4. Was tun als Betroffene/r

Vorbereitung für den Notfall

Wenn Sie eine schwere Allergie haben, sollten Sie für den Fall einer anaphylaktischen Reaktion vorbereitet sein. Folgende Maßnahmen können Sie im Vorfeld treffen.

Umfeld informieren

Es ist wichtig, dass Ihr Umfeld über Ihre Allergie informiert ist. Zum einen kann Ihr Umfeld helfen den Kontakt zum Allergen, also zum Beispiel einen Insektenstich, zu vermeiden. Zum anderen ist es hilfreich, wenn bei einer allergischen Reaktion die Personen in Ihrer Umgebung wissen, was zu tun ist.

Erzählen Sie Ihrem Umfeld:

  • Worauf Sie allergisch sind und wie Sie den Kontakt zum Auslöser meiden.
  • Mit welchen Symptomen und wie stark Sie reagieren.
  • Was im Notfall zu tun ist (siehe „Was tun als Außenstehende/r“).
  • Wo Ihr Notfallset ist und wie es anzuwenden ist.

Sinnvoll ist es Familie, Freunde, Arbeits- und VereinskollegInnen zu informieren.

Bei Kindern sollten unbedingt alle Personen, bei denen das Kind manchmal auch ohne Sie ist, Bescheid wissen. Das können private Kontakte wie Freunde und Klassenkameraden genauso wie Betreuungspersonen in Schule, Hort und Vereinen sein.

Damit es gar nicht erst zu einer allergischen Reaktion kommt, ist das Meiden von Auslösern wichtig. Dazu erfahren Sie mehr im Kapitel „Anaphylaktischen Schock verstehen“ und für InsektengiftallergikerInnen im Kurs „Insektengiftallergie verstehen – Stichprävention“.

Notfallset und Allergiepass immer mit dabei

Damit Sie im Notfall schnell reagieren können und Ihr Umfeld beziehungsweise professionelle HelferInnen über Ihre Allergie Bescheid wissen, nehmen Sie zwei Dinge bitte immer überall hin mit:

  1. Ihr komplettes, regelmäßig auf Vollständigkeit und Haltbarkeit kontrolliertes Notfallset (siehe „Notfallset bei Anaphylaxie“).
  2. Ihren Allergiepass: Das ist ein medizinisches Dokument, das von allergologisch geschulten ÄrztInnen ausgestellt wird und alle wichtigen Informationen über Ihre Allergie enthält.

Tipp zur Aufbewahrung

Bewahren Sie Ihren Allergiepass in der Tasche des Notfallsets auf. Dann müssen Sie nur an eine Sache denken. Alternativ stecken auch viele Betroffene den Pass in ihre Geldbörse, die sie ja auch immer dabei haben.

Die ersten Schritte im Notfall

Wenn Sie als AllergikerIn bei sich Zeichen einer anaphylaktischen Reaktion bemerken, reagieren Sie bitte gleich.

Die ersten Anzeichen einer Anaphylaxie

Wie unter „Anaphylaktischen Schock erkennen“ beschrieben sind die typischen ersten Anzeichen eines allergischen Schocks:

  • Juckreiz an anderen Stellen als dem Ort des Insektenstichs
  • Juckreiz im Hals
  • Kribbeln, vor allem an Handflächen und Fußsohlen
  • Metallischer Geschmack im Mund
  • Benommenheit

Bitte nehmen Sie bei diesen Anzeichen sofort Ihre Notfallmedikamente ein und holen Sie Hilfe!

Bei starken Symptomen wie Atemnot oder Kreislaufproblemen setzen Sie bitte sofort den Adrenalin-Pen ein.

Einen Überblick über alle Erstmaßnahmen finden Sie unter „Erste Maßnahmen“.

Anaphylaktische Symptome ohne bewussten Allergen-Kontakt

Für jede allergische Reaktion, also auch für den anaphylaktischen Schock, muss es zu einem Kontakt zum Auslöser (Allergen) kommen. Aber dieser Kontakt wird nicht immer bemerkt. Wenn Sie daher typische Symptome haben, dann wenden Sie Ihr Notfallset an – auch wenn Sie keinen Stich bemerkt haben beziehungsweise beim Essen gut aufgepasst haben.

Nach Hilfe rufen

Wenn Sie Symptome bemerken, rufen Sie bitte auch gleich um Hilfe. Teilen Sie mit,

  • dass Sie AllergikerIn sind,
  • dass Sie gerade eine schwere allergische Reaktion haben,
  • dass die Rettung gerufen werden muss,
  • und zeigen Sie Ihr Notfallset.

Die HelferInnen können Sie vielfältig unterstützen. Fordern Sie unbedingt diese Hilfe ein!

  • Die HelferInnen können den Notruf absetzen, während Sie Ihr Notfallset anwenden.
  • Die HelferInnen können den Adrenalin-Pen anwenden und Sie lagern, wenn Sie selbst zu benommen sind.
  • Die HelferInnen sollten bei Ihnen bleiben bis die Rettung übernimmt.

Was Sie als helfende Person noch alles tun können, erfahren Sie unter „Was tun als Außenstehende/r“.

Körpersignale erkennen und darauf reagieren

Als AllergikerIn wissen Sie, wie Sie die ersten Symptome eines anaphylaktischen Schocks einzuordnen haben. Auch auf Atemnot und drohende Bewusstlosigkeit können Sie gezielt reagieren.

Atemnot

Wenn Sie im Rahmen einer allergischen Reaktion Atemnot haben, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Wenden Sie Ihren Adrenalin-Pen an (Anleitung: „Richtige Anwendung des Adrenalin-Pens“).
  2. Wenn vorhanden, wenden Sie Ihr Atemwegs-Spray (mehrmals) an.
  3. Nehmen Sie eine Atmungs-erleichternde Haltung ein (Arme abstützen, siehe Video).
  4. Atmen Sie komplett und durch die Lippenbremse aus („Pffffff“, siehe Video).

Alle anderen Erstmaßnahmen (Hilfe rufen, Notruf absetzen, restliches Notfallset anwenden) sind natürlich auch bei Atemnot wichtig.

Atemwegs-Spray richtig anwenden

1. Schütteln Sie das Spray kurz.
2. Atmen Sie komplett aus.
3. Lösen Sie das Spray bei Beginn der Einatmung aus.
4. Atmen Sie so tief Sie können ein und halten so lange wie möglich die Luft an.

Je nach Art des Sprays kann die Anwendung variieren. Wenn Sie diese Anleitung befolgen, machen Sie aber sicher keinen großen Fehler. Auf der Webseite der Atemwegsliga können Sie sich ein Anleitungsvideo zu Ihrem Spray ansehen. Üben Sie die Anwendung auch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.

Drohende Bewusstlosigkeit

Wenn Ihnen schummrig wird („schwarz vor Augen“), gehen Sie wie folgt vor:

  1. Setzen Sie sich hin.
  2. Wenden Sie Ihren Adrenalin-Pen an (Anleitung: „Richtige Anwendung des Adrenalin-Pens“).
  3. Legen Sie sich auf den Rücken mit erhöhten Beinen (siehe Video).

Alle anderen Erstmaßnahmen (Hilfe rufen, Notruf absetzen, restliches Notfallset anwenden) sind natürlich auch bei drohender Bewusstlosigkeit wichtig.

Nach Symptombesserung

Auch wenn es Ihnen besser geht, sollten Sie unbedingt gleich ärztliche Hilfe aufsuchen. Es ist möglich, dass sich die Symptome nach anfänglicher Besserung wieder verschlechtern.

Bitte bleiben Sie kurz nach einer schweren allergischen Reaktion nicht alleine und fahren Sie nicht selbst Auto!

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Geprüft Dr.in Barbara Ernst: Stand April 2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.