5. Therapieentscheidungen bei Brustkrebs

Wie wählt meine Ärztin oder mein Arzt die passende Therapie aus?

Die Auswahl der richtigen Therapie bei Brustkrebs ist entscheidend und erfordert eine gründliche Überlegung. In den meisten Fällen wird ein Therapievorschlag von einem sogenannten Tumorboard erstellt. Dies ist eine Institution, in der Fachleute aus verschiedenen medizinischen Bereichen vertreten sind. Sie kommen zusammen und besprechen den medizinischen Befund und die Behandlungsmöglichkeiten eines Patienten oder einer Patientin. Der Therapievorschlag basiert auf der Expertise aller beteiligten Personen sowie auf internationalen Richtlinien. 

Wie wird entschieden, ob brusterhaltend operiert wird, oder eine Brustentfernung durchgeführt wird?

Die Entscheidung zwischen brusterhaltender Operation (Lumpektomie) und einer vollständigen Entfernung des Brustdrüsengewebes (Mastektomie) sollte sehr ausführlich besprochen werden. 

Der aktuelle Standard ist die brusterhaltende Operation, bei der das Tumorgewebe entfernt wird, gefolgt von einer Strahlentherapie . Dies hat sich als genauso sicher erwiesen wie die Entfernung der gesamten Brust. Das bedeutet, dass es keinen Unterschied in Bezug auf Lebenserwartung, Rückfallrisiko und die Notwendigkeit weiterer Operationen macht, ob eine Lumpektomie oder eine Mastektomie durchgeführt wird.  

Es gibt zwei Ausnahmen, in denen eine Mastektomie die sinnvollere Alternative sein kann: 

  • Die familiäre Brustkrebsform, die auf einer Mutation basiert und weitervererbt wird 
  • Wenn nicht sicher ist, ob alle Teile des Tumors sorgfältig entfernt werden können
Überlegungen zu Lumpektomie oder Mastektomie

Falls Sie gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam besprechen wollen, welche Option für Sie die beste ist, kann es helfen, wenn Sie sich überlegen, wie wichtig Ihnen die folgenden Aspekte sind: 

  • Dass Ihre Brust erhalten bleibt 
  • Dass das Brustgewebe vollständig entfernt wird, um sich sicherer zu fühlen 
  • Dass Sie keine Bestrahlung durchführen müssen 
  • Dass Ihre Brust wieder bestmöglich rekonstruiert wird 
  • Dass Sie mehr Operationen vermeiden können 

Was spricht dafür oder dagegen, nach der Operation noch eine adjuvante Behandlung durchzuführen?

In der Regel beginnt eine Brustkrebsbehandlung mit einer Operation, da die meisten Fälle im Frühstadium diagnostiziert werden. Brustkrebszellen können sich jedoch vom Tumor lösen und über Lymph- und Blutbahnen zu anderen Organen gelangen. Dies kommt relativ selten vor. Dennoch kann es sinnvoll sein, das Risiko eines Rezidivs oder einer Streuung durch adjuvante Therapien zu verringern. 

Die adjuvante Behandlung, die nach der Operation durchgeführt wird, kann in Form einer lokalen Therapie oder einer systemischen Therapie erfolgen. Lokal, also im Brustbereich, wird als adjuvante Behandlung meist eine Bestrahlung eingesetzt. Die systemische adjuvante Therapie wirkt hingegen im ganzen Körper. Bei den meisten hormonabhängigen Brustkrebsarten steht hier eine antihormonelle Therapie im Vordergrund. In anderen Fällen kann eine Chemotherapie sinnvoll sein. 

Adjuvanten Behandlungen können das Rückfallrisiko und die Sterblichkeitsrate senken. Sie sind jedoch mit Nebenwirkungen verbunden. Bei der Entscheidung für oder gegen eine adjuvante Therapie sollte deshalb das Rückfallrisiko gegen die Nebenwirkungen abgewogen werden. 

Was spricht für und was gegen eine Brustrekonstruktion nach einer Mastektomie?

Inwiefern man nach einer Mastektomie eine Brustrekonstruktion durchführen will ist eine wichtige Entscheidung, da sie das Selbstbild beeinflussen kann. In der Schulung “Körperbild und Brustkrebswird dieses Thema aufgegriffen. Die Rekonstruktion kann entweder zeitgleich mit der Entfernung des Tumors oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Es ist ratsam, Informationen von plastischen Chirurg:innen einzuholen, um die beste Vorgehensweise für Sie zu finden. 

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Geprüft Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Rupert Bartsch: Stand Oktober 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
(Zirkardianer Rhythmus )
Biologisches Phänomen, das in einem Rhythmus von ungefähr 24-Stunden bestimmte körperliche Funktionen beeinflusst.  Ein Beispiel ist der Schlaf-Wach-Zyklus durch die Freisetzung des Schlafhormons.
adjuvante Therapien
In der Onkologie Therapien, die im Anschluss an eine Tumoroperation durchgeführt werden, um den Tumor weiter zu verkleinern oder das Rückfallrisiko zu reduzieren. Das können z.B. Strahlen- oder Chemotherapien sein.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Strahlentherapie
Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
Tumorboard
Ein Team aus medizinischen Expert:innen und Therapeut:innen verschiedenster Fachrichtungen. Sie treffen sich regelmäßig, um sich über Patient:innen mit einer Krebserkrankung zu auszutauschen und die für die jeweiligen Patient:innen bestmögliche Therapie zu empfehlen.