1. Anaphylaktischer Schock

Anaphylaktischen Schock verstehen

Der anaphylaktische Schock ist die schwerste Form der allergischen Reaktion. Für AllergikerInnen und ihre Angehörige ist wichtig zu verstehen, was das ist und was dabei passiert.

Was bei der Anaphylaxie passiert

Jede allergische Reaktion, so auch der anaphylaktische Schock, entsteht durch Kontakt mit einem Auslöser, dem Allergen. Dies führt zur Ausschüttung von Allergie-typischen Botenstoffen wie dem Histamin.

Der anaphylaktische Schock kann innerhalb von Sekunden bis Minuten nach Kontakt zum Auslöser entstehen, seltener erst nach ein paar Stunden. Er führt zu plötzlichen starken Symptomen und kann sogar lebensbedrohlich werden.

Typisch für den allergischen Schock sind:

  • Hautveränderungen wie Quaddeln
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit
  • Atembeschwerden wie Husten und Atemnot
  • Kreislaufreaktionen wie Blutdruckabfall bis zum Schock

Wenn Sie zunächst mehr über Allergien, insbesondere die Insektengiftallergie, erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen den Kurs „Insektengiftallergie verstehen“.

Häufige Auslöser

Viele verschiedene Substanzen können Allergien und auch einen allergischen Schock auslösen. Besonders häufige Auslöser sind:

  • Insektengifte: in Mitteleuropa vor allem Wespengift, gefolgt von Bienengift
    • Insektengifte sind in Mitteleuropa der häufigste Auslöser von anaphylaktischen Schocks bei Erwachsenen
  • Medikamente: insbesondere Schmerzmittel, Antibiotika, Narkosemedikamente
  • Nahrungsmittel: vor allem Nüsse, Erdnüsse, Schalen-/Krustentiere, Fische, Soja, Sellerie, Weizen
    • Nahrungsmittelallergien machen den Großteil der Allergien bei Kindern aus
    • Bei Kindern sind Nahrungsmittelallergien gegen Hühnereiweiß und Kuhmilch häufig, aber auch gegen (Erd-)Nüsse und andere obige Lebensmittel

Meiden von Auslösern

Das Meiden von Auslösern einer Allergie ist sehr wichtig!

  • Bei Medikamentenallergien sollten Sie in der Apotheke und bei Ärztin/Arzt stets Ihren Allergie-Pass vorzeigen.
  • Bei Nahrungsmittelallergien sollten auch alle, die gemeinsam mit Ihnen speisen, auf das Allergen verzichten.

Tipps zur Vermeidung von Insektenstichen finden Sie im Kurs “Insektengiftallergie verstehen” in der Lektion „Stichprävention“.

Anaphylaktischen Schock erkennen

Achten Sie auf die ersten Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks. Es ist wichtig, dass Sie diese als AllergikerIn oder Angehörige/r gleich erkennen und einordnen können.

Erste Anzeichen

Bereits vor dem Auftreten von bedrohlichen Symptomen kann sich der anaphylaktische Schock ankündigen. Typische erste Symptome sind:

  • Juckreiz an anderen Stellen als dem Ort des Insektenstichs
  • Juckreiz im Hals
  • Kribbeln, vor allem an Handflächen und Fußsohlen
  • Metallischer Geschmack im Mund
  • Benommenheit

Zeichen für einen schweren anaphylaktischen Schock

Bei den folgenden deutlicheren Symptomen ist mit der Entwicklung eines schweren anaphylaktischen Schocks zu rechnen:

  • Hustenreiz, giemende Atemgeräusche, Atemnot
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blutdruckabfall bis hin zu Schock und Bewusstlosigkeit
  • Deutliche Hautveränderungen wie Quaddelbildung am Körper

Verzögerter und biphasischer Verlauf

Gerade bei der Insektengiftallergie zeigen sich die Symptome meist sehr rasch innerhalb weniger Minuten. Es gibt aber auch einen verzögerten Verlauf mit Symptomen erst nach Stunden.

Beim biphasisischen Verlauf kommt es nach schnellem Symptombeginn zunächst zu einer Besserung und oft erst Stunden später zu einer erneuten schweren Reaktion.

Behandlung eines anaphylaktischen Schocks

Die schnelle Behandlung eines anaphylaktischen Schocks kann Leben retten. Daher sollte das Notfallset sofort angewandt werden. Das Notfallset enthält mehrere Medikamente, die einander ergänzen und alle wichtig sind.

Antihistaminikum

Das Antihistaminikum wirkt gegen den Botenstoff Histamin. Dieser spielt eine Schlüsselrolle bei der allergischen Reaktion. Durch die Blockade der Histamin-Rezeptoren wird die allergische Reaktion rasch gebremst. Innerhalb von etwa 30 Minuten kommt es zu Abschwellung, weniger Juckreiz und Besserung weiterer Symptome. Das Antihistaminikum ist im Notfallset normalerweise in Form von Tabletten, Tropfen oder Schmelztabletten enthalten.

Cortison-Präparat

Glukokortikoide, umgangssprachlich auch Cortison genannt, hemmen Entzündungsreaktionen und wirken stabilisierend. Sie wirken ebenfalls abschwellend und gegen Juckreiz, aber erst nach etwa einer Stunde. Zusammen mit dem Antihistaminikum kann die allergische Reaktion so effizient aufgehalten werden. Das Cortison-Präparat ist im Notfallset normalerweise als Tablette, Saft oder Zäpfchen enthalten.

Bronchien-erweiterndes Spray

Nur wenn Ihre Atemwege (Bronchien) zu einer Verengung neigen, enthält Ihr Notfallset außerdem ein Bronchien-erweiterndes Spray. Es ist das gleiche wie ein Notfall-Asthma-Spray. Es hilft sehr rasch die Atemwege zu erweitern und damit die Atmung stark zu erleichtern.

Im Kapitel „Körpersignale erkennen und darauf reagieren“ wird die Anwendung des Sprays bei Atemnot erklärt.

Adrenalin-Pen

Sehr wichtig ist im Notfall der schnell wirkende Adrenalin-Pen. Hierzu gibt es ein eigenes Kapitel in dieser Schulung: „Richtige Anwendung des Adrenalin-Pens“.

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Geprüft Dr.in Barbara Ernst: Stand April 2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.