1. Fortschreiten der Erkrankung

Verlauf des Morbus Parkinson

Der Verlauf einer Parkinson-Erkrankung ist für jede Patientin/jeden Patienten unterschiedlich. Dennoch gibt es einige typische Stadien mit charakteristischen Symptomen, die durchlaufen werden.

Verlauf der Erkrankung

Morbus Parkinson ist eine chronisch voranschreitende, derzeit nicht heilbare Erkrankung. Dabei gehen Nervenzellen des Gehirns, welche den Botenstoff Dopamin betreffen, verloren. In der Regel passiert das langsam über viele Jahre, aber der Verlauf kann von PatientIn zu PatientIn sehr unterschiedlich sein.

Frühes Stadium

Da diese Nervenzellen äußerst wichtig für den Ablauf von Bewegungen sind, kommt es zu motorischen, also die Bewegung betreffenden, Symptomen. Dazu zählen vor allem Bewegungsarmut und langsamere Bewegungsabläufe (Bradykinesie, Akinese), Muskelsteifigkeit (Rigor), Gleichgewichtsprobleme (posturale Instabilität) oder Zittern in Ruhe (Tremor). Zu Beginn sind die Symptome meist leichter und betreffen nur eine Körperhälfte oder treten nur hin und wieder auf.

Fortgeschrittener Morbus Parkinson

Im Verlauf der Krankheit werden die Symptome stärker, da mehr Nervenzellen verloren gehen. Sie treten dann meist über einen längeren Zeitraum auf und machen eine intensivere medikamentöse Behandlung notwendig. Es treten Symptome in den Vordergrund, die nicht mehr so gut auf Parkinson-Medikamente ansprechen. Als Nebenwirkung der Therapie kann es beispielsweise zu unwillkürlichen Bewegungen (Dyskinesien) kommen. Auch Auswirkungen auf Psyche und Denkprozesse werden häufiger. Es kann nötig werden, die Therapie an die neuen Gegebenheiten anzupassen, um die Symptome bestmöglich zu kontrollieren.

Tipp für Angehörige

Als Angehörige/r sind Sie eine wichtige Informationsperson für die Ärztin/den Arzt. Sie können sich vor dem Arzttermin überlegen, welche Veränderungen Ihnen bei Ihrer Angehörigen/Ihrem Angehörigem aufgefallen sind. Haben sich die körperlichen Symptome verschlechtert oder sogar gebessert? Haben Sie das Gefühl Ihre Angehörige/Ihr Angehöriger ist in letzter Zeit ängstlicher geworden und unternimmt weniger? Oder gibt es Situationen, in denen sie/er Dinge wahrnimmt, die nicht wirklich da sind? Manche dieser Symptome, wie etwa ungewöhnliche Bewegungen, fallen Ihnen vielleicht eher auf als der/dem Betroffenen selbst. Hier können Sie einen wichtigen Beitrag zur bestmöglichen Linderung der Symptome leisten, indem Sie Ihre Beobachtungen mitteilen.

Untersuchungen bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson

Damit Ihre Ärztin/Ihr Arzt einschätzen kann, wie schnell die Erkrankung fortschreitet und ob Ihre Therapie angepasst werden muss, sind Ihre Angaben äußerst wichtig. Daher kann es hilfreich sein, wenn Sie sich vor Kontrollterminen in Ruhe überlegen, wie Ihr derzeitiger Zustand ist und wie er sich im Vergleich zum letzten Termin verändert hat.

Behalten Sie den Verlauf Ihrer Erkrankung im Blick

Indem Sie ein detailliertes Symptomtagebuch führen, können Sie genau darstellen, wie Ihr Befinden mit der Medikamenteneinnahme zusammenhängt. Darin halten Sie Ihre Symptome und deren Veränderung im Tagesverlauf für einige Tage oder Wochen schriftlich fest. Aber auch indem Sie die folgenden Fragen in Ruhe daheim beantworten, können Sie Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt wertvolle Hinweise zur Anpassung Ihrer Therapie geben. Mit dem Download am Ende dieser Seite können Sie die Fragen ausdrucken und Ihre Antworten ergänzen.

  • Hat sich mein Zustand aus meiner Sicht seit der letzten Kontrolluntersuchung/dem letzten Arztbesuch verändert? Kam es zu einer Verbesserung, einer Verschlechterung, oder gab es einen stabilen Verlauf?
  • Kann ich noch alles machen, was ich vor 6 Monaten machen konnte?
  • Kann ich genau das was ich tun will immer genau dann machen, wenn ich es will?
  • Sind die Symptome über den ganzen Tag gleich oder verändern Sie sich im Verlauf des Tages und bessern sich durch die Einnahme der Medikamente? Falls sie sich verändern, sind die Symptome zu bestimmten Tageszeiten besonders stark?

Standardisierte Skalen zur Verlaufsbeobachtung und Stadieneinteilung

Zusätzlich zu Ihren Beobachtungen helfen Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt so genannte Skalen beim Einschätzen Ihres Krankheitsverlaufes. Skalen beurteilen Symptome aufgrund ihres Schweregrades und können dadurch dazu beitragen Veränderungen leichter zu erkennen. Bei Parkinson werden vor allem die Skala nach „Hoehn & Yahr“ und die „Unified Parkinson’s Disease Rating Scale“ (UPDRS) verwendet.

Wie funktioniert die Hoehn & Yahr-Skala?

Die Diagnoseskala nach Hoehn & Yahr teilt Morbus Parkinson grob in fünf Stadien ein. Die Einteilung orientiert sich an motorischen Symptomen wie der Haltungsinstabilität und berücksichtigt nicht-motorische Symptome nicht.

Wie funktioniert die UPDRS?

Die UPDRS ist deutlich komplexer als die Skala von Hoehn & Yahr. Dabei sieht sich Ihre Ärztin/Ihr Arzt an, wie sich die Krankheit auf Ihr Verhalten, Ihre Denkleistung, Stimmung und Aktivitäten des alltäglichen Lebens auswirkt. Zusätzlich werden Sie motorisch auf Haltungsstabilität, Gang und verschiedene Bewegungen untersucht. Als letztes werden Komplikationen der Krankheit, beispielsweise Dyskinesien und Fluktuationen, beurteilt.

L-Dopa-Test und Apomorphin-Test im Verlauf der Erkrankung

Den L-Dopa-Test und den Apomorphin-Test kennen viele PatientInnen aus der Phase der Diagnosestellung. Diese Tests werden im Verlauf der Erkrankung eingesetzt, um vor dem Einsatz von fortgeschrittenen Therapieoptionen deren Wirksamkeit zu testen beziehungsweise die passende Dosis zu ermitteln. Mehr zu den fortgeschrittenen Therapiemöglichkeiten erfahren Sie unter „Nicht-orale Therapiemöglichkeiten“.

Prognose bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson

Wie schnell die Erkrankung fortschreitet hängt vor allem von der Entwicklung des Nervenzellverlustes ab und davon, wie gut die Symptome durch medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen gelindert werden können.

Lebenserwartung bei Morbus Parkinson

Die Einführung der L-Dopa-Therapie, bei der durch Medikamente der Dopaminspiegel im Körper erhöht wird, hat seit den 60er-Jahren zu einer massiven Verbesserung der Lebenserwartung und Lebensqualität von Parkinson-PatientInnen geführt. In den ersten 5-10 Jahren der Erkrankung ist die Lebenserwartung von Parkinson-PatientInnen heute vergleichbar mit der Allgemeinbevölkerung. Im späteren Verlauf können sich Verletzungen nach Stürzen oder Lungenentzündungen durch Schluckstörungen auf die Lebenserwartung auswirken. Daher ist es wichtig, dass Symptome bestmöglich kontrolliert werden.

Körperliche Bewegung und Sport auch im fortgeschrittenen Stadium

Einen besonders wichtigen Beitrag können Sie selbst durch regelmäßige körperliche Bewegung leisten. Bewegung und körperliches Training haben einen günstigen Einfluss auf die Symptome und den Verlauf der Erkrankung. Sie steigern nicht nur das Wohlbefinden, sondern verbessern auch die motorische Koordination in Bezug auf Gangsicherheit, Körperhaltung und selbstständiges Bewegen. Was Sie dabei beachten sollten:

  • Als Parkinson-PatientIn sollten Sie bei Bewegung und Sport besonders auf Ihre körperliche Kondition, den Grad der Beweglichkeit und etwaige Begleiterkrankungen achten. Schnelle Sportarten wie Tennis oder Skifahren sind ungünstig, da dabei ein erhebliches Verletzungsrisiko besteht.
  • Besser geeignet sind auch im fortgeschrittenen Stadium vor allem Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen, Nordic Walking, Radfahren oder auch Tanzen.
  • Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, welche Sportarten Ihnen Spaß machen und geeignet sind.
  • Das Verletzungsrisiko lässt sich zusätzlich verkleinern, indem Sie Bewegungseinheiten gut mit der Einnahme Ihrer Medikamente abstimmen. Trainieren Sie vor allem dann, wenn Ihre Medikamente am stärksten wirken.
  • Zusätzlich zur regelmäßigen Bewegung im Alltag können Physiotherapie oder Krankengymnastik Sie dabei unterstützen, passende Übungen zu erlernen oder spezielle Muskelgruppen zu stärken, um beispielsweise Gleichgewichtsstörungen auszugleichen.

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. med. Walter Pirker: Stand Februar 2021

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.