Woran stirbt man bei Brustkrebs?
Woran kann man im Rahmen einer Brustkrebserkrankung sterben? Es kommt darauf an, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Wenn die Erkrankung in andere Organe metastasiert hat, kann es zu einem Leberversagen kommen. Es kann zu einem Lungenversagen kommen, es kann zu einem Nierenversagen kommen. Es können Infektionen auftreten. Die kann man natürlich bis zu einem gewissen Grad mit einer Antibiotikatherapie behandeln. Manchmal greift diese Therapie aber nicht mehr, weil der Körper schon sehr geschwächt ist. Viele Menschen werden auch kachektisch. Das ist ein Fachbegriff. Das bedeutet, dass man sehr viel an Gewicht und auch an Muskulatur abbaut. Und diese Kachexie kann dazu führen, dass man insgesamt schwächer und infektanfälliger ist. Es gibt hier sicher keine Antwort, die auf alle Menschen zutrifft. Aber meistens ist es so, dass die Erkrankung, wenn sie nicht auf Chemotherapie, auf Anti Tumor Therapie anspricht, fortschreitet und dann dazu führt, dass der Körper und manchmal auch der Geist und die gesamte Person immer schwächer wird, sich zurückzieht, man dann auch mit vielen Therapien nicht mehr hinterherkommt und die wirkliche Todesursache nicht immer so exakt vorhersehbar ist. Was mir aber ganz wichtig an dieser Stelle zu sagen ist, ist, dass es wesentlich darüber zu sprechen. Über das Sterben zu sprechen, hat noch niemanden umgebracht. Das möchte ich Ihnen wirklich mitgeben. Und all die Ängste, die Sie haben. Meistens sind es Ängste vor starken Schmerzen, vor dem Ausgeliefertsein, vor Atemnot, vor Angst davor, dass die Angehörigen überfordert sind. Diese Ängste können nur dann besser werden, wenn man darüber spricht. Und es gibt Hilfe. Und es gibt Unterstützung. Und sie müssen sich nicht fürchten, denn der Tod und das Sterben steht uns allen zu 100 % bevor. Da kommen wir nicht drum herum.
Woran erkenne ich, dass mein:e Angehörige:r Schmerzen hat?
Woran sie erkennen können, ob ihre angehörige Person Schmerzen hat, ist an der Mimik dieser Person. Falls Sie die Person nicht mehr befragen können. Hilft es, auf den Gesichtsausdruck zu achten. Manchmal hilft es auch, den Puls zu tasten. Wenn Sie merken, dass jemand einen sehr schnellen Puls hat, kann das ein Zeichen von Stress sein. Eigentlich muss man sagen, können Sie sich da auf Ihr Gefühl verlassen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Person Schmerzen hat, ist es gut, wenn Sie jemand anderen fragen. Es gibt hier professionelle Einschätzungsmöglichkeiten auch für Menschen, mit denen man nicht mehr selber kommunizieren kann. Und man kann schon sehr, sehr viel tun, um Schmerzen zu behandeln. Manchmal kann man sie nicht vollkommen lindern, aber man kann sie auf jeden Fall so lindern, dass die Person sich wohlfühlt. Und niemand muss mehr Angst davor haben, an unerträglichen Schmerzen zu leiden. Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten zu helfen und zu unterstützen.
Wie kann ich die Wünsche der sterbenden Person während der Sterbephase berücksichtigen?
Wir alle sollten uns wahrscheinlich mehr mit unseren eigenen Wünschen auseinandersetzen und sie auch formulieren. Sie haben zum Beispiel die Möglichkeit, im Rahmen einer Patientenverfügung Ihre eigenen Wünsche zu formulieren oder in der Patientenverfügung Ihrer angehörigen Person nachzulesen, was der Person wichtig ist. Prinzipiell ist eine Patientenverfügung natürlich dazu da, Dinge abzulehnen, medizinische Dinge abzulehnen. Es gibt aber auch einen kleinen Teil, wo man etwas Persönliches hineinschreiben kann. Und ich glaube, es ist schon wichtig, den Satz zu berücksichtigen: „Man stirbt, wie man gelebt hat“. Wenn Sie im Leben es immer gerne laut hatten und mehr Party gemacht haben und sehr aktiv waren, dann wird Ihnen vielleicht als sterbende Person auch wichtig sein, dass nicht nur Traurigkeit herrscht, sondern dass ein bisschen Musik und Action um Sie herum ist. Während, wenn Sie Ihr Leben lang eher eine ruhige und stille und zurückgezogene Person waren, es dann vielleicht unangenehm ist, wenn zu viele Personen im Raum sind. Ich glaube, es ist ganz, ganz wesentlich, einen Menschen, der im Sterben liegt, auch vorab, solange man noch mit der Person sprechen kann, zu fragen: „Was ist dir wichtig, was brauchst du?“. Weil die Frage „Wie geht es dir?“ wird manchmal nicht sehr ehrlich beantwortet. Und je früher man darüber spricht, desto eher hat man dann die Möglichkeit, in der Situation auch entsprechend den Wünschen der Person, die im Sterben liegt, zu handeln. Das heißt, Kommunikation ist sehr, sehr wichtig. Scheuen Sie sich nicht davor, das Thema anzusprechen. Sie werden merken, wenn Sie es tun. Es löst sich dann etwas und es kann nur dann wirklich im Sinne der Person gehandelt werden, wenn man wirklich weiß, was die Person möchte und nicht nur mutmaßt, was die Person möchte. Deswegen ist darüber sprechen wichtig. Dann kann man es in der Situation, die dann auftritt, auch berücksichtigen.
Darf ich meine:n Angehörige:n während der Sterbephase besuchen?
In der Sterbephase ist es so, dass Sie in Krankenhäusern selbstverständlich bei der sterbenden Person sein können. Auf Palliativstationen ist es so, dass Sie auch mit aufgenommen werden können über Nacht und auch untertags bei der Person sein können. Auch in sehr, sehr vielen Hospizen ist es so, dass diese Möglichkeit besteht und ich denke, man muss es individuell entscheiden. Manche Menschen brauchen mehr Ruhe. Wenn zu viel los ist, kann das auch stressvoll sein für eine Person. Manche Menschen warten noch auf jemanden. Da sieht man wirklich häufig, dass eine Person nicht sterben kann, weil sie noch auf jemanden wartet. Also auch hier zählt nicht die Expertenmeinung, sondern die individuelle Situation. Und dazu zählt, dass man sich auch auf sein Gefühl und den Eindruck verlässt, den man gewinnt, wenn man eine sterbende Person besucht. Wichtig ist, dass sie auch auf sich selber achten, dass Sie ausreichend essen, dass sie ausreichend trinken. Das vergisst man sehr, sehr häufig, wenn man einen sterbenden Menschen begleitet. Und dass Sie sich an die professionellen Teams wenden, die Ihnen sicher weiterhelfen, wenn Ihnen irgendetwas unklar ist oder wenn Sie vor irgendetwas Angst haben.
Hier geht es zum Video-Interview: „Das Sterben“