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Journaling für chronisch kranke Menschen: Mehr als ein Tagebuch!

Journaling: Therapie für chronisch kranke Menschen

Viele Menschen führen ein Tagebuch, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Gerade für PatientInnen mit einer chronischen Erkrankung bietet das „Journaling“ viele Vorteile. Ein gut geführtes Tagebuch hilft Ihnen nicht nur, Ihren Alltag zu strukturieren, sondern erleichtert auch die Kommunikation mit Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt und hilft, Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Journaling bietet viele Vorteile für chronisch kranke Menschen

Gerade für chronisch kranke Menschen ist ein regelmäßiges Tagebuch zu empfehlen:

Zum einen hilft ein Tagebuch Ihnen, Ihre Gedanken zu sortieren und sich Sorgen und Ängste von der Seele zu schreiben. Mehrere Studien, darunter eine der University of Texas, deuten darauf hin, dass das Führen eines Tagebuches Stress reduzieren kann.

Darüber hinaus ist ein Tagebuch ein gutes Medium, um Ihre Krankheit besser kennenzulernen. Zum Beispiel können Sie darin alle Infos festhalten, die Sie von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt oder aus anderen Quellen über Ihre Erkrankung erfahren haben. Notieren Sie auch Ratschläge und Therapiemaßnahmen, die Sie bei Ihren Arztgesprächen erhalten. So schaffen Sie sich selbst ein kleines Nachschlagewerk, das Ihnen immer wieder nützlich sein kann.

Besonders hilfreich ist es, im Tagebuch Notizen über Ihre Symptome zu machen. Halten Sie darin täglich fest, wie es Ihnen geht, ob Symptome aufgetreten sind und wann oder wodurch sie sich wieder gebessert haben. Je nach Erkrankung können Sie hier auch Messwerte wie Blutdruck, Peak-Flow oder Körpergewicht festhalten. Diese Notizen helfen Ihnen und Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt dabei, Ihre Therapie zu optimieren.

Wie kann ein Journal für Menschen mit chronischen Erkrankungen aussehen?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, ein Tagebuch zu führen. Welche Variante am besten funktioniert, ist sehr individuell. Probieren Sie verschiedene Methoden aus und testen Sie, was Ihnen am ehesten liegt.

Sie können Ihr Journal per Hand, am Computer oder per App führen. Das sind die Vor- und Nachteile:

Journaling per App

Für verschiedene Erkrankungen gibt es spezielle Tagebuch-Apps. Die „AsthmaApp“ bietet zum Beispiel neben anderen Funktionen die Möglichkeit, den Peak-Flow-Wert und weitere Vorkommnisse einzutragen und grafisch anzuzeigen. „M-Sense“ wurde für Patienten und Patientinnen mit Migräne und Kopfschmerz entwickelt. Auch hier tragen die NutzerInnen in Form eines Tagebuchs Auslöser und Symptome ein, um Muster zu erkennen. Apps haben viele Vorteile: Sie sind jederzeit verfügbar und bieten oft grafische Übersichten, die die Erkennung von Mustern erleichtern. Allerdings gibt es nicht für jede chronische Erkrankung die passende App. Und: Sie eignen sich zwar für das Tracken von Symptomen etc., bieten aber oft wenig Platz, um mit dem eigentlichen Tagebuchschreiben die Gedanken zu sortieren.

Journaling am Computer

Natürlich können Sie am Computer Ihre eigenen Tagebuchvorlagen erstellen, zum Beispiel in Form einer Tabelle. Der große Vorteil: Sie können das Tagebuch ganz nach Ihren Vorstellungen anpassen. Gleichzeitig können Sie in einem Textverarbeitungsprogramm Ihre Gedanken und Gefühle aufschreiben. Gerade, wenn Sie schnell tippen, kann dieses Format eine große Erleichterung sein.

Journaling per Hand

Die dritte Möglichkeit ist das klassische Schreiben mit Stift auf Papier. Das Journaling per Hand hat Nachteile, aber auch viele Vorteile: Sie können zum Beispiel einmal Notiertes nicht mehr gut verändern. Und das Schreiben von Hand kann langwieriger und anstrengender sein als das Tippen. Dafür können viele Menschen beim handschriftlichen Tagebuchschreiben besser entspannen und finden es „sinnlicher“. In einem richtigen Tagebuch haben Sie außerdem die Möglichkeit, kreativ zu werden, zu zeichnen oder Fotos einzukleben. Und am Ende halten Sie Ihr Werk mit allen Gedanken als Buch in der Hand.

Regelmäßig Tagebuchschreiben: Routinen helfen

Wie bei vielen anderen Techniken ist auch beim Tagebuchschreiben eine gewisse Routine wichtig. Erst nach einigen Wochen können Sie beurteilen, ob das Journaling eine passende Methode für Sie ist. Versuchen Sie deshalb, neue Gewohnheiten zu schaffen: Wählen Sie eine feste Tageszeit und koppeln Sie Ihre Tagebuchroutine an eine regelmäßige Tätigkeit. Zum Beispiel könnten Sie sich täglich nach dem Abendessen oder in der Viertelstunde vor den Nachrichten Ihrem Tagebuch widmen.

Hier finden Sie unsere Vorlagen für verschiedene PatientInnen-Tagebücher:

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

Bildnachweis: Teodor Lazarev | Bigstock