7. Behandlung von Mantelzell-Lymphomen – alle Fragen

Das Mantelzell-Lymphom ist eine sehr seltene Krebserkrankung des Immunsystems. Hier bekommen Sie einen Überblick über die unterschiedlichen Therapieoptionen bei Mantelzell-Lymphomen und erfahren, welche Punkte bei der Auswahl des Behandlungskonzepts wichtig sind.

Grundlagen der Therapie von Mantelzell-Lymphomen

Ist ein Mantelzell-Lymphom heilbar?

Für viele Patienten stellt sich natürlich bei der Erstdiagnose die Frage, wie man die Erkrankung behandeln kann, ist sie heilbar und was ist die Prognose?

Beim Mantelzell-Lymphom ist die Antwort etwas schwieriger, weil wir wissen, dass wir das Mantelzell-Lymphom meist sehr gut behandeln können, viele Patienten in eine langanhaltende Remission kommen, also die Erkrankung verschwindet, und es gibt kaum einen Nachweis von ihr.

Aber wir sehen, dass auch nach vielen Jahren in Remission die Erkrankung zurückkommen kann.

Darum ist der Begriff Heilbarkeit beim Mantelzell-Lymphom ein sehr schwieriger und trifft die klinische Bedeutung nicht wirklich.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Mantelzell-Lymphomen?

Die wichtigsten Therapieoptionen beim Mantelzell-Lymphom umfassen Chemo-immuntherapeutische Erstlinienbehandlungen, also wenn die Erkrankung das erste Mal aufgetreten ist.

In den hinteren Therapielinien zum heutigen Stand kommen auch teilweise neu Moleküle zum Einsatz, die die Tumorzellen auf andere Weise als eine klassische Chemotherapie schädigen möchten.

Vor allem am Anfang stellt sich die wichtigste Frage für den behandelnden Arzt und den betroffenen Patienten: „Wie belastbar ist der Patient für die weitere Behandlung?“, da die besten Erfolge bei Patienten mit wenigen Begleiterkrankungen mit teils sehr intensiven Chemotherapie-Regimen erzielt werden.

Welche Ziele verfolgt die Therapie bei Mantelzell-Lymphomen?

Vor jeder medizinischen Therapie soll man natürlich zuerst die Ziele der Therapie feststecken.

In dieser Situation beim Mantelzell-Lymphom ist natürlich zuerst eine lang anhaltende Remission zu erreichen. Das heißt: Die Erkrankung soll möglichst zurückgedrängt werden und lange, wenn möglich gar nicht mehr wiederkommen.

Aber natürlich auch geht es darum, die Symptome des Patienten, die durch die Lymphom-Erkrankung entstehen, schnellstmöglich zu beheben.

Woran erkennt man, dass die Therapie wirkt?

Die Frage nach dem Ansprechen der Therapie ist in der klinischen Praxis meist sehr rasch zu beantworten, weil die klinischen Beschwerden des Patienten durch vergrößerte Lymphknoten, durch die B-Symptomatik oder durch die Blutarmut meist sich unter Therapie sehr rasch bessern.

Typischerweise werden unter der Lymphom-Behandlung befallene Lymphknoten in den ersten Wochen der Therapie meist deutlich kleiner, wenn die Therapie anschlägt.

Was bedeutet Remission und wie lange kann diese bei Mantelzell-Lymphomen anhalten?

Der Begriff „Remission“ beschreibt quasi das Zurückdrängen der Lymphom-Erkrankung.

Man kann verschiedene Remissionen definieren und werten.

Es gibt den Begriff der kompletten Remission, wo man weder im CT noch im Knochenmark noch Mantelzell-Lymphomzellen nachweisen kann. Das ist natürlich das Bestmögliche, was wir erreichen können. Und wir hoffen, dass diese Remission teils viele Jahre anhält für den Patienten. Und wir sehen vor allem nach sehr intensiven Therapie-Regimen mit Stammzell-Transplantation, dass die komplette Remission teils Jahre bis zu einem Jahrzehnt anhalten kann.

Was versteht man unter „Watch and Wait“?

Der Begriff „Watch and Wait“ beschreibt ein abwartendes Therapieprozedere oder Behandlungsmanagement.

Ich habe zuerst schon erwähnt, dass man sich das Ziel der Behandlung immer zuerst stecken soll.

Wenn Patienten völlig asymptomatisch sind durch die Mantelzell-Lymphomerkrankung und wenig Hinweis auf Dynamik oder besondere Tumormanifestationen besteht, wissen wir, dass es einen Teil, einen kleinen Teil der Patienten gibt, bei denen ein Abwarten des Prozedere, genannt „Watch and Wait“, durchaus eine vernünftige Option darstellt.

Diese Patienten werden je nach Vereinbarung im Abstand von wenigen Monaten von den behandelnden Ärzten gesehen, kontrolliert, die Laborwerte angesehen. Und wenn hier keine wesentliche Dynamik besteht, ist eben ein solches abwartendes Prozedere eine valide Option.

Was kann ich selbst in der Watch and Wait-Phase tun?

Die Watch and Wait-Phase setzt voraus, dass der Patient oder die Patientin kaum Beschwerden durch die Mantelzell-Lymphomerkrankung hat. In diesen Fällen empfehlen wir den Patienten einen aktiven Lebensstil, so wie er auch vor der Lymphom-Erkrankung geführt wurde, beizubehalten und der Erkrankung im alltäglichen Leben nicht zu viel Raum zu lassen.

Das bedeutet natürlich trotzdem eine gewisse Aufmerksamkeit für eine mögliche Verschlechterung oder mögliche Symptome, aber trotzdem Lebensmut, Lebenswille und eben die Freude am Alltag beizubehalten.

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Welche Faktoren beeinflussen die Wahl der Therapie?

Die Therapie des Mantelzell-Lymphoms wird durch sehr viele Faktoren beeinflusst.

Der wichtigste Faktor ist, wie bereits erwähnt, die Entscheidung, ob eine Behandlung notwendig ist. Dies ist bei den allermeisten Patienten mit der Neudiagnose eines Mantelzell-Lymphoms notwendig.

Dann muss eine Entscheidung getroffen werden von Arzt als auch dem betroffenen Patienten, wie die körperliche Fitness, Begleiterkrankungen und das Alter des betroffenen Patienten zu werten sind. Die lang anhaltenden Therapieerfolge werden erzielt mit intensiven Therapieprotokollen, die Chemotherapie als auch eine autologe Stammzelltransplantation, also eine Hochdosis-Chemotherapie mit Unterstützung der eigenen Knochenmarkszellen beinhaltet. Das ist eine teils sehr belastende Therapie und eignet sich nur für Patienten ohne relevante oder ohne schwerwiegende Begleiterkrankungen.

Wir wissen aber, dass natürlich viele Mantelzell-Lymphompatienten durch das fortgeschrittene Lebensalter bei Diagnosestellung bereits oft andere Erkrankungen wie Bluthochdruck, Zuckererkrankung oder Herzleiden haben. Hier braucht es ein individualisiertes Vorgehen, welche chemotherapeutischen Regime in Kombination mit Immuntherapie wie monoklonale Antikörper zum Einsatz kommen können.

Warum ist der allgemeine Gesundheitszustand für die Therapieentscheidung wichtig?

Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten spiegelt in den allermeisten Fällen wider die körperliche Fitness als auch die Summe der Begleiterkrankungen.

Also das heißt in der klinischen Praxis: Patienten, die viele Begleiterkrankungen haben, die schwer wiegen, sind auch meistens vom allgemeinen Gesundheitszustand deutlich herabgesetzt.

Was versteht man unter eingeschränktem und gutem Allgemeinzustand?

In der klinischen Praxis in der Onkologie beurteilen wir den allgemeinen Gesundheitszustand zumeist über praxisrelevante Fähigkeiten, also z.B. die Mobilität im Alltag, ob Patienten im Rollstuhl sitzen können oder eben selbst mobil sind und ob sie ihre Alltagsaufgaben wie einer Arbeit nachgehen oder die Selbstversorgung, die Versorgung des Haushalts selbst bewerkstelligen können.

Dieser Gesundheitszustand wird in der Onkologie meist als Performance-Score, als ECOG-Performance-Score bezeichnet und kann mit einem Status von 0 bis 4 beurteilt werden, wobei zum Beispiel ein Performance-Status von 0 ein vollaktiver Patient oder Patientin ist, die voll im Leben und im Berufsleben steht.

Welche Therapien kommen für PatientInnen in gutem Allgemeinzustand in Frage?

Vor allem für Patienten in gutem Allgemeinzustand und wenig Begleiterkrankungen empfehlen wir in der klinischen Praxis intensive Chemo-Immuntherapie-Protokolle, wo verschiedene Chemotherapeutika als auch monoklonale Antikörper zum Einsatz kommen. Diese Therapien haben sehr gut gezeigt, dass sie die Mantelzell-Lymphomerkrankung sehr rasch zurückdrängen können, eine tiefe Remission erzielen. Wenn eine solche Stammzell-Transplantation folgt, stellt das dann eine Konsolidierung dieser Remission dar. Diese Konsolidierung mittels Stammzell-Transformation führt dann dazu, dass bei hoffentlich sehr vielen Patienten diese komplette Remission sehr lange anhält.

Was bedeutet „zielgerichtete Therapie“ und welche Arten gibt es?

Der Begriff „zielgerichtete Therapie“ subsumiert neuere Therapie-Optionen, die in den letzten Jahren in der Onkologie ihren Einzug gehalten haben.

Klassische Chemotherapeutika zielen auf verschiedene Moleküle im Zellzyklus der Tumorzellen ab, also auf Zellen, die sich sehr rasch teilen.

Zielgerichtete Therapien haben das Ansinnen, Zelloberflächen oder auch intrazelluläre Ziele der Tumorzellen zu attackieren und dadurch die Tumorzelle zu zerstören. Die Vorstellung ist, dass diese Therapien dadurch weniger Nebenwirkungen haben, aber die gleiche Hauptwirkung. Das ist ein Wunsch, der manchmal zutrifft. Aber trotzdem: Auch wenn die Moleküle zielgerichtet sind, ist die Vorstellung, dass sie keine Nebenwirkungen haben, leider falsch.

Welche Therapien kommen für PatientInnen in eingeschränktem Allgemeinzustand infrage?

Zumeist sind Patienten mit eingeschränkterem Gesundheitszustand in einem höheren Lebensalter oder haben eben relevante und schwerwiegende Begleiterkrankungen. Diese Patienten sind zumeist nicht geeignet für intensive Therapieverfahren wie die autologe Stammzell-Transplantation. Hier kommen teils konventionelle Immuntherapie-Protokolle zum Einsatz. Aber auch vor allem nach vor Behandlungen gibt es hier vielversprechende Ansätze mit zielgerichteten Therapien oder Antikörper.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, wenn die erste Therapie nicht mehr wirkt?

Wenn die Erkrankung wieder aktiv wird nach Erstlinientherapie, ist die erste Frage, die man sich stellen muss: „Wie lang war das Intervall, wo die Patienten in Remission waren?“

Wir wissen, dass beim Mantelzell-Lymphom die Remission mancher Patienten viele, viele Jahre dauern kann und vor allem das sind Patienten, die auf eine Zweitlinientherapie im Regelfall erneut sehr gut ansprechen. Darum ist bei diesen Patienten auch eine Wiederholung der Erstlinientherapie eine Option. Wenn das keine Option ist, haben sich in den letzten Jahren mehrere neue Therapie-Optionen ergeben, wie zielgerichtete Therapien, die Thyrosinkinase-Hemmer, Immuntherapeutika und Antikörper umfassen.

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Stammzelltransplantation bei Mantelzell-Lymphomen

Was sind Stammzellen?

Stammzellen im menschlichen Körper stellt man sich so vor, dass sie das Reservoir für die nachfolgenden Zellen darstellen.

Sie brauchen in Ihrem Körper Zellerneuerung. Unser Körper baut sich die ganze Zeit auf und ab. Und dafür brauchen Sie neue Zellen. Und neue Zellen teilen sich aus den Stammzellen heraus. Die meisten Stammzellen, stellt man sich vor, dass sie im Ruhestand sind. Und nur wenn der Körper neue Zellen benötigt, werden diese Stammzellen aktiv, teilen sich. Die eine Zelle differenziert sich weiter, und die Stammzellen geht wieder in den Ruhestatus.

Was ist eine Stammzelltransplantation?

Wenn wir von einer Stammzell-Transplantation beim Lymphom sprechen, sprechen wir von einer Transplantation der Blutstammzellen.

Die Blutstammzellen sitzen im Knochenmark, wo sie eben für die Blutbildung verantwortlich sind. Die Stammzell-Transplantation bei Lymphom-Erkrankungen kann autolog, also von den Patienten selbst, oder allogen von einem Fremdspender erfolgen, wobei die autologe Stammzell-Transplantation die viel häufigere Variante ist, durchgeführt wird.

Für welche PantientInnen kommt eine Stammzelltransplantation infrage?

Die Stammzell-Transplantation, gepaart mit der hochdosierten Chemotherapie, ist vor allem für Patienten eine valide Option, die in der Erstliniensituation sind, also die noch keine weitere Behandlung erhalten haben, mit einer Lymphom-Erkrankung, die auf die erste Chemotherapie sehr, sehr gut angesprochen hat und vor allem wenig schwere Begleiterkrankungen haben.

Wir wissen, dass eine solche Stammzell-Transplantation doch eine relevante Rate an Nebenwirkungen und Komplikationen für den Patienten bringt. Dafür müssen wir sicherstellen, dass der Patient vom Allgemeinbefinden und den Begleiterkrankungen diesen gewachsen ist.

Wie läuft eine Stammzelltransplantation ab?

Die wichtigste Voraussetzung für eine Stammzell-Transplantation ist die Stammzellgewinnung im Vorfeld.

Wie bereits erwähnt, ist die Stammzell-Transplantation mit den eigenen Blutstammzellen meim Mantelzell-Lymphom die weitaus häufigste Option. Dafür wird unter laufender Chemotherapie eine kurze Pause gemacht und dem Patienten nach Verabreichung von Wachstumsfaktoren für die weißen Blutkörperchen, die Blutstammzellen, die sonst im Knochenmark sitzen, in das periphere Blut getrieben und dann von dort ein Apherese unterzogen. Das bedeutet, dass man diese Zellen aus dem Blut des Patienten herauswäscht, wo man sie dann entnehmen kann und in flüssigem Stickstoff lagern kann. Diese Stammzellenreserve dient dann zur Unterstützung nach der Hochdosis-Chemotherapie.

Für die Hochdosis-Chemotherapie wird der Patient stationär aufgenommen an einer spezialisierten Station, wo man sehr geübt darin ist, dem Patienten intensive Chemotherapien über mehrere Tage zu verabreichen.

Sie müssen hier mit einem stationären Aufenthalt von zwei bis drei Wochen rechnen.

In der ersten Phase des stationären Aufenthalts bekommt der Patient diese hochdosierte Chemotherapie und dann, nach einigen Tagen, werden die zuvor gewonnenen Blutstammzellen dem Patienten als einfache Infusion zurückgegeben. Diese Stammzellen finden eben dann wieder ihren Platz im Knochenmark des Patienten und bauen die eigene Blutbildung dann wieder auf.

Jedoch in dieser Phase ist der Patient sehr anfällig für Infekte und sonstige Komplikationen. Dafür braucht der Patient die spezialisierte pflegerische und ärztliche Betreuung, die eben nur auf spezialisierten Stationen gewährleistet werden kann.

Welche Risiken gibt es und welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die Frage nach den Risiken einer solchen Stammzell-Transplantation ist eine wichtige und muss vor diesem Prozedere ausführlich mit dem Patienten besprochen werden.

Die größten Komplikationen kommen auf den Patienten in der Phase zu, in der die eigenen Blutstammzellen durch die Hochdosis-Chemotherapie maximal supprimiert sind und die eigenen Blutstammzellen das Knochenmark noch nicht wieder aufgebaut haben. In dieser Zeit mangelt es vielen Patienten an gesunden eigenen Abwehrzellen, roten Blutkörperchen als auch Blutplättchen. Dies führt dazu, dass die Patienten infektanfälliger sind und blutungsgefährdet. Deshalb bekommen diese Patienten jeden Tag eine Laborkontrolle auf der Station, werden mit verschiedenen Blutprodukten als auch antibiotischen Therapien versorgt, um diese Zeit, bis die Blutzellen sich wieder erholt haben, gut abzuschirmen.

Natürlich kann es auch durch die verabreichten Therapien oder etwaige Begleiterkrankungen zu Verschlechterungen des Allgemeinbefindens kommen. Darum ist es wichtig im Vorfeld zu klären, ob zum Beispiel die Organsysteme wie Niere, Herz oder Lunge einer solchen Komplikation wie einem schweren Infekt oder der Flüssigkeitsbelastung durch die vielen Infusionen gewachsen sind.

Ist man nach einer Stammzelltransplantation geheilt?

Die Frage nach der Heilung beim Mantelzell-Lymphom ist in der klinischen Praxis eine schwierige.

Wir sehen viele Patienten, die nach erfolgter autologer Stammzell-Transplantation für viele Jahre eine komplette Remission erreichen. Das impliziert aber trotzdem, dass die Erkrankung auch nach langen Jahren der Remission wieder aktiv werden kann und einer erneuten Behandlung bedarf.

Weiter sehen wir aber auch einen Teil der Patienten, knapp zwischen 10 und 25 Prozent der transplantierten Patienten, die trotz dieser intensiven Behandlung in den ersten zwei Jahren ein Rezidiv erleiden. Diese Patienten bedürfen dann oft neuen Therapie-Optionen.

Wie kann ich mich auf eine Stammzelltransplantation vorbereiten?

Durch die hohe Belastung, die eine solche Stammzell-Transplantation mit sich bringt, ist zunächst eine wichtige Aufgabe der betreuenden Ärzte und Pflegepersonen, mit dem Patienten die Herausforderungen dieser Zeit zu kommunizieren.

Patienten müssen wissen, dass sie sich auf einen langen stationären Aufenthalt einstellen müssen und eine relevante Rate an Komplikationen. Hierfür ist es wichtig, dass die Patienten motiviert und informiert in diesen Prozess gehen. Patienten können sich selbst und das Umfeld hier durch Offenheit unterstützen, durch eine klare Kommunikation von Fragen, Ängsten und Bedürfnissen. Für medizinische Sachverhalte ist es natürlich für uns sehr von Vorteil, wenn Patienten in einem guten Allgemeinzustand und guten Ernährungszustand sind. Wir raten hier immer von Radikaldiäten, sonstigen Krebsdiäten oder sonstigen eingehenden Ernährungsumstellungen ab, die zu einer Gewichtsabnahme führen. Wir raten zu einem aktiven Lebensstil. Wir raten zu einer gewissen körperlichen Aktivität, weil das zu einem körperlichen Wohlbefinden und eben auch zu einer Stärkung des Gesamtorganismus führt.

Was kann ich selbst tun, um die Therapie zu unterstützen?

Ich darf allen Patienten raten, die vor einer Therapie ihrer Lymphom-Erkrankung stehen, zunächst die Fragen und Ängste, die man hat, klar zu benennen, möglicherweise sie aufzuschreiben und mit dem behandelnden Ärzteteam zu besprechen. Wir wünschen uns von Patienten, dass Fragen und Ängste diskutiert werden können.

Patienten sind angehalten, einen möglichst aktiven Lebensstil beizubehalten. Um es so auszudrücken: Patienten, die eine gewisse sportliche Aktivität an den Tag legen, die eine körperliche Belastbarkeit erreichen durch ein gewisses Training, durch körperliche Fitness, haben natürlich bessere Chancen, Komplikationen besser zu tolerieren, die durch intensive Therapien auftreten können.

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CAR-T-Zelltherapie bei Mantelzell-Lymphomen

Was ist die CAR-T-Zelltherapie?

Die CAR-T-Zelltherapie stellt eine neue, sehr spannende Therapie-Option für Lymphompatienten in den letzten Jahren dar.

Dazu werden dem Patienten körpereigene spezialisierte weiße Blutkörperchen, die T-Lymphozyten, entnommen und dann zu speziellen Werken der Hersteller der CAR-T-Zellprodukte gebracht. Dort erfolgt eine genetische Modifizierung dieser körpereigenen Abwehrzellen, die dazu führt, dass die Lymphozyten Oberflächenmoleküle auf den Tumorzellen erkennen. Im Fall des Mantelzell-Lymphoms ist dies das CD-19-Molekül, das auf allen Tumorzellen exprimiert wird.

Nach der genetischen Modifizierung der körpereigenen T-Lymphozyten wird das CAR-T-Zellprodukt, also diese modifizierten Blutzellen, wieder an das Krankenhaus, wo der Patient behandelt wird, zurückgebracht und die CAR-T-Zellbehandlung geplant.

Dies ist ähnlich einer Stammzell-Therapie. Viele Patienten erhalten eine Chemotherapie vor der CAR-T-Zellbehandlung, und dann wird das CAR-T-Zellprodukt als Infusion dem Patient wieder verabreicht. Und die Hoffnung und die Wirkung ist dann, dass die modifizierten T Lymphozyten die Tumorzellen erkennen und zerstören.

Warum wird die CAR-T-Zelltherapie durchgeführt?

Der Vorteil der CAR-T-Zelltherapie stellt die genetische Modifikation der eigenen Körperabwehrzellen dar.

Wenn Sie eine aktive Lymphomerkrankung in Ihrem Körper haben, müssen Sie davon ausgehen, dass Ihr Immunsystem die Tumorzellen nicht erkennt und nicht abwehren kann.

Hier setzt die CAR-T-Zelltherapie an, da die körpereigenen T-Lymphozyten so verändert werden, dass sie eine Möglichkeit haben, die Tumorzellen zu erkennen.

Für welche PatientInnen kommt die CAR-T-Zelltherapie infrage?

Mit dem heutigen Stand des Wissens sind vor allem Patienten dafür geeignet, die auf die Erstlinientherapie kein Ansprechen hatten.

Wir müssen allerdings auch die Komplikationen und Nebenwirkungen der CAR-T-Zelltherapie im Auge behalten. Ähnlich wie bei der autologen Stammzell-Transplantation kommen nur Patienten für dieses aufwendige und belastende Therapieverfahren in Frage, die von Alter, Begleiterkrankungen und Allgemeinzustand eine gewisse körperliche Fitness mit sich bringen.

Ist man nach einer CAR-T-Zelltherapie geheilt?

Die Frage nach der Heilung nach einem solchen aufwendigen Therapieverfahren ist berechtigt, aber zum heutigen Tag noch nicht exakt zu beantworten, da die wissenschaftlichen Daten über die CAR-T-Zelltherapie beim Mantelzell- Lymphom noch sehr jung sind. Das bedeutet, dass uns eine jahrelange Nachbeobachtung wie nach autologen Stammzell-Transplantation noch nicht zur Verfügung steht.

Wie läuft eine CAR-T-Zelltherapie ab?

Der Ablauf der CAR-T-Zelltherapie ist nicht unähnlich der autologen Stammzelltransplantation. Jedoch ist die Gewinnung der körpereigenen T-Lymphozyten meist wesentlich schneller und wesentlich rascher möglich. Dies erfolgt durch eine Apherese-Sitzung an einem geeigneten Zentrum, das im Normalfall in einem Tag abgeschlossen ist.

Danach erfolgt der Transfer der körpereigenen Blutstammzellen an das spezialisierte Werk des CAR-T-Zellprodukts, wo die genetische Modifizierung der Zielzellen vorgenommen wird.

In der Zwischenzeit werden wichtige Voruntersuchungen beim Patienten durchgeführt und auch, wenn es nötig ist, die kausale Lymphomtherapie fortgesetzt.

Nach einem Ablauf von drei bis vier Wochen wird das CAR-T-Zellprodukt vom Hersteller wieder an das behandelnde Krankenhaus zurück transferiert.

Der Patient wird auch wieder an einer spezialisierten Station, die mit den Gegebenheiten einer CAR-T-Zellprodukttherapie vertraut ist, aufgenommen.

Sie müssen hier mit einem stationären Aufenthalt im Schnitt von zwei bis drei Wochen rechnen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten und welche Risiken gibt es?

Das Nebenwirkungsspektrum einer CAR-T-Zelltherapie unterscheidet sich deutlich von einer autologen Stammzelltherapie oder von einer kombinierten Chemo-Immuntherapie.

Interessanterweise führt die CAR-T-Zelltherapie zu einer Aktivierung des Immunsystems, das zu verschiedenen Kreislauf- und Systemreaktionen des Körpers des Patienten führen kann, als auch sehr umschriebenen neurologischen Verschlechterungen, die allerdings nur vorübergehender Natur sind.

In der klinischen Praxis bedeutet das, dass wir nach einer CAR-T-Zelltherapie beim Patienten auf folgende Zeichen achten wie

  • Blutdruckschwankungen,
  • Fieber,
  • Verwirrtheit,
  • Tremor, das bedeutet ein Schütteln der Extremitäten oder der Finger,
  • Bewusstseinsverlust oder
  • Krampfanfälle.

Diese Symptome werden ausgelöst durch eine Aktivierung des Immunsystems, was dazu führt, dass diese Komplikationen auftreten können.

Kann die CAR-T-Zelltherapie in jedem Krankenhaus durchgeführt werden?

Die CAR-T-Zelltherapie bei Lymphom-Erkrankungen stellt eine Therapie dar, die nur an spezialisierten Zentren durchgeführt wird. Dies liegt zum einen daran, dass es eine eher seltene Therapie-Option ist, und nur in speziellen ausgewählten Patienten bei Lymphom-Erkrankungen durchgeführt wird.

Wie kann ich mich auf die CAR-T-Telltherapie vorbereiten?

Ähnlich wie bei allen intensiven Therapieprotokollen raten wir den Patienten, ihre Befürchtungen, Ängste und Fragen im Vorfeld klar mit dem behandelnden Team zu besprechen, da Sie doch zu einem erheblich längeren Teil stationär sein müssen für diese Behandlungen.

Vor der stationären Aufnahme empfehlen wir, mit der behandelnden Station zu besprechen, welche persönlichen Dinge oder welche subjektiven Maßnahmen sinnvoll sind, welche Dinge Sie auf Station mitnehmen können und sollen, was Ihnen den Aufenthalt auf der Station erleichtert und verschönert.

Wie kann ich mir den stationären Aufenthalt im Krankenhaus möglichst angenehm gestalten?

Wir raten allen Patienten dazu, mit der behandelnden Station im Vorfeld zu klären, welche persönlichen Artikel sie auf die Station mitnehmen sollen. Gerade durch die Mitnahme von persönlichen Gegenständen wie Unterhaltungsmedien, Laptop, Ladegeräte, Bücher und sonstige persönliche Gegenstände kann der Aufenthalt auf einer Station für den Patienten deutlich angenehmer gemacht werden.

Dazu ist es aber nötig, dies im Vorfeld kurz abzuklären, da auf solchen Stationen strenge Hygieneregeln bestehen.

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Verlaufskontrolle und Nachsorge

Welche Untersuchungen werden während der Therapie durchgeführt?

Während laufender Therapie eines Mantelzell-Lymphoms werden bei unseren Patienten regelmäßig Blut- und Laborkontrollen durchgeführt. Hierbei überprüfen wir zumeist die Zahl der weißen und roten Blutkörperchen als auch die Zahl der Blutplättchen. Als Routineuntersuchung unter laufender Therapie gilt auch die Kontrolle der Blutsalze, Leber- und Nierenwerte. Das sind Untersuchungen, die wir meist unabhängig von der gewählten Therapie bei den Patienten in gewissen Abständen durchführen.

Gerade die Zahl der weißen Blutkörperchen ist entscheidend für die Durchführung von kombinierten Chemo-Immuntherapien.

Auch führen wir unter den meisten Therapien regelmäßige Computertomographie-Kontrollen durch, um die Größe von Lymphknoten beurteilen zu können.

In welchen Abständen finden die Kontrollen üblicherweise statt?

Die Intervalle der Untersuchungen und Kontrollen hängen sehr stark von der gewählten Therapie und von der Erkrankung ab.

  • Gerade unter intensiven Chemotherapie-Protokollen müssen Patienten oft wöchentlich oder zumindest alle 2 bis 3 Wochen am behandelnden Zentrum erscheinen, um eben die besprochenen Chemo-Immuntherapien zu erhalten.
  • Wenn eine Erhaltungstherapiephase z.B. nach autologer Stammzell-Transplantation eingeschlagen wird, kommen die Patienten alle 8 bis 12 Wochen nur an das Krankenhaus.

Bei welchen Symptomen sollte ich zur Ärztin/zum Arzt gehen?

Bei bekannten Lymphom-Erkrankungen bitten wir Angehörige der Patienten, auf folgende Symptome besonders zu achten:

  • Hohes Fieber,
  • Nasenbluten,
  • schwere Durchfälle
  • oder das Auftreten von schweren Schmerzzuständen.

Das alles sind Symptome, wo ehest möglich ein Arzt oder eine Notaufnahme aufgesucht werden sollte.

Was ist ein Rückfall?

Ein Rückfall eines Mantelzell-Lymphoms beschreibt im Normalfall die zunehmende Aktivität einer Lymphomerkrankung, die zuvor in Remission war.

Dies stellt sich meistens durch Vergrößerung von Lymphknoten oder Wiederauftreten von Lymphomzellen im Blut oder Knochenmark des Patienten dar.

Was ist bei Mantelzell-Lymphomen bezüglich Rückfall zu beachten?

Beim Mantelzell-Lymphom besteht die Besonderheit, dass auch nach jahrelanger Remission ein Rückfall auftreten kann. Dies ist bei manch anderen Lymphomerkrankungen nur sehr selten der Fall.

Wovon ist die Behandlung von Rückfällen abhängig?

Die gewählte Behandlungsstrategie nach bestätigtem Rückfall einer Mantelzell-Lymphomerkrankung hängt vor allem von der Dynamik des Rückfalls ab. Also bestand eine lange Remission oder besteht ein Rückfall oder sogar Refraktärität durch eine laufende Therapie? Und wie ist die allgemeine Fitness des Patienten? Bestehen schwere Begleiterkrankungen oder ein verminderter Allgemeinzustand?

Welche Kontrollen werden nach der Therapie durchgeführt?

Kontrollen nach durchgeführter Therapie hängen in ihrer Intensität natürlich sehr ab davon, welche Tiefe der Remission erreicht wurde.

Bei den meisten Mantelzell-Lymphompatienten besteht nach Abschluss der Therapie eine tiefe Remission. Und dadurch werden die Kontrollen in Monats- oder in 3-Monatsintervallen nach durchgeführter Therapie durchgeführt.

In den letzten Jahren etablieren sich immer öfter Dauertherapieschemata mit neuen zielgerichteten Therapien, die bei guter Verträglichkeit über lange Zeit durchgeführt werden können. Hier sprechen wir nicht von einer klassischen Nachsorge, sondern von Kontrollen unter laufender Therapie, die auch je nach Verträglichkeit im Abstand von ein bis drei Monaten durchgeführt werden.

Was kann ich selbst zu einem guten weiteren Verlauf beitragen?

Wir versuchen alle unsere Patienten zu motivieren, über Komplikationen, Ängste und Nebenwirkungen mit ihren behandelnden Ärzten offen zu sprechen. Die schlechtestmögliche Situation stellt für uns alle dar, wenn Patienten Nebenwirkungen von Therapien haben, die dazu führen, dass sie verordnete Therapien nicht einnehmen können und wollen.

Darum braucht es zunächst, um einen Therapieerfolg sicherzustellen, eine offene Kommunikation zwischen Patient und behandelnden Ärzten und Pflegepersonen. Hier ist es wichtig, über seine Bedürfnisse und Probleme unter der Therapie zu sprechen.

Wir wissen aus vielen wissenschaftlichen Untersuchungen, dass gerade bei langfristigen Therapiekonzepten die Compliance, also die Einnahme, die korrekte Einnahme der Therapie und das Zusammenarbeiten von Arzt und Patient entscheidend für den Therapieerfolg sind.

Weiters versuchen wir alle unsere Patienten zu ermutigen, einen aktiven Lebensstil, eine gesunde Ernährung und ein gutes, unterstützendes Umfeld für sich zu schaffen. Das ist natürlich in der klinischen Praxis nicht immer leicht, und wir versuchen hier in allen Lebenslagen eine Unterstützung anbieten zu können. Auch wenn wir das nicht immer selbst tun können, haben wir doch in den großen behandelnden Zentren oft eine Vielzahl von unterschiedlichen Berufen für Sie wie Psychologen, Sozialarbeiter um uns, die Sie dabei unterstützen können.

Hier geht es zum Video-Interview: Verlaufskontrolle und Nachsorge

Geprüft Assoc.-Prof. Dr. Thomas Melchardt: Stand 20.02.2022

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.