1. Symptome des fortgeschrittenen Morbus Parkinson

Veränderte Bewegung bei Morbus Parkinson

Das Einfrieren mitten in der Bewegung (Freezing), unwillkürliche Überbewegungen (Dyskinesien) oder das für Parkinson bekannte Zittern in Ruhe (Tremor) können im Verlauf der Erkrankung verschiedene Bewegungsabläufe immer mehr erschweren. Es gibt jedoch einige Tricks und Hilfsmittel, die im Alltag mit fortgeschrittenem Morbus Parkinson unterstützen können.

Kann ich gegen die Bewegungsblockaden (Freezing) trainieren?

Das Freezing ist dadurch charakterisiert, dass plötzlich eine Bewegung nicht mehr weiter ausgeführt werden kann. Typisch ist dies insbesondere beim Gehen. Oftmals helfen schon kleine Tricks, um das Weiterbewegen zu erleichtern:

  • Klatschen Sie Sich selbst auf den Oberschenkel des Beines mit dem Sie starten wollen. Dadurch erzeugen Sie einen äußeren Reiz, um die Blockade zu überwinden.
  • Wenn Sie während dem Gehen Musik hören, wird durch den Rhythmus der Gang flüssiger und der Bewegungsbeginn erleichtert. Dazu eignet sich vor allem Musik, die weder zu schnell noch zu langsam ist, sondern im Bereich des normalen Gehtempos liegt.
  • Falls Sie beobachten, dass es bei Ihnen daheim Orte gibt, an denen Sie häufig Bewegungsblockaden haben, hilft es diese Orte mit einem bunten Klebeband zu markieren. Sie können dann bewusst über die optische Barriere hinwegsteigen und so das Weitergehen vereinfachen.

Tricks wie diese sind besonders wirkungsvoll, wenn Sie regelmäßig trainiert werden. Vor allem mit Hilfe von Physiotherapie lassen sich rasch Fortschritte erzielen und es zeigen sich Erfolge.

Hilfsmittel für Parkinson-PatientInnen im Alltag

Zur Verfügung stehen spezifische Hilfsmittel wie beispielsweise Essbesteck, das Zittern ausgleicht. Oftmals sind es auch recht einfache Dinge und etwas Aufmerksamkeit beim Einkauf, die im Alltag viel Zeit und Geduld sparen können.

Bewusst einkaufen bei Parkinson

Beim Kauf von Kleidung sollten Sie beispielsweise auf die Verschlüsse achten. Reiß- und Klettverschlüssen, Druckknöpfen oder auch großen Knöpfen sollten Sie den Vorrang geben. Kleine Knöpfe sind schwer zu handhaben. Allgemein lassen sich leichte und weite Kleidungsstücke besser an- und ausziehen, besonders wenn diese aus einem Material sind, das gut rutscht und elastisch ist.

Tipps für den Alltag mit Parkinson von den ExpertInnen

Beobachten Sie, welche Tätigkeiten Ihnen im Alltag besondere Probleme bereiten. Besprechen Sie diese mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt oder Ihrer Ergotherapeutin/Ihrem Ergotherapeuten. So erhalten Sie Information über Möglichkeiten zur Unterstützung und erfahren, worauf Sie beim Kauf und der Nutzung achten sollten. Für viele Bereiche wie Körperhygiene, Essen und Trinken gibt es nützliche Hilfsmittel und Ihr/e ErgotherapeutIn kennt sicher auch einige Tricks, die Ihnen den Alltag mit Ihren Symptomen erleichtern.

Psychische Symptome bei Morbus Parkinson

Die Parkinson-Erkrankung ist in erster Linie für ihre motorischen Symptome bekannt. Nicht-motorische Symptome wie psychische Veränderungen können den Alltag der Betroffenen jedoch mindestens genauso stark beeinflussen, insbesondere in den späteren Stadien der Erkrankung.

Überblick über mögliche psychische Veränderungen

Psychische Veränderungen können in allen Stadien der Parkinsonerkrankung auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium sind das besonders folgende:

  • Mit der Krankheit entsteht oftmals eine veränderte Stimmungslage, die sich im Verlust von Interessen, einer Verminderung des Appetits, erhöhter Ängstlichkeit und vermehrter Hoffnungslosigkeit und Pessimismus zeigt. Die Ausprägung der depressiven Symptome kann mit dem Ausmaß der körperlichen Einschränkungen und der dadurch bedingten Beeinträchtigungen im Leben zusammenhängen, aber auch unabhängig davon auftreten. Da depressive Episoden den Verlauf der Parkinson-Krankheit negativ beeinflussen, sollten Sie diese unbedingt im Arztgespräch ansprechen.
  • Es kann auch zum Nachlassen der Gedächtnisleistung bis hin zur Demenz Anders als bei der Alzheimer-Demenz stehen bei der Parkinson-Demenz jedoch nicht Merk- und Gedächtnisprobleme im Vordergrund, sondern andere kognitive Einschränkungen wie Aufmerksamkeitsstörungen und geistige Verlangsamung.
  • Parkinson kann auch mit psychotischen Störungen wie Alpträumen, Wahnvorstellungen, Verwirrtheitszustände und Halluzinationen einhergehen. Beim fortgeschrittenen Morbus Parkinson sind das insbesondere optische Halluzinationen, also Trugwahrnehmungen. Das bedeutet, dass etwas gesehen wird, was nicht wirklich da ist und kann auch durch die Parkinson-Medikamente verursacht werden.
  • Insbesondere Dopaminagonisten können außerdem Impulskontrollstörungen hervorrufen. Dazu zählen verstärkte Sexualität, Spielsucht, krankhaftes Essen oder Kaufsucht und im fortgeschrittenen Stadium besonders sogenanntes Punding, ein krankhaftes Spielen, Sortieren und Kramen.

Zunehmende Abhängigkeit bei Morbus Parkinson

Im fortgeschrittenen Stadium einer Parkinson-Erkrankung sind Betroffene durch die eingeschränkte Mobilität, abnehmende Geschicklichkeit, Probleme bei der Kommunikation und Auswirkungen auf Denkprozesse im Alltag in verschiedenen Bereichen wie Haushaltstätigkeiten und Körperpflege zunehmend auf Unterstützung angewiesen. Das kann für PatientInnen wie Angehörige eine große Umstellung bedeuten. Versuchen Sie diesen Prozess zu Ihrer aller Vorteil vorausschauend und bewusst mitzugestalten.

Als Parkinson-PatientIn die eigene Unabhängigkeit wahren

Manchmal schießen Angehörige bei der gut gemeinten Unterstützung ungewollt über das Ziel hinaus. Sie übernehmen auch Aufgaben, die die/er Betroffene selbst erledigen möchte und kann. Falls Sie merken, dass das bei Ihnen der Fall ist, kann es hilfreich sein, das offen anzusprechen. Zur Orientierung kann der Grundsatz „So viel Hilfe wie nötig und so wenig Hilfe wie möglich“ dienen. Überlegen Sie sich, wo Sie Unterstützung benötigen und welche Tätigkeiten Sie weiterhin selbstständig durchführen können und wollen. Besprechen Sie dies mit Ihren Angehörigen.

Morbus Parkinson als offizielle Behinderung

Wenn die Selbstständigkeit zunehmend eingeschränkt ist kann es hilfreich sein, den Grad der Behinderung offiziell feststellen zu lassen. Dadurch haben Sie Anspruch auf verschiedene Hilfen und finanzielle Förderungen. Der Grad der Behinderung wird in Österreich in Prozent angegeben und ist dabei von der Schwere der Erkrankung abhängig. Die Einschränkungen die mit einer Parkinson-Erkrankung einhergehen werden dabei in der sogenannten Einschätzungsverordnung folgendermaßen eingeordnet:

  • 20-40%: Leichte Symptome mit generell verlangsamter Mobilität
  • 50-60%: Mäßige Symptomatik mit zusätzlich zunehmenden Demenzzeichen und depressiver Stimmungslage, Mobilität zunehmend vermindert, zunehmende Wirkungsschwankungen und Perioden, in welchen die Medikamente nicht mehr so gut wirken.
  • 70-100%: Schwere Symptomatik mit zunehmenden Demenzzeichen und depressiver Stimmungslage, Mobilität deutlich herabgesetzt, Starre in Mimik und Verhalten

Beträgt der Grad der Behinderung mindestens 50%, zählt man um Kreis der begünstigten Behinderten und hat Anspruch auf einen Behindertenpass. Genauere Informationen dazu erhalten Sie beim Sozialministeriumservice.

Tipps für Angehörige: Professionelle pflegerische Hilfe in Anspruch nehmen

Sie als Angehörige/r haben eine tragende Rolle im Leben eines Verwandten mit Morbus Parkinson. Eventuell möchten Sie die Aufgabe der Pflege nicht abgeben. Möglicherweise haben Sie das Gefühl dadurch der Erkrankten/dem Erkrankten etwas Schlechtes zu tun. Machen Sie sich bewusst, dass es für die/den PatientIn und für Sie als Angehörige/n sehr stützend und hilfreich sein kann, professionelle Pflege in Anspruch zu nehmen. Keine Pausen, weil die Pflege neben Job, Familie und anderen Verpflichtungen jegliche Zeit in Anspruch nimmt, führen am Ende nur dazu, dass Sie selbst ausbrennen. Um weiterhin die bestmögliche Unterstützung bieten zu können, dürfen Sie nicht vergessen auch für sich selbst zu sorgen und Ihre Energiereserven zu füllen.

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.