Am 22. September war Welt-CML-Tag. Dieser Tag wurde von der internationalen Dachorganisation der Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen. Den OrganisatorInnen geht es darum, Betroffene auf der ganzen Welt zu vernetzen und den Erkrankten Mut und Hoffnung zu geben. Die Forderung des Netzwerks ist klar: „Heute werden wir behandelt, morgen brauchen wir Heilung“. Die Wissenschaft hat diese Richtung bereits eingeschlagen. Immer bessere Therapien stehen zur Verfügung.
Welt-CML-Tag am 22. September 2018
CML – Blutkrebs mit genetischer Ursache
Bei der chronischen myeloischen Leukämie (CML) handelt es sich um eine der vielen Formen von Leukämie, also Blutkrebs. Das besondere an CML ist ihre genetische Ursache. Bei 90 % der Erkrankten liegt ein Philadelphia Chromosom vor. Dabei handelt es sich um eine Störung des Chromosoms 22. Die Krankheit kann zwar in allen Altersgruppen auftreten, am häufigsten wird sie jedoch bei Menschen diagnostiziert, die Ende 50 sind. Männer sind dabei etwas häufiger betroffen als Frauen.
Wie erkennt man eine CML?
Eindeutige Symptome für eine CML gibt es nicht. Wie bei allen Leukämien wird bei den Patienten zuerst eine Leukozytose, also zu viele weiße Blutkörperchen beobachtet. Das ist ein einfacher Laborparameter, ein hoher Wert kann zunächst viele Ursachen haben, z.B. eine harmlose Entzündung. Daher wird die CML in der chronischen Phase oft als Zufallsbefund entdeckt. Um die Diagnose zu sichern, wird der Arzt einen Gentest aus einer Blutprobe und eine Knochenmarkbiopsie verordnen.
Verlauf und Prognose
Wenn die CML in der chronischen Phase nicht behandelt wird, geht sie in eine beschleunigte Phase über, die mehrere Monate anhält, bis sich die Symptome verschlechtern. In der Spätphase werden übermäßig unreife Blutzellen gebildet. Die moderne Medizin hat allerdings wirksame Mittel in der Hand: zwischen 80% und 90% der behandelten Personen überleben die Erkrankung mindestens 5 Jahre. Zum Vergleich mit der Vergangenheit: während die Überlebensrate acht Jahre nach der Diagnose in den 70er Jahren noch bei sechs Prozent lag, sind heute fast 90% der Patienten nach diesem Zeitraum am Leben.
Behandlung von CML
Die Entdeckung der genetischen Ursache der CML veränderte auch die Behandlung. Schuld am Ausbruch der Krankheit dürfte, Experten zufolge, ein ganz bestimmter molekularer Schalter sein, der von Trägerinnen und Trägern des Philadelphia Chromosoms gebildet wird. Forscher nennen dieses Signalmolekül BCR-ABL1. Könnte man diesen Schalter nicht einfach umlegen? Genau an diese Frage knüpft der aktuelle Therapieansatz, der seit dem Jahr 2000 erforscht wird. Die Mediziner arbeiten hierbei mit einem Tyrosinkinasehemmer, ein Medikament, das dem krebserregenden Schalter seine Aktivität nimmt. Für viele Patientinnen und Patienten ist eine Transplantation von gesundem, blutbildendem Knochenmark gar nicht mehr nötig.
Um die Behandlung und die Heilungschancen weiter zu verbessern, geht es darum die genauen genetischen Ursachen und die Wirkung von Kombinationstherapien zu erforschen. CML-Betroffene können ihren behandelnden Arzt nach der Teilnahme an einer Studie fragen. Das hilft den Erkrankten. Und der Wissenschaft.
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Autorin: Dr. med. Iris Herscovici
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