Hemmung der Blutgerinnung
Unbehandeltes Vorhofflimmern erhöht das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. Warum Blutverdünner, wie Vitamin-K-Antagonisten und NOAKs, unabdingbar bei der Therapie von Vorhofflimmern sind, erfahren Sie in dieser Lektion.
Vorhofflimmern und Gerinnselbildung
Leidet ein Herz an Vorhofflimmern, pumpt es nicht mehr kräftig und gleichmäßig, sondern die Schläge ähneln einem Zittern. Es kommt somit vor, dass nicht das gesamte Blut aus dem Herzen gepumpt wird und daraufhin das zurückgebliebene Blut gerinnt. Wenn die so entstehenden Blutgerinnsel durch den Körper wandern und ein Gefäß im Gehirn verstopfen, kann es zu einem Schlaganfall kommen.
Warum werden gerinnungshemmende Medikamente beim Vorhofflimmern eingesetzt?
Um das Schlaganfallrisiko zu verringern, ist die Hemmung der Blutgerinnung bei vielen PatientInnen ein wichtiger Teil der Therapie. Bei den gerinnungshemmenden Medikamenten werden die Vitamin-K-Antagonisten und die direkten oralen Antikoagulantien (DOAK, auch als neue orale Antikoagulantien oder NOAK bezeichnet) unterschieden. Die Vitamin-K-Antagonisten werden bereits seit vielen Jahren in der Medizin verwendet, jedoch gilt zu beachten, dass hierbei alle 3 bis 4 Wochen eine ärztliche Kontrolle stattfinden muss.
Vitamin-K-Antagonisten
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Direkte orale Antikoagulantien (DOAK)
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Was ist ein Vorhofohrverschluss?
Das Vorhofohr ist eine anatomische Struktur in den Vorhöfen des Herzens. Es handelt sich dabei um eine kleine Aussackung des jeweiligen Vorhofs. Die Funktion des Vorhofohres ist noch nicht abschließend geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass das linke Vorhofsohr vielfach der Bildungsort für Blutgerinnsel beim Vorhofflimmern ist. Aus diesem Grund ist der Verschluss des Vorhofohrs eine Möglichkeit, um das Schlaganfallrisiko bei PatientInnen zu reduzieren. Die gängigste Maßnahme ist jedoch immer noch die medikamentöse Blutverdünnung. Aus diesem Grund wird der Verschluss nur bei PatientInnen durchgeführt, die keine Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen dürfen oder bei denen es schon zu Blutungskomplikationen durch die Medikamente gekommen ist.
Schlaganfall trotz Blutgerinnungshemmung
Auch eine ärztliche Therapie kann keine vollständige Sicherheit vor einem Schlaganfall versprechen. Um die Sicherheit eines Medikamentes jedoch zu erhöhen, ist die regelmäßige und korrekte Einnahme eine wichtige Voraussetzung. Erleidet jemand einen Schlaganfall, ist es besonders wichtig diesen schnell zu erkennen und einen Notarzt zu verständigen. Anzeichen für einen Schlaganfall sind:
- Sehstörungen
- Sprachstörungen, verwaschene Sprache
- Lähmungen, Taubheitsgefühl
- Schwindel, starke Kopfschmerzen
Kennen Sie den FAST-Test?
FAST steht für die englischen Begriffe Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Um zu prüfen, ob man selbst oder das Gegenüber einen Schlaganfall hat, dienen diese Begriffe als Hilfe.
Fordern Sie Ihr Gegenüber auf zu lächeln. Bleibt ein Mundwinkel hängen, kann ein Schlaganfall vorliegen. Lassen Sie Ihr Gegenüber die Arme nach vorn ausstrecken und die Augen schließen. Sinkt ein Arm ab, ist dies ein weiteres Zeichen für einen Schlaganfall. Gleiches gilt, wenn Ihr Gesprächspartner verwaschen spricht oder einfache Sätze nicht mehr nachsprechen kann. Ist eines der Zeichen auffällig, rufen Sie umgehend den Rettungsdienst (Europäischer Notruf 112, in Österreich und in der Schweiz auch 144), um die Notärztin/den Notarzt zu verständigen.
Medikamentengruppen
Blutverdünnende Medikamente (Antikoagulanzien) sind ein wichtiger Bestandteil, um Schlaganfälle bei Vorhofflimmern zu verhindern. Wo liegt der Unterschied der Wirkstoffe? Was bedeutet INR-Wert und worauf sollten Sie bei der Einnahme von Antikoagulanzien achten?
Was ist der INR-Wert?
Der INR-Wert (International Normalized Ratio) ist ein Kontrollwert, der das Maß der Blutverdünnung angibt. Mit der Messung des INR-Wertes wird die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten kontrolliert. Ein empfohlener INR-Wert liegt zwischen 2 und 3. Dieser wird alle drei bis vier Wochen kontrolliert. Zu Beginn der Therapie ist jedoch meist eine häufigere ärztliche Vorstellung notwendig, um die für Sie individuell passende Medikamentendosis zu bestimmen.
Vitamin-K-Antagonisten
Vitamin-K-Antagonisten sind blutverdünnende Medikamente, die bereits seit vielen Jahren in der Medizin eingesetzt werden, um Schlaganfälle bei Vorhofflimmern zu reduzieren. Nachteil hierbei ist jedoch, dass die Wirkung alle 3 bis 4 Wochen bei der Ärztin/dem Arzt kontrolliert werden muss. Hierzu wird ein Tropfen Blut aus der Fingerspitze entnommen und der INR-Wert bestimmt. Als Alternative zu der Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten werden in vielen Fällen die neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs) eingesetzt. Bei diesen ist eine regelmäßige Wirkungskontrolle nicht notwendig . Können PatientInnen jedoch aus verschiedenen Gründen NOAKs nicht einnehmen, sind die Vitamin-K-Antagonisten eine sehr gute Therapieoption.
Neue orale Antikoagulanzien (NOAK)
Bei der Therapie mit den neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) ist die korrekte und tägliche Einnahme der Medikamente besonders wichtig. Zudem sollten Sie alle 6 bis 12 Monate eine Kontrolluntersuchung bei Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt durchführen lassen. Der Abstand der Kontrollen ist größer, da diese Medikamente einen anderen Wirkmechanismus haben. Die Wirkung muss somit nicht anhand eines speziellen Blutwertes kontrolliert werden.
Medikamenteneinnahme: Was gilt es zu beachten?
Wie bei allen Medikamenten gibt es auch bei den Blutverdünnern Hinweise und Besonderheiten, die Sie beachten sollten.
Warum müssen die Medikamente regelmäßig eingenommen werden?
Vorhofflimmern tritt oft langfristig auf. Aus diesem Grund wird in den meisten Fällen die Therapie des Vorhofflimmerns dauerhaft angewendet. Hierbei ist es sehr wichtig, dass Sie die blutverdünnenden Medikamente täglich einnehmen und nicht pausieren. In wenigen Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel vor einer Operation, ist eine Pause der Einnahme notwendig. Eine solche Pause sollte nur in Absprache mit einer Ärztin/einem Arzt erfolgen. Die neuen Medikamente NOAK/DOAK haben eine Wirkdauer von 12 bis 24 Stunden. Wird eine Tablette vergessen, ist der Schlaganfallschutz nicht mehr gewährleistet.
Was gilt es bei erhöhter Verletzungsgefahr zu beachten?
Blutverdünnende Medikamente lassen das Blut langsamer gerinnen. Infolgedessen können sie auch zu einer verlängerten oder verstärkten Blutung bei Verletzungen führen. Wenn Sie unter erhöhter Verletzungsgefahr leiden oder durch Ihren Beruf dahingehend gefährdet sind, sollten Sie dies mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt besprechen. Hierbei können auch mögliche andere Therapien des Vorhofflimmerns, die keine erhöhte Blutungsneigung verursachen, in Betracht gezogen werden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in dem Kapitel “Chancen und Risiken der Ablation“.
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Vorhofflimmern - Glossar Hier finden Sie die wichtigsten medizinischen Begriffe und Fachtermini zum Vorhofflimmern kurz und prägnant erklärt.
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Schlaganfall-Risiko-Rechner Schon die Beantwortung ein paar einfacher Fragen kann Ihnen dabei helfen, Ihr Schlaganfallrisiko besser einzuschätzen.
Geprüft Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Daniel Scherr: Stand Juni 2022 | PP-ELI-AUT-0819/07.2022 | CV-AT-2200002, 06/2022 | Quellen und Bildnachweis