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Kurs Brustkrebs verstehen: Lektion 4 von 6

Brustkrebs Therapie

Die nächsten Schritte nach der Diagnose drehen sich vor allem um die Auswahl der richtigen Therapie. Für alle Patientinnen mit Brustkrebs gibt es mittlerweile geeignete Behandlungsmöglichkeiten. Die Wahl der Therapie richtet sich dabei nach der Form der Krebserkrankung, den Eigenschaften der Krebszelltypen, dem Stadium und Hormonstatus des Tumors sowie dem Alter der Patientin.

Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über die wichtigsten Behandlungsmethoden, deren Nutzen und Nebenwirkungen.

Operation

Die zentrale Säule bei der Behandlung eines Mammakarzinoms ist die Operation. Rund zwei Drittel der chirurgischen Eingriffe werden mittlerweile brusterhaltend durchgeführt. In einigen Fällen ist jedoch eine Brustentfernung unumgänglich.

Brusterhaltende Therapie (BET)

Bei der brusterhaltenden Therapie wird der Tumor inklusive eines gesunden Randsaums von mindestens einem Millimeter entfernt. Dabei wird darauf geachtet, zum einen krebstherapeutisch sicher zu operieren, zum anderen aber auch ein ansprechendes kosmetisches Ergebnis zu erreichen.
Die Operationsnarben werden möglichst in den verdeckten BH-Bereich, an den Brustwarzenrand oder in die untere Brustfalte gelegt und durch das herausgenommene Gewebe entstehende Dellen aufgefüllt. Außerdem wird darauf geachtet, dass Ihre Brustform passend zur anderen Seite erhalten bleibt. Manchmal ist es aus ästhetischer Sicht allerdings günstiger, die Brust komplett zu entfernen und anschließend chirurgisch wieder aufzubauen.

Eine brusterhaltende Operation kommt infrage, wenn:

  • der Tumor noch nicht größer als zwei Zentimeter ist,
  • der Knoten weit genug von der Brustwarze entfernt und nicht mit dieser verbunden ist,
  • der Tumor sich nicht in die umliegenden Milchgänge ausgebreitet hat,
  • der Knoten von den Drüsengängen ausgeht und nicht von den Drüsenlappen,
  • der Tumor keinen entzündlichen Anteil hat.

Das Risiko, dass ein Krebsgeschwür erneut an derselben Stelle auftritt (Lokalrezidiv), ist bei der BET mit anschließender Bestrahlung nicht größer als bei einer Brustentfernung.

Brustentfernung (Mastektomie, Ablatio mammae)

Abhängig davon, wie weit der oder die Tumoren in umliegende Gewebe eingedrungen sind, wird die Brust bei dieser Variante mehr oder weniger radikal amputiert. Das gesamte Drüsen-, Fett- und Bindegewebe sowie die Brustwarze werden dabei grundsätzlich entfernt.

Fast immer werden auch die Lymphknoten unter der Achsel der betroffenen Körperseite entfernt, da diese oftmals von Krebszellen befallen sind. Ob dies tatsächlich so ist, lässt sich meist nicht vorab feststellen. Daher werden vorsichtshalber alle Lymphknoten im Umfeld des Tumors entfernt und anschließend von einer Pathologin/einem Pathologen untersucht.

Durch das vollständige Entfernen der Lymphknoten kommt es in den betroffenen Bereichen häufig zu dauerhaften Lymphabflussstörungen. Hieraus können Schmerzen in Schulter und Oberarm, Bewegungseinschränkungen und Wasserablagerungen im Arm (Lymphödem) resultieren. Um dies zu vermeiden, ist mittlerweile das sogenannte Sentinel-Biopsie-Verfahren Standard. Hierbei wird während der Operation zunächst nur der sog. „Wächter“-Lymphknoten entfernt und sofort untersucht, der als erster den vom Tumorbereich abfließenden Lymphstrom aufnimmt. Zeigt der Knoten Krebsnester, werden auch die restlichen Lymphknoten entnommen. Ist er frei von Krebszellen, verbleiben die weiteren Knoten im Körper.
Die Deckschicht über der Brustmuskulatur, ein Teil der Brustmuskulatur oder die komplette Muskulatur können ebenfalls entfernt werden.

In den meisten Fällen lässt sich im Rahmen einer Brustrekonstruktion die entfernte Brust neu aufbauen. Das kann sofort oder ein bis zwei Jahre nach der Amputation erfolgen. Für den Wiederaufbau werden körpereigenes Gewebe (aus Bauch, Rücken oder Gesäß) oder Implantate (aus auslaufsicherem Silikon, Salzwasser oder Hydrogel) verwendet, manchmal auch eine Kombination aus beidem.

Strahlentherapie

Bei der Strahlentherapie kommen hoch energetische Strahlen zur Anwendung, um verbliebene Krebszellen nach einer Operation abzutöten. Sie kann ebenfalls eingesetzt werden, um einen Tumor vor einem chirurgischen Eingriff zu verkleinern und so eine brusterhaltende OP zu ermöglichen. Ist bei Ihnen aus Altersgründen oder wegen schwerer Begleiterkrankungen keine Operation möglich oder lehnen Sie diese ab, kann die Strahlentherapie als alleinige Maßnahme zum Einsatz kommen. In diesem Fall ist die Strahlendosis höher als nach einer OP.

Durch die Bestrahlung lässt sich nach einer brusterhaltenden Operation die Rückfallrate auf fünf bis zehn Prozent senken. Nach einer Brustentfernung ist nicht immer eine Strahlentherapie erforderlich. Angezeigt ist sie, wenn:

  • der Tumor größer als drei Zentimeter war,
  • es sich um mehrere Tumoren handelte,
  • der Tumor nur mit sehr geringem Randsaum entfernt wurde,
  • Muskulatur oder Haut involviert waren oder
  • Tumorzellen in Lymph- oder Blutgefäße eingebrochen sind.

Mit der Strahlentherapie wird für gewöhnlich etwa sechs bis acht Wochen nach der Operation begonnen, sofern keine zusätzliche Chemotherapie durchgeführt wird. Anderenfalls erfolgt die Bestrahlung entweder nach der Chemo oder zwischen den jeweiligen Therapiephasen.

Medikamentöse Therapie

Neben Operation und Bestrahlung ist die medikamentöse Therapie eine wichtige Behandlungsmethode bei Brustkrebs. Ergänzend zu einem chirurgischen Eingriff senkt sie das Rückfallrisiko. Außerdem kann sie oftmals das Krebswachstum verlangsamen.

Chemotherapie

Bei der Chemotherapie handelt es sich um eine „systemische“, im ganzen Körper wirkende Behandlung. Die Medikamente, sogenannte Zytostatika, werden Ihnen üblicherweise als Infusion per Tropf verabreicht. Die Wirkstoffe breiten sich im gesamten Körper aus und gelangen auch zu nicht erkennbaren, kleinen Tumorherden.

Da die Zytostatika auf rasch wachsende Gewebe wirken, sind Auswirkungen auf andere, sich ebenfalls schnell teilende Zellen nicht auszuschließen. Hierzu zählen die Haarwurzeln, die Schleimhäute und die blutbildenden Zellen im Knochenmark. Hieraus resultieren die wichtigsten Nebenwirkungen vieler Chemotherapie-Medikamente:

  • Haarausfall,
  • Störungen von Blutbildung und Immunfunktion sowie
  • eine Neigung zu Schleimhautveränderungen in Mund, Genitalbereich und Verdauungstrakt.

Gegen Übelkeit und Erbrechen, ebenfalls typische Randerscheinungen einer Chemotherapie, lässt sich mittlerweile gut vorbeugen. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach Ende der Behandlung. Nur in wenigen Fällen kommt es zu Spätfolgen wie Herzproblemen.

Antihormontherapie

Die Antihormontherapie zielt darauf ab, die Bildung bzw. Wirkung insbesondere von Östrogenen zu blockieren und auf diese Weise das Wachstum hormonempfindlicher Tumorzellen zu stoppen. Sie erhalten die Antihormone in Form von Tabletten oder Injektionen. Die Wirkstoffe verteilen sich im gesamten Körper und erreichen somit auch versteckte Tumorzellen.

Um den wachstumsfördernden Effekt der körpereigenen Östrogene auf den Krebsherd zu unterbinden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zur Anwendung kommen beispielsweise:

  • Antiöstrogene,
  • Aromatasehemmer,
  • Gestagene,
  • GnRH-Analoga.

Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, die Hormonproduktion Ihrer Eierstöcke auszuschalten. Dies geschieht entweder vorübergehend über bestimmte Medikamente oder dauerhaft über eine Operation (beidseitige Entfernung der Eierstöcke) oder eine Bestrahlung.

Biologische Therapie / Immuntherapie (Antikörpertherapie) / Zusatztherapie

Normalerweise erkennt das körpereigene Immunsystem unkontrolliert wuchernde Zellen und vernichtet diese. Das Ausbrechen Ihrer Krebserkrankung lässt sich somit auf eine Schwäche Ihres Immunsystems zurückführen. Bei bestimmten Brustkrebstypen kann daher auch eine spezifische biologische Therapie mit Antikörpern und anderen Substanzen durchgeführt werden.

Bei fortgeschrittenem Brustkrebs mit Knochenbefall werden zusätzlich zur Chemotherapie Substanzen verabreicht, die das Auftreten von Knochenkomplikationen verhindern können. (Bisphosphonate ua.)

Mehr dazu erfahren Sie in unserem Kurs “Behandlung von metastasiertem Brustkrebs“.

Geprüft OA Dr. med. Otto Krieger: Stand 13.12.2018

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