Für viele Patienten ist sie das Schreckgespenst überhaupt und das, wovor sie vor Therapien am meisten Angst haben: Die Übelkeit. Doch zum Glück ist Übelkeit heute sehr viel seltener geworden, als das früher der Fall war. Vorbeugende Maßnahmen verhindern das Auftreten von Übelkeit häufig ganz.
Tritt dennoch Übelkeit auf, dann können folgende Tipps helfen. Generelle Tipps zur Ernährung während einer Chemotherapie finden Sie im Kapitel “Ernährung während und nach der Chemotherapie”.
Welche Lebensmittel helfen können
Zwieback, Knäckebrot oder Salzgebäck immer wieder in kleinen Bissen kauen, auch während der Therapie. Das beruhigt den Magen.
Auch Fleischbrühe oder Gemüsebrühe kann – Schluck für Schluck getrunken – während einer Therapie den Magen beruhigen.
Ingwer hilft einigen Patienten gegen Übelkeit. Wenn Ihr Arzt sein Okay dazu gibt, dann probieren Sie es einfach aus: Kauen Sie auf einem Stück frischer Ingwerwurzel, essen Sie kandierten Ingwer, kochen Sie mit Ingwer oder – wenn Ihnen der Ingwergeschmack zu scharf ist – greifen Sie auf Ingwerkapseln zurück.
Gedünstetes Gemüse ist meist besser bekömmlich als Rohkost.
Haferflocken beruhigen den Magen. Zum Beispiel als Haferschleim: Haferflocken mit aufgekochtem Wasser (evtl. auch Milch, falls verträglich) übergießen und 5 bis 10 Minuten quellen lassen.
Was Sie bei Übelkeit meiden sollten: Fette, scharf gewürzte oder frittierte Speisen, und auch blähende Lebensmittel (zum Beispiel Hülsenfrüchte).
Weitere Tipps bei therapiebedingter Übelkeit
- Ausreichend trinken: Wer erbricht, verliert auch viel Flüssigkeit.
- Viele kleine Mahlzeiten werden oft besser vertragen. Auch Getränke besser schluckweise über den Tag verteilt trinken.
- Vermeiden Sie alles, was zur Übelkeit beiträgt. Manchmal werden Gerüche (z.B. Essensgerüche) als unangenehm empfunden. Hier kann häufiges Lüften helfen. Kalte Speisen riechen weniger stark als heißes Essen und verursachen bei einigen PatientInnen weniger Übelkeit.
- Bei Übelkeit sollten Sie nur Speisen essen, auf die Sie gerade Lust haben. Zwingen Sie sich zu nichts, auf was Sie keinen Appetit haben. Aber: Verzichten Sie – zumindest in den Phasen, in denen es Ihnen schlecht geht – besser auf Ihr Lieblingsessen. Es kann passieren, dass in dieser Zeit verzehrte Speisen später mit dem Gefühl der Übelkeit verknüpft werden und ihr Geruch und Geschmack Sie immer an die Therapie erinnern werden.
- Angst und Stress bei der Therapie tragen manchmal zu Übelkeit bei. Es kann hilfreich sein, sich ausführlich über das Thema Nebenwirkungen zu informieren. Wissen hilft gegen Angst und damit indirekt oft auch gegen Übelkeit. Verstärken Angst und Stress das Unwohlsein, dann können Entspannungstechniken (zum Beispiel autogenes Training) oder psychologische Beratungsgespräche helfen. Weiterführende Informationen zur Entspannung finden Sie hier im Kapitel “Entspannung und Psyche”.
- Wird Ihnen schlecht, atmen Sie mehrmals bewusst und langsam ein und aus.
- Manchen Menschen hilft auch Ablenkung wie Fernsehen, andere benötigen absolute Ruhe, eine entspannte Umgebung und bequeme Lagerung, um sich wohler zu fühlen und die Übelkeit zu lindern. Angehörige sollten sich ganz nach den Bedürfnissen des Patienten oder der Patientin richten.
- Liegen Sie nach dem Essen nicht flach. Besser ist es, wenn der Oberkörper schräg aufgerichtet liegt (im 45°-Winkel).
- Hausmittel und Präparate gegen Übelkeit: Vorsicht bei der eigenmächtigen Anwendung von Hausmitteln. Was gesunden Menschen gegen Übelkeit hilft, kann zum Teil unerwünschte Wechselwirkungen mit den Krebsmedikamenten verursachen, selbst wenn es „nur“ pflanzliche Mittel sind. Besser ist es, sich vom behandelnden Arzt ein passendes Mittel gegen Übelkeit (Antiemetikum) verschreiben zu lassen.
- Komplementäre Medizin: Die Akupunktur kann als ergänzende Behandlung bei einigen PatientInnen Übelkeit und Erbrechen lindern. Manche Krankenkassen übernehmen dafür sogar die Kosten. Es kann sich lohnen, dies schon vor der Behandlung zu klären.
- Nach dem Erbrechen ist eine gute Mundhygiene wichtig. Mundspülungen sorgen für mehr Wohlbefinden und sorgen zusätzlich dafür, dass Zähne und Schleimhäute nicht angegriffen werden.
Geprüft Dr. Adalbert Weißmann: aktualisiert 06.04.2022