2. Passende Therapie bei Mantelzell-Lymphom finden

Entscheidungsfindung

Nach der Diagnose Mantelzell-Lymphom besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt das weitere Vorgehen. Ihre Therapie wird anhand des Stadiums Ihrer Erkrankung sowie Ihrer allgemeinen Gesundheit gewählt.

Die richtige Behandlung auswählen

Um für Sie die passende Therapie auszuwählen, wird die Ärztin/der Arzt folgende Punkte mit Ihnen durchgehen.

Ist die Erkrankung in einem Stadium, das eine Behandlung notwendig macht?

  • Ist die Erkrankung im Anfangsstadium und verursacht keine Symptome, so ist die Therapie der Wahl „Watch and Wait“.
  • Ist die Erkrankung fortgeschritten, so ist in der Regel eine Behandlung nötig.

In der Schulung Mantelzell-Lymphom verstehen, erfahren Sie mehr zu den verschiedenen Stadien der Erkrankung.

Wenn die Erkrankung fortgeschritten ist, beurteilt die Ärztin/der Arzt Ihr Alter, Ihre körperliche Fitness und Ihren allgemeinen Gesundheitszustand.

  • Bei höherem Alter und/oder Begleiterkrankungen ist die Therapie der Wahl die Immunchemotherapie.
  • Bei gutem Gesundheitszustand ist die Therapie der Wahl eine Hochdosischemotherapie mit anschließender autologer Stammzelltransplantation.

Was ist der allgemeine Gesundheitszustand?

Der „allgemeine Gesundheitszustand“ oder kurz „Allgemeinzustand“ sagt aus, wie fit PatientInnen sind. Um Ihren Allgemeinzustand besser einzuschätzen, kann die Ärztin/der Arzt Ihnen zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • Wie alt sind Sie?
  • Welche Begleiterkrankungen haben Sie?
  • Können Sie sich im Haushalt selbst versorgen?
  • Können Sie Ihre Körperpflege allein bewältigen?

Manchmal verwendet die Ärztin/der Arzt auch den ECOG-Performance-Score. Der Score gibt auf eine Skala von null bis vier an, wie gut PatientInnen Ihren Alltag allein bewältigen können. Der Score „Null“ entspricht vollständig selbstständigen PatientInnen. PatientInnen mit dem Score „Vier“ sind bettlägerig und pflegebedürftig.

Eine ausführliche Erklärung des ECOG-Performance-Scores finden Sie in der Schulung Mantelzell-Lymphom verstehen.

Therapien für PatientInnen mit gutem Allgemeinzustand

PatientInnen in gutem Allgemeinzustand werden mit intensiver Immunchemotherapie und anschließender Stammzelltransplantation behandelt.

Ablauf der Behandlung

  1. Hochdosischemotherapie
    PatientInnen erhalten zunächst eine intensive und zielgerichtete Immunchemotherapie, die auch als Hochdosischemotherapie bezeichnet wird. Es werden unterschiedliche Substanzen angewendet, die unter dem Begriff „zielgerichtete Therapie“ zusammengefasst werden können.Die Medikamente der zielgerichteten Therapien erkennen Tumorzellen an bestimmten Oberflächenmerkmalen oder Strukturen in der Tumorzelle. Der Wirkstoff kommt so direkt zur Tumorzelle und verursacht deshalb weniger Nebenwirkungen als klassische Chemotherapien. Trotzdem sind Nebenwirkungen möglich.
  2. Stammzelltransplantation
    Durch die hochdosierte Chemotherapie werden die Zellen des blutbildenden Knochenmarks angegriffen. Um gesunde blutbildende Zellen wieder aufzubauen, bekommen PatientInnen nach der hochdosierten Chemotherapie eine autologe Stammzelltransplantation. Dabei werden PatientInnen ihre eigenen, vorher entnommenen gesunden Zellen über eine Infusion zurückgegeben. In der Lektion Stammzelltransplantation bei Mantelzell-Lymphomen erfahren Sie mehr über die Stammzelltransplantation.

Mit der Kombination einer hochdosierten Chemotherapie und einer Stammzelltransplantation erreichen die meisten PatientInnen eine gute Remission, die mehrere Jahre anhält.

Therapien für PatientInnen in eingeschränktem Allgemeinzustand

Die Behandlungsansätze für PatientInnen in höherem Lebensalter oder mit schwerwiegenderen Begleiterkrankungen sind für den Körper weniger belastend als Therapien für fittere PatientInnen.

Behandlungsmöglichkeiten

Für PatientInnen mit eingeschränktem Allgemeinzustand gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. In Frage kommen zum Beispiel:

  • Konventionelle Immunchemotherapien: Zum Beispiel das „R-CB“ oder „BR“ Therapiesystem, bei denen klassische Chemotherapeutika und der Antikörper Rituximab gemeinsam gegeben werden.
  • Therapie durch monoklonale Antikörper: Manchmal wird auch nur der Antikörper „Rituximab“ verabreicht. Diese Therapie nennt man „R-Mono“.

Antikörper Rituximab

Der Antikörper Rituximab ist ein kleines Eiweiß, das durch seine Struktur an das zelluläre Oberflächenmerkmal „CD-20“ binden kann. Dieses Oberflächenmerkmal findet sich zum Beispiel auf gesunden Immunzellen des menschlichen Körpers. Es ist aber auch vermehrt auf den Tumorzellen des Lymphoms ausgebildet. Rituximab kann deshalb passgenau an Krebszellen binden. Es führt zum Zelltod und verringert so die Zahl der Tumorzellen. Weil es aber auch an gesunde Immunzellen bindet, die das Oberflächenmerkmal „CD-20“ tragen, kann es bei der Einnahme zu vermehrten und schweren Infektionen kommen.

Behandlung bei Rückfall

Nach einer ersten erfolgreichen Therapie kann das Mantelzell-Lymphom lange inaktiv in einer vollständigen Remission sein. Wenn die Erkrankung wieder auftritt, gibt es zwei Behandlungsmöglichkeiten.

  1. Erneute hochdosierte Chemotherapie und Stammzelltransplantation
    Wenn die erste Therapie erfolgreich war und die Remission lang angedauert hat, kann nochmal eine hochdosierte Chemotherapie mit nachfolgender Stammzelltransplantation angewendet werden.
  2. Zielgerichtete Therapien
    Wenn die erste Therapie nicht erfolgreich war, keine Remission erreicht wurde oder die Krankheit schnell zurückgekehrt ist, kommen andere Therapien zum Einsatz. Möglich sind:

    • Immunchemotherapie
    • Monoklonale Antikörper, wie Rituximab
    • Tyrosinkinase-Inhibitoren, wie Ibrutinib. Tyrosinkinase-Inhibitoren greifen in den Zellzyklus von Tumorzellen ein, wodurch die Zellen absterben.

Downloads

  • Mantelzell-Lymphom Glossar In unserem Glossar sind die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit dem Mantelzell-Lymphom erklärt.

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Geprüft Assoc.-Prof. Dr. Thomas Melchardt: Stand 20.02.2022

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.