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Kurs Metastasierten Brustkrebs verstehen: Lektion 7 von 7

Wenn das Mammakarzinom bereits andere Organe betroffen hat und es in andere Organe gestreut hat, so spricht man von einem metastasierten Brustkrebs gesprochen. Eine gezielte Suche nach aufgetretenen Metastasen ist für die weitere Behandlung wichtig. Univ.-Prof. Dr. Christian Singer erklärt, die Symptome von Metastasen, mit welchen Untersuchungen gezielt danach gesucht werden kann und ergänzt weitere Schritte nach der Diagnosestellung eines metastasierten Brustkrebses.

Was ist metastasierter Brustkrebs?

Wann spricht man von metastasiertem Brustkrebs?

Die meisten Fälle von Brustkrebs können komplett entfernt werden. Man spricht dann von einem frühen Mammakarzinom. Manchmal, dass sind in etwa zehn Prozent der Fälle ist, hat es der Krebs schon geschafft, in andere Organe zu wandern. Dann spricht man von metastasiertem Brustkrebsstadium.

Wie häufig ist metastasierter Brustkrebs?

In Europa wird schätzungsweise jeder zehnte Fall von Brustkrebs in einem metastasierten Stadium diagnostiziert. Das heißt: Der Brustkrebs kann nicht mehr komplett entfernt werden, sondern ist bereits in andere Organe gewandert.

Wie entstehen Metastasen?

Wie Metastasen entstehen, das weiß man heute immer noch nicht genau. Aber es wird davon ausgegangen, dass eine kleine Subpopulation von Zellen, also Zellen, die bestimmte Eigenschaften haben, mit der Zeit in andere Organe wandern und sich dort niederlassen. Diese schlafen dann oft über viele Jahre und wachen aufgrund von Signalen, die man heute noch nicht genau kennen, auf. Sie beginnen dann zu wachsen und Tochtergeschwüre zu bilden. Dann spricht man von metastasiertem Stadium.

Woher weiß man, dass es sich um Metastasen und nicht um einen weiteren Tumor handelt?

Lange Zeit konnte man das tatsächlich nicht unterscheiden, ob es sich beim Auftreten einer Tochtergeschwulst in der Leber oder in der Lunge um eine Metastase handelt, oder ob es sich um einen neuen Lungentumor handelt. Inzwischen werden immer mehr Biopsien durchgeführt. Das heißt: Es wird eine histologische Sicherung durch eine feine Nadelpunktion oder eine sogenannte kleine Biopsie durchgeführt. Diese gewonnenen Gewebestücke werden dann im Mikroskop untersucht. Dadurch kann man inzwischen zweifelsfrei feststellen, ob es sich um eine Absiedlung eines Mammakarzinoms handelt, oder ob es sich um einen neuen Krebs in einem anderen Organ handelt.

Gibt es besondere Risikofaktoren, an metastasiertem Brustkrebs zu erkranken?

Es gibt bestimmte Tumorbiologien, also bestimmte Eigenschaften, die ein Tumor mitbringt, die ihn besonders aggressiv machen, das heißt: Die ihn in die Lage versetzen, Tochtergeschwülste auszubilden. Das sind zum Beispiel sogenannte triple-negative Mammakarzinome. Das sind Karzinome, die so entartet sind und so wenig einer normalen Brustzelle gleichen, dass sie wahrscheinlich sehr rasch wachsen können und biologisch sehr aggressiv sind. Das ist zum Beispiel eine typische Biologie eines Krebses, der gerne Metastasen bildet.

Aber es gibt auch das sogenannte HER2-positive Mammakarzinom. HER2-positive Tumore sind ausgezeichnet durch das Vorhandensein von Eiweißmolekülen auf der Oberfläche von Zellen. Wenn diese Eiweißmoleküle, die wir HER2 nennen,  einer gewissen Anzahl vorhanden sind, dann wissen wir dass diese Tumore auch gerne in andere Organe wandern.

Allerdings gibt es gerade in dieser Gruppe von Tumoren inzwischen sehr gute Behandlungsmöglichkeiten, um hier eine Metastasierung zu verhindern.

Warum wird in der Brustkrebsnachsorge nicht gezielt nach Metastasen gesucht?

Es wird sehr wohl nach Metastasen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung gesucht. Das heißt: Wenn ein Brustkrebs diagnostiziert wird, werden alle Organe, in denen es häufig zu Absiedelungen von Metastasen kommt untersucht. Das sind:

  • die Leber,
  • die Lunge,
  • die Knochen,
  • in manchen Fällen auch das Gehirn.

Anschließend wird eine sogenannte adjuvante (unterstützende) Therapie durchgeführt. Das kann eine Chemotherapie, eine antihormonelle Therapie oder eine Antikörpertherapie sein.

Es werden jedoch in der Folge keine sogenannten Staging-Untersuchungen mehr durchgeführt. Man sucht also nicht in den darauffolgenden Jahren proaktiv nach Tumoren, weil wir wissen, dass dadurch kein zusätzliches Lebensjahr gewonnen werden kann. Durch das frühe Erkennen von Metastasen gelingt es nach wie vor nicht, die Überlebenschancen deutlich zu verbessern. Aber das Intervall, das heißt die Zeit, in der eine Chemotherapie dann in der Folge verabreicht wird, wird länger.

Aus diesem Grund orientieret man sich mehr am Menschen selbst, an den Symptomen und an Beschwerden von Personen. Diese leiten dazu an, eine gezielte Untersuchung durchzuführen.

Erhöht eine erbliche Vorbelastung das Risiko, an metastasiertem Brustkrebs zu erkranken?

Eine erbliche Vorbelastung bedeutet eigentlich an, dass in der Familie Fälle von Brust- und Eierstockkrebs bereits aufgetreten sind.

In solchen Fällen sind Veränderungen in den BRCA1- und BRCA2-Genen, also den Brustkrebsgenen, häufig die Ursache für das Entstehen der Krebserkrankung. Besonders jene Krebsfälle, die auf eine Veränderung von BRCA1 zurückgeführt werden können, haben einen bestimmten Tumortyp, der gerne Metastasen verursacht. Es handelt sich hier um sogenannte triple-negative Mammakarzinome. Die kommen besonders häufig bei Frauen vor, die eine BRCA-Mutation in sich tragen. Und diese Karzinome sind mit einem sehr aggressiven biologischen Verhalten assoziiert.

Können auch bei früher Erkennung eines Brusttumors bereits Metastasen bestehen?

Häufig ist es so, dass, wenn ein Tumor zum Zeitpunkt der Erkrankung klein ist und es noch nicht geschafft hat, in die Lymphknoten zu wandern, die Prognose sehr günstig ist. Aber es gibt natürlich auch Tumoren, besonders die triple-negativen Mammakarzinome, bei denen auch sehr kleine und frühe Krebsstadien bereits Metastasen verursachen können. Das heißt: Die Entfernung eines kleinen Tumors bei triple-negativen Mammakarzinomen bedeutet nicht automatisch, dass der Krebs nicht metastasiert sein kann.

Auf den Punkt gebracht

Was ist metastasierter Brustkrebs?

  • Von metastasiertem Brustkrebs spricht man, wenn der Krebs bereits in andere Organe gewandert ist.
  • Nach der Diagnose Brustkrebs wird gezielt nach Metastasen gesucht, aber in der Folge wird nicht mehr routinemäßig nach Metastasen gesucht.

Hier geht es zum Video-Interview: „Was ist metastasierter Brustkrebs?“

Metastasen und deren Symtome

Wo finden sich am häufigsten Metastasen?

Es gibt drei Organe, in die Brustkrebs gerne metastasiert:

  • Lunge
  • Leber
  • die Knochen
  • Manche Tumoren, besonders die HER2-positiven Tumoren und die triple-negative Mammakarzinome, metastasieren auch ins Gehirn. Die HER2-positiven Tumoren tragen an der Oberfläche der Zellen das HER2-Molekül. Bei den triple-negativen Tumoren fehlt die Oberflächeneigenschaft HER2, und es fehlen auch die Geschlechtshormonrezeptoren Östrogen- und Progesteron-Rezeptor. Deswegen spricht man hier von Triple-Negativität.

Das sind die vier Lokalisationen, in denen, wenn es zum Auftreten von Metastasen kommt, am ehesten Metastasen vermutet werden.

Gibt es Frühsymptome, die auf metastasierten Brustkrebs hindeuten können?

Es gibt keine Frühsymptome, die auf metastasierten Brustkrebs hindeuten können. Aber Metastasen können sich äußern

  • in Schmerzen,
  • in Bewegungseinschränkungen,
  • in Atemnot,
  • in Leistungsfähigkeitseinschränkung,
  • in Gewichtsabnahme.

Das sind letztlich keine Frühsymptome, sondern sie manifestieren sich zu einem Zeitpunkt, wo der Krebs es schon geschafft hat, in den betroffenen Organen einen größeren Schaden anzurichten. Deswegen spürt man metastasiertes Mammakarzinom häufig erst dann, wenn es zum Ausfall der Funktion eines Organs gekommen ist.

Macht die Lokalisation der Metastasen einen Unterschied für die Prognose?

Metastasen in den Knochen haben eine günstige Prognose. Das heißt: Die Chancen hier noch lange mit einer sehr guten Lebensqualität weiterleben zu können, sind sehr gut.

Eine Absiedlung in Leber oder Lunge, vor allen Dingen aber im Gehirn ist mit einem sehr ungünstigen Krankheitsverlauf verbunden.

Welche Beschwerden können bei Knochenmetastasen auftreten?

Knochenmetastasen zeichnen sich typischerweise durch chronische Schmerzen aus. Immer dann, wenn Schmerzen an einer bestimmten Stelle, unabhängig davon, ob man sich bewegt hat oder sich in Ruhe befindet, auftreten, dann ist das ein Hinweis auf Knochenmetastasen sein.

Andere Symptome können sein:

  • die sogenannte Spontanfraktur, das heißt das Brechen eines Knochens, ohne dass man sich überanstrengt oder verletzt hat,
  • oder das Einknicken in der Wirbelsäule, also eine Haltungsveränderung. Schonhaltungen können ebenfalls die Folge von Knochenmetastasen sein.

Welche Beschwerden können bei Lebermetastasen auftreten?

Bei Lebermetastasen klagen Patienten häufig über ein Spannungsgefühl und/oder Druckgefühl im Bereich der Leber und an einem dicken Bauch, obwohl die restlichen Körperteile abnehmen. Ein so genannter Wasserbauch oder Aszites kann die Folge einer Lebermetastase sein. Frauen, die betroffen sind, klagen oft über Veränderungen in der Ernährung und nehmen typischerweise an Gewicht ab. Es kann zum Auftreten einer Gelbsucht kommen, die auch ein Hinweis für ein fortgeschrittenes Brustkrebsstadium sein kann.

Welche Beschwerden können bei Lungenmetastasen auftreten?

Das häufigste Symptom von Lungenmetastasen ist die Atemnot – die Atemnot bei Belastung, die Atemnot in Ruhe bei einem etwas weiter fortgeschrittenen Stadium. Aber es kann auch zum Auftreten von Bluthusten kommen. Es kann außerdem zum Auftreten von chronischem Husten kommen, der nicht produktiv ist, das heißt man hustet keinen Schleim hoch, sondern man hat einen trockenen Reizhusten. Aber man muss sich natürlich im Klaren sein, dass nicht jeder Husten automatisch bedeutet, dass man eine Lungenmetastase hat.

Immer dann, wenn ein Symptom kommt und wieder geht, kann man beruhigt sein, dass es wahrscheinlich keine Metastase ist. Immer dann, wenn ein Symptom kommt und bleibt, dann ist es eigentlich sinnvoll, das genauer abzuklären, z.B. durch eine Computertomographie von Lunge oder von Leber.

Welche Beschwerden können bei Hirnmetastasen auftreten?

Hirnmetastasen können sich in vielfältigen Formen manifestieren. Häufig klagen Betroffene über Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Manchmal klagen sie über ein Eintrüben, ein chronisches Müdigkeitsgefühl. Man hat den Eindruck, dass sie sich nicht mehr so klar artikulieren können. Viele Frauen haben aber gar keine Symptome über lange Zeit hinweg, obwohl sie relativ große Hirnmetastasen aufweisen. Es hängt also wirklich davon ab, wo sich die Hirnmetastase befindet. Und immer dann, wenn man uncharakteristische, wechselnde Beschwerdebilder aufweist aus dem neurologischen Symptomenkreis, sollte man sich an einen Spezialisten wenden, um das abklären zu lassen.

Auf welche Symptome sollten Patientinnen besonders achten?

Eigentlich ist es ganz einfach: Immer dann, wenn Beschwerden auftreten und verschwinden, dann sind es wahrscheinlich keine Metastasen. Metastasen kommen und bleiben. Immer dann, wenn Sie folgendes spüren: Schmerzende Knochen, die an einer Stelle lokalisiert sind, oder eine Atemnot, die sich nicht bessert, oder möglicherweise Spannungsgefühle in der Leber, dann kann es nicht ausgeschlossen sein, dass es sich um Metastasen handelt. Und dann sollten Sie ihren Arzt aufsuchen.

Auf den Punkt gebracht

Metastasen und deren Symptome

  • Brustkrebs metastasiert am häufigsten in Leber, Lunge, Knochen oder Gehirn.
  • Wenn Schmerzen, Leistungsabfall oder Atembeschwerden auftreten und nicht von selbst wieder verschwinden, sollten Sie die Beschwerden genauer abklären lassen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Metastasen und deren Symptome“

Diagnoseverfahren bei metastasierten Brustkrebs

Welche Rolle spielen Symptome bei der Früherkennung von Metastasen?

Auch wenn Früherkennungsuntersuchungen es immer mehr ermöglichen, fortgeschrittenen Brustkrebs früh zu entdecken, so ist es doch wichtig, dass man sich selbst immer wieder hinsichtlich von Symptomen und Beschwerden genau evaluiert. Der menschliche Körper ist das wahrscheinlich genaueste und sensibelste Messinstrument. Daher ist es eben so wichtig, auf Beschwerden und Symptome zu achten und im Falle von Unklarheiten einen Arzt aufzusuchen.

Welche Untersuchungen werden bei Verdacht auf metastasierten Brustkrebs durchgeführt?

Bei Verdacht auf metastasierten Brustkrebs werden typischerweise die Leber, die Lunge und die Knochen untersucht.

Und es gibt eine Reihe von Techniken, mit denen man dies effektiv möglich ist:

  • Die Computertomographie untersucht Leber und Lunge,
  • die Szintigraphie untersucht die Knochen.
  • Inzwischen findet die PET-Untersuchung immer mehr Eingang in die Durchuntersuchungen. Hier kann der gesamte Körper in Einem untersucht werden.

Werden diese Untersuchungen routinemäßig durchgeführt?

Wir untersuchen zunächst immer jenes Organ, in dem wir Metastasen vermuten. Im Falle von Atemnot ist das zunächst die Lunge. Und wenn in der Lunge eine Metastasierung festgestellt wurde, so werden in der Folge auch alle anderen relevanten Organe untersucht. Dazu gehören beispielsweise die Leber, die Knochen oder das Gehirn.

Was passiert bei der Computertomographie?

Bei der Computertomographie (CT) wird der Körper digital in Scheiben geschnitten. Es werden kleine dünne Schichten, die die Leber oder die Lunge beinhalten, untersucht. Und das erlaubt sehr genau und sehr exakt, Metastasen zu lokalisieren, zu vermessen und das Ansprechen auf eine Therapie zu evaluieren.

Was passiert bei der Knochenszintigraphie?

Bei der Knochenszintigraphie wird Patienten eine radioaktive Flüssigkeit in die Armvene eingespritzt. Nach einer entsprechenden Wartezeit wird die Aufnahme der radioaktiven Flüssigkeit in das Knochen- und Skelettsystem untersucht. Und immer da, wo es zu einer vermehrten Aufnahme von Kontrastmittel kommt, wird ersichtlich, dass sich möglicherweise dahinter eine Metastase des Knochens verbirgt. Das wird üblicherweise mit einer noch präziseren Untersuchung, der sogenannten Magnetresonanztomografie (MRT) genauer abgeklärt.

Was passiert bei der PET-Untersuchung?

Die PET-Untersuchung ist eine immer noch eine sehr kostspielige und aufwendige Untersuchung. Dabei wird ein Kontrastmittel über die Armvene eingespritzt und die Aufnahme dieses Kontrastmittel in den unterschiedlichsten Organen untersucht. Immer da, wo man eine gesteigerte Aufnahme des Kontrastmittels sehen kann, muss vermutet werden, dass sich Metastasen befinden.

Der Vorteil des PETs ist, dass mit einer Untersuchung der gesamte Körper begutachtet werden kann.

Was versteht man unter der „TNM-Klassifikation“ des Tumors?

Die TNM-Klassifikation ermöglicht Ärzten, auf einen Blick das Stadium, das Erkrankungsausmaß und die Prognose einer Patientin einzuschätzen. „T“ steht für die Tumorgröße, „N“ steht für den Befall von Lymphknoten, und „M“ ist eine Information, ob der Krebs bereits metastasiert hat, das heißt, ob es sich um ein frühes oder ein fortgeschrittenes Krebsstadium handelt.

Was versteht man unter „Grading“?

„Grading“ ermöglicht ein Bild vom biologischen Verhalten eines Tumors, also eine Art erster Überblick über die Frage: „Ist der Tumor sehr aggressiv, oder hat er ein eher gutmütiges biologisches Verhalten?“

Wir teilen in drei Stufen ein: G1, G2 und G3. Dabei bedeutet G1, dass der Tumor von seinem biologischen Verhalten aufgrund der Begutachtung im Lichtmikroskop eher als gutmütiger einzuschätzen ist, also weniger häufig Metastasen macht. Und G3 ist natürlich genau das Gegenteil: Diese Tumore wachsen sehr rasch, wachsen sehr gerne in die Umgebung hinein und führen letztendlich häufig zum Auftreten von Metastasen. Sie sind also besonders ungünstig in ihrer Prognose.

Auf den Punkt gebracht

Diagnoseverfahren bei metastasiertem Brustkrebs

  • Das genaueste Messinstrument zur Entdeckung von Metastasen ist immer noch der eigene Körper, daher sollten Sie genau auf mögliche Symptome achten.
  • Bei Verdacht auf Metastasen werden Leber, Lunge und Knochen durch Computer-Tomographie, Knochenszintigraphie oder PET-Untersuchung untersucht.

Hier geht es zum Video-Interview: „Diagnoseverfahren bei metastasierten Brustkrebs“

Nach der Diagnose – Nächste Schritte

Was sind die nächsten Schritte, wenn die Diagnose metastasierter Brustkrebs vorliegt?

Wenn eine Brustkrebs-Metastase vermutet wird, so wird zunächst immer versucht, eine histologische Sicherung herbeizuführen. Das heißt: Das betroffene Organ wird punktiert, um eine Gewebeprobe zu gewinnen. Diese Gewebeprobe wird dann unter dem Mikroskop untersucht. Wenn sich die Diagnose Metastase bestätigt, wird die Patientin stets in ein interdisziplinäres Tumorboard eingebracht. Dort werden die optimalen Therapien und die nächsten Schritte genau besprochen.

Wo sollte ich mich behandeln lassen?

Ganz wichtig ist, dass betroffene Frauen in einem Brust-Gesundheitszentrum betreut werden, das über eine große Erfahrung in der Behandlung von fortgeschrittenen Mammakarzinomen verfügt. Inzwischen ist die Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms sehr speziell geworden. Es gibt eine Reihe von modernen und wirksamen Therapien. Diese Therapien müssen jedoch von Experten angeboten werden. Und daher ist es so wichtig, sich einem Experten/einer Expertin anzuvertrauen.

Gibt es Zentren, die auf metastasierten Brustkrebs spezialisiert sind?

Größere Brust-Gesundheitszentren beschäftigen sich mit dem fortgeschrittenen Mammakarzinom. Dort findet man Experten, die gerade dieses fortgeschrittene Brustkrebsstadium besonders gut erkennen und auch entsprechende Therapien bereitstellen können. Bitte beachten Sie auch, dass gerade beim fortgeschrittenen Brustkrebs, wo es keine Therapie gibt, die zu einer Heilung führt, es besonders wichtig ist, dass es auch die Möglichkeit gibt, an Studien teilzunehmen. Dadurch können Sie besonders innovative moderne Behandlungsmöglichkeiten erhalten, die Ihnen vielleicht routinemäßig in einen kleineren Haus nicht angeboten werden können.

Was ist eine Zweitmeinung und wann ist sie sinnvoll?

Eine Zweitmeinung ist das Befragen eines anderen Kollegen oder einer anderen Kollegin über die Einschätzung vom Krankheitsstadium, über die Einschätzung einer möglicherweise bereits empfohlenen Therapie. Das kann man durchaus machen lassen, denn es ist ganz gut, dass man die Therapien auch von einem Kollegen oder einer Kollegin bestätigt bekommt. Immer dann wenn zwei Ärzte eine Meinung haben, dann sollte man mit dieser Meinung gehen. Wenn jedoch zwei Ärzte drei Meinungen haben, dann sollte man sich vielleicht an einen dritten Spezialisten wenden.

Warum ist die Bestimmung der genauen Tumorart wichtig?

Je genauer einen Tumor klassifiziert und eingeteilt werden kann, desto genauer kann er auch behandelt werden. Es ist ganz wichtig, festzustellen, ob ein Tumor z.B. Östrogen- oder Progesteron-Rezeptoren trägt oder ob an seiner Oberfläche HER2-Eiweißmoleküle vorhanden sind. Denn das hilft den behandelden Personen, eine gezielte und individualisierte Behandlung des Krebses, egal ob im frühen oder im späten Stadium, durchzuführen.

Immer öfter spielen auch genetische oder genomische Klassifikationen eine Rolle. Diese helfen in der Zwischenzeit mit, spezielle Therapien für ganz bestimmte Tumor-Eigenschaften einzusetzen. Und dies ist inzwischen mit einem zunehmend guten Erfolg verzeichnet.

Welche Aspekte sollten bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden?

Es ist ganz wichtig, bei Therapieentscheidungen die individuellen Aspekte der Patienten zu berücksichtigen: Andere Erkrankungen, Partnerschaft, Kinder – all das ist bei der Überlegung, welche Therapie verabreicht werden soll, natürlich von großer Bedeutung. Auch die Frage, ob bereits mehrere Therapien im metastasierten Stadium verabreicht worden sind. Das alles spielt eine große Rolle bei der Auswahl der optimalen Behandlung.

Inwiefern spielen meine Lebensumstände bei der Therapiewahl eine Rolle?

Beim fortgeschrittenen Brustkrebs kann immer noch keine Heilung erreicht werden, obwohl es inzwischen sehr gute und sehr wirksame Medikamente gibt, die zumindest die Lebensqualität erhalten lassen. Deswegen ist es ganz wichtig, dass Sie im Gespräch mit dem betreuenden Arzt, mit der betreuenden Ärztin auch auf diesen Aspekt immer wieder hinweisen: Wie ist Ihre derzeitige Lebenssituation? Wie bereit sind Sie, eine aggressivere Therapie hinzunehmen, wo es doch vielleicht eine schonendere Alternative gibt? Deswegen spielt natürlich die individuelle Situation bei der Behandlung gerade in diesem Stadium eine sehr große Rolle.

Wie schnell muss ich mich für eine bestimmte Therapie entscheiden?

Üblicherweise führen die Beschwerden und Symptome zur Diagnose des fortgeschrittenen Brustkrebs. Und aus diesem Grunde macht es auch Sinn, zügig und rasch mit der Behandlung der Symptome zu beginnen, um damit den Leidensdruck etwas zu minimieren. Und das kann durch ein frühes Einsetzen der Therapie erreicht werden.

Wie kann ich mich gut auf die Therapie vorbereiten?

Das Gespräch mit der betreuenden Ärztin, das Gespräch mit dem betreuenden Arzt ist wahrscheinlich die wichtigste Voraussetzung dafür, dass man eine Therapie besonders gut verträgt. Denn wichtig ist auch, dass einem Ängste genommen werden und vorallem dass einem die Therapie erklärt wird. Und das kann am besten die betreuende Ärztin, der betreuende Arzt oder eine Breast Care Nurse.

Auf den Punkt gebracht

Nach der Diagnose – Nächste Schritte

  • Die Behandlung von fortgeschrittenem Brustkrebs ist sehr speziell und sollte in einem Brustgesundheitszentrum mit viel Erfahrung erfolgen.
  • Die genaue Einteilung des Tumors ist wichtig für die gezielte Behandlung.
  • Ihre individuellen Bedürfnisse sollten in die Therapieentscheidung mit einfließen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Nach der Diagnose – Nächste Schritte“

Leben mit metastasierten Bruskrebs

Wie ist die Prognose bei metastasiertem Brustkrebs?

Metastasierter Brustkrebs kann bis heute noch nicht geheilt werden. Das Ziel der Behandlung des metastasierten Brustkrebs ist es, die Verlangsamung des Krankheitsfortschrittes herbeizuführen. Im besten Fall soll ein temporäres Stoppen der Erkrankung erzielt werden, sodass diese Erkrankung mehr als chronifizierte, anstatt als chronische Erkrankung betrachtet werden kann, die über viele Monate und Jahre hinweg gut behandelbar ist.

Welche Faktoren haben Einfluss auf meine Prognose?

Es gibt keine Regeln, wie man sich am besten verhält. Aber eine gesunde Lebensführung, ein Durchführen der Therapie, die Interaktion mit den betreuenden Ärzten sind wahrscheinlich der beste Garant dafür, dass eine Therapie auch möglichst lange erfolgreich ist.

Kann ich mit dieser Erkrankung weiterhin mein gewohntes Leben führen?

Sie können und Sie sollen Ihr gewohntes Leben, soweit dies aufgrund der Nebenwirkungen möglich ist, weiterführen. Außerdem wird es empfohlen, dass man im Arbeitsprozess bleibt, sofern dies möglich ist. Es ist außerdem ganz wichtig, dass man seine sozialen Verpflichtungen wahrnimmt. Natürlich ist und bleibt man auch im metastasierten Stadium noch ein Mensch und deshalb sollte man die sozialen Funktionen, die man in der Vergangenheit wahrgenommen hat, auch weiterhin wahrnehmen.

Was ist ein/e Psycho-OnkologIn?

Psycho-OnkologInnen sind speziell ausgebildete PsychologInnen, die eine große Erfahrung auf dem Gebiet der Beratung von KrebspatientInnen haben, und eine Hilfestellung bei der Bewältigung der Erkrankung aus einem anderen Blickwinkel geben. Psycho-OnkologeInnen sollten unbedingt in diesem Krankheitsstadium mit ins Behandlungsteam aufgenommen werden.

Was kann ich selbst tun, um so gut wie möglich mit meiner Erkrankung zu leben?

Wichtig ist, offen und ehrlich mit den Ängsten umzugehen, diese Ängste auch auszusprechen und Beschwerden und Symptome zu kommunizieren. Nur dann kann die Therapie angeglichen oder adaptiert werden. Wenn die Ärztin oder der Arzt nicht weiß, was Ihre Probleme sind und wie belastend die Nebenwirkungen für Sie wirklich sind, kann er oder sie nicht richtig agieren. Deswegen ist es ganz wichtig, eine offene Kommunikation mit dem betreuenden Arzt und mit der betreuenden Ärztin weiterhin zu führen.

Wo erhalte ich Unterstützung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus?

Ganz wichtig ist, dass Sie Ihre betreuende Ärztin und Ihren betreuenden Arzt aktiv befragen, welche Möglichkeiten der Unterstützung es gibt. Es gibt in Österreich und in Deutschland Brustkrebs-Schwestern, Breast Care Nurses, die sich auf die Betreuung von Männern und Frauen mit Krebserkrankungen spezialisiert haben.

Außerdem gibt es diverse Selbsthilfeorganisationen. Zum Beispiel gibt die österreichische Krebshilfe in Österreich, die eine erste Anlaufstelle sein kann und die Ihnen auch in der Zeit nach der aktiven Behandlung mit Rat und Tat zur Verfügung steht.

Habe ich Anspruch auf Pflegegeld beziehungsweise einen Behindertenpass?

Als Patientin mit einem fortgeschrittenen Mammakarzinom haben Sie durchaus Anspruch auf einen Behindertenpass bzw. auf eine Pflegehilfe. Dies ist aber abhängig von dem Ausmaß der Erkrankung, von der Anzahl der Vortherapien und den Symptomen und Beschwerden, die man als Patientin aufweist. Aber im Prinzip ist es immer hilfreich, sich in diesen Fragen an SozialarbeiterInnen oder an eine Breast Care Nurse zu wenden , die Ihnen hier sicherlich sehr gut Auskunft geben kann.

Auf den Punkt gebracht

Umgehen mit der Diagnose

  • Psycho-OnkologInnen sollten bei metastasiertem Brustkrebs unbedingt Teil des Behandlungsteams sein.
  • Breast Care Nurses sind spezialisiert auf die Betreuung von Brustkrebspatientinnen und können Ihnen auch bei vielen nichtmedizinischen Problemen weiterhelfen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Leben mit metastasierten Brustkrebs“

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit metastasiertem Brustkrebs“

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Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.