9. Psoriasis und Immunsystem – alle Fragen

Bei der Psoriasis spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle. Eine Beeinträchtigung des Immunsystems hat einen zentralen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zum Kurs „Psoriasis und Immunsystem“ übersichtlich zusammengefasst.

Das Immunsystem

Welche Funktion hat das Immunsystem?

Im Wesentlichen sind es zwei Funktionen, eine davon, die wahrscheinlich Wichtigste, ist unsere Abwehr nach außen gegen Keime, Viren und Pilze. In unserem Körper verändern sich jedoch immer wieder Zellen zum Guten und zum Bösen, wie Sonnenschäden, wodurch sich die DNA verändert. Das Immunsystem erkennt solche Zellen und räumt sie weg.

Wie funktioniert das Immunsystem?

Das Immunsystem muss erkennen, dass etwas nicht passt und darauf reagieren. Es hat dafür zwei Möglichkeiten, es gibt die T-Zellen und die B-Zellen. Die T-Zellen sind unsere natürliche Abwehr, es werden verschiedene Botenstoffe ausgeschüttet, es kommt etwas Böses heran und dadurch werden die T-Zellen aktiviert. Es kommt zur Aktivierung natürlicher Stoffe, Killerstoffe, um diese Dinge abzuwehren.

Es gibt auf der anderen Seite das adaptive Immunsystem, die B-Zellen. Diese kennen wir von der Impfung. Dabei wird ein Virus im Immunsystem präsentiert, es wird als fremd und schlecht für den Körper erkannt und die B-Zellen bieten spezifische Antikörper dagegen. Wenn wir wieder mit diesem Virus in Berührung kommen, können die Antikörper das Virus rasch finden und unschädlich machen. Das sind die wesentlichen Funktionsweisen des Immunsystems.

Welche Rolle spielen Botenstoffe bei unserer Immunabwehr?

Die Botenstoffe in unserem Immunsystem sind eigentlich der wichtigste Teil des Ganzen. Es gibt Botenstoffe, die das Immunsystem aktivieren und es gibt Botenstoffe, die es runterholen, denn es wäre ja schlecht, wenn es dauernd aktiv wäre.

Es gibt Botenstoffe, die sehr gut erforscht sind. Jede Autoimmunerkrankung hat eine andere Signatur der Botenstoffe, von den Proteinen, wir nennen sie auch Zytokine, die vermehrt ausgeschüttet werden. Die Botenstoffe, die Zytokine, sind das Hauptgerüst unseres Immunsystems.

Welche Faktoren beeinflussen das Immunsystem?

Es gibt verschiedene Faktoren, die unser Immunsystem beeinflussen können. Es sind einerseits Faktoren, die von außen kommen, aber auch Faktoren, die von innen kommen.

Welche wären das von außen? Es beginnt mit klimatischen Voraussetzungen, wenn es besonders heiß oder kalt ist. Wenn der Körper bereits ein bisschen zu kämpfen hat, ist auch das Immunsystem etwas eingeschränkter. Unsere Ernährung und Lebensweise, wie Rauchen und zu viel Alkohol, beeinflussen unser Immunsystem negativ.

Das Immunsystem wird auch von innen beeinflusst, das beste Beispiel dafür ist negativer Stress. Jeder Mensch, der an einer Autoimmunerkrankung leidet, kann ein Lied davon singen, denn bei negativem Stress ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ein Schub der Grunderkrankung entsteht.

Hier geht es zum Video-Interview: „Das Immunsystem“

Autoimmunerkrankungen verstehen

Wann spricht man von einer Autoimmunerkrankung?

Als Autoimmunerkrankung bezeichnet man eine Krankheit immer dann, wenn das Immunsystem beginnt, gegen einen Teil des Körpers anzukämpfen. Leider wissen wir in den meisten Fällen nicht, warum das so ist, wobei eine gewisse genetische Prädisposition vorhanden sein muss.

Im medizinischen Bereich ist eine Autoimmunerkrankung so definiert, dass Antikörper gegen eine spezielle Struktur, ein Protein im Körper, produziert werden. Wir sagen sowohl zu einer Psoriasis, aber auch einer atopischen Dermatitis, der Neurodermitis und zu anderen Erkrankungen Autoimmunerkrankung. Es entstehen von selbst Entzündungen, wo eigentlich keine entstehen sollten.

Was bedeutet es, dass das Immunsystem den eigenen Körper angreift?

Das Immunsystem beginnt bei einer Autoimmunerkrankung plötzlich die Struktur des eigenen Körpers anzugreifen. Das kann jede Struktur sein, es gibt Autoimmunerkrankungen der Nervenzellen, des Gehirns, und des Darms, denken Sie nur an die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. In meinem Bereich gibt es viele Autoimmunerkrankungen, wie die Psoriasis und die Neurodermitis.

Es entsteht eine Entzündung gegen Teile oder ganze Organe des Körpers. Das kann lokale Folgen haben und kann so weit gehen, dass das Gewebe durch das eigene Immunsystem zerstört wird. Es reicht schon, wenn die chronische Entzündung im Körper ist, es kann für den Gesamtorganismus negative Folgen haben.

Was sind die häufigsten Autoimmunerkrankungen?

Es gibt viele verschiedene Autoimmunerkrankung, gegen jede Struktur im Körper kann plötzlich ein autoentzündlicher Prozess beginnen. Die häufigsten Autoimmunerkrankungen sind an erster Stelle die Schilddrüsenerkrankung, die Hashimoto-Thyreoiditis, die noch dazu in gehäuftem Maße mehr Frauen betrifft.

Die Hauterkrankungen, wie die Psoriasis und die atopische Dermatitis gehören auch zu den Häufigsten. Ich habe vorher schon die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen erwähnt und im rheumatischen Formenkreis gibt es die rheumatoide Arthritis.

Nicht zu vergessen ist der Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit, bei der es zwei Typen gibt. Der Typ 2, für den wir selbst ein bisschen verantwortlich sind, wenn wir der Ernährung und Bewegung in unserem Leben zu wenig Platz geben, wie wir eigentlich sollten. Bei dem Typ 1 Diabetes entsteht eine Entzündung in der Bauchspeicheldrüse, die Zellen werden zerstört und dadurch entsteht eine Zuckerkrankheit.

Hier geht es zum Video-Interview: „Autoimmunerkrankungen verstehen“

Das Immunsystem bei Psoriasis-PatientInnen

Wie wirkt sich das Immunsystem auf die Haut aus?

Unsere Haut ist das größte Organ in unserem Körper und hat nach außen eine unglaublich wichtige Barrierefunktion. Einerseits dürfen wir nicht zu viel Flüssigkeit verlieren, aber sie dient vor allem zur Abwehr von äußerlichen Schäden. Deswegen hat die Haut so viele verschiedene Zellen.

Die Immunabwehr in der Haut ist natürlich dauernd aktiv, weil sie stetig mit äußeren Einflüssen konfrontiert wird. Es ist nicht verwunderlich, dass ein von Haus aus aktives Immunsystem, vor allem, wenn zusätzlich eine genetische Prädisposition besteht, leider relativ leicht aus dem Lot geraten kann. Daher sind die Autoimmunerkrankungen der Haut relativ häufig.

Was sind Besonderheiten des Immunsystems bei Psoriasis-PatientInnen?

Die Entzündung, die in der Psoriasis entsteht, ist relativ spezifisch. Wir haben als Hautärzte und Forscher den Vorteil, dass die Haut sehr zugänglich ist, beispielsweise für Biopsien. Wir haben in den letzten 20 bis 30 Jahren dieses entzündliche Infiltrat, wie wir es nennen, relativ rasch kategorisieren können.

Wir haben zum Beispiel gesehen, dass die Entzündung der Psoriasis vollkommen unterschiedlich ist als die der Neurodermitis. Es gibt verschiedene Botenstoffe, die in der Psoriasis eine wichtige Rolle spielen, bei anderen Krankheiten aber nicht.

Aus diesem Wissen heraus sind wir mittlerweile in der Lage moderne Medikamente zu entwickeln, die nur einen dieser Botenstoffe blockieren. Dadurch, dass es hauptsächlich für die Psoriasis und die Haut wichtig ist, für den übrigen Körper aber nicht, sind die Therapeutika unglaublich spezifisch, effizient und mit extrem wenigen Nebenwirkungen.

Kann sich das Immunsystem im Laufe des Lebens wieder erholen / normalisieren?

Immer wieder hat ein Psoriatiker die Frage an mich oder seinen Facharzt: „Wie lange habe ich diese Erkrankung und kann sie wieder weggehen?“. Ich habe dann leider immer eine schlechte Nachricht, denn dadurch, dass wir diese Erkrankung in uns, in unseren Genen tragen, können wir sie nicht heilen.

Was wir aber können ist, sie gut in den Griff zu bekommen, mittlerweile so gut, dass man von der Krankheit nichts mehr sieht. Es ist jetzt schon des Öfteren so, dass wir Patienten haben, die therapiert werden, bei denen die Krankheit weg ist und dieser Zustand für Jahre, vielleicht sogar über Jahrzehnte, bestehen bleibt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Das Immunsystem bei Psoriasis-PatientInnen“

Einfluss der Psoriasis-Therapie auf das Immunsystem

Welche Psoriasis Therapien beeinflussen das Immunsystem und wie funktionieren diese?

Man muss sagen, dass die Psoriasis Therapeutika, die wir heutzutage zur Verfügung haben, alle darauf abzielen, das Immunsystem in irgendeiner Form zu modifizieren. Ich möchte gar nicht sagen zu supprimieren, denn es wird versucht, das Immunsystem wieder in ein rechtes Lot zu bringen.

Bei manchen alten Therapeutika, wie Cortison, das uns in From von Cremes, Salben und Sprays zur Verfügung steht, stimmt das natürlich nicht ganz, das sind Immunsuppressiva. Im Wesentlichen können wir das Immunsystem durch die Therapeutika, die wir systemisch, in Form von Tabletten oder Injektionen einnehmen, wieder in eine normale Lage bringen und von dieser Hyperaktivität runterholen.

Bei welchen Formen der Psoriasis werden immunsuppressive Therapien vorrangig eingesetzt?

Natürlich versucht man milde Varianten einer Psoriasis, wenn ein oder zwei Plaques typischerweise am Ellbogen und Knie bestehen, mit einer Lokaltherapie zu behandeln. Wenn die Psoriasis aber schwerer vorliegt, einerseits weil viel Körperoberfläche bedeckt ist oder andererseits, wenn besondere Lokalisationen betroffen sind, wie Hände, Nägel, Kopf oder Genitalbereich. Dann sprechen wir von einer mittelschweren bis schweren Psoriasis, bei der der Konsens für eine systemische Behandlung, mit einer Form von Immunsuppressiva, sehr groß ist.

Welche verschiedenen Immunsuppressiven Therapiemöglichkeiten / Medikamente gibt es bei Psoriasis und wie wirken diese?

Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Therapeutika zur Behandlung der Psoriasis. Wir haben ältere Medikamente, immunsuppressive Medikamente, die schon seit Jahrzehnten in Gebrauch sind. Diese wirken oft sehr gut, jedoch haben wir zum Glück in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren eine neue Ära der Medizin erlebt.

Es sind die neuen, sogenannten Biologika, spezielle Antikörper, die gegen einen spezifischen Botenstoff des Immunsystems gerichtet sind. Sie neutralisieren diesen und hemmen die Erkrankung in ihrer Aktivität. Sie sind sehr spezifisch und dadurch hochwirksam mit dem Vorteil einer sehr geringen Nebenwirkungsrate.

Welche Vorteile und Risiken birgt eine immunsuppressive Therapie?

Die Therapeutika, die immunsuppressiven Therapeutika für die Psoriasis sind in der Regel extrem gut verträglich. Es bringt ja nichts, wenn wir die Psoriasis behandeln, die Schuppenflechte verschwindet, aber die Nebenwirkungen so stark sind, dass die Lebensqualität des Patienten, der Patientin wieder stark eingeschränkt ist. Es geht darum, dass die Lebensqualität der Patienten massiv gesteigert werden soll.

Das ist der große Vorteil der heutigen Medikamente zur Behandlung der Psoriasis. Sie sind extrem gut verträglich mit einer hohen Wirkungsrate. Sie müssen bedenken, heutzutage ist das Therapieziel, dass der Zustand mindestens 90% besser als der Ausgangswert sein muss. Das können wir mit diesen Medikamenten in einem sehr hohen Prozentsatz erreichen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Einfluss der Psoriasis Therapie auf das Immunsystem“

Therapieverlauf bei Psoriasis

Kann es passieren, dass mein Körper nicht auf eine immunsuppressive Therapie anspricht?

Sie wissen, ein Arzt sagt immer, dass es nie 100% gibt und das ist auch in diesem Fall so. Wir können nicht garantieren, dass ein Patient auf ein Immunsuppressivum anspricht. Mittlerweile haben wir aber viele verschiedene Therapeutika für die Psoriasis zur Verfügung. Wir sprechen von zwölf zugelassenen Biologika, es gibt noch die herkömmlichen Immunsuppressiva und mehrere moderne Medikamente.

Wenn das erste Medikament nicht gut anspricht, ist es bereits sehr unwahrscheinlich, dass das zweite auch nicht anspricht. Selbst dann haben wir noch ein drittes und ein viertes Medikament zur Auswahl. Es gibt heutzutage kaum einen Patienten, bei dem die derzeit verfügbaren Therapeutika wirklich versagen.

Unter welchen Umständen kann ich eine immunsuppressive Therapie pausieren bzw. beenden?

Es gibt natürlich Umstände, die es nötig machen eine immunsuppressive Therapie zu pausieren oder einzustellen. In erster Linie sind das schwere Infektionen oder große Operationen, während denen keine immunsuppressive Therapie geben werden kann. Es gibt auch Situationen im Leben, in denen es nötig ist, eine Pause von dieser Therapie zu machen.

An und für sich muss man aber sagen, dass eine immunsuppressive Therapie als Dauertherapie eingesetzt wird, um die Entzündung im Körper dauerhaft auf einem normalen Level zu halten, damit nicht immer wieder die überschießenden Immunreaktionen aufkommen.

Wie lange braucht mein Immunsystem, um sich nach einer immunsupprimierenden Therapie wieder zu erholen?

Eine Frage ist natürlich: „Wenn ich pausieren muss oder mal eine immunsuppressive Therapie aufhöre, wie lange braucht es, bis in meinem Körper wieder „Normalität” herrscht?“.

Das kommt sehr auf das Therapeutikum an. Wenn ich täglich oder wöchentlich Tabletten nehme, die relativ rasch wieder aus dem Körper draußen sind, ist es in der Regel eine Sache von wenigen Tagen oder einigen Wochen.

Bei den Biologika ist das ein bisschen anders, es gibt einige, deren Wirkung sehr lang anhält, was natürlich bedeutet, dass der Eingriff in das Immunsystem auch länger anhält. Die „Normalität” braucht dann länger, bis sie wieder einkehrt, das kann mehrere Monate dauern. Diese “Normalität” wollen wir ja aber eigentlich gar nicht wiederhaben, denn das würde bedeuten, dass die Krankheit wieder aktiv werden kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „Therapieverlauf“

Schutz vor Infektionen

Bin ich aufgrund meiner Psoriasis oder der Therapie anfälliger für Infektionskrankheiten?

Sowohl die Psoriasis als auch ihre Therapie, wenn wir immunmodulierende Medikamente nehmen, hat einen Einfluss auf unser Immunsystem. Wir wissen seit längerer Zeit, dass die Psoriasis, aber auch andere Autoimmunerkrankungen die Patienten anfälliger für gewisse Infektionskrankheiten machen.

Das gleiche passiert auch, wenn ich eine immunsuppressive Therapie nehme, wobei es hier zum Glück große Unterschiede zwischen den Therapeutika gibt. Vor allem bei den neuen Biologika ist das entstehende Infektionsrisiko nur sehr gering.

Man nehme die heutige Zeit mit Corona. Alle Therapeutika und Biologika, die wir für die Psoriasis zur Verfügung haben, spielen bei der Infektion keine Rolle. Sogar im Gegenteil ist ein Patient mit einer Biologika Therapie für Psoriasis anscheinend etwas geschützter gegen einen schwereren Verlauf der Corona Infektion. Man muss also keine Angst haben, dass man, wenn man eine dieser neuen Therapeutika erhält, regelmäßig wegen einer schwereren Infektionskrankheit im Bett liegt.

Wie kann ich mich bestmöglich vor Infektionen schützen?

Natürlich können wir und die Psoriasis Patienten in dem Wissen unterstützend etwas tun, um sich möglichst gut vor Infektionen zu schützen. Das Wichtigste sind die entsprechenden Hygienemaßnahmen. Zusätzlich kann man versuchen, das Immunsystem ein bisschen von innen zu stärken, zum Beispiel durch ausgewogene Ernährung und Sport.

Bei welchen Anzeichen für eine Infektion sollte ich Kontakt zu meiner Ärztin / meinem Arzt aufnehmen?

Eine Infektion ist nicht eine Infektion. Ein Schnupfen wird nicht dazu führen, dass man seinen Arzt informieren oder das Therapeutikum, welches man eventuell einnimmt, absetzen muss.

Wenn die Infektionszeichen jedoch schwerer sind, mit hohem Fieber, das über mehrere Tage besteht und andere Symptome dazukommen, sollte man unbedingt seinen behandelnden Arzt kontaktieren.

Sollte ich als immunsupprimierte Person bei der Verarbeitung oder beim Essen von Lebensmitteln etwas Besonderes beachten?

Eine Frage der Patientin ist auch immer wieder die Ernährung betreffend: „Muss man als immunsuppressiver Patient, bei zum Beispiel rohem Fleisch oder Käse aus nicht pasteurisierter Milch besonders aufpassen?“. Das müssen Sie zum Glück nicht, es gibt keine Infektionen, die man als immunsuppressiver Psoriasis Patient leichter durch das Essen bekommt als ein Mensch ohne eine Erkrankung.

Welche zusätzlichen Impfungen sind bei immunsupprimierten PatientInnen sinnvoll?

Wer mich kennt weiß, dass ich ein unglaublicher Impfbefürworter bin. Die Impfung hat schon viele Menschenleben gerettet. Aus den genannten Gründen und da wir in das Immunsystem eingreifen, gibt es gewisse Infektionskrankheiten, die doch gehäuft bei Biologika Patienten auftreten können.

Es ist wichtig vor einer Therapie den Impfstatus zu erheben. Ich sagte immer, lieber “über komplett” in eine Therapie hineingehen. Ich möchte nur ein Beispiel nennen, die Gürtelrose Impfung, die Zoster Impfung. Diese ist heutzutage in Diskussion, ob man sie noch geben sollte und ab welchem Alter. Das wäre jedoch eine Impfung, die für Biologika Patienten absolut empfohlen wird.

Ganz im Allgemeinen muss man sagen, dass der Impfstatus “übervoll” sein sollte und alles was man impfen kann, sollte abgeschlossen werden.

Sollte ich mich vor Therapiebeginn über meinen aktuellen Impfstatus informieren und gibt es Impfung, welche bei immunsupprimierten PatientInnen nicht angewendet werden sollten?

Wie schon erwähnt, ist der Impfstatus besonders wichtig. Früher haben wir gedacht, dass die Impfantwort durch die immunsuppressive Therapie geschwächt wäre. Daher haben wir die Empfehlung gegeben, immer alle Impfungen vor der Therapie zu machen und mit der Therapie zu warten, teilweise sogar relativ lang und dann erst zu beginnen.

Mittlerweile wissen wir aber, dass die sogenannten Totimpfstoffe und das sind fast alle Impfungen, auch während der Therapie kein Problem sind. Nur Lebendimpfstoffe sollten nicht während einer immunsupprimierenden Therapie gegeben werden. Das sind im Wesentlichen Masern, Mumps, Röteln und für Reisende die Gelbfieberimpfung.

Wenn der Fall eintreten sollte, dass aus irgendeinem Grund akut mit einer Behandlung begonnen werden muss, aber der Impfstatus noch nicht ganz erfüllt ist, kann auch während der Therapie noch mit Totimpfstoffen geimpft werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Schutz vor Infektionen“

Immunsystem stärken

Was kann ich bei der Ernährung beachten, um mein Immunsystem bestmöglich zu stärken?

Das Immunsystem ist von vielen Faktoren abhängig, sowohl von äußeren als auch von inneren. Wir alle wissen, dass die Ernährung eine große Rolle für unseren Körper und das Immunsystem spielt. Es ist wichtig, eine ausgewogene Ernährung zu pflegen, damit ausreichend Vitamine und Spurenelemente zugeführt werden.

Man hat zum Beispiel gesehen, dass Omega-3-Fettsäuren und der Vitamin-D-Spiegel relativ wichtig für das Immunsystem sind. Man kann mit der Ernährung also einen positiven Einfluss nehmen. Eine Diät zur Stärkung des Immunsystems gibt es aber nicht, essen Sie ausgewogen, dann stehen Sie auf der sicheren Seite.

Was sollte ich beachten, wenn ich mein Immunsystem durch Bewegung und Sport stärken will?

Überall wird es propagiert und auch ich bin der festen Überzeugung, dass Sport und Bewegung für uns sehr wichtig sind. Es gibt genügend Untersuchungen, dass Menschen, die in der Woche zwei bis drei Mal Sport machen, weniger anfällig für Infekte sind. Das heißt das Immunsystem wird gestärkt.

Macht man zu exzessiv Sport, wie Leistungssportler, so ist jedoch das Gegenteil der Fall. Es gibt das Beispiel, bei dem das Pfeiffersche Drüsenfieber einen Spitzensportler für neun Monate leistungsunfähig gemacht hat. Es ist auch hier wieder das goldene Mittelmaß gefragt.

Wie viel Schlaf braucht mein Immunsystem?

Spannenderweise gibt es Untersuchungen, die das Schlafverhalten von Patienten beobachtet haben. Man ist darauf gekommen, dass durchschnittlich sieben bis acht Stunden Schlaf optimal für den Körper und das Immunsystem sind.

Es ist offensichtlich, dass drei bis vier Stunden Schlaf am Tag zu wenig sind und solche Menschen anfälliger für Infekte sind. Es wurde beobachtet, dass auch zu viel Schlaf nicht gut ist.

Warum kann sich Stress negativ auf mein Immunsystem auswirken?

Wir kennen es alle, denn wir leben in einer modernen, schnellen Welt und haben alle Stress. Der eine mehr oder weniger, der eine kommt besser damit klar und hat die Coping Mechanismen, der andere nicht.

Ich habe schon am Anfang erwähnt, dass Stress ein wichtiger Faktor bei Autoimmunerkrankungen, wie der Psoriasis ist. Jeder Psoriasis Patient kann bestätigen, dass bei besonders viel negativem Stress ein neuer Schub der Krankheit entsteht.

Daher sollte versucht werden nicht den Stress weg zu lassen, denn das ist meistens nicht möglich, sondern Mechanismen zur entwickeln, um besser mit Stress umgehen zu können.

Kann zu viel Stress einen akuten Psoriasis-Schub hervorrufen?

Wie bereits schon erwähnt ist Stress einer der wichtigen Faktoren, die einen Psoriasis Schub auslösen können, oft kann er sogar der Erstauslöser sein. Wenn ich Patienten frage, wann die Erkrankung begonnen hat, dann erzählen sie mir oft von einem einschneidenden Erlebnis. Beispielsweise ist jemand gestorben, es war ein besonders stressiger Moment in der Arbeit oder eine Beziehung ist zugrunde gegangen. Solche Momente können eine Psoriasis oder einen schweren Schub auslösen.

Wie kann ich lernen, besser mit akutem Stress umzugehen und woran erkenne ich, dass ich unter zu viel Stress leide?

Es gibt eine wunderbare Studie aus England, in der Psoriatiker, die alle ungefähr gleich schwer betroffen sind, in zwei Gruppen eingeteilt werden. Eine Gruppe erhält die “Standard Procedures”, die bisher geläufige Behandlung. Die andere Gruppe hat zusätzlich mit einem Psychotherapeuten Coping Mechanismen erlernt.

Es gab einen statistisch signifikanten, großen Unterschied zwischen den Gruppen, denn bei der Gruppe, die die Coping Mechanismen gelernt hat, war die Psoriasis viel besser. Es ist also sehr wichtig, mit Stress umgehen zu können, nicht nur für die eigene Psyche, sondern auch für die Erkrankung.

Wie merke ich nun, dass es zu viel negativer Stress ist? Oft merkt man es am Schlaf, wenn Schlaf- oder Durchschlafstörungen auftreten. Es ist aber auch die Laune oder die Reizbarkeit, das kenne ich auch von mir selbst. Wenn ich viel Stress habe und meine Kinder mich zusätzlich stressen, dann ist mein Geduldsfaden viel dünner. Wenn es mir besser geht und meine eigene Struktur gefestigt ist, dann halte ich viel mehr aus.

Hier geht es zum Video-Interview: „Immunsystem stärken“

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Geprüft Univ. OA Dr. Leo Richter: Stand September 2023 | Quellen und Bildnachweis
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