4. Die verbleibende Zeit gestalten

Sollte ich meinen Tagen Struktur geben?

Insgesamt ist es wichtig, eine Balance zwischen der notwendigen Struktur, welche Krankheiten wie Brustkrebs erfordern, und der Flexibilität zu finden, um positive Erfahrungen und Momente in Ihr Leben zu integrieren.

Ihre Erkrankung und die damit verbundenen Behandlungen können bereits eine gewisse Struktur in Ihrem Leben vorgeben. Termine für Arztbesuche, Therapien und Medikamente geben Ihren Tagen einen klaren Rahmen.

Trotz der Belastungen, welche die Krankheit mit sich bringt, ist es wichtig, Raum für positive und angenehme Dinge in Ihrem Leben zu schaffen. Das können Treffen mit Freund:innen, Besuche in Ihrem Lieblingscafé oder andere Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten, sein.

Es ist ratsam, Ihre Tage nicht zu starr zu strukturieren. Lassen Sie Raum für spontane Momente und freie Zeiten, um das zu tun, was Ihnen guttut.

Was Sie tun können, wenn Ihnen alles zu schnell geht

Wenn Ihnen alles zu schnell geht, ist es wichtig, sich selbst Raum und Zeit zu geben.

  • Atmen und Verlangsamen: Erinnern Sie sich daran, dass es bei der Bewältigung von Brustkrebs nicht um Sekunden oder Minuten geht, sondern um Wochen und Monate. Bremsen Sie Ihre Gedanken und Aktivitäten, um sich nicht von der Geschwindigkeit des Lebens überwältigen zu lassen.
  • Auszeit nehmen: Nehmen Sie sich bewusst Pausen, um nicht ständig an Ihre Krankheit zu denken. Gönnen Sie sich Momente der Ruhe und Entspannung, um auf Ihre Seele zu achten.
  • Verarbeiten von schlechten Nachrichten: Es ist völlig normal, dass die Verarbeitung von schlechten Nachrichten Zeit braucht. Erlauben Sie sich, Ihre Emotionen zu durchleben und holen Sie sich bei Bedarf für den Umgang damit professionelle Hilfe.
  • Überlegen Sie, wie Sie Ihre Zeit gestalten möchten: Nehmen sie sich Zeit, um darüber nachzudenken was Ihnen wichtig ist. Welche Ziele und Träume möchten Sie noch verwirklichen?
  • Tagebuch führen: Manchmal kann es auch guttun, innezuhalten, Dinge festzuhalten und sie aufzuschreiben. Zum Beispiel in Form eines Tagebuches. Sehen Sie sich dafür den Kurs „Tagebuch schreiben zur Unterstützung bei Krebs“ an.

Indem Sie sich selbst erlauben, die Geschwindigkeit Ihres Lebens anzupassen und bewusst auf Ihre Bedürfnisse einzugehen, können Sie besser mit der Diagnose umgehen und Ihre verbleibende Zeit bestmöglich nutzen. Es ist in Ordnung, wenn Sie sich Zeit nehmen und sich selbst schonen, während Sie diesen herausfordernden Weg gehen. 

Wie können mich meine Familie und mein Freundeskreis unterstützen?

Die Unterstützung durch Familie und den Freundeskreis kann eine erhebliche Hilfe bei der Bewältigung dieser schwierigen Zeit bedeuten. Eine offene Kommunikation und die Bereitschaft, aktiv um Hilfe zu bitten, stellen sicher, dass Sie die nötige Unterstützung erhalten.

  • Klare Kommunikation: Nach der Diagnose hören viele Menschen das Angebot: “Wenn du etwas brauchst, bin ich immer für dich da!“. Nehmen Sie diese Angebote ernst, aber zögern Sie auch nicht, aktiv auf Ihre Familie und Ihren Freundeskreis zuzugehen, um ihnen mitzuteilen, welche Art von Unterstützung Sie benötigen. Seien Sie hierbei konkret und ehrlich.
  • Aktive Einbindung: Holen Sie sich die Hilfe, die Sie brauchen. Bitten Sie Ihre Liebsten aktiv um Hilfe und Begleitung, wenn Sie diese benötigen. Lassen Sie sie wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist, um Unterstützung zu leisten. Viele warten darauf, eine „Aufgabe“ zu bekommen, um hilfreich zu sein.
  • Klare Erwartungen: Stellen Sie sicher, dass Sie die Unterstützung erhalten, die Sie wirklich benötigen. Manchmal möchten Menschen helfen, sind sich jedoch nicht sicher, wie Sie das tun können. Geben Sie klare Anweisungen und lassen Sie sie sich in den Bereichen unterstützen, die für Sie am sinnvollsten sind.
  • Emotionale Unterstützung: Viele Menschen möchten gerne Unterstützung anbieten, doch manchmal kann es vorkommen, dass sie dies in ungeeigneten Bereichen tun, wie zum Beispiel in Bezug auf Ernährungsempfehlungen. Es ist nicht ungewöhnlich, den Satz zu hören: “Iss doch ein bisschen mehr, du bist so dünn.” Es ist wichtig, offen über Ihre eigenen Bedürfnisse zu sprechen und auch zu sagen, wenn Sie bestimmte Ratschläge lieber nicht hören möchten, da sie nicht hilfreich sind.

Wie kann ich meine Kinder auf den Tod vorbereiten?

Mit den eigenen Kindern über den Tod zu sprechen kann zu einer großen Herausforderung werden. Dennoch ist es sehr bedeutend, Ihre Kinder miteinzubinden. Hier einige wichtige Punkte:

  • Zeit lassen: Zuerst ist es wichtig, sich selbst etwas Zeit zu geben, um die Diagnose und Ihre eigenen Gefühle zu verarbeiten, bevor Sie mit Ihren Kindern darüber sprechen. Sie müssen innerlich bereit sein, bevor Sie dieses Gespräch führen.
  • Professionelle Unterstützung: Holen Sie sich professionelle Unterstützung von Therapeut:innen oder Berater:innen. Diese können Ihnen bei der Kommunikation mit Ihren Kindern helfen und sicherstellen, dass das Gespräch kindgerecht verläuft.
  • Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihren Kindern in einem altersgerechten Rahmen. Vermeiden Sie Geheimnisse in der Familie, da sich Ihre Kinder ausgeschlossen fühlen können. Das Thema sollte nicht tabu sein. Wird es verschwiegen, so bekommen die Kinder es dennoch mit und beginnen, Sie besorgt zu überwachen.
  • Kontinuierlicher Dialog: Führen Sie regelmäßige Gespräche mit Ihren Kindern und halten Sie sie auf dem Laufenden. Kinder haben ein feines Gespür für emotionale Veränderungen und sollten diesbezüglich aufgeklärt sein.
  • Keine falschen Versprechen: Machen Sie keine falschen Versprechen, da Kinder auf der emotionalen Ebene verstehen können, wenn etwas nicht stimmt.
  • Kindgerechte Aktivitäten: Nehmen Sie Ihre Kinder in den Prozess mit, aber ermöglichen Sie ihnen auch, ein normales Leben zu führen und Kind zu sein.
  • Auszeiten vom Thema: Es ist wichtig, ab und zu Auszeiten vom Thema Sterben zu nehmen, um gemeinsame positive Erlebnisse zu schaffen. „Heute denken wir mal nicht daran und haben es nur fein“.

Für weitere Informationen zu dem Thema besuchen Sie gerne unsere Schulungen: Mama/Papa hat Krebs und Mutter sein mit Krebs.

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Geprüft Dr.in Gabriele Traun-Vogt, Univ.-Prof.in Priv.-Dozin DDr.in Eva K. Masel, MSc und Dr. Gerald Bachinger: Stand Oktober 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.