Vermutlich sind Ihnen schon einmal positive Auswirkungen des Waldes als Ort der Ruhe für Ihre Psyche aufgefallen. Haben Sie aber gewusst, dass sogar Ihr Körper von der Heilkraft des Waldes profitieren kann? Gesundheitliche Effekte von Waldbaden wurden in Studien sowohl auf die Psyche, etwa bei Depression, als auch auf Kreislauf, Immunsystem, die Atemwege und viele weitere Körperfunktionen festgestellt.
Waldbaden hat stärkende und ausgleichende Effekte auf den Kreislauf
Die Waldtherapie ist ein Teilgebiet der Klimatherapie. ForscherInnen fanden heraus, dass der Aufenthalt in Wäldern zu bestimmten präventiven, rehabilitativen und therapeutischen Zwecken dienen kann.
Bewegung an der frischen Luft kann den Kreislauf deutlich ankurbeln. Doch die WissenschaftlerInnen konnten sogar einen messbaren Effekt auf das Herz-Kreislauf-System beweisen. In Studien konnten bereits kurze Aufenthalte in Wäldern zu folgenden Veränderungen führen:
Senkung des Pulses
Verbesserung der Blutdruckwerte und
Optimierung der Herzfrequenzvariabilität
Aus diesem Grund profitieren Sie ganz besonders von regelmäßigen Aktivitäten im Wald, wenn Sie beispielsweise unter erhöhtem Blutdruck oder psychosomatischen Beschwerden leiden.
Waldbaden: Starkes Immunsystem und Unterstützung bei Krebs
Dass Spaziergänge und andere Aktivitäten im Wald sich auch positiv auf unser Immunsystem auswirken können, zeigen diverse Studien eindrucksvoll. Hätten Sie gedacht, dass das Waldbaden, wie es in der japanischen Tradition verankert ist, Ihre natürlichen Krebs-Killerzellen mobilisieren kann?
Japanische UmweltimmunologInnen haben sich intensiv mit dieser Thematik befasst. Dabei stellte sich heraus, dass ProbandInnen, die sich im Wald aufhielten, von gleich mehreren Effekten auf das Immunsystem profitieren:
Die durchschnittliche Aktivität und Anzahl der natürlichen Killerzellen stieg.
Die Konzentration krebshemmender Proteine stieg ebenfalls.
Die Ausschüttung von Stresshormonen sank, was wiederum positive Einflüsse auf das Immunsystem hat.
Die gesteigerte Aktivität der natürlichen Killerzellen war noch 30 Tage nach dem Waldbaden messbar. Diese Effekte können als Indikator für eine krebspräventive Wirkung der Waldaufenthalte dienen.
Aufgrund dessen erfreut sich das Waldbaden bzw. die Waldtherapie mittlerweile auch in europäischen Ländern wie Österreich, Deutschland und in der Schweiz großer Beliebtheit.
Waldbaden bei Depression und chronischen Schmerzen
Spaziergänge im Wald wirken sich nicht bloß auf Ihr Immunsystem aus, sondern auch auf die Psyche, die Genesung und das Schmerzempfinden.
Um dies zu belegen, begleiteten ForscherInnen ProbandInnen während einer zweitägigen Waldtherapie.
Das Ergebnis: Die Waldtherapie konnte Schmerzen reduzieren, Symptome einer Depression verringern und den Teilnehmern das Gefühl einer höheren Lebensqualität vermitteln.
Bei Krebs könnten regelmäßige Waldspaziergänge daher dem Krafttanken und dem besseren Umgang mit Nebenwirkungen der Therapie dienen.
Im sogenannten „Profile of Mood States Test” konnte das Waldbaden auch Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Müdigkeit reduzieren und die Tatkraft erhöhen.
Das Risiko für postoperative Erkrankungen konnte bei PatientInnen alleine durch den Anblick von Bäumen gesenkt werden.
Doch wie kommt es zu all diesen positiven Effekten?
Eine mögliche Erklärung ist mit Sicherheit, dass wir im Wald all unsere Sinne benutzen – was für den Mensch als multisensorisches Wesen wichtig ist.
Doch auch das spezielle Waldklima trägt vermutlich zu Ihrer Gesundheit bei: Die hohe Luftqualität mit einer geringeren Konzentration an Luftschadstoffen in Verbindung mit der höheren Luftfeuchtigkeit kann Ihre Atemwege entlasten, und auch die Haut atmet auf.
Eine wichtige Rolle bei den gesundheitsfördernden Effekten des Waldes scheinen ForscherInnen zufolge aber auch Phytonzide und Terpene in der Waldluft zu spielen. Diese Botenstoffe warnen Pflanzen vor Schädlingen und werden von den Bäumen abgesondert. Bei einem Spaziergang durch den Wald atmen Sie diese ein. Auf den Menschen könnten Terpene unter anderem eine entzündungshemmende Wirkung haben. Einige ForscherInnen vermuten auch, dass Mikroorganismen oder Luftionen eine Rolle spielen.
Studien erlauben zwar noch keine genauen Aussagen über die minimal nötige Aufenthaltsdauer im Wald. Es empfiehlt sich jedoch mindestens zweimal wöchentlich 30 Minuten an der frischen Luft, vorzugsweise im Wald, zu bewegen. Ein flotter Spaziergang in einem Nadelwald mit viel Wasser und Licht soll sich besonders gut eignen.