7. Eosinophile Ösophagitis früh erkennen – alle Fragen

Im Kurs “Eosinophile Ösophagitis früh erkennen” lernen Sie typische Symptome, wie Schluckbeschwerden, kennen. Außerdem erfahren Sie, was Eosinophile Ösophagitis bedeutet, wie die Erkrankung entsteht und welche konkreten Untersuchungen Sie auf dem Weg zur Diagnose erwarten. Eine frühe Diagnose macht die Behandlung erfolgreicher und kann für eine Verbesserung Ihrer Lebensqualität sorgen.

Eosinophile Ösophagitis verstehen

Was ist eine Eosinophile Ösophagitis einfach erklärt?

Eine Eosinophile Ösophagitis ist eine Entzündung der Speiseröhre, bei der es in der Schleimhaut der Speiseröhre zur Einwanderung von spezifischen Zellen, eben den eosinophilen Granulozyten kommt. Das sind weiße Blutzellen, die sich spezifisch anfärben.

Was bedeuten die Begriffe „eosinophil“ und „Ösophagitis“?

Eine Ösophagitis ist eine Entzündung der Speiseröhre. „-itis“ ist immer eine Entzündung in der Medizin. Und der Ösophagus ist die Speiseröhre. Also Ösophagitis = Speiseröhrenentzündung. Eosinophil bedeutet ein spezifisches Anfärbeverhalten von weißen Blutkörperchen, die den Farbstoff Eosin aufnehmen.

Inwiefern haben Asthma und Eosinophile Ösophagitis Ähnlichkeiten?

Die Eosinophile Ösophagitis wird ja auch als das Asthma der Speiseröhre bezeichnet. Auch sie ist eine entzündliche Erkrankung, verursacht durch Umweltfaktoren bzw. durch Allergene, ähnlich wie das Asthma bronchiale.

Was ist die Speiseröhre und wo liegt sie?

Die Speiseröhre ist im Prinzip ein Organ, ein muskulärer Schlauch, der die Mundhöhle mit dem Magen verbindet.

Die Aufgabe der Speiseröhre ist der Transport von Flüssigkeiten bzw. von Speisen vom Mund in den Magen. Sie liegt zwischen der Mundhöhle und dem Magen und durchzieht den Brustraum.

Was ist eine chronische Entzündung?

Eine chronische Entzündung ist das Gegenteil einer akuten Entzündung.

  • Akute Entzündung heißt für kurze Zeit. Also im Zeitraum von zwei bis drei Wochen ist diese Entzündung dann wieder abgeheilt.
  • Eine chronische Entzündung geht über längere Zeit, kann für Jahre bestehen und ist oft ohne Therapie nicht zu heilen bzw. zu unterdrücken.

Warum ist die Speiseröhre bei Eosinophiler Ösophagitis chronisch entzündet?

Durch das Einwandern von diesen eosinophilen Granulozyten kommt es zu Entzündungsreaktionen. Es werden Entzündungsfaktoren freigesetzt, die wiederum dann zu einem Unterhalt der Entzündung führen. Dies alles ist getriggert durch Allergene, am ehesten Nahrungsmittelallergene, aber auch Umweltfaktoren.

Was ist eine Allergie und wie kann sie entstehen?

Eine Allergie ist im Prinzip eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems gegen Stoffe, die wir dann als Allergene bezeichnen, welche per se eigentlich nicht gefährlich wären. Der Körper erkennt das falsch und reagiert dann eigentlich überschießend auf diese Stoffe.

  • Das kann jetzt eine Allergie vom Soforttyp sein, wie wir es zum Beispiel bei einer Wespengift-Allergie kennen: Wenn mich eine Wespe sticht und ich habe eine Wespengift-Allergie, kann das sehr rasch bis zum allergischen Schock führen.
  • Es gibt aber auch Allergien vom Spättyp, wo es durch zum Beispiel Nahrungsmittel zu einer chronisch-entzündlichen Reaktion kommen kann.

Die Allergie entsteht dadurch, dass das Immunsystem gegen ein Allergen, also einen Stoff von außen, z.B. Nahrungsmittel, aber auch Pollen oder Insektengifte, überreagiert und es zu einer Immunreaktion kommt.

Was sind eosinophile Zellen und welche Rolle spielen sie bei Allergien?

Die eosinophilen Zellen bzw. die eosinophilen Granulozyten sind eine Unterfraktion der weißen Blutkörperchen, der Granulozyten. Sie machen normalerweise zwischen ein und fünf Prozent der weißen Blutkörperchen aus und sie färben sich in der Färbung mit Eosin. Und man sieht sie dann im Mikroskop als sehr kräftig rote Zellen.

Bei der Allergie kommt es häufig zu einer Vermehrung dieser Unterfraktion.

Und diese Zellen schütten dann Stoffe aus, welche zu einer entzündlichen Reaktion führen.

Was bedeutet Atopie?

Atopie bedeutet, dass man eine Neigung dazu hat, allergische oder atopische Erkrankungen zu haben, wobei zu den atopischen Erkrankungen zum Beispiel die atopische Hautentzündung, die Dermatitis zählt, aber auch die atopische Rhinitis, im Prinzip der Heuschnupfen im Volksmund, oder auch das allergische Asthma.

Der Zusammenhang ist dieser, dass Patienten, die an einer Erkrankung des atopischen Formenkreises leiden, auch ein höheres Risiko haben, eine Eosinophile Ösophagitis zu bekommen.

Deswegen ist auch wichtig, wenn man Symptome der Eosinophilen Ösophagitis hat, wie Schluckstörungen oder Schmerzen beim Schlucken und man zusätzlich Allergiker ist bzw. an einer Erkrankung des atopischen Formenkreises leidet, auch sehr aufmerksam auf diese Symptome zu sein und eher früher als zu spät zur Abklärung zu gehen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Eosinophile Ösophagitis verstehen”

Ursachen von Eosinophiler Ösophagitis

Wie kommt es zu einer Eosinophilen Ösophagitis?

Aufgrund von Nahrungsmittelallergien bzw. Umweltfaktoren kommt es zur Einwanderung von Entzündungszellen in die Speiseröhrenschleimhaut. Es beginnt dann die Entwicklung einer chronischen Entzündung. Und diese kann zu Verformungen der Speiseröhre führen, zu einem sogenannten Remodeling bis hin zu Einengungen der Speiseröhre, das dann Speisebrei bzw. Bissen in der Speiseröhre stecken bleiben können oder starke Schluckbeschwerden bestehen.

Was passiert bei einer Eosinophilen Ösophagitis in der Speiseröhre?

Durch die chronische Entzündung in der Speiseröhre kommt es einerseits zu Bildung von einem Ödem, das heißt einer Schwellung der Schleimhaut. Es kommt zur Bildung von Ringen und Furchen und zu einem Umbau der Speiseröhrenwand. Diese Umbauprozesse können dann so stark sein, dass es zu Einengungen der Speiseröhre kommt, sogenannten Stenosen, welche dann bis hin zur Bolusobstruktion führen können, das heißt, dass Bissen in der Speiseröhre stecken bleiben. Und frühzeitig kommt es eben zu Beschwerden beim Schlucken, dass man Schmerzen beim Schlucken hat, nicht mehr so schnell essen kann bzw. auch schon geschluckte Speisen wieder nach oben kommen.

Wie lange dauert es, bis sich Eosinophile Ösophagitis entwickelt?

Bei der Entwicklung der Eosinophilen Ösophagitis ist meistens ein schleichender Verlauf vorhanden. Das heißt, das ist nicht so, wie „genau um diese Zeit habe ich die ersten Symptome bekommen“, sondern oft treten die Symptome schleichend ein. Man merkt sie am Anfang gar nicht, und irgendwann sind sie dann so stark, dass man die Aufmerksamkeit darauf richtet. Deswegen kann man auch schwer sagen, wie lange die Entwicklung dauert. Wichtig ist, dass man, wenn man bemerkt, man kann schlechter schlucken, man muss zum Essen mehr Flüssigkeit trinken, man braucht länger beim Essen, an diese Krankheit denkt.

Wer ist von Eosinophiler Ösophagitis betroffen?

Im Prinzip ist die Eosinophile Ösophagitis eine seltene Erkrankung. Wir haben in Österreich

  • eine Prävalenz von ca. 50 pro 100.000 Einwohner, das heißt, 50 von 100.000 Einwohnern leiden an dieser Erkrankung,
  • und eine Inzidenz von ca. 7 bis 10 pro Jahr, das heißt 7 bis 10 Fälle werden pro Jahr neu diagnostiziert.

Im Prinzip haben Männer ein höheres Risiko als Frauen, also sind 2- bis 3-fach öfters betroffen als Frauen. Und die Erkrankungsgipfel vom Alter her sind in der späten Adoleszenz, das heißt so zwischen 16 und 18 Jahren und dann zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, wobei prinzipiell die Erkrankung in jedem Lebensalter auftreten kann.

Muss ich mich sorgen, an Eosinophiler Ösophagitis zu erkranken, wenn ich Allergien habe?

Ich denke, man muss sich nicht übermäßig sorgen. Man sollte nur wachsam sein, weil eben die Eosinophile Ösophagitis häufig mit Allergien einhergeht. Es gibt selten Patienten, welche überhaupt keine Allergie haben. Das heißt, Sie haben nur ein höheres Risiko, wenn Sie eine Allergie haben, dass Sie eine Eosinophile Ösophagitis bekommen. Das ist aber jetzt nicht so, dass jeder, der eine Allergie hat, diese eher seltene Erkrankung akquirieren wird.

Welche Nahrungsmittel könnten die Eosinophile Ösophagitis auslösen?

Im Prinzip gibt es sechs Nahrungsmittelgruppen, welche für die Auslösung verantwortlich gemacht werden. Das ist einerseits Milch und Weizen, Soja und Eier bzw. Nüsse und Meeresfrüchte.

Welche Erkrankungen treten häufig zusammen mit Eosinophiler Ösophagitis auf?

Häufig sind die Erkrankungen des atopischen Kreises, das heißt zum Beispiel die atopische Hautentzündung, der Heuschnupfen, das allergische Asthma und überhaupt Allergien. Letztere treten häufig in Zusammenhang mit einer Eosinophilen Ösophagitis auf, was aber jetzt nicht heißt, dass jeder, der eine Allergie hat oder einen Heuschnupfen hat, automatisch eine Eosinophile Ösophagitis bekommen wird.

Wie verändert sich die Speiseröhre durch die Eosinophile Ösophagitis?

Durch die chronische Entzündung kommt es einerseits zu einer Schwellung der Schleimhaut und zu einem Umbau der kompletten Speiseröhrenwand. Das heißt: Es kommt einerseits zu Ringbildungen, die dann so stark sein können, dass die Speiseröhre komplett zugeht. Das heißt: Es bildet sich eine Stenose. Und man merkt das dadurch, dass man immer schlechter schlucken kann. Und im schlimmsten Fall kann dann ein Speisebolus in der Speiseröhre stecken bleiben.

Welche Folgen und Komplikationen kann eine Eosinophile Ösophagitis haben?

Die Hauptkomplikation ist die Bildung von Engstellen, von sogenannten Stenosen, welche im schlimmsten Fall dazu führen können, dass ein Speisebolus in der Speiseröhre stecken bleibt und man dann gar nicht mehr schlucken kann.

Die andere Komplikation ist natürlich, dass man eine schlechte Lebensqualität hat, wenn man für das Essen eines Steaks oder eines Schnitzels eine Stunde braucht und das nur mit sehr viel an Flüssigkeit essen kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „Ursachen von Eosinophiler Ösophagitis”

Symptome von Eosinophiler Ösophagitis

Wie fühlt sich Eosinophile Ösophagitis an?

Die Patienten berichten einerseits über Schluckstörungen, das heißt, das Schlucken funktioniert nicht mehr so gut und so schnell, wie es einmal funktioniert hat. Sie brauchen länger zum Essen.

Andererseits kann es aber auch zu Schmerzen beim Schlucken kommen, einer sogenannten Odynophagie.

Es gibt auch andere symptomatische Formen, wo zum Beispiel, ähnlich wie bei der Gastroösophagealen Refluxerkrankung es zu Sodbrennen kommt bzw. zu Regurgitation, das heißt, dass schon geschluckte Speisen einfach wieder zurück in den Mund kommen.

Bei Kindern kann sich das auch auswirken, dass es zum Beispiel zu einer Gedeihstörung kommt.

Was bedeutet Dysphagie?

Die Dysphagie ist der medizinische Ausdruck für eine Schluckstörung. Schluckstörung bedeutet, dass das Schlucken von Speisen und von Flüssigkeiten nicht mehr so funktioniert, wie es normal funktionieren sollte, es langsamer geht bzw. es zu Schmerzen kommt, wenn ich gewisse Dinge schlucke.

Auf welche Warnzeichen kann ich achten, um Eosinophile Ösophagitis frühzeitig zu erkennen?

Die ersten Warnzeichen sind, wenn das Schlucken nicht mehr normal funktioniert, sondern das Schlucken zur Qual wird. Man kann vor allem festere Speisen, die auch sehr trocken sind, wie z.B. Fleisch oder auch Rohkost, trockenen Reis nicht mehr so gut schlucken und braucht deutlich längere Zeit, um eine Mahlzeit zu essen, als man es von früher her gewohnt war.

Zusätzlich kann auch das Schlucken zu starken Schmerzen im Brustbereich führen.

Was bedeutet Vermeidungsverhalten?

Ein Vermeidungsverhalten bedeutet, dass man gewisse Speisen weglässt, welche zu Beschwerden beim Schlucken führen, wobei das am Anfang eher feste Speisen, eher trockene Speisen sind, wie zum Beispiel Fleisch, wie zum Beispiel trockener Reis oder auch Rohkost. Breiige, flüssigere Speisen, Suppen zum Beispiel können hier meistens ganz gut gegessen werden und werden dann häufiger verzehrt als die Mahlzeiten, welche zu Problemen führen.

Wie könnte sich mein Essverhalten verändern, wenn ich von Eosinophiler Ösophagitis betroffen bin?

Es könnte sein, dass Sie vermehrt breiig-flüssige Speisen einnehmen und eher feste Speisen, welche zum Beispiel Fleisch oder Rohkost darstellen würden, weglassen, somit ein Vermeidungsverhalten entwickeln.

Weiters könnte es auch sein, dass Sie zum Essen vermehrt Flüssigkeit trinken, um eben hier die festen Speisen so weit zu verdünnen, dass sie auch dann gut geschluckt werden können.

Warum sollte ich zur Ärztin/zum Arzt auch wenn ich bei bestimmten Speisen keine Beschwerden habe?

Ganz wichtig ist natürlich die Früherkennung, um das Remodeling, diesen Umbau der Speiseröhre, der dann nur mehr schlecht wieder reversibel ist, zu vermeiden. Das heißt: Häufig hat man ja am Anfang nur Probleme bei eher festen Speisen, bei Fleisch, bei Rohkost, und erst später bei breiigen bzw. flüssigen Speisen. Und man sollte deswegen auch schon, wenn man mit den festen Speisen Probleme hat, nur leichte Probleme hat, sich das einmal anschauen lassen und das abklären, um dieses irreversible Remodeling, was dann zu einer Intervention, mehrfachen Endoskopien mit Dilatationen führen kann, zu vermeiden.

Gibt es andere Erkrankungen, die zu meinen Beschwerden passen könnten?

Es gibt eine ganze Reihe an Erkrankungen, welche Schluckstörungen bzw. auch Sodbrennen, Schmerzen beim Schlucken verursachen können. Einerseits die Volkskrankheit Nummer eins in Österreich, der Gastroösophagealer Reflux, das klassische Sodbrennen, wo eben Säure bzw. Mageninhalt vom Magen zurück in die Speiseröhre rinnt bei meistens einem nicht mehr gut funktionierenden Schließmechanismus. Eine Million Österreicher leiden daran und das kann durchaus auch mal zu ähnlichen Beschwerden führen wie der Eosinophilen Ösophagitis.

Aber auch Motilitätsstörungen der Speiseröhre — es gibt ein Krankheitsbild, das nennt sich Presslufthammer-Speiseröhre übersetzt, also Jackhammer Ösophagus. Hier kommt es beim Schlucken zu einer übermäßigen Kontraktion der Speiseröhrenmuskulatur. Auch das macht massive Schmerzen beim Schlucken bzw. Schluckstörungen, um hier nur zwei Beispiele zu nennen.

Wie unterscheiden sich Beschwerden bei Sodbrennen von denen bei Eosinophiler Ösophagitis?

Das Gemeine ist, dass die Beschwerden hier sehr ähnlich sein können.

Beim Sodbrennen, wie der Name schon sagt, hat man häufiger ein Brennen, das von der Magengrube in den Brustraum hinaufzieht, häufig auch dann am Morgen nach dem Liegen, wenn in der Nacht Säure bis in den Rachen rinnt, kann es sein, dass man Halsschmerzen hat, einen trockenen Mund bis hin zu Husten.

Das ist eigentlich bei der Eosinophilen Ösophagitis eher selten, kann aber natürlich auch einmal eine Sodbrennsymptomatik machen. Sonst treten die Beschwerden bei der Eosinophilen Ösophagitis vor allem während des Essens auf, die Beschwerden bei der Refluxerkrankung eher nach dem Essen, wenn der Magen gefüllt ist und dann eben der Reflux vom Magen zurück in die Speiseröhre kommt.

Wie wird festgestellt, woher meine Schluckbeschwerden kommen?

Es gibt hier mehrere diagnostische Möglichkeiten.

Am Anfang jeder Diagnose steht einmal das anamnestische Gespräch. Das heißt, Sie sprechen einmal mit einem Arzt, der das Krankheitsbild gut kennt, und sagen ihm Ihre Beschwerden.

In weiterer Folge gibt es dann Untersuchungen, wie man das abklären kann: Einerseits die Endoskopie mit einer Beurteilung der Speiseröhre, wobei dann auch gleich Proben in der Speiseröhre entnommen werden müssen. Es gibt einen Schluckaktröntgen bzw. gibt es dann auch Spezialuntersuchungen, wie z.B. eine Druckmessung in der Speiseröhre, die sogenannte Manometrie oder auch eine pH-Metrie zur Abklärung einer Refluxerkrankung, wo man dann eben den sauren und auch nicht sauren Reflux vom Magen in die Speiseröhre messen kann.

Es ist wichtig, wenn man chronische Beschwerden hat, eine Diagnose zu finden, weil die chronischen Beschwerden meistens sonst nicht weggehen, sondern eher stärker werden.

Wenn Sie jetzt zum Beispiel eine Eosinophile Ösophagitis haben, wird es zu einem Umbau der Speiseröhrenwand kommen, und früher oder später werden Sie eine Engstelle bekommen. Und das kann im schlimmsten Fall dann dazu führen, dass ein Speisebolus hier dann stecken bleibt und Sie überhaupt nicht mehr schlucken können. Wenn die Ursache eine andere ist, im schlimmsten Fall eine bösartige Ursache, sollte man das auch möglichst rasch abklären, um keine Diagnoseverzögerung zu haben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Symptome von Eosinophiler Ösophagitis”

Diagnose der Eosinophilen Ösophagitis

Bei welchen Symptomen sollte ich unbedingt zur Ärztin/zum Arzt gehen?

Die klassischen Symptome für eine Eosinophile Ösophagitis sind die Schluckstörungen, dass Sie Beschwerden beim Schlucken haben, dass Sie nicht mehr so schnell essen können, wie Sie es gewohnt sind, dass Sie Schmerzen beim Schlucken haben, dass schon Geschlucktes wieder nach oben kommt, bzw. auch chronisches Sodbrennen kann eine Symptomatik für eine Eosinophile Ösophagitis sein.

An welche Ärztin/welchen Arzt kann ich mich bei Verdacht auf Eosinophile Ösophagitis wenden?

Idealerweise wenden Sie sich an einen Gastroenterologen oder eine Gastroenterologin. Das ist der Facharzt für Erkrankungen des Verdauungsapparates, und die Speiseröhre zählt auch zum Verdauungsapparat. Und hier wären Sie sicher in guten Händen.

Warum dauert es oft lange, bis die Diagnose gestellt wird?

Diese Erkrankungen tritt meistens schleichend ein. Man hat häufig leichte, geringe Beschwerden, die man noch nicht bewusst wahrnimmt. Und irgendwann werden die Beschwerden dann so stark, dass man im schlimmsten Fall als Erstmanifestationen einen steckengebliebenen Speisebolus in der Speiseröhre hat, der dann im Krankenhaus in der Akutsituation geborgen werden muss.

Das heißt: Die Beschwerden treten schleichend ein, und das ist der Grund, wieso oft die Diagnostik lange verzögert wird.

Ein zweiter Grund wäre auch, dass das Krankheitsbild noch nicht sehr alt ist. Es gibt es erst seit ca. 30 Jahren. Und es ist heute oft auch noch nicht so in den Köpfen der Ärzte, dass man mit gewissen Warnsymptomen an eine Eosinophile Ösophagitis denken sollte.

Was erwartet mich beim ersten Arztbesuch?

Beim ersten Arztbesuch wird Sie der Kollege oder die Kollegin fragen, welche Symptome Sie haben. Das heißt: Sie erzählen ihm, aufgrund welcher Tatsachen Sie zum Arzt gegangen sind.

Im Anschluss wird der Arzt dann ein Diagnosekonzept festlegen, das heißt wahrscheinlich wird bei Schluckstörungen ziemlich rasch eine Ösophagogastroduodenoskopie, im Volksmund eine Magenspiegelung durchgeführt werden bzw. eventuell auch ein Schluckaktröntgen.

Welche Fragen wird mir meine Ärztin/mein Arzt stellen?

Die Ärztin wird Sie fragen,

  • wann die Beschwerden auftreten,
  • wie lange Sie die Beschwerden schon haben,
  • bei welchen Speisen die Beschwerden auftreten, ob nur bei festen Speisen oder auch bei Flüssigkeiten,
  • ob Sie an z.B. allergischen Erkrankungen oder Erkrankungen des atopischen Formenkreises leiden bzw. ob es auch in ihrer Familie ähnliche Erkrankungen gibt.

Welche Bedeutung haben Allergietests bei Eosinophiler Ösophagitis?

Die klassischen Allergietests haben eigentlich keine Bedeutung bei der Eosinophilen Ösophagitis. Hier testet man eigentlich nur die Allergene aus, welche für die klassischen Allergien eben verantwortlich sind.

Bei der Eosinophilen Ösophagitis ist das eine etwas andere Geschichte. Sie ist eine T2-mediierte Erkrankung. Das heißt: Spezifische Zellen führen zu einer Entzündungsreaktion im Bereich der Speiseröhrenschleimhaut, und das aufgrund von Nahrungsmitteln, welche den klassischen Allergietests eigentlich entgehen. Beziehungsweise es heißt nicht: Wenn man zum Beispiel eine Allergie auf Milcheiweiß hat, das ist eine typische Typ-1-Allergie, das Milcheiweiß auch eine Eosinophile Ösophagitis oder eine Speiseröhrenentzündung auslöst.

Im Prinzip gibt es keinen Allergietest, der Ihnen sagen kann, welche Speisen, welches Allergen jetzt für die Eosinophile Ösophagitis verantwortlich ist.

Welche Untersuchungen werden zur Diagnose der Eosinophilen Ösophagitis durchgeführt?

Die wichtigste Untersuchung ist sicherlich die Endoskopie der Speiseröhre. Das heißt: Man schaut sich sowohl makroskopisch die Speiseröhrenschleimhaut an. Hier gibt es eindeutige Veränderungen. Und auch ganz wichtig ist, dass man im Zuge dieser Spiegelung auch Proben entnimmt, sogenannte Biopsien, welche dann gefärbt werden und vom Pathologen beurteilt werden, um dann die endgültige Diagnose stellen zu können.

Was ist einer Spiegelung der Speiseröhre und wie läuft die Untersuchung ab?

Eine Spiegelung der Speiseröhre ist eine sogenannte Endoskopie.

Das heißt, Sie werden zuerst aufgeklärt über die Spiegelung, was da genau passiert.

Im Anschluss wird ein Zugang gesetzt und Sie bekommen ein Sedativum. Das ist ein beruhigendes Medikament, wobei Sie dann bei der Untersuchung in den meisten Fällen schlafen und gar nichts davon mitbekommen.

Im Rahmen der Untersuchung wird dann einerseits die Speiseröhre begutachtet und auch der Magen bzw. der Zwölffingerdarm.

Und neben der makroskopischen Begutachtung werden dann auch Proben entnommen, sogenannte Biopsien, welche dann im Nachhinein gefärbt werden und vom Pathologen beurteilt werden, um eben gewisse Krankheitsbilder zu diagnostizieren.

Ganz wichtig ist, dass Sie nüchtern sind, weil wenn Sie natürlich vorher gegessen haben oder getrunken haben, ist einerseits die Beurteilbarkeit der Schleimhaut schlecht. Auf der anderen Seite haben Sie ein hohes Risiko, dass Sie dann während der Untersuchung aspirieren, das heißt, dass Mageninhalt Ihnen über die Speiseröhre in die Luftröhre kommt und Ihnen eine Lungenentzündung macht.

Was passiert bei einer Biopsie und wozu dient sie?

Bei der Biopsie wird mit einer kleinen Zange ein Teil der Schleimhaut herausgezwickt. Das sind kleine Partikel von ca. zwei bis drei Millimeter. Diese Schleimhautpartikel werden im Anschluss gefärbt und unter dem Mikroskop dann vom Pathologen beurteilt, um spezielle Krankheitsbilder diagnostizieren zu können.

Hier geht es zum Video-Interview: „Diagnose der Eosinophilen Ösophagitis”

Verlauf der Eosinophilen Ösophagitis

Wie sieht der Krankheitsverlauf der Eosinophilen Ösophagitis aus?

Bei vier von fünf Patienten verläuft die Krankheit chronisch und wird, ohne dass man sie behandelt, nicht gut, wobei ein progredienter Krankheitsverlauf vorliegt: Die anfänglich eher leichten Beschwerden werden mit der Zeit eher stärker. Und durch den Umbau der Speiseröhre kann es im schlimmsten Fall zu so starken Engstellen kommen, dass Speisen dort steckenbleiben und das Schlucken gar nicht mehr möglich ist.

Verändern sich die Symptome im Laufe der Zeit?

Die Symptome werden meistens stärker. Anfänglich nur leichte Schluckstörungen, man kann etwas langsamer essen, muss vielleicht etwas mehr zum Essen dazu trinken, können dann mit der Zeit in eine Schluckstörung für vor allem feste Speisen sich verändern, dass man Fleisch, Rohkost, trockenen Reis und ähnliche Dinge vermeidet und nur mehr eher breiige, flüssige Dinge isst. Und zum Schluss kann es dann so weit kommen, dass man überhaupt nicht mehr schlucken kann bzw. Speisebrei in der Speiseröhre stecken bleibt.

Wie kann ich den Verlauf dieser chronischen Erkrankung positiv beeinflussen?

Sie können als Patient, wenn Sie Symptome einer Schluckstörung haben, wenn Sie Schmerzen beim Schlucken haben, wenn Sie ständiges Sodbrennen haben, eine Abklärung beim Gastroenterologen machen. Der wird dann, wenn Sie diese Krankheit haben, diese diagnostizieren und Sie auf eine Therapieform einstellen.

Und diese Therapie sollten Sie dann wie vorgeschrieben durchführen, um eine Weiterführung dieser chronischen Entzündung zu unterbinden und diesen Umbau der Speiseröhre hinten anzuhalten.

Welche Notfallsituationen können bei einer Eosinophilen Ösophagitis auftreten und warum?

Die Notfallsituation bei der Eosinophilen Ösophagitis ist die sogenannte Bolusobstruktion, das heißt: Durch das Ausbilden einer Engstelle, einer Stenose, kommt es dann im Bereich dieser Engstelle zu einem Verhaken von Speisebrei. Das kann im schlimmsten Fall so sein, dass dann weder nach unten noch nach oben etwas weitergeht und man weder Flüssigkeiten noch feste Speisen schlucken kann. Und man muss dann akut ins Spital, um diesen Bolus wieder endoskopisch zu bergen, das heißt, diesen Speisebrei im Rahmen einer Endoskopie zu entfernen.

Was sollte ich tun, wenn mir ein Bissen im Halse stecken bleibt und ich nicht mehr schlucken kann?

Primär können Sie einmal versuchen, vorsichtig und in aufrechter Körperposition ein, zwei Schlucke Wasser zu trinken. Gelegentlich löst sich dann dieser Bolus. Manchmal muss man auch von alleine erbrechen und es kann sein, dass man diesen Bolus dann wieder bricht. Wenn das alles nicht funktioniert, dann sollten Sie möglichst rasch ein Krankenhaus aufsuchen, und dort muss dann dieser steckengebliebene Bolus von der Speiseröhre mittels Endoskopie geborgen werden.

Wie kann ich einer Blockade der Speiseröhre vorbeugen?

Einer Blockade der Speiseröhre können Sie vorbeugen, indem Sie möglichst rasch zu einer Diagnostik kommen, das heißt, wenn Sie Beschwerden haben, diese möglichst rasch abklären lassen, um dann zum Beispiel das Krankheitsbild der Eosinophilen Ösophagitis zu diagnostizieren und dann auch entsprechend zu therapieren.

Wenn Sie die richtige Therapieform haben, dann kann man diese Entzündung in der Speiseröhre hintanhalten, und dann kommt es auch nicht zu einem Umbau in der Speiseröhre, der zu den Stenosen führen kann.

Ist die Eosinophile Ösophagitis heilbar?

Im Prinzip haben vier von fünf Patienten einen chronischen Verlauf, das heißt: Ohne Therapie kommt es hier zu keiner Heilung. Mit Therapie haben Sie sehr gute Erfolgsaussichten, dass die Entzündung de facto verschwindet, dass Sie auch eine symptomfrei Lebensqualität haben.

Bei ca. 15 bis 20 Prozent kann es sein, dass die Erkrankung auch ohne Therapie bzw. nach einer kurzen Therapie von 6 bis 12 Wochen nicht mehr kommt.

Können meine Beschwerden ohne Behandlung verschwinden?

Die Beschwerden bei der Eosinophilen Ösophagitis können in seltenen Fällen ohne Behandlung auch wieder verschwinden, bei manchen Patienten nach einer kurzen Behandlung von 6 bis 12 Wochen dann für längere Zeit nicht mehr vorhanden sein bzw. nie wieder auftreten. Leider bei 4 von 5 Patienten habe ich einen chronischen Verlauf, und man braucht dann auch eine chronische Therapie, um diese Speiseröhrenentzündung nicht mehr zu haben.

Warum kann die Diagnose „Eosinophile Ösophagitis“ meine Lebensqualität verbessern?

Wenn Sie die Diagnose haben, kann man eine entsprechende Therapie einleiten.

Die Therapieformen, die wir im Moment haben, wirken sehr gut. Und wenn Sie dann die Therapie durchziehen, dann können Sie meistens auch schon in eher kurzer Zeit eine teilweise komplett ungestörte Lebensqualität erzielen. Das heißt: Nach einigen Tagen bis Wochen berichten die Patienten schon eine Symptomverbesserung.

Wenn Sie die Therapie nicht machen oder die Diagnose sehr lange verzögern, dann hat das meistens einen starken Einfluss, einen Nachteil auf Ihre Lebensqualität: Sie können schlecht schlucken, und es kann bis zu einer Stenose kommen, die eine Bolusobstruktion verursacht, welche dann im schlimmsten Fall endoskopisch therapiert werden muss, was dann wiederum zu Spitalsaufenthalten führt und einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.

Hier geht es zum Video-Interview: „Verlauf der Eosinophilen Ösophagitis”

(IM)JO06/01/02-2022 | Geprüft OA Dr. Markus Mader: Stand 16.02.2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.