5. Umgang mit Veränderungen bei Morbus Parkinson

Körperliche Veränderungen bei Morbus Parkinson

Neben den typischen motorischen Symptomen kann eine fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung auch mit einer Reihe anderer körperlicher Veränderungen einhergehen.

Autonome Symptome bei Parkinson

Morbus Parkinson kann auch das autonome Nervensystem, also die Nerven, die nicht willentlich kontrolliert werden, betreffen. Das kann zu sogenannten autonomen Symptomen wie Blasenstörungen, vermehrtem Speichelfluss oder Blutdruckschwankungen und damit einhergehenden Schwindelanfällen beim Aufstehen (orthostatische Hypotonie) führen.

Manchmal können bei solchen Symptomen schon einfache Tipps helfen. Bei vermehrtem Speichelfluss etwa das bewusste häufigere Schlucken oder bei Blutdruckschwankungen ausreichendes Trinken. In anderen Fällen hilft auch eine Anpassung der Parkinson-Medikamente. Wenn das nicht wirkt können weitere, spezifische Medikamente verschrieben werden. Wichtig ist, all diese Symptome mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt zu besprechen, falls diese auftreten.

Muskelkrämpfe und Schmerzen im Off

Bei Muskelkrämpfen und Schmerzen bei Parkinson ist, wie bei vielen anderen Symptomen auch, die wichtigste Frage: Bestehen die Symptome den ganzen Tag über, oder nur zeitweise? Wenn Muskelkrämpfe und Schmerzen nur hin und wieder über den Tag verteilt auftreten, handelt es sich dabei wahrscheinlich um Symptome im Off. Diese nehmen im Verlauf der Erkrankung durch die Wirkungsschwankungen häufig zu. Typisch sind beispielsweise starke Symptome am Morgen nach dem Erwachen, die nach der Medikamenteneinnahme nachlassen. Symptome im Off sollten nicht durch kurzfristige Maßnahmen wie Schmerztabletten behandelt werden. Das Ziel sollte die bessere Kontrolle der Wirkungsschwankungen durch eine Anpassung der Parkinson-Therapie sein.

Kommunikation bei Morbus Parkinson

Die eingeschränkte Mobilität und vor allem auch Probleme in der Kommunikation wirken sich häufig deutlich auf das Sozialleben von Parkinson-PatientInnen aus. Auch das Sexualleben kann unter der Erkrankung leiden.

Verbesserung der Sprechfähigkeit mit dem Silverman-Training

Zu einer der wirksamsten und am besten untersuchten sprachtherapeutischen Ansätzen bei Parkinson zählt das Lee Silverman Voice Training das dem Motto „Denken Sie laut!“ folgt. Viele LogopädInnen setzen in der Therapie dieses Training oder ähnliche Techniken ein, die Sie dann in der Kommunikation mit Ihren Angehörigen weiter trainiert sollten.

Die wichtigsten Tipps für den Alltag bei Sprechstörungen:

  1. Bemühen Sie sich bewusst langsam, laut und deutlich zu sprechen.
  2. Sprechen Sie wirklich laut! Wenn Sie das Gefühl haben, Sie sprechen zu laut, ist das vermutlich nur eine falsche Rückmeldung durch Ihr Gehirn. Sprechen Sie also ruhig so laut bis Sie denken, dass ihre Sprechintensität schon die angenehme Lautstärke überschritten hat.
  3. Trainieren Sie außerhalb von alltäglichen Gesprächen Ihre Aussprache. Dies können Sie am besten mit Ihren Angehörigen durchführen, indem Sie beispielsweise Geschichten laut vorlesen und dabei die Wörter überdeutlich betonen. Ihre Angehörigen können Ihn dann Feedback zur Aussprache und Laustärke geben. Es ist auch möglich, dass sie einzelne Silben wie „Ma, Ro, La, Le, …“ isoliert aussprechen. Wenn diese in Wörtern vorkommen, sprechen Sie diese flüssiger aus.

Kontakt halten und weiterhin Beziehungen pflegen

Auch wenn sich durch die Erkrankung ihre körperlichen Fähigkeiten verändern, bedeutet das nicht, dass Sie Ihr Sozialleben von Grund auf ändern müssen. Unternehmen Sie alles, was Sie vorher auch getan haben, solange es für Sie körperlich machbar ist. Schließlich ist sozialer Kontakt nicht nur eine der wichtigsten Quellen zum Schöpfen von Energie, sondern bietet auch Ablenkung und Freude. Manche Situationen sind nicht nur für Sie, sondern auch für Ihre Angehörigen und Freunde Neuland. Daher ist es wichtig, dass beide Seiten bestmöglich miteinander kommunizieren. Vielen fällt der Umgang mit Veränderungen leichter, wenn sie offen angesprochen werden.

Ebenso bei Gedächtnisproblemen und Problemen mit der Sexualität wie verminderter Lust auf sexuelle Aktivitäten, Erektionsproblemen oder übersteigerte Sexualität kann neben der Anpassung der Therapie das offene Ansprechen hilfreich sein. Nicht nur Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt gegenüber, sondern auch Ihrer Partnerin/Ihrem Partner gegenüber. All diese Veränderungen können mit der Erkrankung einhergehen und sind nichts, wofür man sich schämen muss.

Die Psyche bei Morbus Parkinson

Psychische Veränderungen können sich bei der Parkinson-Erkrankung bereits in frühem Stadium bemerkbar machen und im Verlauf der Erkrankung zunehmen.

Maßnahmen für einen besseren Schlaf

Bei Schlafstörungen sollte kontrolliert werden, ob Ihre Medikamente richtig eingestellt sind, und die Therapie gegebenenfalls angepasst werden. Was Sie selbst tun können:

  • Achten Sie auf regelmäßige Einschlaf- und Weckzeiten und legen Sie sich auch bei Müdigkeit tagsüber nicht länger hin.
  • Körperliche Bewegung tagsüber, idealerweise an der frischen Luft, fördert einen erholsamen Schlaf in der Nacht.

Halluzinationen rechtzeitig ansprechen

Manche PatientInnen entwickeln, eventuell auch als Nebenwirkung der Medikamente, Halluzinationen. Leichte Trugwahrnehmungen sind für viele Parkinson-PatientInnen nicht wirklich belastend. Sie sollten diese dennoch im Arztgespräch ansprechen, da sich die Symptome manchmal mit der Zeit verstärken und zu richtigen Halluzination werden können. Diese können dann zum Teil bedrohliche Ausmaße annehmen und nicht mehr als unwirklich erkannt werden. Besonders gefährdet sind ältere PatientInnen und PatientInnen mit geistigen Veränderungen wie Demenz.

Falls Ihnen bei sich selbst oder Ihrer/Ihrem Angehörigen solche Trugwahrnehmungen auffallen, sollten Sie daher die behandelnde Ärztin/den behandelnden Arzt kontaktieren. Diese/r kann andere Ursachen wie einen Flüssigkeitsmangel ausschließen und im Bedarfsfall die medikamentöse Therapie anpassen kann. Als Angehörige/r sollten Sie bei fehlender Einsicht durch die Betroffene/den Betroffenen nicht versuchen ihr/ihm die Fehlwahrnehmungen auszureden. Versuchen Sie eher durch ruhiges und vertrauensvolles Verhalten diese zu vermindern.

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. med. Walter Pirker: Stand Februar 2021

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.