4. Behandlung bei Niedrigrisiko-MDS

Medikamentöse Therapie bei MDS

Unterschiedliche MDS-Typen werden mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt. Eine Reihe von Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkungsweisen und Nebenwirkungen stehen für die verschiedenen Formen des MDS zur Verfügung.

Eingesetzte Medikamente

Der Einsatz von Medikamenten bei Niedrigrisiko-MDS ist abhängig von den Symptomen. Häufig angewandt werden:

  • EPO bei Blutarmut
  • Lenalidomid bei Blutarmut und Vorliegen eines del5q-MDS
  • Cyclosporin A und Antithymozytenglobulin (ATG) bei hypoplastischem MDS
  • Luspatercept bei Blutarmut und Vorliegen eines Ringsideroblasten-MDS

Ambulante vs. stationäre Überwachung

Viele Behandlungen können mit etwas Übung zuhause selbst oder ambulant von der Hausärztin/dem Hausarzt durchgeführt werden. So kann die Spritzenanwendung für das Erythropoetin erlernt werden. Tabletten für die Eisenchelation können selbst eingenommen werden. Für das Spritzen von Luspatercept ist bisher ein Arztbesuch etwa alle 3 Wochen vorgeschrieben.

Mögliche Nebenwirkungen

Die Medikamente, die bei Niedrigrisiko-MDS eingesetzt werden, können Nebenwirkungen haben:

  • Erythropoetin, Thrombopoetin können zu Blutgefäßverstopfungen durch Gerinnungen führen. Um dieser Nebenwirkung vorzubeugen, sollte die Dosis anfangs jeweils nicht zu hoch gewählt werden.
  • Lenalidomid kann anfänglich zu einem Abfall der Blutplättchen und Blutungen führen. Blutkontrollen sind daher wichtig.
  • Luspatercept ist in der Regel gut verträglich, kann aber u. a. zu Müdigkeit führen.
  • Cyclosporin A kann zu vermehrten Infekten und Hautveränderungen führen.

Immunsuppressiva und Immunmodulatoren

Immunsuppressiva und Immunmodulatoren wirken auf das körpereigene Abwehrsystem. Beide kommen im Rahmen der MDS-Behandlung zum Einsatz.

Immunmodulierende und immunsupprimierende Medikamente bei MDS

Immunmodulatorische Substanzen verändern das Immunsystem in einer Weise, die den Krankheitsverlauf günstig beeinflusst. Bei Niedrigrisiko-MDS kann Lenalidomid als immunmodulatorische Substanz eingesetzt werden.

Immunsuppressive Substanzen unterdrücken das Immunsystem. Bei Niedrigrisiko-MDS können die immunsupprimierenden Substanzen Cyclosporin A und ATG angewandt werden.

Warnzeichen

Insgesamt werden die Medikamente gut vertragen und führen selten zu spürbaren Symptomen. Allergische Reaktionen sind möglich (z. B. Schleimhautschwellungen). Allerdings können Blutwertveränderungen und Organschäden auftreten. In regelmäßigen Kontrollen sollten daher bei Lenalidomid v. a. die Blutwerte, bei Cyclosporin A und ATG auch der Medikamentenspiegel, der Blutdruck, sowie die Herz- und Nierenfuktion überprüft werden.

Neue Behandlungsansätze

Die MDS-Behandlung entwickelt sich stetig weiter. Jeder neue Ansatz muss aber streng überprüft und ausgewertet werden, bevor er empfohlen wird.

Ziele der neuen Ansätze

Beim Niedrigrisiko-MDS zielen neue Behandlungsansätze vor allem darauf ab, das Ansprechen auf Behandlungen zu verlängern. Beispiele sind Telomerase-Inhibitoren oder Inflammasome, die die Blutzellbildung auf eine andere Art stimulieren als das rekombinante Erythropoetin. So kann die Behandlung auch fortgeführt werden, wenn PatientInnen nicht mehr auf Erythropoetin ansprechen.

Beim Hochrisiko-MDS sind in jüngster Zeit z.B. Spritzen durch Tabletten ersetzt oder Medikamente mit längerer Wirkdauer entwickelt worden.

Risiken

Studien bleiben abzuwarten. Generell ist es jedoch ratsam, sich über Risiken von neuen Behandlungen bei Ihrer behandelnden Ärztin/Ihrem behandelnden Arzt zu erkundigen.

Klinische Studien bei MDS

MDS-Zentren und ÄrztInnen mit viel MDS-Erfahrung haben einen Überblick darüber, welche neuen Substanzen derzeit getestet werden. Sie können Sie darüber informieren, ob Sie für eine laufende Studie in Ihrer Umgebung in Frage kommen und welche Vor- und Nachteile ein neuer Behandlungsansatz für Sie haben könnte. Denn nicht jede Studie ist für jede Patientin und jeden Patienten gleich geeignet.

Downloads

  • Glossar Hier finden Sie alle wichtigen Begriffe zu MDS gesammelt.

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Nicolas Bonadies: Stand August 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.