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Zwischen Schulbank und Infusion – Mein Alltag mit Morbus Pompe

Wie fühlt es sich an, wenn man jung ist und plötzlich eine seltene Diagnose bekommt – ohne dass man überhaupt krank aussieht? Laura war 15, als sich ihr Leben unerwartet veränderte. In ihrem Beitrag erzählt sie von einem Weg, der anders verlief als geplant, und davon, wie sie gelernt hat, mit ihrer Erkrankung umzugehen und anderen Mut zu machen.

Lauras Geschichte

Es war das Jahr 2021, als ich meine Diagnose, Morbus Pompe, durch einen Zufallsbefund bekam, denn meine hohen Leberwerte und CK-Werte fielen auf. Ich war gerade mal 15 Jahre alt und maßlos überfordert mit der Nachricht. Allerdings hatte ich zwar die Diagnose, aber keinerlei Symptome. Und so lebte ich zunächst weiter mit der Diagnose im Hinterkopf, aber ohne Symptome.

Ab da gab es jährliche Untersuchungen in Heidelberg, um zu sehen, ob es erste Anzeichen von Symptomen gibt. Es wurden Physiotherapie-Tests gemacht, die Herzfunktion überprüft und ein Lungenfunktionstest gemacht. Doch nichts, keine der Untersuchungen war auffällig. Erst drei Jahre später fühlte ich mich nach der Schule müde, schwächer, und wachte morgens erschöpft auf. Sportliche Aktivitäten fielen mir schwerer als anderen Klassenkamerad:innen. Und beim Treppensteigen merkte ich, dass ich langsamer war als alle anderen und enorme Schmerzen hatte. Außerdem war ich unfassbar schnell außer Atem. Da wusste ich es: „Jetzt habe ich Symptome.“ Also ließ ich bei meinem Arzt ein MRT machen. Dies bestätigte die Muskelschwäche. Vor allem die Oberschenkel und der untere Rücken waren auffällig. Mit diesen Befunden kam der ganze Stress: Arzttermine, Untersuchungen und mit der Krankenkasse alles klären. Nebenbei wurde ich 18, also hieß das auch noch, in ein anderes Klinikabteil zu wechseln, mit anderen Ärzt:innen. Dort bekam ich dann meine erste Infusion, die ich gut vertrug. Bis auf etwas Müdigkeit und Erschöpfung danach. Ich bekam 3 Infusionen in der Klinik.

Am Anfang verheimlichte ich meine Krankheit so gut ich nur konnte, mittlerweile gehe ich offen damit um und will anderen Betroffenen helfen.

Während meine Mitschüler:innen in der Schule saßen, war ich bei der Infusion. Während meine Freunde zu Hause für die Prüfungen lernten, lernte ich in der Klinik. Während meine Freunde abends noch rausgingen, blieb ich zu Hause, weil meine Beine wie Wackelpudding waren und ich enorme Schmerzen hatte. Dann wechselte ich in die Heiminfusion, die definitiv eine Erleichterung ist. Ich muss nicht mehr einen ganzen Tag in der Schule fehlen, sondern kann nach der Schule meine Infusion bekommen. Ich fühle mich viel besser damit, außerdem sind da alle super lieb. Die Infusion im gewohnten Umfeld  zu bekommen ist definitiv beruhigend.

Am Anfang verheimlichte ich meine Krankheit so gut ich nur konnte, mittlerweile gehe ich offen damit um und will anderen Betroffenen helfen. Ein Lichtblick auf das alles ist mein Instagram-Account, @morbus_pompe, auf dem ich Inhalte über meine Krankheit teile, für mehr Offenheit und Inklusion. Ich sah lange keinen Sinn darin, chronisch krank zu sein. Seit ich meinem Instagram-Account habe, sehe ich einen: Ich erreiche Menschen, kann aufklären und für Austausch sorgen. Es erfüllt mich und gibt mir einen Sinn. Auch wenn ich lieber ein ganz gewöhnlicher Teenager wäre. Und nicht dreimal so viele Fehltage hätte wie meine Mitschüler. Und ich wünschte, ich könnte mehr ein normales Leben führen und auch mal abends noch spontan rausgehen, aber nein, mein Körper will nicht. Als junger, aktiver Mensch, gefangen in einem muskelkranken Körper.

Anderen Betroffenen würde ich empfehlen mit anderen in Kontakt zu treten und darüber zu sprechen. Ich selbst versteckte mich lange und sprach nicht drüber. Das macht die Krankheit aber nicht weniger real. Mit anderen Betroffen zu reden kann einem viel Halt geben. Aber auch Freund:innen und Familie sind der wichtigste Halt in so einer Zeit.

Danke, dass du deine Geschichte mit uns teilst, Laura.

Nimm Kontakt auf

Du lebst selbst mit Morbus Pompe und hast Fragen an Laura?
Wenn du dich mit Laura austauschen möchtest oder Fragen zum Leben mit Morbus Pompe hast, kannst du uns gerne schreiben. Schick einfach eine E-Mail an redaktion@selpers.com – wir leiten deine Anfrage an Laura weiter.

Ich bin Laura, 18 Jahre alt. Ich habe Morbus Pompe (adulte Form) und mache zurzeit mein Fachabitur in der Richtung Biologie und Umwelttechnologie. Danach beginne ich eine Ausbildung zur tiermedizinischen Fachangestellten. In meiner Freizeit hänge ich am liebsten mit Tieren rum, gucke Serien oder lese ein Buch.

Hier geht es zu Lauras Instagram Account: @morbus_pompe

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Interview wurde geführt von:  selpers Redaktion

Bildnachweis: Laura