Bei Lungenhochdruck wird der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Um dies auszugleichen, ist ab einem gewissen Krankheitsstadium eine Therapie mit zusätzlichem Sauerstoff notwendig. Zur Basistherapie gehören jedoch noch weitere Maßnahmen, vor allem wichtige Medikamente.
Univ.-Prof.in Dr.in Irene Lang, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, beantwortet im Video "Basistherapie" folgende Fragen:
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- Ist eine Sauerstofftherapie für alle Lungenhochdruck-PatientInnen wichtig?
- Wie wirken Diuretika, also entwässernde Medikamente?
- Wann werden Diuretika, also entwässernde Medikamente, verschrieben?
- Wie wirken Antikoagulantien, also Gerinnungshemmer?
- Wann werden Antikoagulantien, also Gerinnungshemmer, verschrieben?
Video Transkript
Wie sieht eine Sauerstofftherapie heute aus?
Eine Sauerstofftherapie für Patienten mit Lungenhochdruck ist dann wichtig, wenn die Sauerstoffspannung unter 92, und das heißt Millimeter Hg in Ruhe abgefallen ist. Die Applikation, also die Anwendung von Sauerstoff, geht über eine Brille, eine Nasenbrille, oder über eine Maske und über Reservoirs, die Patienten zu Hause stehen haben mit kleinen Abfülleinheiten, die sie mitnehmen können zum Spazierengehen, zum Kinogehen, wo auch immer hin.
Ist eine Sauerstofftherapie für alle Lungenhochdruck-PatientInnen wichtig?
Eine Sauerstofftherapie ist für jene Patienten vorgesehen, die eine reduzierte Sauerstoffspannung im Blut haben, nämlich unter 92 Millimeter Quecksilbersäule, eigentlich besonders für jene, wo der Sauerstoffhaushalt durch eine Störung der Sauerstoffaufnahme behindert ist. Es sind hauptsächlich Patienten mit Lungenerkrankungen und Lungenhochdruck.
Wie wirken Diuretika, also entwässernde Medikamente?
Diuretika oder wassertreibende Medikamente, das ist eine laienhaftere Bezeichnung, sind chemische Substanzen, die auf verschiedenen Wegen die Ausscheidung von Körperwasser, nämlich Harn erhöhen. Und da gibt es Medikamente, die an der Niere angreifen, meistens an unterschiedlichen Teilen des Organs Niere. Da gibt es die die Glomerula, die Tubuli, so heißen diese Teile der Niere, wo Diuretika bewirken, dass mehr Wasser ausgeschieden wird. Und das machen sie so, dass sie die Elektrolyte, um die es dabei geht, nämlich Natrium und Chlorid, hinaus befördern, und das Wasser läuft dann hinten nach. Und darum haben diuretische Medikamente auch immer den Seiteneffekt, dass man diese Elektrolyte mit verliert.
Wann werden Diuretika, also entwässernde Medikamente, verschrieben?
Diuretika werden eigentlich bei allen NYHA-Klassen der Gruppe 2 und höher an Patienten mit Lungenhochdruck verschrieben, weil man glaubt, dass man das rechte Herz damit entlastet, damit die Vorlast des rechten Herzens, das ist das, was hineinrinnt, weniger voluminös ist. Und damit entlastet man das Herz von der einströmenden Seite.
Wie wirken Antikoagulantien, also Gerinnungshemmer?
Antikoagulantien sind Medikamente, die die Gerinnung hemmen. Die Gerinnung ist eine kaskadenförmige Abfolge von Eiweißstoffen, die letztlich dazu führen, dass das Enzym Thrombin den Gerinnungsfaktor Fibrinogen zu Fibrin spaltet. Und das Fibrin ist das Netzwerk, das die Gefäße verschließt und einen Clot macht, oder einen Thrombus macht.
Wann werden Antikoagulantien, also Gerinnungshemmer, verschrieben?
Gerinnungshemmer werden dann bei Lungenhochdruck verschrieben, wenn es sich um bestimmte Subtypen von Lungenhochdruck handelt, zum Beispiel in der idiopathischen pulmonal-arteriellen Hypertension, in der erblichen, in der durch Drogen und Toxine bedingten Form und in manchen assoziierten, aber nicht bei der Sklerodermie-PAH oder bei der kongenitalen Herzerkrankung PAH, da nur in bestimmten besonderen Fällen.
Es wird Gerinnungshemmung auch ganz wichtig gesehen und allen Patienten wärmstens empfohlen bei der chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertension oder CTEPH.
Die Sauerstofftherapie in der Behandlung von PAH (pulmonal-arterielle Hypertonie)
Viele PatientInnen mit PAH profitieren von einer Sauerstofftherapie. Bei dieser Behandlungsform tragen die PatientInnen eine Nasenbrille oder (seltener) eine Maske über Mund und Nase, durch die dem Körper Sauerstoff zugeführt wird. Der Sauerstoff befindet sich in einem Behälter, der zu Hause steht.
Wie kann ich den Alltag mit Sauerstoffbehälter vereinfachen?
Damit Sie sich in Ihrer Wohnung frei bewegen können, gibt es Verlängerungsschläuche zwischen Vorratsbehälter und Nasenbrille. Dadurch können Sie sich problemlos in einem anderen Raum aufhalten als der Behälter. Für unterwegs gibt es kleinere Behälter, die leicht transportiert werden können. Je nach Bedarf füllen Sie die Transportbehälter einfach am Vorratsbehälter auf. Auf diese Weise sind Sie auch unterwegs jederzeit gut mit Sauerstoff versorgt und bleiben mobil.
Wie wirkt die Sauerstofftherapie?
Die Therapie mit Sauerstoff senkt zwar nicht den Druck in den Lungengefäßen, aber sie lindert die Symptome der Erkrankung. Der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt und dies wirkt sich auf das gesamte Befinden aus: Sie haben weniger Atemnot, sind nicht mehr so leicht erschöpft und dadurch werden Sie wieder leistungsfähiger. Viele PatientInnen berichten, dass ihnen die Therapie mit Sauerstoff wieder deutlich mehr Lebensqualität und Mobilität bringt.
Ob Sie eine Sauerstofftherapie brauchen und wie intensiv Sie diese einsetzen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, welche Ihre Ärztin/Ihr Arzt prüft.
Weitere Basispfeiler der PAH-Therapie
Neben der Sauerstofftherapie kommen bei der Behandlung von Lungenhochdruck verschiedene Medikamentengruppen zum Einsatz. Zur Basistherapie gehören bei vielen PatientInnen insbesondere Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) und Diuretika (Entwässernde Medikamente).
Wie wirken Antikoagulantien (Gerinnungshemmer)?
Antikoagulantien sorgen dafür, dass das Blut nicht so schnell gerinnt. Diese Medikamente sind vor allem bei CTEPH (chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie) wichtig.
Wenn sich im Blut Gerinnsel (auch Thromben oder Koagel genannt) bilden, können diese wichtige Gefäße verstopfen und lebensbedrohliche Zustände verursachen. Bei einigen PatientInnen mit Lungenhochdruck ist die Gerinnselneigung erhöht. Bei der Krankheitsform CTEPH sind immer wiederkehrende Blutgerinnsel die Ursache des Lungenhochdrucks. Gerinnungshemmer verhindern die Bildung von Gerinnseln in den Gefäßen. Sie werden nicht bei allen Lungenhochdruck-PatientInnen eingesetzt. Wichtig sind sie vor allem bei CTEPH. Sie können jedoch auch bei idiopatischen, genetischen und drogen- oder arzneimittelinduzierten Formen des Lungenhochdrucks eingesetzt werden.
Wie wirken Diuretika/entwässernde Medikamente?
Diuretika/entwässernde Medikamente helfen dem Körper, übermäßige Flüssigkeit auszuscheiden. Dadurch wird das Herz entlastet.
Wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist in ausreichender Menge Blut durch die Lunge zu pumpen, bilden sich infolge der Stauung Wasseransammlungen im Körper, diese werden zum Beispiel durch geschwollene, schwere und schmerzende Beine oder Finger sichtbar. Auch im Gesicht und am Hals sind Schwellungen möglich. Eine Therapie mit Diuretika hilft, diese Wasseransammlungen über die Nieren auszuscheiden. Dadurch wird das Herz entlastet: Es muss nur noch mit einer geringeren Blutmenge zurechtkommen. Außerdem fühlen sich die PatientInnen leistungsfähiger und gesünder, wenn die Wasseransammlungen im Körper verschwinden.
Gibt es weitere Medikamentengruppen?
Die pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) wird noch mit weiteren Medikamentengruppen behandelt, die wir in der Lektion „Spezifische Therapie“ vorstellen.
Wussten Sie schon
Die Behandlungsmöglichkeiten von Lungenhochdruck haben sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verbessert und es kommen ständig neue Erkenntnisse hinzu.
Geprüft Univ.-Prof.in Dr.in Irene Lang: Stand April 2019