4. Umgang mit der Diagnose Brustkrebs

Das soziale Umfeld

Ihr soziales Umfeld gibt Ihnen Halt und Unterstützung. Es trägt wesentlich zu Ihrer Gesundwerdung bei.

Wie kann ich mit Familie und FreundInnen über die Diagnose sprechen?

Hierbei gibt kein richtig oder falsch. Sie kennen Ihre Freunde und Ihre Familie am besten. Wenn Sie unsicher sind, können Ihnen diese Grundsätze helfen:

  • Vertrauensperson miteinbeziehen: Lassen Sie sich von Vertrauenspersonen unterstützen. Sprechen Sie z.B. zusammen mit Ihrer Partnerin/Ihrem Partner mit Ihren Kindern über die Diagnose.
  • Offener Umgang: Vielen hilft es, offen mit der Diagnose umzugehen. Ihre Familie und Freunde können Sie so besser verstehen und unterstützen.
  • Psychoonkologische Betreuung: Diese kann Sie beraten und unterstützen.
  • Informationsmaterial: Wenn Sie nicht ausführlich über die Diagnose sprechen möchten, können Sie Freunden und Ihrer Familie Broschüren über die Erkrankung geben, die Sie von Ihren BehandlerInnen erhalten können oder auf diesen Kurs verweisen.

Mit Kindern über die Diagnose sprechen

Auch hierbei gibt es kein richtig oder falsch. Wie offen Sie mit Ihren Kindern sprechen, ist besonders vom Alter Ihrer Kinder abhängig. Sie kennen Ihre Kinder am besten. Wenn Sie unsicher sind, können Ihnen diese Grundsätze helfen:

  • Ehrlich sein: Sagen Sie offen, dass Sie sich schlapp oder krank fühlen. So können Ihre Kinder die Situation besser verstehen.
  • Einfache Erklärung: Kinder wissen meist nicht, was Krebs ist. Ihnen zu sagen, dass Sie krank sind, reicht oft aus.

PsychoonkologInnen können Sie dabei unterstützen, Ihren Kindern die Diagnose nahezubringen. In unserer Online-Schulung Mama/Papa hat Krebs teilt eine erfahrene Psychologin der Krebshilfe Wien ihre Tipps für das Gespräch mit den Kindern.

Welche Unterstützung brauche ich während der Therapie?

Welche Unterstützung Patientinnen benötigen, ist individuell verschieden. Sie kennen sich selbst am besten. Zögern Sie nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn Sie Ihnen guttun würde. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

  • Psychoonkologische Betreuung: Sie hilft Ihnen, seelische Belastungen durch die Diagnose zu bewältigen.
  • Haushaltshilfe: Die erste Zeit nach der Behandlung können Aufgaben im Haushalt schwerer fallen. Der Sozialdienst der Klinik kann Ihnen dabei helfen, eine Haushaltshilfe zu erhalten. Sie können Ihre BehandlerInnen darum bitten, dass sich der Sozialdienst mit Ihnen in Verbindung setzt.
  • Mobile Krankenpflege: Wenn Sie pflegerische Unterstützung zu Hause benötigen, können Pflegekräfte nach Bedarf bei Ihnen zuhause vorbeikommen.
  • Kinderbetreuung: Ihre Kinder durch die Partnerin/den Partner oder in einer Tagesbetreuung gut versorgt zu wissen, kann viel Druck von Ihnen nehmen, während Sie sich behandeln lassen. Alternativ können Sie beim Jugendamt einen Antrag auf Familienhilfe stellen. Diese unterstützt Sie bis zu 5x/Woche bei der Kinderbetreuung und im Haushalt.
  • Soziales Netz: Ihre Familie und Freunde kennen und unterstützen Sie am besten. Oft wissen diese jedoch nicht, was sie konkret für Sie tun können. Sagen Sie Ihnen deshalb, womit sie Sie am besten unterstützen können. Tipps dazu finden Sie auch im Kurs KrebspatientInnen unterstützen.

Die psychische Belastung bei Brustkrebs

Die Diagnose Brustkrebs kann belastend sein. Manche Patientinnen können von psychologischer Unterstützung profitieren, um die erste Zeit nach der Diagnose besser zu meistern.

Wie kann ich mit meiner Angst umgehen?

Eine Krebserkrankung kann Angst machen. Sie können selbst aktiv gegen diese Angst vorgehen. Verschiedene Maßnahmen können Ihnen helfen:

  • Bewusst mit der Erkrankung auseinandersetzen: Wenn wir uns mit Ängsten auseinandersetzen, können diese geringer werden .
  • Auf Behandlungschancen konzentrieren: Die Prognose für Brustkrebs im Frühstadium ist sehr gut. Die meisten Frauen können geheilt werden. Es werden beständig neue Behandlungen entwickelt.
  • Psychoonkologische Unterstützung: Hier können Sie lernen, wie Sie besser mit Angst umgehen können.
  • Medikamente: Manchmal können Medikamente gegen Angst geeignet sein. Besprechen Sie mit Ihren ÄrztInnen, ob sie Ihnen helfen könnten.

Wie kann ich besser schlafen?

Einige Patientinnen können in der ersten Zeit nach der Diagnose nicht mehr so gut schlafen wie zuvor. Es stehen Ihnen einige Möglichkeiten zur Verfügung, Ihre Schlafqualität zu verbessern.

  • Angst bewältigen: Oft sind Sorgen und Ängste verantwortlich für Schlafprobleme. Versuchen Sie, Ängste zu bewältigen. Setzen Sie sich bewusst mit Ihren Ängsten auseinander. Teilen Sie diese mit Menschen, denen Sie vertrauen. Sie können sich auch durch PsychoonkologInnen unterstützen lassen.
  • Schlafgewohnheiten: Achten Sie darauf, zur gleichen Zeit zu Bett zu gehen und morgens aufzustehen. Entwickeln Sie auch eine Einschlafroutine. Lesen Sie z.B. jeden Abend vor dem Einschlafen 15 Minuten lang ein Buch. So lernt Ihr Körper nach einer Weile, dass es Zeit ist, zu Schlafen.
  • Medikamente: Manchmal können schlaffördernde Medikamente sinnvoll sein. Diese sollten Sie tagsüber nicht zu müde machen und dadurch Ihren Tagesablauf beeinträchtigen. Lassen Sie sich dazu von Ihren BehandlerInnen beraten.

Die Angst vor dem schlechten Schlaf

Wenn Sie länger schlecht schlafen, können sich Schlafprobleme verselbstständigen. Wenn Sie abends mit der Angst davor, schlecht zu schlafen, ins Bett gehen, werden Sie wahrscheinlich schlecht schlafen. Das geht vielen PatientInnen so. Dabei kann Ihnen Verhaltenstherapie, eine Form der Psychotherapie helfen. Sie lernen, negative Denkmuster zu erkennen und Ihnen entgegenzuwirken.

Was können Anzeichen für eine Depression sein?

Nach der Diagnose Brustkrebs fühlen sich viele Patientinnen überwältigt und kraftlos. Manchmal kann dahinter eine Depression stecken. Es gibt drei Hauptkriterien für die Depression:

  • Interessenverlust: Sie empfinden keine Freunde mehr an Dingen, die Ihnen früher gefallen haben.
  • Niedergeschlagenheit: Sie fühlen sich häufig traurig oder niedergeschlagen.
  • Antriebsschwäche: Sie können sich weder für Aufgaben noch für schöne Dinge motivieren.

Wenn eine oder mehrere Aussagen auf sie zutreffen, wenden Sie sich bitte an Ihre BehandlerInnen. Zu erkennen, ob die Kriterien für eine Depression erfüllt sind, erfordert ausführliche Gespräche sowie medizinisches Wissen und Erfahrung.

Berufstätigkeit und Brustkrebs

Für viele Menschen ist der Beruf ein wichtiger Teil ihres Lebens. Wie schnell eine Rückkehr in den Beruf möglich ist, hängt von vielen Faktoren ab.

Arbeiten bei Brustkrebs

In verschiedenen Phasen der Therapie benötigen Sie unterschiedlich viel Erholung.

  • Operation: In der Zeit unmittelbar um die Operation sollten Sie nicht arbeiten.
  • Strahlentherapie: Während der Strahlentherapie brauchen Sie oft weniger Erholung. Häufig ist jedoch der Anfahrtsweg zu einem spezialisierten Zentrum weit. Das kann eine regelmäßige Tätigkeit erschweren.
  • Chemotherapie: Ob während der Chemotherapie arbeiten möglich ist, ist individuell unterschiedlich. Oft ist es nicht ratsam. In diesem Zeitraum sollten Sie nicht viele Menschen treffen, um Infektionen zu vermeiden. In dieser Phase stehen Ihre Erholung und Gesundung im Mittelpunkt.

Ab wann darf man nach der Therapie wieder arbeiten?

Wann nach der Therapie Arbeit wieder möglich ist, ist individuell verschieden. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Art des Tumors
  • Art der Behandlung
  • Ihrem Beruf

Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, wann Sie wieder arbeiten können. Sie/er kennt Ihren Fall am besten.

Muss ich meinen Arbeitgeber über die Erkrankung informieren?

Sie müssen sich in jedem Fall krankschreiben lassen. Auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung steht nicht der Grund für die Krankmeldung und Sie müssen Ihren Arbeitgeber nicht informieren. Wenn Sie ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Arbeitgeber haben, kann es helfen, ihn zu informieren.

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Geprüft Prim.a Priv.-Doz.in Dr.in Birgit Volgger: September 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.