Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf die Erkrankung aus. Muten Sie Ihrem Körper zu viel zu, kann sich das Ganze aber auch ins Gegenteil umkehren. Wir erklären Ihnen in dieser Lektion, weshalb Sie sich vor dem Training aufwärmen sollten, was gegen Muskelkater hilft und warum Regeneration nach dem Sport wichtig ist.
Univ.-Prof.in Dr.in Katharina Kerschan-Schindl, Fachärztin für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation, beantwortet im Video "Bewegung und Schmerzen bei rheumatoider Arthritis" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage, um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!Video Transkript
Kann ich mir durch Bewegung schaden?
Viele Patienten haben Angst davor, sich durch körperliche Aktivität zu schaden — Angst, dass es zu einer Zunahme der Krankheitsaktivität und der Symptomatik kommt.
Dem ist aber nicht so. Wir wissen, dass die Entzündungsparameter durch körperliche Aktivität nicht steigen. Ganz im Gegenteil: Körperliche Aktivität hat einen positiven Effekt auf das Immunsystem.
Einer europäischen Expertengruppe zufolge sollen Personen mit neu diagnostizierter rheumatoider Arthritis sogar möglichst rasch zu einem entsprechenden Spezialisten überwiesen werden, um einen individuellen Trainingsplan zu erstellen.
Studien haben gezeigt, dass es durch sportliche Aktivitäten nicht zu einer radiologischen Verschlechterung des Gelenksschadens kommt. Im Gegenteil: Es ist für kleine Gelenke sogar ein protektiver Effekt beschrieben. Vorsicht ist allerdings bei starken Vorschäden geboten, denn in diesem Fall kann eine Überanstrengung zu einer weiteren radiologischen Verschlechterung führen.
Darf ich im Schub trainieren?
Im akuten Schub dürfen Patienten nicht eigenständig ihr Training fortsetzen. Entzündete Gelenke sind weniger stabil und dadurch anfälliger für Verletzungen. Das ist die Zeit für langsame, schonende Bewegungen oder auch eventuell passive Bewegungsübungen. Diese werden meist im Rahmen einer Bewegungstherapie mit Hilfe oder Unterstützung von Physiotherapeuten durchgeführt.
Nach Abklingen der Entzündung muss das Gelenk erst wieder stabilisiert werden, um den alltäglichen Belastungen standhalten zu können. Das geschieht durch isometrische Spannungsübungen, Bewegungsübungen, propriozeptives Training oder Unterwassergymnastik.
Erst wenn das Gelenk wieder entsprechend stabil ist, dürfen Patienten eigenständig ihr Training fortsetzen.
Welche Möglichkeiten der Schmerzlinderung können Sie empfehlen?
Ihr Trainingsplan sollte möglichst so erstellt werden, dass es gar nicht zu einer Verschlechterung der Symptomatik kommt. Vorbeugen ist immer besser als Nachsorge. Der Trainingsplan sollte individuell erstellt sein. Sie bedürfen einer genauen sportmedizinischen Beratung und, wichtig, die technisch korrekte Ausführung der Bewegung. Hierbei sollten Sie auch darauf achten, dass der Bewegungsumfang nur im physiologischen Bereich stattfindet. Gelenke dürfen nicht überstreckt werden, und falls Sie eine Bewegungseinschränkung haben, darf diese Bewegung nicht über das freie Bewegungsausmaß hinausgehen.
Es kommt sicherlich durch eine Zunahme der Bewegung und Veränderung der Belastung zu einem Muskelkater. Das stellt keinerlei Problem dar, und auch leichte Gelenkschmerzen brauchen Sie nicht zu verunsichern. Sie müssen aber Ihrem Körper genug Zeit geben, sich an die veränderte Belastung anzupassen. Die Dauer dieser sogenannten Regenerationsphasen ist abhängig von ihrem Gesundheitszustand und Trainingszustand.
Auf den Punkt gebracht
Bewegung und Schmerzen bei rheumatoider Arthritis:
- Wenn Sie in Remission sind und keine akute Entzündung haben, können Sie ohne weiteres sportlich aktiv sein.
- Wenn Sie starke Vorschäden haben oder durch das Training vermehrte Schmerzen oder Schwellungen bekommen, sollten Sie Ihren Arzt konsultieren.
Aufwärmen – muss das sein?
Das Aufwärmen dient dazu, Ihren Körper auf die anstehenden Belastungen vorzubereiten. Einerseits steigt die Verletzungsgefahr, wenn Sie unaufgewärmt Sport treiben und andererseits bringen Sie Ihren Körper mit dem Aufwärmen auf Betriebstemperatur. Der Stoffwechsel funktioniert besser, Ihre Muskeln werden besser durchblutet und die Sauerstoffaufnahme steigt. Zugleich optimieren die lockeren Bewegungen die Nährstoffversorgung Ihrer Gelenke.
Wie wärme ich mich richtig auf?
Planen Sie für die Aufwärmphase mindestens fünf Minuten ein. Je intensiver die darauffolgende Belastung ist, desto länger sollten Sie sich aufwärmen. Auch Ihr Alter (je älter, umso länger) und das Wetter (je kälter, umso länger) spielen bei der Aufwärmdauer eine Rolle.
Zu Beginn empfehlen sich allgemeine Aufwärmübungen wie lockeres Laufen, koordinative Übungen oder Armkreisen. Anschließend folgen Dehnungs- und Mobilisierungsübungen sowie spezielle, auf die folgenden Anforderungen ausgerichtete Übungen. Nach dem Warm-up sollten Sie möglichst rasch zum eigentlichen Training übergehen, damit die positiven Effekte des Aufwärmens nicht wieder verlorengehen.
Was hilft gegen Muskelkater?
Eine ausreichend lange Aufwärmphase und ein gut strukturiertes Training helfen einem Muskelkater vorzubeugen. Eine heiße Dusche oder ein warmes Bad direkt nach dem Sport sind ebenfalls gute Mittel gegen schmerzende Muskeln.
Ein Muskelkater tritt meist erst einige Stunden nach einer intensiven beziehungsweise ungewohnten Belastung auf. Es gibt keine Medikamente zur Beschleunigung der Heilung eines Muskelkaters. Wärme und leichte Bewegungen verkürzen jedoch durch eine Verbesserung der Durchblutung der Muskulatur den Heilungsprozess.
Warum ist Regeneration nach dem Sport so wichtig?
Die Trainingsbelastung kann nicht nur zu Schäden in den Mikrostrukturen Ihrer Muskulatur führen, sie entleert auch Ihre Energiespeicher. Die Regenation nach dem Sport dient dazu, ermüdungsbedingte Mikrorisse der Muskulatur ausheilen zu lassen und Ihren Glykogenspeicher in Muskeln und Leber wieder aufzufüllen. Des Weiteren werden Ihre energiebereitstellenden Systeme optimiert und die neuronalen Steuerungsfunktionen verbessert.
Wann sollte ich das Training abbrechen und zum Arzt gehen?
Einen Arzt sollten Sie spätestens dann zurate ziehen, wenn Sie nach dem Sport Schmerzen verspüren, die über einen gewöhnlichen Muskelkater hinausgehen, ihre Gelenke anschwellen oder sich Ihre rheumatischen Beschwerden anderweitig verschlimmern.
PP-BA-AT-0161 April 2018 | Geprüft Univ.-Prof.in Dr.in Katharina Kerschan-Schindl: Stand Februar 2018