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Kurs Behandlung des Lungenhochdrucks: Lektion 5 von 7

Nebenwirkungen und Lebensqualität

Die Behandlung des Lungenhochdrucks kann natürlich auch mit Nebenwirkungen einhergehen. Ein Teil davon klingt nach einer Weile wieder ab, ein anderer Teil bleibt vielleicht bestehen. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, wenn Sie Nebenwirkungen feststellen.

Video Transkript

Warum kommt es bei Lungenhochdruck zu Ödemen beziehungsweise Druck in den Venen?

Lungenhochdruck ist dadurch, dass der Widerstand in den Lungengefäßen erhöht ist, eine massive Belastung für das rechte Herz. Und das rechte Herz, das nicht noch vorpumpen kann, staut daher Flüssigkeit und Blut in die Leber und damit in die Venen des großen Kreislaufs. Und das führt zu hohem Druck in den Venen, manchmal zu diesem dicken Halsvenen und zu den Schwellungen der Lider und des Gesichts rund um die Augen, dort wo weiches Bindegewebe ist, kommt es zu Flüssigkeitseinlagerungen. Das ist ganz schleichend, und man merkt es oft erst, wenn man die Patienten von früher kennt, weil man denkt sich, das wäre so immer gewesen.

Andere Ödeme bilden sich an den Beinen, aber eher später. Also beim Lungenhochdruck der jungen Menschen ist oft das Gesichtsödem und die geschwollenen Halsvenen, die Sie da auch bei mir sehen, wenn ich spreche, dann kommen da die Venen heraus — ein Zeichen von Rechtsherzbelastung.

Was muss ich beachten, wenn ich Diuretika nehme?

Patienten, die Diuretika nehmen, müssen darauf achten, dass sie ihr Gewicht kontrollieren und dass sie ausreichend viel trinken. Gewichtsabnahmen von mehr als zwei Kilo sind relevant, da muss man die diuretische Behandlung einstellen. Patienten, die Durchfälle bekommen aus anderen Gründen oder eine andere Erkrankung bekommen wie beispielsweise eine schwere Grippe oder operiert werden, müssen ihre Diuretika dann unter Umständen pausieren.

Woran erkenne ich einen Mangel an Elektrolyten nach der Einnahme von Diuretika?

Eine der Nebenwirkungen von Diuretika-Einnahmen sind Elektrolyt-Entgleisungen. Diese Elektrolyte sind Kalium, Magnesium, Kalzium, Chlorid. Das führt zu Muskelkrämpfen und starker Müdigkeit, Herzklopfen. Diese Symptome könnten anzeigen, dass Diuretika gestoppt werden müssen.

Wie kann ich die Entwässerung abgesehen von Medikamenten unterstützen?

Entwässerung kann dadurch unterstützt werden, dass man Obst isst, das zu einer gesteigerten Diurese führt, wie zum Beispiel Wassermelonen oder Gurken. Die Diurese kann erhöht werden durch gelegentlich einen Espresso oder einen Kaffee, wobei man natürlich immer auch Passagierherzklopfen erzeugt. Aber ich glaube, das ist in Ordnung. Die Wirkung von Kaffee ist so positiv, dass man ihn nicht verbieten sollte.

Prostazykline und andere starke gefäßerweiternde Medikamente müssen auftitriert werden. Was bedeutet das?

Therapien mit Prostazyklinen bedeuten eine starke Gefäßerweiterung. Da fällt übrigens auch das Medikament Riociguat hinein, das auch ein starker Gefäßerweiterer ist. Und das führt dazu, dass man nicht mit der höchsten Dosis beginnen kann. Eine hohe Dosis abrupt führt zu knallrotem Kopf, zu Schwindel, zu Übelkeit, zu Erbrechen, zu niedrigem Blutdruck. Starke Gefäßerweiterer muss man einschleichen in einem Stufenschema. Das macht man dann in wöchentlichen Schritten oder ganz individuell auf den Patienten abgestimmt, telefonisch oder auch im Spital, je nachdem wie die Situation ist.

Welche Nebenwirkungen sind in der Titrationsphase möglich?

In der Titrationsphase haben Patienten alle möglichen Nebenwirkungen, die mit Gefäßerweiterungen einhergehen. Das ist Kopfschmerzen, Flush, Rötung der oberen Körperhälfte, Schmerzen im Kiefergelenk, in den Sprunggelenken, Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Hauterscheinungen, besonders bei den subkutanen Medikamenten — brennen und röten und schwellen und nässen kann die Einstichstelle, also eine Vielzahl von Nebenwirkungen, die alle abklingen mit der Dauer der Medikation und zum Schluss weg sind.

Wann sollte ich bei Schmerzen an der Infusionsstelle zum Arzt / zur Ärztin gehen?

Für das subkutane Prostazyklin sind Schmerzen an der Einstichstelle obligat. Die Patienten, die subkutanes Prostazyklin bekommen, werden dafür eingeschult. Patienten wissen, dass es zur Rötung, Schwellung und Schmerzen kommt und dass das ein Teil der Medikamentenwirkung ist bei der subkutanen Applikation. Patienten mit subkutanem Treprostinil sollten den Arzt aufsuchen, wenn eine ungewöhnliche Sekretion aus der Punktionsstelle erfolgt, nämlich eine Abszedierung stattfindet, das heißt Eiter herauskommt, und dann ist eine ärztliche Visite notwendig.

Sind mögliche Schmerzen an der Infusionsstelle dosisabhängig?

Schmerzen an der Infusionsstelle sind zu Beginn dosisabhängig, im weiteren Verlauf nicht mehr.

Warum sind bei der Behandlung mit manchen Endothelin-Rezeptor-Antagonisten regelmäßige Kontrollen der Leberwerte nötig?

Bei Behandlung mit Endothelin-Rezeptorblockern besonders der früheren Generation sind Erhöhungen der Werte GOT und GPT, das sind die sogenannten Transaminasen, beobachtet worden. Es ist deshalb empfohlen, bei Einnahme von Endothelin-Rezeptblockern diese Werte regelmäßig, und zwar war das monatlich vorgeschrieben, zu überprüfen.

Die modernen Endothelin-Rezeptorblocker haben diese Nebenwirkung nicht mehr.

Es ist dennoch notwendig, weil der Lungenhochdruck eine Erkrankung ist, die die Leber mit betrifft, dass gelegentlich bei Einnahme von Endothelin-Blockern, aber auch bei anderen Lungenhochdruck-Medikamenten Leberwerte bestimmt werden.

Was sind mögliche Nebenwirkungen der Sauerstofftherapie?

Sauerstoff selbst hat in den verwendeten Mengen keine schädlichen Nebenwirkungen. Die Sauerstofftherapie kann jedoch die Nasenschleimhaut austrocknen, was sehr unangenehm werden kann. Zur Pflege können Sie spezielle Nasensalben verwenden. Sprechen Sie dies jedoch vorher mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt und/oder dem Hersteller Ihres Sauerstoffgerätes ab, weil Fette manchmal die Materialien angreifen.

Eine weitere Möglichkeit ist ein vorgeschalteter Luftbefeuchter, dieser wird jedoch leicht von Krankheitserregern besiedelt und muss deshalb penibel gepflegt werden. Ein weiteres Problem können Druckstellen durch die Nasenbrille sein. Wenn Sie damit Probleme haben, probieren Sie Brillen von unterschiedlichen Herstellern aus und tragen Sie diese bei Bedarf im Wechsel, damit nicht immer dieselben Stellen gereizt werden.

Was sind mögliche Nebenwirkungen von Diuretika?

Diuretika („entwässernde Mittel“) sorgen dafür, dass Wasseransammlungen im Körper verschwinden und das Herz entlastet wird. Mit der Körperflüssigkeit gehen jedoch auch Elektrolyte („Salze“) verloren, die der Körper braucht. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Mundtrockenheit, Schwindelgefühle, Muskelkrämpfe und -schmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Blutdruckschwankungen.

Wichtig ist, dass Sie mögliche Nebenwirkungen der Therapie im Auge behalten, denn sie können auf Mangelerscheinungen hindeuten:

  • Muskelkrämpfe können Folge eines Magnesiummangels Achten Sie deshalb darauf, genügend Magnesium über die Nahrung zuzuführen.
  • Kaliummangel zeigt sich in Herzrhythmusstörungen, die aber nicht immer leicht zu identifizieren sind. Da ein Kaliummangel im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden kann, sollten Sie Ihren Kaliumspiegel regelmäßig überprüfen lassen.
  • Auch Kalzium kann durch die Diuretika im Übermaß verloren gehen. Achten Sie deshalb auf ausreichend Milchprodukte in Ihrer Ernährung.
  • Sprechen Sie bitte auf jeden Fall mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sollte Ihnen etwas Derartiges auffallen.

Generell sollten Sie bei der Behandlung mit Diuretika nicht zu salzhaltig essen, sonst werden die Medikamente wirkungslos. Übermäßiges Trinken ist ebenso problematisch wie zu wenig Flüssigkeit, besprechen Sie Ihre optimale Trinkmenge in Verbindung mit der Therapie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt. Da Alkohol die Wassereinlagerungen verstärkt (und außerdem die Gefäße schädigt), sollten Sie lieber darauf verzichten.

Achten Sie zudem auf eine vorausschauende Toilettenplanung: Gerade zu Beginn der Behandlung müssen Sie wahrscheinlich recht plötzlich eine Toilette aufsuchen, reagieren Sie deshalb auf die ersten Anzeichen von Blasendruck.

Ebenfalls wichtig: Behalten Sie Ihr Gewicht im Auge. Ein plötzlicher Gewichtsanstieg im Laufe der Therapie kann auf eine vermehrte Wassereinlagerung hindeuten. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt darüber.

Was sind mögliche Nebenwirkungen von gefäßerweiternden Mitteln?

Manche gefäßerweiternde Mittel werden zur Behandlung von Lungenhochdruck nicht immer gleich in höherer Dosis eingesetzt, sondern langsam „eingeschlichen“. Trotzdem können sie Nebenwirkungen haben, vor allem zu Beginn der Therapie. In der Packungsbeilage sind die am häufigsten dem Medikament zugeordneten Nebenwirkungen vermerkt.

Möglich sind zum Beispiel Kopf- oder Gliederschmerzen, Blutdruckabfälle, Rötungen im Gesicht und am Oberkörper oder Schmerzen an der Einstichstelle (bei subkutaner oder  intravenöser Therapie).

Ein Großteil dieser Nebenwirkungen klingt im Lauf der Therapie ab. Wirkstoff-spezifische Nebenwirkungen sind gesondert zu beachten.

Sechs Tipps zum Umgang mit Nebenwirkungen

1. Sprechen Sie Nebenwirkungen an

Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt über die Nebenwirkungen, die Sie an sich beobachten, möglicherweise kann die Medikamentenkombination oder -dosierung angepasst werden, sodass Sie diese besser vertragen.

2. Notieren Sie Nebenwirkungen

Machen Sie sich Notizen über Ihre Nebenwirkungen. Wann sind sie aufgetreten? Wie stark waren Sie und wie belastend fanden Sie sie? Wann sind sie wieder abgeklungen? Diese Aufzeichnungen können beim Arztbesuch sehr hilfreich sein. Außerdem bemerken Sie auf diese Weise Verbesserungen oder Verschlechterungen deutlicher.

3. Legen Sie eine Blutdruckliste an

Legen Sie beim Steigern eines Lungenhochdruckmedikaments eine Blutdruckliste an, und messen Sie dreimal am Tag den Blutdruck.

Behandlung des Lungenhochdrucks Vorlage Blutdruckliste Download „Blutdruckliste zum Ausdrucken“

4. Zusätzliche Medikamente nur nach Absprache

Nehmen Sie ohne Absprache mit Ihrer behandelnden Ärztin/Ihrem behandelnden Arzt keinerlei zusätzliche Medikamente ein, um die Nebenwirkungen zu bekämpfen. Alle Mittel, auch frei verkäufliche, müssen zuvor mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt abgeklärt werden!

5. Nutzen Sie schmerzlindernde Techniken

Manche Nebenwirkungen lassen sich nicht vollständig vermeiden, zum Beispiel Schmerzen an der Einstichstelle bei subkutaner Gabe bestimmter Medikamente. Es gibt allerdings Methoden, besser mit den unangenehmen Schmerzen umgehen zu können, beispielsweise mit Hilfe von Entspannungstechniken.

6. Achten Sie auf richtige Dosierung

Nehmen Sie Ihre Medikamente genau nach Vorgabe ein und achten Sie auf die richtige Dosierung, selbst wenn Sie Nebenwirkungen spüren. Wenden Sie sich umgehend an Ihre Ärztin/Ihren Arzt.

Geprüft Univ.-Prof.in Dr.in Irene Lang: Stand April 2019

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Lungenhochdruck“

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