Der Arztbesuch bei Lungenfibrose
Die Formen von Lungenfibrose können vielfältig sein. Damit die Behandlung angepasst erfolgen kann, ist es wichtig die genaue Ursache festzustellen. Doch an wen wende ich mich bei Verdacht auf eine Lungenerkrankung? Und welche Fragen werden mir beim Arztgespräch gestellt?
Anlaufstellen bei Verdacht auf Lungenfibrose
Bei Verdacht auf Lungenfibrose wenden Sie sich bitte an:
- HausärztInnen
- LungenfachärztInnen
- Pulmologisches Zentrum (= Lungenzentrum)
- Spezialambulanz für interstitielle Lungenerkrankungen
Eine Auflistung von wichtigen Fragen, die Sie Ihren ÄrztInnen stellen können, finden Sie im kostenlosen Download „Fragen an die Ärztin/den Arzt bei Lungenfibrose“.
Vorbereitung auf das Arztgespräch
Oft werden Sie gebeten, einen Fragebogen auszufüllen und im Arztgespräch weitere Fragen zu beantworten (= Anamnese). Antworten Sie bitte ausführlich, denn mit diesen Fragen kann eine mögliche Ursache der Lungenfibrose festgestellt werden. Wichtig sind besonders:
- Beschwerden
- Vorerkrankungen, z.B. Rheuma
- Aktuelle und frühere Medikamente
- Erkrankungen von Familienmitgliedern
- Beruf
- Hobbys und Gewohnheiten
- Häusliches Umfeld
Eine Zusammenstellung von Fragen, die Ihre ÄrztInnen Ihnen im Gespräch stellen können, finden Sie im kostenlosen Download „Potenzielle Fragestellungen vom Ärzteteam“.
Wie erkennt der Arzt Lungenfibrose?
Verschiedene Bausteine führen zusammen zu einer Diagnose. Zu diesen einzelnen Bausteinen gehören:
- Anamnese
- Blutuntersuchung
- Test der Lungenfunktion
- Gehtest zur Prüfung der Belastbarkeit
- High Resolution Computertomographie (HRCT), ähnlich wie beim Röntgen werden hier Bilder der Lunge angefertigt
Diese Untersuchungen dauern meist nicht lange und werden ambulant durchgeführt. Das bedeutet, dass Sie nach der Untersuchung wieder nach Hause gehen können.
Die Ärztin/der Arzt entscheidet dann, ob in einem weiteren Schritt eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) oder eine Entnahme von Lungengewebe notwendig sind. Wenn ja, wird ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus nötig und etwa eine Woche nach der Probenentnahme die Therapie festgelegt. Dabei sind auch andere ExpertInnen wie RheumatologInnen, RadiologInnen und PathologInnen (= ILD-Board) beteiligt, um die bestmögliche Therapie mit Ihnen auszuwählen.
Bestimmung der Lungenfunktion
Neben dem Arztgespräch sind verschiedene Untersuchungen nötig, um die Diagnose zu stellen. Besonders wichtig ist die Bestimmung der Lungenfunktion. Dabei werden Tests durchgeführt, um die Funktionsfähigkeit der Lunge abzuschätzen.
Untersuchungen zur Bestimmung der Lungenfunktion
Es gibt verschiedene Untersuchungen zur Bestimmung der Lungenfunktion. Sie werden unterteilt in Routineuntersuchungen und Belastungsuntersuchungen. Die Beeinträchtigung der Lunge fällt teilweise erst unter Anstrengung auf und daher sind auch Belastungsuntersuchungen zur Diagnose wichtig.
Routineuntersuchungen:
- Große Lungenfunktion (= Bodyplethysmographie): misst die Lungenfunktion.
- Kleine Lungenfunktion (= Spirometrie): wird B. bei PatientInnen im Rollstuhl eingesetzt, wenn die Durchführung der großen Lungenfunktion nicht möglich ist.
- Blutgasanalyse (BGA): zeigt, wie viel Sauerstoff im Blut ist.
Belastungsuntersuchungen:
- 6-Minuten-Gehtest
- Spiroergometrie
- Treppensteigen
Wie funktioniert eine Spirometrie?
Die Spirometrie erfolgt im Sitzen. PatientInnen setzen eine Klammer auf die Nase und atmen durch den Mund in ein Mundstück. So gelangt der ganze Atem in das Spirometer. Nach einigen normalen Atemzügen sollen PatientInnen einige Male tief einatmen und danach so schnell und vollständig wie möglich ausatmen. Diese Atembewegungen werden gemessen und aufgezeichnet. So kann der Verlauf der Erkrankung überwacht werden.
Wie funktioniert eine Bodyplethysmographie?
Die Bodyplethysmographie findet in einer luftdicht abgeschlossenen, durchsichtigen Kabine statt. Durch die Atembewegungen der PatientInnen verändert sich der Druck in der Kabine. Im Gegensatz zur kleinen Lungenfunktion (=Spirometrie) kann es weitere Werte wie z.B. die Totale Lungenkapazität (TLC) berechnen. Zudem eignet sie sich für schwerkranke PatientInnen, weil sie weniger Mitarbeit erfordert. Die Bodyplethysmographie dauert für gewöhnlich nicht lange und kann auch in einer Praxis erfolgen.
Wichtige Lungenfunktionswerte bei Lungenfibrose
Verschiedene Werte zeigen bei Lungenfibrose die Funktionsfähigkeit der Lunge:
- Einsekundenkapazität (FEV1): Sie gibt an, wie viel Luft in einer Sekunde ausgeatmet werden kann und gibt Aufschluss darüber, ob die Atemwege verengt sind.
- Forcierte Vitalkapazität (FVC): Wichtig, um den Verlauf zu beurteilen.
- Totale Lungenkapazität (TLC): Gibt das Lungenvolumen bei maximaler Einatmung an.
- Diffusionskapazität (DCO): Wichtig, wenn PatientInnen sowohl eine Lungenfibrose als auch eine COPD haben und um den Verlauf zu beurteilen.
- Sauerstoffpartialdruck (pO2): Zeigt, ob die Gabe von Sauerstoff nötig ist.
- pH-Wert: Gibt Auskunft über den Säure-Basen-Haushalt.
- Kohlendioxidpartialdruck (PCO2): Gibt Auskunft darüber, ob die PatientInnen vermindert atmen.
In dieser Tabelle finden Sie Beispiele für typische Lungenfunktionswerte bei Lungenfibrose sowie eine Erklärung, was diese Werte für Sie bedeuten könnten. Wie Lungenfunktionswerte beurteilt werden, ist jedoch immer von dem Gesamteindruck abhängig, den Ihre ÄrztInnen von Ihrer Erkrankung gewonnen haben. Ihre Lungenfunktionswerte werden von Ihrem Behandlungsteam in Bezug zu ihren übrigen Befunden und ihrem Befinden interpretiert.
Lungenfunktion | Wert | Beschreibung |
FEV1 | 57% | Die FEV1 ist vermindert, d.h. es kann weniger Luft in einer Sekunde ausgeatmet werden als normal. |
FVC | 69% | Die FVC ist vermindert, d.h. es liegt eine Restriktion vor. Die Lunge ist „versteift“. |
FEV1/FVC | 82% | Die relative Sekundenkapazität liegt im normalen Bereich. Das deutet daraufhin, dass keine Verengung der Atemwege vorliegt, wie dies bei COPD der Fall wäre. Stattdessen liegt wahrscheinlich eine Versteifung der Lunge vor. |
TLC | 64% | Die TLC ist aufgrund der Versteifung der Lunge aufgrund der Lungenfibrose vermindert. |
Diffusions-Kapazität | 45% | Die Diffusionskapazität ist aufgrund der vermehrten Bindegewebseinlagerungen in die Lunge vermindert. |
Weitere Untersuchungen bei Lungenfibrose
Zur Diagnose von Lungenfibrose sind verschiedene Untersuchungen erforderlich. Neben der wichtigen Bestimmung der Lungenfunktion stehen auch weitere Verfahren zur Verfügung. Vor allem bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie, können zur Diagnose beitragen.
Blutuntersuchungen bei Lungenfibrose
Bei Verdacht auf Lungenfibrose werden stets Blutuntersuchungen durchgeführt, um Systemerkrankungen wie Rheumatoide Arthritis und Systemische Sklerose als Ursache der Lungenfibrose auszuschließen. Auch Allergene wie Schimmelpilzsporen können Lungenfibrose auslösen. Dann finden sich im Blut Antikörper gegen diese Allergene.
Computertomographie bei Lungenfibrose
Alle PatientInnen erhalten bei Diagnosestellung eine Computertomographie (= CT). Je nach Krankheitsverlauf wird die Computertomographie unterschiedlich häufig wiederholt, um die Entwicklung der Lungenfibrose zu beurteilen.
Wie sieht ein CT-Bild bei Lungenfibrose aus?
Auf diesem Computertomographie-Bild sieht man die Lunge eines Lungenfibrose Patienten. Dieses CT-Bild stellt den Querschnitt des Brustkorbs dar. In der Mitte des Brustkorbes befindet sich das Herz, welches rechts und links von der Lunge umschlossen wird. Die Lungenfibrose ist mit gelben Ovalen markiert.
Dieses CT-Bild zeigt die Vernarbung bei idiopathischer Lungenfibrose. Diese Narben der Lunge erkennt man durch die hellen Stellen. Die roten Pfeile zeigen auf die typischen Anzeichen der Lungenfibrose (=Honigwabenzysten).
Bronchoskopie und Bronchoalveoläre Lavage (BAL)
Die Bronchoskopie ist eine weitere Möglichkeit Lungenfibrose zu diagnostizieren. Dabei führt der Lungenfacharzt einen Schlauch mit einer Kamera in die Atemwege ein. Je nach Fragestellung kann im Rahmen der Bronchoskopie auch andere Untersuchungen durchgeführt werden. Zum Beispiel kann eine Flüssigkeit in die Lunge eingebracht werden (= Bronchoalveoläre Lavage). Diese Flüssigkeit wird vollständig abgesaugt und die daraus gewonnenen Zellen werden dann im Mikroskop beurteilt.
Formen der Lungenbiopsie
Bei einer Lungenbiopsie wird ein kleines Stück Lungengewebe entnommen. Lungenbiopsien sind nur erforderlich, wenn mithilfe der anderen Diagnoseverfahren die Art der Lungenfibrose nicht sicher bestimmt werden kann. Es gibt verschiedene Möglichkeiten eine Lungenbiopsie durchzuführen:
- Zangenbiopsie: Während einer Bronchoskopie werden über den Bronchoskopieschlauch Zellen mit einer Biopsiezange entnommen
- Kryobiopsie: Ein dünner Schlauch wird während einer Bronchoskopie bis in die Lungenbläschen vorgeschoben. Die Spitze des Schlauchs und damit das Lungengewebe werden kurz abgekühlt. Dann wird der Schlauch mitsamt dem wenige Millimeter großen Gewebsstück rasch herausgezogen
- Videoassistierte Thorakoskopie: Im Operationssaal erfolgt ein kleiner Schnitt in die Brustwand. Es wird eine kleine Kamera eingeführt und ein kleines Gewebsstück entnommen.
Alle Methoden verursachen keine nachhaltigen Schäden an der Lunge und verursachen kaum Schmerzen oder Nebenwirkungen.
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Fragen an die Ärztin/den Arzt bei Lungenfibrose Das Gespräch mit der Ärztin/dem Arzt bildet die Grundlage der Diagnose und Ihrer Lungenfibrose. Hier finden Sie eine Liste an Fragen, die Sie beim Arztgespräch stellen können.
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Fragebogen für das Gespräch mit dem Ärzteteam Es ist wichtig für das Ärzteam die Auslöser der Lungenfibrose zu untersuchen. Hier finden Sie einen Fragebogen, welches Ihrem Ärzteteam bei der Diagnosestellung hilft. Nehmen Sie den ausgefüllten Fragenbogen zum Arztgespräch mit und besprechen Sie die Antworten mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.
Geprüft OÄ Dr.in Christina Imlinger und Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Helmut Prosch: Stand Juni 2021 | Quellen und Bildnachweis