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COPD-Patient erzählt: „Möchte möglichst viel Zeit mit Kindern und Enkeln verbringen können.“

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Eberhard Jordan ist COPD-Patient und hatte sich zum Ziel gesetzt den Wiener Stephansdom zu besteigen. Für den 56-Jährigen mit einem Lungenvolumen von knapp 30 Prozent waren die 343 Stufen hinauf zur Türmerstube im Südturm des Doms eine der größten Herausforderungen seines Lebens. Im Interview mit selpers erzählt er von seinen Beweggründen, über seinen Blog und wie er Menschen COPD erklärt.

selpers: Was hat Sie auf die Idee gebracht den Wiener Stephansdom am Welt-COPD-Tag zu besteigen?

Jordan: Grundsätzlich einfach die Tatsache dass österreichweit ca. 400.000 Personen von COPD betroffen sind und die Tatsache dass es einfach extrem ruhig um diese Krankheit ist, und ich auf diese Krankheit aufmerksam machen will und zeigen will das unabhängig von einer guten medikamentösen Einstellung Training und Bewegung viel zu einem besseren Umgang mit der Erkrankung beitragen können. Und die Idee der Turmbesteigung kam dann über die Geschichte von Jupp Brandl der vor Jahren den Kölner Dom bestiegen hat.

selpers:Wie lange haben Sie sich darauf vorbereitet?

Jordan: Ich habe mich zirka 4 Monate mit einem Team der Therme WienMed gezielt darauf vorbreitet.

selpers: Sind Sie zufrieden damit, wie über die Challenge, Sie und Ihre Krankheit berichtet wurde? Gibt es Vorurteile auf die Sie treffen, wenn Sie Menschen von Ihrer COPD erzählen?

Jordan: Ich denke mit der Medienpräsenz von 80 Medienbeiträgen zu einem solchen Thema, kann man nur zufrieden sein – das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Nachdem ich recht offen mit meiner Erkrankung umgehe treffe ich selten auf Vorurteile, aber natürlich Unwissen und da ist es dann schon an mir dem anderen drastisch zu erklären warum jetzt etwas anders oder langsamer sein muss.

selpers: Vor kurzem haben wir einen Online-Kurs “Schlagfertigkeit für KrebspatientInnen” auf selpers veröffentlicht, um Betroffenen zu zeigen, wie sie mit unpassenden Fragen und Kommentaren zu ihrer Erkrankung umgehen können. Ist das auch etwas worauf Sie in Ihrem Alltag stoßen? Wie erklären Sie Menschen was COPD ist?

Jordan: Ich erkläre den Menschen eigentlich relativ wenig, außer dass ich ihnen sage, dass ich einfach nur 30 % Lungenleistung habe, während mein Gegenüber wahrscheinlich zwischen 80 – 100% hat und ich mir damit einfach schwer tue bergauf oder Stiegen zu steigen, oder Pakete zu tragen. Ich erkläre auch, dass es mir lieber ist, wenn Menschen voraus gehen und ich dann halt hinterher komme, ich komme schon aber langsamer.
Meinem Enkel, 4 Jahre, habe ich auch erklärt, dass er einfach genau auf mich hören muss, da ich ihm nicht nachlaufen kann oder so – er hat dann nur lapidar gemeint, ob ich ihm die kaputte Lunge zeigen könne und ob sie ein Loch habe.
Ein weiterer Zugang ist einfach zu sagen „ich habe genau das gemacht was du jetzt machst, nämlich geraucht, nur das meine Lunge das nicht ausgehalten hat, und irgendwann w.o.-gegeben (Anm. d. Red.: aufgegeben) hat.“ Wenn es jemand wirklich interessiert, dann kann er ja gerne auf meinem Blog nachlesen wie denn das mit COPD so ist.

selpers: Sie selbst schreiben in ihrem myCOPD-Blog über Ihre Erfahrungen mit COPD. Was hat Sie dazu bewogen den Blog zu starten? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Jordan: Ich schreibe diesen Blog um Menschen die auch COPD und Lungenemphysem haben Mut und Zuversicht zu geben – mir ist ganz klar, dass diese Krankheit extrem unterschiedlich sein kann und von jedem unterschiedlich wahrgenommen wird. Allerdings plädiere ich dafür, die Krankheit nicht einfach nur hinzunehmen und den Verlauf abzuwarten. Das ist meiner Meinung nach ganz sicher der verkehrte Weg. Das Wesentliche ist, mit ihr möglichst aktiv umzugehen.

Eine wesentliche Motivation für diesen Blog war auch Russell Winwood, eine komplette Ausnahmeerscheinung. Also ich will nicht wie er Marathon laufen – der Typ bin ich nicht – aber ich möchte so gut es nur geht ohne Erschöpfung spazieren gehen können, meine alltäglichen Tätigkeiten erledigen und möglichst viel schöne Zeit mit meinen Kindern und meinen Enkeln verbringen können.
Meine Erfahrungen: Ich habe eine kleine Gemeinde an Lesern, die den Blog sehr aufmerksam verfolgen und teilweise auch kommentieren, und es werden schön langsam immer mehr.

selpers: Gibt es etwas, dass sie allen COPD PatientInnen und grundsätzlich chronisch Kranken Menschen mit auf den Weg geben wollen?

Jordan: Für mich gibt es einfach fünf Säulen, die helfen können chronische Krankheiten besser zu meistern, und das sind:

  • Gute medikamentöse Behandlung
  • eine gute Zusammenarbeit mit den Ärzten und Therapeuten.
  • Gute und ausgewogene Ernährung
  • Regelmäßiges Training, Bewegung und Sport
  • Und ein gutes soziales Umfeld

Herzlichen Dank für das Interview

Eberhard-Jordan-Interview- Eberhard Jordan
COPD-Patient und Blogger

Hier geht es zum Blog von Eberhard Jordan.

Interview wurde geführt von:  Birgit Oppermann.

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