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Outdoor against Cancer: Mit Bewegung gegen Krebs

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Sport ist die beste Medizin. Das ist nicht nur eine hohle Phrase, sondern längst wissenschaftlich belegt. Von der heilenden Kraft der Bewegung ist auch Petra Thaller nach ihrer eigenen Brustkrebs-Diagnose überzeugt. Die Gründerin von „Outdoor against Cancer“ motiviert mit ihrer Organisation andere Betroffene, gemeinsam vor die Tür zu gehen und dem Krebs aktiv den Kampf anzusagen.

Im Interview mit selpers erklärt Petra Thaller, warum Bewegung im Freien so wichtig ist und wie „Outdoor against Cancer“ KrebspatientInnen, aber auch deren Angehörigen hilft.

selpers: Frau Thaller, was war für Sie ausschlaggebend „Outdoor against Cancer“ zu gründen?

Petra Thaller: Im Grunde war es eine der zahlreichen Skitouren mit meinem Bergkameraden Andreas Ried. Er hat gesehen, wie gut es mir  tat, weiterhin sportlich aktiv zu sein. Ich erkannte schnell, wie wichtig hier ein umfassendes Angebot für Krebspatienten ist. In Gedanken war „Outdoor against Cancer“ somit geboren.

selpers: War Ihnen nach Ihrer eignen Diagnose gleich klar, dass Bewegung ein Teil Ihrer Therapie sein muss?

Petra Thaller: To be honest, ja! Ich bin ohnehin ein Mensch, der viel Bewegung braucht. Schonung war mein ganzes Leben nicht vorgesehen. Ich bin auch in meinen Schwangerschaften bis zum letzten Tag Rad gefahren, war in den Bergen unterwegs, habe Tennis gespielt. Eine Schwangerschaft mit einer Krebserkrankung zu vergleichen hinkt sicherlich für die meisten Menschen. Für mich jedoch nicht. Beides ist ein Zustand, in dem körperliche Aktivität in der Regel Physis und Psyche gut tut.

selpers: Welche Sportart ist die Richtige? Wie fange ich an, wenn ich mich entschließe, mich trotz Krebs mehr bewegen zu wollen?

Petra Thaller: Ganz einfach Bewegung. Alltagsbewegung und alles was Freude bereitet. Unsere Erfahrung zeigt, dass Funktionelles Gruppentraining, eine ausgewogene Mischung aus Kraft und Ausdauer, perfekt geeignet ist. Der Schlüssel liegt aber auch in der normalen Bewegung. Wenn jemand bis zur Erkrankung keinen Sport gemacht hat, kann er langsam anfangen und z. B. Erledigungen, die er bis dato mit dem Auto gemacht hat, zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Treppensteigen statt den Lift oder die Rolltreppe zu nehmen und sich mit der Alltagsbewegung langsam an das Thema Sport herantasten

selpers: Sport unterstützt bekanntlich den Heilungsprozess – aber wie?

Petra Thaller: Durch Bewegung und Sport werden die Selbstheilungskräfte aktiviert. Das Immunsystem wird gestärkt und damit auch die körpereigene Energie gegen den Krebs anzutreten. Darüber hinaus hält körperliche Aktivität das Hormonsystem in der Balance. Ganz gleich, ob Gesundheit oder Krankheit, Wachstum und Entwicklung, Psyche und geistige Zustände, Stoffwechsel und Immunfunktion, immer spielen Hormone eine entscheidende Rolle. Zu den bekanntesten Hormonen in Bezug auf Krebs zählen die weiblichen und männlichen Sexualhormone: Östrogen und Gestagene bei Frauen und Testosteron bei bei Männern. Je höher die freien Hormonspiegel sind, desto größer ist die Tumorprogression. Sportliche Aktivität regelt dies zum Guten hin.

selpers: Was bietet „Outdoor against Cancer“ konkret an?

Petra Thaller: Kurse und vor allem Aufklärung um die Wichtigkeit von körperlicher Bewegung im Leben. Denn: Bewegung ist Leben. Zudem liefern wir ein Programm für Krebspatienten, Familie und Freunde – als Inklusion statt Ausschluss – und damit Prävention, Therapiebegleitung und Restitution aus einer Hand. Das begrüßt übrigens auch die Europäische Kommission und hat unserem Förderantrag für 2019 und 2020 stattgegeben. In Zukunft arbeiten wir mit Italien, Griechenland, Österreich und Schweden an einem europaweiten Angebot. Für mich ist das eine Bestätigung erster Güte, dass der eingeschlagene Weg genau der Richtige war.

selpers: Was kann ich auch als Nicht-Betroffene/r tun, um das Projekt zu unterstützen?

Petra ThallerAls Nichtbetroffener kann man uns mit einer Mitgliedschaft von 49 EUR pro Jahr unterstützen, wer in großen Unternehmen arbeitet, kann beispielsweise an uns herantreten, wenn es um das Thema betriebliches Gesundheitsmanagement geht. Hier haben wir ein System entwickelt, welches die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Bewegung bringt und das Bewusstsein für ein gesundes Leben stärkt. Denn eine gesunde, motivierte Arbeitnehmerschaft bringt jedes Unternehmen voran.

selpers: Wie können Angehörige aktiv helfen?

Petra ThallerIch hatte mit meinen Kindern einen Deal: Wenn ich mich nicht bewege, dürfen, nein müssen sie mich in Bewegung bringen. Das haben die beiden perfekt gemacht. Angehörige können sich abwechseln und mit dem Krebspatienten jeden Tag eine halbe Stunde draußen an der frischen Luft etwas unternehmen. Auch spielt es eine große Rolle, dass man die Krebspatienten nicht mit Samthandschuhen anfasst, sondern sich auch im Alltag bestehen lässt.

selpers: Ihr Plan für 2018 war: auf den Kilimandscharo – was ist daraus geworden?

Petra ThallerAufgrund der Kurzfristigkeit des Angebotes haben wir den Kilimandscharo auf Januar 2019 verschoben. Aktuell sind wir mit einer bunt gemischten Gruppe von Krebspatienten beim Segeln in Kroatien. Eine wundervolle Erfahrung und im kommenden Jahr werden wir dies auch weiter ausbauen. Bei uns sind alle willkommen, auch Freunde und Familienmitglieder, das macht das Angebot wirklich außergewöhnlich. Und jetzt geht es in Richtung EU, was wollen wir mehr.

Vielen Dank für das Interview.

Vor kurzem wurde Petra Thaller auch vom Münchner Kirchenradio interviewed. Die Sendung zum Nachhören finden Sie hier. 

Interview wurde geführt von:  selpers.com

Bildnachweis: beigestelltes Foto