Aufwand ausprobieren können.

Dann können Sie natürlich auch andere Bilder herholen. Sie können sich zum Beispiel vorstellen, dass Sie an einem Fluss sitzen, und auf diesem Fluss schwimmen zum Beispiel kleine Papierschiffe, und Sie legen Gedanken auf die Papierschiffe.

Das Wesentliche all dieser Übungen ist immer, dass Gefühle und Gedanken etwas sind, was kurzfristig da ist, das aber auch wieder weggehen kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „Hilfe bei psychischer Belastung“

Erschöpfung bei CTCL

Woher kommt das Gefühl der Erschöpfung bei CTCL?

  • Das Gefühl der Erschöpfung bei CTCL kommt daher, dass Sie einerseits eine Erkrankung haben, die primär Zellen betrifft, die das Immunsystem betreffen. Und durch diese Erkrankung des Immunsystems kommt es immer wieder mal zu Reaktionen, die mit einer vermehrten Erschöpfung, Ermüdbarkeit einhergehen.
  • Und Sie haben auch viele Behandlungen, die eben auch auf dieses Immunsystem einwirken und dementsprechend auch wiederum mit Erschöpfung einhergehen.
  • Und dann haben Sie eine Erkrankung, die zu den chronischen Erkrankungen zählt, deren Verlauf schwer vorhersehbar ist, was natürlich zu psychischen Belastungen führt. Und wenn wir psychisch belastet sind, fühlen wir uns auch nicht gerade aktiv und fit, sondern neigen dazu, erschöpft zu sein.
  • Und durch die mit der Erkrankung einhergehenden Hautausschläge, dem Jucken der Haut, den Schmerzen der Haut und oftmals einem Unwohlsein kommt es vermehrt auch zu der Tendenz, sich zurückzuziehen, inaktiv zu werden. Und immer, wenn wir inaktiv sind, fördert das sozusagen auch vom Körper einfach ein Erschöpfungsempfinden, ein Erschöpfungsgefühl.

Und diese Faktoren alle zusammen, also

  • die krankheitsbezogenen,
  • die behandlungsbezogenen,
  • aber auch die Folgen, die mit der Erkrankung einhergehen,

unterstützen leider die Entwicklung eines Erschöpfungssyndroms.

Was kann ich gegen die ständige Müdigkeit tun?

Was Sie am besten gegen die ständige Müdigkeit tun sollen und was am besten hilft, ist das, was man sich am wenigsten vorstellen kann, nämlich aktiv zu sein. Wir wissen, wie schwer das ist, wenn man gerade müde und erschöpft ist. Und gehen Sie jetzt mal gedanklich weg von Ihrer Erkrankung. Ein Tag, an dem Sie viele sozusagen Belastungen erfahren haben, weil viele Termine waren, viele Dinge waren, dann haben wir oft so dieses Gefühl, wenn wir nach Hause kommen, dass wir uns nur mehr irgendwie aufs Sofa legen wollen, Beine hochlagern wollen. Und wenn Sie dann aber zum Beispiel einen Termin ausgemacht haben mit Freunden oder Bekannten, dass Sie noch ins Fitnesscenter gehen oder zum Beispiel zu einer Turnrunde gehen und Sie machen das dann, dann werden Sie erleben, dass es Ihnen danach eigentlich viel, viel besser geht, als wenn Sie sich zu Hause nur aufs Sofa gelegt hätten. Das heißt, es geht wirklich darum, dieses Momentum zu überwinden: Ich kann nicht, sondern aufzustehen.

Und da kommt jetzt wieder die Psyche ins Spiel. Wie können Sie es schaffen, diese Inaktivität zu überwinden? Am besten, indem Sie mal für sich selbst beobachten: Wie schaut denn mein Aktivitätsniveau über den Tag verteilt aus? Das heißt, wann bin ich denn am wenigsten müde? Und diese Momente des am wenigsten müde sein sind die ersten, wo Sie einschreiten im wahrsten Sinne des Wortes. Das heißt, das sind die Momente, wo Sie aufstehen und versuchen, mal einfache Übungen zu machen. Oder sich zu überlegen: Okay, was sind einfache Übungen? Ich gehe aus dem Haus und ich gehe bewusst mal nur zehn Minuten eine Viertelstunde um den Häuserblock. Wenn Sie ein Haus haben, gehen Sie raus in den Garten.

Also all das, was sozusagen mit Bewegung, mit Aktivität zu tun hat, hilft, das Erschöpfungssyndrom zu überwinden.

Und Sie können sich natürlich auch Unterstützung holen durch Physiotherapeuten, Bewegungstherapeuten, Personalcoaches. Da gibt es jede Menge Angebote. Und manchmal hilft auch einfach ein kurzer YouTube-Clip, wo man sich irgendwie ein paar Übungen anschaut, im Fernsehen oder eben am Computer und dort sozusagen in die Aktivität kommt.

Was kann ich gegen Schlafprobleme tun?

Bei Schlafproblemen bei Kutanen Lymphomen muss man sagen: Die haben natürlich mehrere Ursachen.

Eine Ursache kann wiederum. so wie beim Erschöpfungssyndrom, schon sein die Folgen, die mit der Erkrankung selbst, aber auch mit den behandlungsbezogenen Folgen zu tun haben.

Im ersten Schritt sollten Sie für sich selbst einmal überlegen: Sind die Schlafprobleme verursacht, weil ich viele sorgenvolle Gedanken habe vor dem Einschlafen. Dann wird sozusagen die Schlafhygiene eine andere sein, als wenn ich den Eindruck habe: Eigentlich bin ich eh die ganze Zeit müde und erschöpft und ich hänge die ganze Zeit herum und döse oder schlafe ohnehin die ganze Zeit. Also wir beginnen wieder damit, dass wir sagen: Okay, wir beobachten einmal das Schlafverhalten. Und in Abhängigkeit von der Beobachtung setzen wir dann verschiedene Interventionen.

Wie ich schon gesagt habe, eine Möglichkeit kann sein, wenn Sie sehr viele sorgenvolle Gedanken am Abend haben, sich wirklich Abendrituale zu überlegen. Was ist ein Abendritual? Ein Abendritual kann sein, dass ich einfach eine Tasse Tee trinke, oder dass ich mir eine Duftkerze aufstelle, also wirklich versuche, etwas für mich zu finden, was mir dabei hilft, ein bisschen mit meinem Erregungsniveau, nicht Aktivitätslevel, sondern mit dem Erregungsniveau, das ein bisschen runterzufahren.

Eine andere Möglichkeit kann sein, sich eine entspannende, angenehme Musik aufzudrehen.

Was Sie eher nicht machen sollten, was ungünstig ist, ist, wenn Sie zum Beispiel ein eBook haben, das Licht, das sozusagen von diesen Büchern ausgeht, oder auch, wenn Sie am Telefon, also am Handy, irgendwie noch was lesen oder irgendwie Nachrichten lesen oder irgendwie durchscrollen. Dieses blaue Licht ist ein relativ intensives Licht, was eigentlich eher dazu führt, dass sozusagen das, was wir brauchen, damit unser Aktivitätsniveau runtergeht, da irgendwie konterkariert wird. Das heißt, versuchen Sie eher, den Raum ein bisschen dunkel zu gestalten und irgendwie die Aktivitäten langsam runterzufahren und sich in eine angenehme Stimmung zu bringen.

Was aber auch ganz wichtig ist beim Schlafen und vor allem, weil ja oftmals das Jucken die Schlafqualität beeinträchtigt: Bevor Sie schlafen gehen, versuchen Sie, in einem eher kühlen Raum zu schlafen. Öffnen Sie die Fenster. Wir nennen das Stoßlüften. Also kurz die Fenster wirklich weit aufmachen, kalte Luft reinlassen, dann irgendwie den Raum eher kühl halten, auch von der Decke, also womit sie sich zudecken. Es soll einfach angenehm sein für Ihre Haut, weil die Wärme und die Hitze immer dazu führt, dass eben der Schlaf eher ungünstig ist.

Was kann mir helfen, neue Kraft für den Alltag zu tanken?

Neue Kraft für den Alltag können Sie tanken, indem Sie sich auch wieder Ihren Gefühlen und Ihren Bedürfnissen zuwenden. Das heißt: Achten Sie darauf: Welche Empfindungen haben Sie?

Und eine Möglichkeit, die Sie auch haben, ist, sich am Abend hinzusetzen und ganz bewusst den Tag Revue passieren lassen und mal überlegen: Was war an diesem Tag wirklich besonders für mich? Und ganz bewusst darauf achten. Wir haben alle Tage, an denen einem schöne Dinge passieren. Wir haben Tage, an denen scheinbar gar nichts Schönes passiert. Und trotzdem werden Sie, wenn Sie bewusst nachdenken, etwas finden, was an dem Tag besonders schön war. Es kann ein Moment der Ruhe gewesen sein. Es kann aber auch der Moment gewesen sein, wo Sie einfach in einem Geschäft gestanden sind, eine Person zufälligerweise angeschaut hat und diese Person hat gelächelt oder hat Sie angelächelt. Oder Sie haben beobachtet, wie zwei Menschen miteinander interagieren. Oder Sie haben einfach einen Vogel beobachtet, wie er irgendwie im Gras herumgehüpft ist, oder irgendwelche anderen Tiere. Also jedes Erleben, das Sie hatten, versuchen Sie zu reflektieren, und halten Sie eines für sich selbst fest, was an diesem Tag besonders schön war. Sie können diese besonderen, schönen Momente auch auf ein Blatt Papier aufschreiben und dann, wenn die Liste länger wird, sich am Abend auch bewusst mal diese Liste herholen, wenn Ihnen kein gutes Ereignis des Tages einfällt, und dann bewusst diese Liste noch mal durchlesen und sagen: Okay, war da nicht doch etwas dabei, was heute einfach schön an meinem Tag war?

Hier geht es zum Video-Interview: „Erschöpfung bei CTCL“

Sichtbare Hautveränderungen bei CTCL

Was kann mir helfen, mein Selbstwertgefühl bei Hautbild-Veränderungen zu stärken?

Die Hautbildveränderungen stärken natürlich per se einmal das Selbstwertgefühl nicht. Ich denke, das hat jeder schon für sich erlebt. Wir haben ja auch so eine Bezeichnung wie zum Beispiel Bad Hair Day. Also wenn wir gerade mit unserem Aussehen nicht zufrieden sind, dann hat das keinen positiven Effekt auf unseren Selbstwert. Und da gilt es genau, ein lautes Stopp zu sagen. Stopp nämlich dahingehend: Ja, Ihre Haut, Ihr Hautbild ist vielleicht jetzt nicht optisch so schön anzusehen, aber: Sie sind nicht Ihre Haut, und Sie sind nicht Ihr Hautbild, und Sie sind nicht Ihre Hautveränderungen. Das heißt, der erste Schritt ist, das ein Stück weit von sich wegzubringen, eine Distanz reinzubringen.

Der zweite Punkt ist: Sie haben natürlich die Möglichkeit, wenn die Haut jetzt gerade zum Beispiel an den Armen sehr stark irritiert, gerötet, offen ist, dann können Sie natürlich Kleidung verwenden, sozusagen auch im Sommer einen dünnen Stoff tragen, der zum Beispiel die Arme abdeckt. Also Stellen, Hautstellen, die irritiert, rot, offen sind, kann man durchaus auch abdecken.

Auf der anderen Seite wird es aber auch ganz wichtig sein und in meinem Empfinden noch viel wichtiger, dass Sie lernen, über Ihre Haut und Ihre Hautveränderungen zu sprechen, über Ihre Erkrankung zu sprechen. Die Haut ist natürlich etwas, dadurch sind wir sichtbar. Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan, ist mit Nervenzellen durchzogen. Das heißt, wir treten durch unsere Haut, die eine Hülle ist zwischen uns, unserem Inneren und unserem Externen, dadurch treten wir auf. Und wenn diese Haut verändert ist, dann fühlen wir uns verwundbar und verletzbar. Aber am besten können Sie Ihrer Verwundbarkeit und Verletzbarkeit begegnen, indem Sie lernen, aktiv über Ihre Erkrankung zu sprechen. Auch darüber zu sprechen, dass es schwer ist, so rauszugehen, dass Sie Sorge haben, dass sich andere Menschen vor Ihnen zurückziehen. Aber es ist auch ganz wichtig klarzumachen: Das ist eine Hauterkrankung, eine Hautveränderung, die ich habe. Das ist keine Hauterkrankung, die ansteckend ist. Das ist keine Hauterkrankung, die jetzt sozusagen dazu beiträgt, dass da irgendwas Schlimmes passiert. Sondern das, was schlimm ist, was für mich gerade schlimm ist, wenn ich davon betroffen bin, ist, dass es mich vielleicht juckt, dass ich Schmerzen habe. Aber noch einmal: Ihr Selbstwertempfinden wird am ehesten dadurch gestärkt, indem Sie lernen, darüber zu sprechen und anerkennen und annehmen, dass das einfach Ihre Haut jetzt ist. Und dann wird es Ihnen gelingen, damit umzugehen.

Wie kann ich Kratzen bei Juckreiz verhindern?

Das Kratzen bei Juckreiz zu verhindern, ist wirklich eine Herausforderung. Warum? Juckreiz löst bei jedem Menschen Intensivkratzen aus, und das Kratzen wiederum stoppt kurzfristig den Juckreiz. Und das ist quasi das Fatale dran, weil eigentlich die Maßnahme, die es verschlimmert, gleichzeitig auch jene Maßnahme ist, die hilft dabei, es zu reduzieren. Das heißt, der erste Schritt ist immer zu beobachten: Gibt es im Tagesverlauf Zeiten, wo das Jucken und Kratzen besonders intensiv ist? Eine Phase, die wir oft berichtet bekommen, ist vor allem am Abend, wenn Sie sich ins Bett legen, sprich wenn sozusagen der Körper die Wärme abgibt und die Decke die Wärme ein Stück weit aufnimmt. Das intensiviert oft den Juckreiz. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie eben darauf achten, dass es relativ kühl im Raum ist. Aber auch untertags gibt es einfache Möglichkeiten, den Juckreiz zu unterbinden.

Einfach unter Anführungszeichen gesetzt: Es erfordert sehr viel Selbstdisziplin, und das ist auch die Maßnahme. Wir nennen solche Techniken Selbstkontrolltechniken. Das heißt, wenn Sie jetzt eine Hautstelle haben, die Sie beginnt, intensiv zu jucken, gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit einmal zu dieser Hautstelle und versuchen zu verbalisieren. Was heißt das? Sie sagen: Okay, auf meinem linken Unterarm oder im Bereich des linken Unterarms spüre ich jetzt ein intensives Jucken. Ich möchte gerne kratzen. Ich will jetzt aber nicht kratzen. Was kann ich stattdessen tun? Ich lege beispielsweise meine Hand auf die juckende Stelle und übe einen kurzen, intensiven Druck aus, halte diesen Druck und lass wieder los. Eine andere Möglichkeit kann sein: Ich habe einen Igelball oder einen Stressball und drücke einfach, solange dieser Juckreiz intensiv ist, ganz fest diesen Ball. Also ich setze einen Gegenreiz. Wenn Ihnen das gelingt, gut alleine zu machen, dann ist es wirklich eine effektive Methode, das Jucken und das Kratzen zu reduzieren.

Und was auch ganz wichtig ist: Ich habe vorhin schon gesagt, durch diese Anspannung oder psychische Belastung Stressniveau steigt der Spannungszustand. Durch den Spannungszustand erhöht sich das Risiko, dass die Haut zu jucken beginnt. Das heißt, ich erhöhe auch das Risiko, wieder zu kratzen. Dementsprechend wäre es ganz wichtig, dass Sie eine Entspannungstechnik lernen und die wirklich lernen und einüben.

Am besten geeignet ist die Progressive Muskelentspannung. Das ist eine Entspannungsübung, die Sie erlernen können, indem Sie verschiedene Muskelpartien Ihres Körpers gezielt anspannen, die Spannung halten, zum Beispiel Sie machen eine Faust, halten ganz kurz die Spannung der Faust, dann lassen Sie los und achten auf den Unterschied zwischen der Anspannung und der Entspannung.

Sie können die Progressive Muskelentspannung lernen, indem Sie einen Kurs besuchen. Es gibt immer wieder Angebote, wo man progressive Muskelentspannung lernen kann. Sie können progressive Muskelentspannung auch bei Psychologen, Psychotherapeuten, Psychoonkologen lernen. Aber es gibt auch immer wieder Videos im Internet, die man anschauen kann, wo einfach sehr gut die progressive Muskelentspannung in kürzeren Versionen beigebracht wird.

Hier geht es zum Video-Interview: „Sichtbare Hautveränderungen bei CTCL“

Schmerzen bei CTCL

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Schmerz, Angst und Depressivität?

Der Zusammenhang zwischen Schmerz, Angst und Depression bei den Kutanen Lymphomen lässt sich am besten dadurch erklären: Der Schmerz, den Sie erleben oder den Sie oft erleben, ist dadurch begründet, dass in der obersten Hautschicht einfach Schmerzrezeptoren sitzen. Und diese Schmerzrezeptoren leiten sozusagen die Empfindungen direkt zum Gehirn. Es gibt im Gehirn auch nicht ein Schmerzzentrum, sondern es gibt viele Schmerzzentren im Gehirn. Wenn wir Schmerzen haben, und das ist eine ganz physiologische Reaktion, dann ist das ein unangenehmes Gefühl und wir neigen dazu, uns zu schonen. Schonen führt wieder dazu, dass wir inaktiv sind. Die Inaktivität führt aber gleichzeitig dazu, dass die Erschöpfung und das Anspannungsniveau insgesamt wieder steigen. Das heißt, dass Schonverhalten, das eigentlich eine physiologische Reaktion auf einen Schmerzreiz ist, ist in dem Fall kontraproduktiv. Das bedeutet, wenn Sie in dieser Inaktivität, in diesem Schonverhalten drinnen bleiben, dann schaffen Sie letztendlich Umgebungsbedingungen, die fördern, dass Sie aufgrund der fehlenden positiven Anreize eben eher depressiv werden und sich dann eben nicht mehr so aktiv im Leben beteiligen können. Und das Ganze fördert einen negativen Kreislauf. Das ist leider der Zusammenhang.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Stress und Schmerzen?

Der Zusammenhang zwischen Stress und Schmerzen lässt sich wieder über das Stressniveau erklären. Das heißt, wenn ich sehr gestresst bin, also Dauerstress habe, dann wird vom Körper vermehrt Cortisol ausgeschüttet, das wiederum dazu führt, dass die Hautspannung steigt. Durch die erhöhte Hautspannung sind sozusagen die obersten Hautschichten irritiert, das heißt das Schmerzerleben wird intensiver wahrgenommen, und es wird wieder ein Kreislauf ausgelöst. Das heißt Anspannung der Haut aktiviert sozusagen die Haut als solches. Dadurch wird das Schmerzerleben intensiviert. Durch das intensive Schmerzerleben erhöht sich wieder die Spannung, der Stress steigt an. Und das ist sozusagen der Kreislauf, der das wechselseitig aufrechterhält.

Welche Übungen gibt es zur Schmerzlinderung?

Zur Schmerzlinderung können Sie wieder Atemübungen einsetzen, also alle Übungen, die Ihnen helfen, das Spannungsniveau zu reduzieren.

  • Ich möchte jetzt mit den Entspannungsmethoden beginnen, also die progressive Muskelentspannung.
  • Eine andere Form der Entspannungsmethode, die Sie vielleicht auch schon mal gehört haben, ist das autogene Training. Das zählt eher zu den autosuggestiven Verfahren. Das heißt, da sind Sie sehr in Kontakt mit sich selbst und stellen sich vor, dass eben eine bestimmte Körperregion sehr schwer ist. Und irgendwie, über diese Schwerevorstellung kommt es eben zu einem Abnehmen des Aktivitätsniveaus. Das ist eine Möglichkeit.
  • Eine andere Möglichkeit neben den Entspannungsübungen sind Achtsamkeitsübungen. Und Achtsamkeitsübungen können Sie immer und jederzeit anwenden. Was ist achtsam? Achtsam heißt, mit der Aufmerksamkeit genau auf die Aktivität zu gehen, die Sie gerade durchführen. Das heißt, Sie können zum Beispiel, wenn Sie in der Wohnung am Boden gehen, ganz bewusst wahrnehmen, wie Sie einen Schritt vor den anderen setzen, wie Sie in Kontakt mit dem Boden kommen, wie letztendlich diese Verbundenheit mit dem Boden etwas ist, was Ihnen auch Kraft gibt in Ihrem Körper, sprich Ihnen hilft, sich aufzurichten. Sie können aber auch achtsam zum Beispiel ein Stück Obst essen, einen Apfel, darauf achten. Wie schaut dieser Apfel aus, wenn ich reinbeiße? Wie fühlt sich das an? Welchen Geschmack hat dieser Apfel? Ist er eher süßlich, ist er eher sauer? Also Aufmerksamkeit, Achtsamkeit bedeutet immer, bewusst die Aufmerksamkeit auf die Tätigkeit zu lenken, die ich gerade mache. Und das sind sehr effektive Möglichkeiten, um mit Schmerz umzugehen.
  • Und eine, die ich Ihnen vielleicht am Ende noch sagen möchte, ist: Wir können auch gedanklich den Schmerz klein machen. Das heißt, die Stelle, die gerade am meisten schmerzt, versuchen Sie sich vorzustellen, wie so einen Ring, und diesen Ring machen Sie kleiner, kleiner, kleiner, bis er sich auflöst. Und wenn das schlecht geht, kann man auch das Umgekehrte machen. Man macht diesen Ring immer größer, größer, größer. Und Sie stellen sich vor, dass Sie wirklich aus diesem Schmerz raus steigen. Also das heißt, dieser Punkt oder diese auch mehrere Punkte lassen Sie von einem Punkt zu einem Ring werden. Diesen Ring lassen Sie größer werden und stellen Sie sich vor, dass Sie wirklich aus diesem Punkt aussteigen. Was ist der Effekt davon? Einerseits, dass Sie die Erfahrung machen: Sie können selbst wirksam das Schmerzerleben beeinflussen. Und der andere Punkt ist, indem Sie bewusst Ihre Aufmerksamkeit auf dieses Bild lenken von dem Punkt zum Kreis, der größer wird, oder von dem größeren Bereich, der kleiner wird, bis zu einem Punkt, bis er sich auflöst, kann es Ihnen gelingen, dass Sie eben mit der Aufmerksamkeit von diesem Schmerzzyklus rauskommen. Und das hilft Ihnen wiederum, dass der Schmerz an Intensität abnimmt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Schmerzen bei CTCL“

Übungen zum Mitmachen bei Stress- und Angstgefühlen

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Schmerz, Angst und Depressivität?

Der Zusammenhang zwischen Schmerz, Angst und Depression bei den Kutanen Lymphomen lässt sich am besten dadurch erklären: Der Schmerz, den Sie erleben oder den Sie oft erleben, ist dadurch begründet, dass in der obersten Hautschicht einfach Schmerzrezeptoren sitzen. Und diese Schmerzrezeptoren leiten sozusagen die Empfindungen direkt zum Gehirn. Es gibt im Gehirn auch nicht ein Schmerzzentrum, sondern es gibt viele Schmerzzentren im Gehirn. Wenn wir Schmerzen haben, und das ist eine ganz physiologische Reaktion, dann ist das ein unangenehmes Gefühl und wir neigen dazu, uns zu schonen. Schonen führt wieder dazu, dass wir inaktiv sind. Die Inaktivität führt aber gleichzeitig dazu, dass die Erschöpfung und das Anspannungsniveau insgesamt wieder steigen. Das heißt, dass Schonverhalten, das eigentlich eine physiologische Reaktion auf einen Schmerzreiz ist, ist in dem Fall kontraproduktiv. Das bedeutet, wenn Sie in dieser Inaktivität, in diesem Schonverhalten drinnen bleiben, dann schaffen Sie letztendlich Umgebungsbedingungen, die fördern, dass Sie aufgrund der fehlenden positiven Anreize eben eher depressiv werden und sich dann eben nicht mehr so aktiv im Leben beteiligen können. Und das Ganze fördert einen negativen Kreislauf. Das ist leider der Zusammenhang.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Stress und Schmerzen?

Der Zusammenhang zwischen Stress und Schmerzen lässt sich wieder über das Stressniveau erklären. Das heißt, wenn ich sehr gestresst bin, also Dauerstress habe, dann wird vom Körper vermehrt Cortisol ausgeschüttet, das wiederum dazu führt, dass die Hautspannung steigt. Durch die erhöhte Hautspannung sind sozusagen die obersten Hautschichten irritiert, das heißt das Schmerzerleben wird intensiver wahrgenommen, und es wird wieder ein Kreislauf ausgelöst. Das heißt Anspannung der Haut aktiviert sozusagen die Haut als solches. Dadurch wird das Schmerzerleben intensiviert. Durch das intensive Schmerzerleben erhöht sich wieder die Spannung, der Stress steigt an. Und das ist sozusagen der Kreislauf, der das wechselseitig aufrechterhält.

Welche Übungen gibt es zur Schmerzlinderung?

Zur Schmerzlinderung können Sie wieder Atemübungen einsetzen, also alle Übungen, die Ihnen helfen, das Spannungsniveau zu reduzieren.

  • Ich möchte jetzt mit den Entspannungsmethoden beginnen, also die progressive Muskelentspannung.
  • Eine andere Form der Entspannungsmethode, die Sie vielleicht auch schon mal gehört haben, ist das autogene Training. Das zählt eher zu den autosuggestiven Verfahren. Das heißt, da sind Sie sehr in Kontakt mit sich selbst und stellen sich vor, dass eben eine bestimmte Körperregion sehr schwer ist. Und irgendwie, über diese Schwerevorstellung kommt es eben zu einem Abnehmen des Aktivitätsniveaus. Das ist eine Möglichkeit.
  • Eine andere Möglichkeit neben den Entspannungsübungen sind Achtsamkeitsübungen. Und Achtsamkeitsübungen können Sie immer und jederzeit anwenden. Was ist achtsam? Achtsam heißt, mit der Aufmerksamkeit genau auf die Aktivität zu gehen, die Sie gerade durchführen. Das heißt, Sie können zum Beispiel, wenn Sie in der Wohnung am Boden gehen, ganz bewusst wahrnehmen, wie Sie einen Schritt vor den anderen setzen, wie Sie in Kontakt mit dem Boden kommen, wie letztendlich diese Verbundenheit mit dem Boden etwas ist, was Ihnen auch Kraft gibt in Ihrem Körper, sprich Ihnen hilft, sich aufzurichten. Sie können aber auch achtsam zum Beispiel ein Stück Obst essen, einen Apfel, darauf achten. Wie schaut dieser Apfel aus, wenn ich reinbeiße? Wie fühlt sich das an? Welchen Geschmack hat dieser Apfel? Ist er eher süßlich, ist er eher sauer? Also Aufmerksamkeit, Achtsamkeit bedeutet immer, bewusst die Aufmerksamkeit auf die Tätigkeit zu lenken, die ich gerade mache. Und das sind sehr effektive Möglichkeiten, um mit Schmerz umzugehen.
  • Und eine, die ich Ihnen vielleicht am Ende noch sagen möchte, ist: Wir können auch gedanklich den Schmerz klein machen. Das heißt, die Stelle, die gerade am meisten schmerzt, versuchen Sie sich vorzustellen, wie so einen Ring, und diesen Ring machen Sie kleiner, kleiner, kleiner, bis er sich auflöst. Und wenn das schlecht geht, kann man auch das Umgekehrte machen. Man macht diesen Ring immer größer, größer, größer. Und Sie stellen sich vor, dass Sie wirklich aus diesem Schmerz raus steigen. Also das heißt, dieser Punkt oder diese auch mehrere Punkte lassen Sie von einem Punkt zu einem Ring werden. Diesen Ring lassen Sie größer werden und stellen Sie sich vor, dass Sie wirklich aus diesem Punkt aussteigen. Was ist der Effekt davon? Einerseits, dass Sie die Erfahrung machen: Sie können selbst wirksam das Schmerzerleben beeinflussen. Und der andere Punkt ist, indem Sie bewusst Ihre Aufmerksamkeit auf dieses Bild lenken von dem Punkt zum Kreis, der größer wird, oder von dem größeren Bereich, der kleiner wird, bis zu einem Punkt, bis er sich auflöst, kann es Ihnen gelingen, dass Sie eben mit der Aufmerksamkeit von diesem Schmerzzyklus rauskommen. Und das hilft Ihnen wiederum, dass der Schmerz an Intensität abnimmt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Übungen zum Mitmachen bei Stress- und Angstgefühlen“

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Geprüft Dr.in Eva Lehner-Baumgartner: Juni 2024 | Quellen und Bildnachweis
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Jede Art von Veränderung oder Schädigung der Haut, die von einer kleinen Wunde bis zu größeren Hautveränderungen reichen kann. Dies umfasst Flecken, Geschwüre, Blasen oder Knoten. 
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