Schmerzen kennt jeder Krebspatient in mehr oder weniger starker Ausprägung. Plötzliche, starke oder neu auftretende Schmerzen sollten immer mit dem Arzt besprochen werden. Doch wie geht man mit den Schmerzen um, die trotz ärztlicher Behandlung hin und wieder da sind? Nicht jeder kann oder möchte immer sofort Schmerzmittel nehmen. Manchmal können Medikamente den Schmerz auch nicht komplett ausschalten oder man möchte nicht noch mehr oder noch stärkere Mittel einnehmen.
Wir möchten hier einige Tipps geben, was Patienten mit Multiplem Myelom oder Lymphomen im Alltag selbst gegen leichtere Schmerzen tun können.
Entspannungsübungen oder Meditation gegen Schmerzen
Bei manchen PatientInnen wirken sich Entspannungsübungen positiv auf Schmerzen aus.
Das hat mehrere Gründe: Zum einen können Verspannungen durch Techniken wie die progressive Muskelentspannung gezielt gelockert werden. Das hilft oft auch gut gegen Spannungskopfschmerzen. Zum anderen kann die regelmäßige Durchführung von Entspannungstechniken die Angst vor neuen Schmerzen nehmen. Angst schafft nämlich oft eine Erwartungshaltung, durch die man Schmerzen verstärkt wahrnimmt. Übungen aus dem Yoga, autogenen Training, Tai-Chi oder anderen Entspannungstechniken können außerdem Endorphine freisetzen, die Schmerzen lindern.
Ein weiterer Mechanismus, der Entspannungsübungen wirksam gegen Schmerzen macht: Ablenkung. Der Schmerz steht nicht mehr im Mittelpunkt. Ideal dafür sind sogenannte Phantasiereisen. Man versetzt sich dabei in Gedanken an einen schönen Ort und vergisst dabei den Schmerz.
Weitere Tipps zu Übungen und Entspannungstechniken finden Sie in der Lektion “Entspannung und psychische Belastung”.
Schmerz kennenlernen und besser verstehen
Jeder Mensch ist anders, jeder Schmerz ist anders.
Ein Schmerztagebuch kann helfen, den Schmerz genauer zu definieren und herauszufinden, was ihn verschlimmert oder verbessert.
In einem Schmerztagebuch wird genau festgehalten, wann Schmerzen auftreten, wo sie auftreten, wie lange sie andauern, wie stark sie sind, welche Aktivitäten man kurz vorher ausgeführt hat und was man gegessen und getrunken hat. Diese Informationen helfen Ihnen selbst und auch dem Arzt, Schmerzauslöser zu meiden und bestehende Schmerzen optimal zu behandeln.
Kälte oder Wärme gegen Schmerzen
Je nach Schmerzauslöser kann Wärme oder Kälte lindernd wirken. Es gilt dabei: Kälte eher bei akuten, Wärme bei chronischen Schmerzen. Wichtig ist, es nicht zu übertreiben, damit das Gewebe durch zu starke Hitze oder zu große Kälte nicht geschädigt wird.
Unser Tipp für Wärme
Die Wärmflasche oder ein heißes Bad kennt jeder. Ein Hausmittel ist der warme Kartoffelumschlag. Ein Kilogramm Kartoffeln mit Schale kochen, kurz abkühlen lassen, in ein Baumwolltuch wickeln und zerdrücken. Auf die schmerzende Stelle legen.
Unser Tipp für Kälte
Neben Kühlkompressen wirken auch Topfenwickel kühlend, zum Beispiel bei akuten Gelenkschmerzen. Topfen auf ein Tuch streichen und so lange um die schmerzenden Gelenke wickeln, bis er sich erwärmt hat. Topfen wirkt kühlend, entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Weitere Tipps gegen Schmerzen
Die folgenden Tipps können hilfreich gegen bestimmte Schmerzen sein. Probieren Sie aus, was Ihnen am besten hilft.
Ablenkung
Ablenkung ist wichtig, damit Sie sich nicht zu sehr auf den Schmerz konzentrieren. Versuchen Sie, Ihre Hobbys und Freundschaften weiter zu pflegen. Jede Ablenkung ist positiv, ob kochen oder wandern, ob lesen oder ehrenamtliche Arbeit.
Ruhe und Schlaf
Zu wenig Schlaf verstärkt das Schmerzempfinden. Entspannungsübungen, gutes Lüften und kühle (aber nicht zu kalte) Schlaftemperaturen können den Nachtschlaf unterstützen.
Bewegung
Bewegung kann gegen Schmerzen helfen. Sie lenkt ab, hält Muskeln und Gelenke beweglich und stärkt das Immunsystem. Allerdings sollte sie immer individuell angepasst werden. Mehr Informationen finden Sie in der Lektion “Bewegung kann hilfreich sein”.
Liebe und Nähe
Streicheleinheiten setzen Oxytocin frei, das schmerzlindernd und entspannend wirkt. Außerdem sind Schmerzen leichter zu ertragen, wenn wir uns wohl und geborgen fühlen. Die Umarmung eines guten Freundes reicht aus, um die Oxytocin-Produktion in Gang zu setzen. Auch Haustiere können Liebe und Nähe geben.
Haustiere
Haustiere wirken sich gleich mehrfach positiv aus. Streicheln wir weiches Fell und kuscheln wir mit Tieren, setzen wir Oxytocin frei. Hunde sorgen dafür, dass wir uns genug bewegen und an die frische Luft kommen.
Lachen
Wer lacht setzt Glückshormone frei und baut Stress ab. Unser Tipp: Tun Sie, was immer Sie früher zum Lachen gebracht hat. Schauen Sie einen lustigen Film oder ein Programm Ihres Lieblings-Comedians.
Sprechen Sie mit anderen Betroffenen
In Selbsthilfegruppen, aber auch in Internetforen oder in den sozialen Netzwerken finden Sie PatientInnen, die Ihr Schicksal teilen und Ihre Ängste und Sorgen verstehen. Wer das Gleiche erlebt hat, hat oft die besten Tipps.
Geprüft Dr. Adalbert Weißmann: aktualisiert 06.04.2022