4. Beschwerden in anderen Gelenken

Einsatz von Basistherapeutika bei axialer Spondyloarthritis

Wenn die axiale Spondyloarthritis nicht nur die Wirbelsäule, sondern auch andere Gelenke betrifft, muss die Behandlung angepasst werden. In weiterer Folge werden Basistherapeutika eingesetzt. Das sind Medikamente, die die axiale Spondyloarthritis aufhalten oder verlangsamen. Im Gegensatz zu Bedarfsmedikamenten wirken sie also nicht nur schnell und kurz, sondern langfristig. Sie werden laufend eingenommen und bilden sozusagen die „Basis“ der Behandlung. Beispiele sind Methotrexat und Sulfasalazin.

Wirkung der Basistherapeutika

Basistherapeutika setzen an unterschiedlichen Punkten der Entzündungskette an. Sie hemmen die Entzündung durch Beeinflussung von:

  • Zellen, in denen sich die Entzündung abspielt.
  • Botenstoffen, die die Entzündung bewirken.
  • Rezeptoren, die die Botenstoffe erkennen.
  • Knochenmark, das von der Entzündung betroffen sein kann.

Was zu beachten ist

Durch die vielen Ansatzpunkte können Basistherapeutika die körpereigene Abwehr stark beeinflussen. Daher ist eine Absprache mit Ihrem Behandlungsteam wichtig. Folgendes sollte daher beachtet werden:

  • Nehmen Sie die Medikamente immer entsprechend der Anweisung Ihrer behandelnden ÄrztInnen ein.
  • Die Basistherapeutika sollten sauber und kühl gelagert werden (gilt für Spritzen und Medikamente).
  • Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam, damit Ihre Therapie laufend überwacht und an Ihren Zustand angepasst werden kann.
  • Lassen Sie sich über Impfungen beraten, um Infekte zu vermeiden.

Sulfasalazin und Methotrexat bei axialer Spondyloarthritis

Sulfasalazin und Methotrexat bilden die Basis in der Behandlung der axialen Spondyloarthritis. Es handelt sich um lange und gut untersuchte Medikamente.

Wirkungsstärke von Sulfasalazin und Methotrexat

Die Wirksamkeit von Sulfasalazin und Methotrexat ist wissenschaftlich bewiesen. Die Wirkung ist jedoch nicht überall im Körper gleich stark:

  • Gelenke: hohe Wirkung.
  • Haut: geringe Wirkung.
  • Sehnen: geringe Wirkung.
  • Wirbelsäule: keine Wirkung.
  • Nägel: keine Wirkung.

Einnahme von Sulfasalazin und Methotrexat:

Beide Medikamente werden geschluckt (sogenannte orale Einnahme).

  • Sulfasalazin: 4x am Tag.
  • Methotrexat: 1x die Woche.

Wirkungseintritt von Sulfasalazin und Methotrexat

6-8 Wochen lang kann es dauern, bis das Ansprechen auf die Medikamente deutlich wird. Bis dahin müssen Nebenwirkungen beobachtet und bei Bedarf weitere Medikamente verabreicht werden (siehe „Glukokortikoide“).

Nebenwirkungen von Sulfasalazin und Methotrexat

Beide Medikamente können Nebenwirkungen verursachen. Folgende Kontrollmaßnahmen sind daher notwendig:

  • Überwachung der Leberwerte, des Blutbilds, der Nierenwerte.
  • Empfängnisverhütung.
  • Achten auf Haarverlust, Übelkeit und weitere Veränderungen.

Sulfasalazin und Methotrexat: Verschreibung einhalten

Für den Behandlungserfolg ist die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrem Ärzteteam wichtig. Wenn Sie die Anweisungen Ihrer ÄrztInnen einhalten, nennt man das auch „Adhärenz“. Gerade wenn Tabletten täglich eingenommen werden müssen, werden kleine Unannehmlichkeiten und Adhärenz schnell zum Thema. Sulfasalazin ist als Tablette größer als Methotrexat und muss häufiger eingenommen werden. Wenn Sie merken, dass diese Umstände Ihre regelmäßige Tabletteneinnahme erschweren, zögern Sie nicht, Ihre behandelnden ÄrztInnen darauf anzusprechen.

Glukokortikoide bei axialer Spondyloarthritis

Glukokortikoide sind schnell und gut wirkende Entzündungshemmer. Eine langfristige Anwendung muss aufgrund möglicher Nebenwirkungen gut begründet sein. Am häufigsten kommt das körpereigene Hormon „Kortison“ zum Einsatz.

Wirkung und Einsatz der Glukokortikoide

Der Einsatz von Glukokortikoiden kann Vor- und Nachteile mit sich bringen. Deshalb ist eine gute Absprache mit Ihrem Behandlungsteam wichtig.

Vorteile der Glukokortikoide:

  • Einsatz als Lokaltherapie möglich
  • Kurzfristige, gute Wirkung
  • Einsatz z. B. überbrückend während Sulfasalazin-/Methotrexat-Therapie möglich

Nachteile der Glukokortikoide:

  • Mögliche Nebenwirkungen
  • Langfristiger Einsatz nicht empfehlenswert

Verabreichungsformen von Glukokortikoiden

Glukokortikoide können auf vier unterschiedliche Arten verabreicht werden:

  • Tablette
  • Infusion
  • Spritze
  • Salbe

Nebenwirkungen der Glukokortikoide

Glukokortikoide (z.B. Kortison) können eine Vielzahl an Nebenwirkungen haben. Deshalb sollten sie nicht langfristig eingesetzt werden. Mögliche Nebenwirkungen sind u. a.:

  • Haut: Verdünnung, Wundheilungsstörungen.
  • Knochen: Verdünnung (Osteoporose).
  • Blutgefäße: Verkalkungen.
  • Herz-Kreislauf-System: Bluthochdruck, Schlaganfall.
  • Stoffwechsel: Diabetes.
  • Augen: Grauer Star, grüner Star.
  • Psyche: Depressionen und andere psychische Veränderungen.

Grundsätze des Glukokortikoideinsatzes

  • So viel wie nötig, aber so kurz wie möglich: Kein langfristiger Einsatz, Dosis mit Hilfe von Basistherapie reduzieren.
  • Bei Wirbelsäulenbeschwerden: Kein Einsatz.
  • Richtig angewandt mindern Glukokortikoide Entzündung und Schmerzen schnell und effektiv!

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Geprüft OA Dr. Raimund Lunzer: Stand Mai 2021 | Quellen und Bildnachweis

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