Mag. Dr. Christina Dietscher ist Geschäftsführende Leiterin der Abteilung für Gesundheitsförderung und Prävention im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen sowie Vorsitzende des Kern-Teams der österreichischen Plattform für Gesundheitskompetenz (ÖPGK). Sie forscht seit über 20 Jahren im Bereich der Gesundheitsförderung. Im Interview mit selpers erklärt sie, was Gesundheitskompetenz überhaupt bedeutet, welche Lösungsansätze es für mehr Gesundheitskompetenz gibt und was sie persönlich chronisch kranken Menschen mit auf den Weg geben möchte.
selpers: Frau Mag.a Dr.in Dietscher, Sie sind Vorsitzende des Kern-Teams der österreichischen Plattform für Gesundheitskompetenz (ÖPGK), einer Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Gesundheitskompetenz von Menschen zu erhöhen. Wie ist diese Plattform entstanden und woran arbeiten Sie dort gerade?
Dr. Dietscher: Gesundheitskompetenz ist eine wichtige Voraussetzung für Gesundheit – sie unterstützt Entscheidungen etwa mit Hinblick auf Bewegung oder Ernährung, hängt aber auch mit einer besseren Nutzung des Gesundheitssystems zusammen, trägt zu besseren klinischen Outcomes bei und kann helfen, unnötige Kosten im Gesundheitssystem zu vermeiden. Weil sich die Wirkung von Gesundheitskompetenz im Verlauf des Lebens summiert, haben ältere Menschen mit besserer Gesundheitskompetenz auch eine bessere Gesundheit und Lebensqualität.
Als 2012 die erste europäisch-vergleichende Studie zur Gesundheitskompetenz erschien, hat das unterdurchschnittliche Abschneiden Österreichs die Politik wachgerüttelt. 56% der Befragten – fast zehn Prozent mehr als im Durchschnitt der acht beteiligten Länder – wiesen mangelnde oder ungenügende Gesundheitskompetenz auf. Das hat dazu geführt, dass in die Gesundheitsziele Österreich, die damals gerade entwickelt wurden, ein eigenes Ziel zur Förderung der Gesundheitskompetenz aufgenommen wurde und Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz auch in der sogenannten Zielsteuerung-Gesundheit, dem zentralen Reformprozess des österreichischen Krankenbehandlungssystems, verankert wurden. Aus diesen beiden Reformprozessen heraus wurde dann 2014 die Gründung der ÖPGK beschlossen, die seither die Maßnahmen in diesem Bereich koordiniert. Und es ist schon sehr viel in Umsetzung gebracht worden.
Aktuell arbeitet die Plattform an folgenden Schwerpunkten: