selpers: Liebe muss sich also nicht nur auf Personen beziehen?
Prof. Ludwig: Nein. Sehr wichtig sind auch Dinge, die uns in den Flow bringen und uns Sinn und Selbstbestätigung geben.
Lachen
„Lachen” ist der Punkt, der hinter den anderen vier Themen ein wenig zurücksteht und nicht ganz so entscheidend ist. Humor hilft uns, belastende Situationen zu entschärfen und leichter durchs Leben zu gehen. Wir alle wissen, was passiert, wenn man in einer Gruppe ist, in der herzhaft gelacht wird. Beim Lachen bewegen wir die Hälfte unserer 656 Muskeln, die Blutgefäße werden erweitert, der Stresspegel sinkt und es geht uns einfach besser. Das hat eine gesundheitsfördernde Wirkung.
Lernen
Der nächste Punkt ist das „Lernen“: Cogito, ergo sum. [Ich denke, also bin ich.] Wenn ich aufhöre zu denken, begrabe ich einen wichtigen Teil meiner Persönlichkeit. Denken gehört zu den anstrengendsten Aktivitäten überhaupt. Viele Menschen geben das gerne ab und vermeiden das Nachdenken. Dabei ist es für unsere Gesundheit sehr wichtig: Man weiß, dass Schauspieler, die ihre Rollen lernen, ein geringeres Risiko für Alzheimer haben. Hören sie auf, zu lernen, steigt ihr Alzheimerrisiko auf das Level der restlichen Bevölkerung an. Taxifahrer, die mit dem Navi fahren, haben ein größeres Risiko für Alzheimer, als Taxifahrer, die sich die Straßen merken und anhand ihrer Erfahrung orientieren. Das zeigt, das wir gefordert sind, unser Gehirn zu nutzen.
Laufen
„Laufen” meint körperliche Aktivität. Es gibt eine so große Zahl von Fakten, die die Wichtigkeit von Bewegung zeigen. Man weiß zum Beispiel, dass körperliche Aktivität während einer Chemotherapie das Risiko für Infektionen, Übelkeit und Krankenhausaufenthalte senkt. Im Mindset der „Ärzte von gestern“ steckt noch, dass sich Patienten schonen sollen. Schonung führt aber zur Reduktion aller körperlichen Fähigkeiten. Es gibt nur relativ wenige Erkrankrungsituationen, bei denen man sich schonen muss. Bei den meisten Patienten ist Bewegung sehr wichtig und senkt sogar bei verschiedenen Krebsarten das Rückfallrisiko. Außerdem reduziert regelmäßige Bewegung natürlich die Gefahr vieler Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Arteriosklerose, periphere Verschlusskrankheiten, Herzerkrankungen und so weiter.
Leichter essen
Das fünfte L ist „Leichter essen“. Man weiß zum Beispiel, dass Vegetarier länger leben. Das hat nicht nur damit zu tun, dass sie auch in anderen Bereichen möglicherweise disziplinierter sind, sondern hängt auch direkt mit den Essgewohnheiten zusammen. Wenig Fleisch, viel Obst und Gemüse, die richtigen Fette, Fisch sind wichtige Elemente einer gesunden Ernährung. Vermieden werden sollten stark verarbeitete Lebensmittel, zum Beispiel auch Süßstoffe.