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Spritzenangst: Wie ich gelernt habe, mit Nadeln umzugehen

Disclaimer: In diesem Artikel geht es um Spritzen, Nadeln und Ängste dabei.

Spritzen gehören für viele Menschen mit einer chronischen Erkrankung zum Alltag – angenehm sind sie aber selten. Auch Raphaela musste schon früh lernen, mit Nadeln umzugehen. Seit ihrer Kindheit lebt sie mit einer rheumatischen Erkrankung und hat im Laufe der Jahre ihren ganz eigenen Weg gefunden, die Routine rund ums Spritzen gelassener zu meistern. In diesem Beitrag erzählt sie, wie sie Schritt für Schritt mehr Sicherheit gewonnen hat – und teilt kleine Tipps, die den Umgang mit Spritzen leichter machen können.

Wie alles begann

Begonnen hat alles in meinem dritten Lebensjahr. Es fing (laut Erzählungen meiner Eltern) damit an, dass ich, im Gegensatz zu anderen Kindern in meinem Alter, nicht mehr gehen oder laufen wollte. Ich wollte entweder im Kinderwagen sitzen oder getragen werden. Dazu kamen geschwollene und gerötete Gelenke, vor allem meine Knie. Dies führte dazu, dass meine Mutter mit mir den Kinderarzt aufsuchte. Nach einigen Tests und längerer Wartezeit wurde bei mir recht schnell eine Diagnose gestellt: Juvenile idiopathische Arthritis. Für meine Familie war das ein Schock, ich war gerade erst drei Jahre alt geworden. Sie informierten sich viel in Büchern und versuchten, Wege zu finden, damit es mir besser geht. Wir besuchten regelmäßig gemeinsam die Kinderrheumaambulanz – bis ich erwachsen wurde.

Regelmäßige Arztbesuche wurden zum Alltag

Seitdem bin ich regelmäßig in Behandlung bei Rheumatolog:innen. Als kleines Kind war es für mich der pure Horror, Blut abgenommen zu bekommen. Ich erinnere mich noch gut an Momente, in denen ich einfach nur geschrien habe, weil ich nicht wollte, dass mich die Nadel sticht. Was mir half, war viel ermutigendes Zureden – und kleine Belohnungen danach. Oft bekam ich nach der Blutabnahme ein kleines Stoffküken geschenkt (Vielleicht mag ich ja deswegen auch heute noch Hühner so gerne?).

Ein „Gamechanger“ für mich als Kind war das „Zauberpflaster“, das vor der Blutabnahme auf die Haut kam und die Stelle betäubte. (Was ist ein „Zauberpflaster“ (Betäubungspflaster?)) Keine Blutabnahme ging mehr ohne dieses Pflaster! Ich kann mich noch genau an diesen Moment erinnern, als es hieß: „Du bist zu alt dafür.“ Ich war gerade 13 Jahre alt und wollte erwachsen sein, doch es ging nicht. Nach einiger Überwindung aber entschied ich mich dafür, das geliebte „Zauberpflaster“ aufzugeben und den Schritt ohne zu schaffen.

Patientenschulung Angst vor Spritzen überwinden

Angst vor Spritzen KursbildIn dieser Schulung erfährst du alles Wichtige rund um das Thema Spritzen: ihre wesentliche Rolle in der Medizin, die verschiedenen Arten von Injektionen sowie praktische Tipps zum Umgang mit der Angst vor Nadeln. Du erfährst, wie du dich gut auf eine Injektion vorbereiten kannst, welche Methoden helfen, Spritzenangst zu überwinden, und wie du deine Sorgen offen ansprechen kannst. Wir zeigen dir auch, wie du eine Injektion sicher durchführst, und geben Tipps, wie du Kindern helfen kannst, ihre Angst zu überwinden.
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Teenagerleben mit Spritzen

Als Teenager wurde die Therapie von Tabletten auf regelmäßige Spritzen umgestellt. Für mich war das eine richtige Herausforderung, wöchentlich zu spritzen. Meine Mutter startete mit mir die ersten Versuche und es verging lange Zeit, bis ich mich daran gewöhnen konnte. Sehr geholfen hat mir ein Fertigpen, bei dieser Spritze ist die Nadel vor der Anwendung nicht sichtbar, das machte vieles leichter.

Spritzenangst überwinden – meine Tipps

Bis heute spritze ich mich wöchentlich – eine Zeit lang sogar zweimal pro Woche. Ich mag es zwar immer noch nicht, aber es gehört inzwischen einfach zu meinem Leben dazu. Mir hat vor allem Kontinuität geholfen – und der Ehrgeiz, mich davon nicht unterkriegen zu lassen. Nach einer Operation habe ich mir das Ziel gesetzt, mich alleine spritzen zu können. Dieses Ziel zu erreichen und meine Komfortzone zu verlassen hat mich sehr gestärkt.

Hier sind ein paar Tipps, die mir geholfen haben:

  • Abends spritzen: Man spürt mögliche Nebenwirkungen der Spritze dann meist weniger, und ich bade oder dusche davor gerne – die Haut ist dann weicher.
  • Eisbeutel vorher auf die Einstichstelle: Das betäubt leicht und macht es angenehmer.
  • Ablenkung: Mir hilft das nicht, aber viele profitieren davon – z. B. Musik hören oder Serien schauen.
  • Entspannungs- oder Atemübungen: Vor allem, um den Körper und Geist zu beruhigen. (Auch super bei Impfungen oder Injektionen!)

Es hat mich gefreut, euch mit diesem Artikel in meine Erfahrungen mitzunehmen. Zum Abschluss möchte ich euch sagen: Gebt nicht auf – ihr seid stärker, als ihr glaubt! 😊

Herzlichen Dank für deinen Text, Raphaela.

Raphaela, 29, lebt in Wien.

Seit ihrer Kindheit lebt sie mit juveniler idiopathischer Arthritis. Sie hat Gesundheitsmanagement studiert und arbeitet im PR- und Marketing. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei der Österreichischen Rheumaliga, wo sie im Vorstand tätig ist und jung.rheuma betreut.

Mehr Informationen zur Österreichischen Rheumaliga findest du hier

Instagram: jung.rheuma

 

Text von: Raphaela G.

Bildnachweis: Raphaela