Zurück zur Kursübersicht

Kurs Metastasierten Brustkrebs verstehen: Lektion 4 von 7

Nach der Diagnose – Nächste Schritte

Mit der Diagnose metastasierter Brustkrebs treten viele neue Fragen auf: Was passiert als nächstes, nachdem die Diagnose fortgeschrittenes Mammakarzinom gestellt wurde? Welche Faktoren sind für die Therapiewahl von Bedeutung? Und welche Therapien stehen grundsätzlich zur Verfügung?

Welche Behandlung für Sie als Patientin die richtige ist, hängt vom molekularen Subtyp des Tumors und der Metastasen ab. Aber auch Ihre individuelle Lebenssituation sollte berücksichtigt werden. Denn im Zentrum der Behandlung steht der Erhalt Ihrer Lebensqualität.

Eine wichtige Rolle bei der Wahl der richtigen Therapie spielen die molekularen Subtypen, in die Brusttumore je nach HER2-Status, Hormonrezeptorstatus und Proliferationsmarker eingeteilt werden.

Molekulare Subtypen bei Brustkrebs

Tumorzellen tragen an ihrer Zelloberfläche Eiweißstrukturen. Über diese Rezeptoren können Botenstoffe die Zelle zum Wachstum oder zur Zellteilung anregen.

Bislang bekannt sind bei Brustkrebszellen drei Arten von Rezeptoren:

ER

Hormonrezeptoren (HR) für das Geschlechtshormon Östrogen

PR

Hormonrezeptoren (HR) für das Geschlechtshormon Progesteron

HER

HER2-Rezeptoren für den Wachstumsfaktor hEGF

Mehr über die verschiedenen Rezeptoren und deren Bedeutung erfahren Sie im Kurs „Hormonrezeptoren und Brustkrebs„.

Je nach Vorhandensein dieser Rezeptoren können Brusttumore in Subtypen unterteilt werden.

Welche Subtypen gibt es?

HR-positive Tumore: Die Zellen tragen Rezeptoren für Östrogen und/oder Progesteron. Je nach Wachstumsrate wird dieser Tumortyp in die Untergruppen luminal A (Ki-67 niedrig) und luminal B (Ki-67 hoch) eingeteilt.

HER2-positive Tumore: Die Zellen tragen HER2-Rezeptoren.

Triple negative Tumore: Die Zellen weisen keinen der drei Rezeptortypen auf.

Warum ist die Bestimmung des Subtyps so wichtig?

Bedeutsam ist diese Unterteilung, weil sie große Auswirkung auf die Art der Behandlung hat.

HR-positiv etwa bedeutet, dass ein Tumor hormonabhängig ist, also auf Anreize durch die Hormone Östrogen oder Progesteron reagiert. Medikamente, die Hormonrezeptoren blockieren, machen sich diesen Umstand therapeutisch zu Nutze.

Der Subtyp sagt auch etwas über die Aggressivität eines Tumors aus. HER2-positive und triple negative Tumore verhalten sich aggressiver und metastasieren häufiger und früher. In diesem Fall wird eher auf eine Chemotherapie zurückgegriffen.

Neben dem Rezeptorstatus kann aber auch das Tumorwachstum einen Einfluss auf die Einteilung in verschiedene Subtypen haben. Das Tumorwachstum wird durch den Proliferationsindex (Ki67 oder MIB1) gemessen. Eine hohe Proliferation bedeutet dass der Tumor rasch wächst und eher aggressiv ist. Allerdings bedeutet eine hohe Proliferation auch, dass eine Chemotherapie besonders gut wirkt.

Überblick über die Therapieformen

Je nach Art des Brusttumors, wird dann die passende Behandlung ausgewählt. Grundsätzlich werden die Behandlungsoptionen in lokale und systemische Therapien eingeteilt. Lokale Behandlungen richten sich auf bestimmte Körperstellen, systemische wirken im gesamten Körper. Die ganzkörperliche Behandlung ist bei metastasiertem Brustkrebs vorrangig. Sie soll verstreute Tumorzellen und Metastasen erreichen und das Fortschreiten der Erkrankung bremsen.

Lokale Therapien

Operation

Metastasierter Brustkrebs: Operative Entfernung

Operation

Die operative Entfernung des Primärtumors, von Lymphknotenmetastasen oder Fernmetastasen kann in manchen Fällen notwendig sein.

Strahlentherapie

Metastasierter Brustkrebs: Punktuelle Strahlentherapie

Strahlentherapie

Bei Knochenmetastasen ist eine punktuelle Strahlentherapie eine wichtige Maßnahme.

Systemische Therapien

Anti-Hormontherapie

Metastasierter Brustkrebs: Anti-Hormontherapie

Anti-Hormontherapie

Eine Anti-Hormontherapie kommt bei hormonabhängigen Tumoren zum Einsatz. Sie ist verträglicher als eine Chemotherapie.

Chemotherapie

Metastasierter Brustkrebs: Chemotherapie

Chemotherapie

Eine Chemotherapie wirkt rascher, ist aber auch belastender. Sie ist angezeigt, wenn eine Antihormon-Therapie nicht die gewünschte Wirkung entfaltet oder bei Tumoren, die auf eine solche nicht ansprechen (etwa triple negative Tumore).

Antikörper-Therapie

Metastasierter Brustkrebs: Antikörpertherapie

Antikörper-Therapie

Eine Antikörper-Therapie richtet sich gegen die Rezeptoren bei HER2-positiven Tumoren. Sie kann auch in Kombination mit einer Antihormon-Therapie oder Chemotherapie erfolgen.

Genaueres erfahren Sie im Kurs „Behandlung von metastasiertem Brustkrebs“.

Therapieentscheidung: Erhalt einer guten Lebensqualität

Die richtige Therapie muss für jede Patientin individuell gefunden werden. Gesundheitszustand, Alter, individuelle Lebenssituation oder bereits vorangegangene Behandlungen fließen in die Entscheidung mit ein. Idealerweise werden alle Fragen von einem fächerübergreifenden Behandlungsteam mit Ihnen besprochen.

Sollten Sie Zweifel haben, ob bestimmte Maßnahmen für Sie die richtigen sind, zögern Sie nicht, eine Zweitmeinung einzuholen. Im Zentrum der Behandlung steht vor allem Ihre Lebensqualität. Erkundigen Sie sich und notieren Sie Ihre Fragen, damit Sie sie beim Arztbesuch nicht vergessen.

Fragen zu Ihrer Behandlung, die Sie stellen können

  • Was sind meine Therapieoptionen?
  • Kann diese Therapie mein Leben verlängern oder meine Beschwerden kontrollieren?
  • Was wäre, wenn ich auf diese Therapie verzichte?
  • Wie lange dauert es, bis ich Erfolge der Therapie spüre?
  • Was sind die Nebenwirkungen?
  • Muss ich dafür ins Krankenhaus, und wenn, wie lange?

Sprechen Sie mit Angehörigen und anderen Patientinnen: Was sind Ihre Ängste, was Ihre Erwartungen an eine Therapie. Ziel ist es, die beste und verträglichste Behandlung für Sie zu finden.

Zögern Sie auch nicht, palliative Behandlung in Anspruch zu nehmen. Was genau das ist und was damit bewirkt werden kann, erfahren Sie in unserem Kurs „Palliative Therapie bei metastasiertem Brustkrebs„.

So behalten Sie den Überblick

Tipp: Legen Sie einen Ordner mit wichtigen Informationen an!

Um einen Überblick über Befunde, Termine usw. zu bewahren, ist es hilfreich, einen Ordner anzulegen, in dem Sie wichtige Informationen sammeln wie z. B.

  • Telefonnummern (behandelnde ÄrztInnen, Spitalsabteilungen, Apotheke, Selbsthilfeorganisationen, Sozialversicherung)
  • Befunde
  • Rechnungen etc.

Wussten Sie schon

Die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs hat in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte gemacht und es wird weiter intensiv geforscht. Fragen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin, ob es für Sie von Nutzen sein könnte, an einer Studie mit neuen Medikamenten teilzunehmen.

PP-AL-AT-0038 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Christian Singer: Stand 10.12.2018

Bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.

Würden Sie diesen Online-Kurs empfehlen?

4.4/5 - (65)
Zur Kursübersicht

Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit metastasiertem Brustkrebs“

Zur Kursreihe
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.

Bilder: Solar22, Vikivector, djvstock, Pikovit | Bigstock