4. Gewichtsveränderung und Hormone

Umgang mit Gewichtsveränderungen

Sowohl die Brustkrebs-Erkrankung als auch die Therapie können sich auf das Körpergewicht auswirken. Während manche PatientInnen ungewollt Gewicht zulegen, purzeln bei anderen die Kilos unkontrolliert.

Ungewollter Gewichtsverlust

Für den Gewichtsverlust bei Brustkrebs gibt es verschiedene Gründe:

  • Hoher Energieverbrauch: Krebs entsteht, wenn sich Zellen unkontrolliert teilen. Sie teilen sich dadurch viel häufiger als gesunde Zellen. Jede Zellteilung benötigt Energie. Diese stammt oft aus gespeichertem Fett, das für die Krebszellen abgebaut wird. Deshalb sind KrebspatientInnen oft recht dünn.
  • Nebenwirkungen der Behandlung: Manche Chemotherapien können zu Übelkeit und Appetitlosigkeit führen. Außerdem kann sich der Geschmackssinn verändern. Dadurch essen KrebspatientInnen oft weniger.

Wie kann ich weniger Gewicht verlieren?

Während der Therapie haben PatientInnen oft wenig Appetit. Dadurch können sie viel Gewicht verlieren. Versuchen Sie, immer kleine Snacks bereitzustellen. So können Sie etwas essen, sobald Sie Appetit bekommen. Probieren Sie außerdem verschiedene Nahrungsmittel aus. Dadurch finden Sie heraus, auf welche Sie am meisten Lust haben. DiätologInnen des Krankenhauses können Ihnen weitere Tipps geben.

Ungewollte Gewichtszunahme

Viele Patientinnen mit hormonabhängigem Brustkrebs erhalten eine antihormonelle Therapie. Diese hemmt die Wirkung beziehungsweise die Bildung von Östrogen. Dadurch sinkt das Risiko eines Wiederauftretens des Tumors (= Rezidiv). Wenn Östrogen nicht im Körper wirkt, kann es zu Beschwerden wie in den Wechseljahren kommen. Dazu gehört auch, dass Sie an Gewicht zunehmen können.

Wie kann ich mit der Gewichtszunahme umgehen?

Vielen Frauen ist es unangenehm zuzunehmen. „Dick“ zu sein entspricht oft nicht dem eigenen Schönheitsideal. Es gibt verschiedene Strategien, wie Sie besser mit einer Gewichtszunahme umgehen können:

  • Den Blick verändern: Machen Sie sich bewusst, dass Sie gerade eine Krebserkrankung überstanden haben beziehungsweise noch erkrankt sind. Seien Sie nachsichtig mit sich selbst und begreifen Sie die Gewichtszunahme als Zeichen, dass Sie wieder gesund werden.
  • Akzeptanz: Es ist in Ordnung, wenn Sie sich selbst nicht schön finden. Allerdings macht das oft unglücklich. Akzeptieren Sie, dass Sie so fühlen. Erkennen Sie, dass Sie diese Gefühle haben, aber sie nicht über Sie bestimmen. Akzeptieren Sie auch, dass Sie Ihr Gewicht nicht von heute auf morgen ändern können. Dadurch wird Ihr Gewicht von etwas Schlechtem zu etwas Neutralem.

Den Kleidungsstil an die Gewichtsveränderung anpassen

Wenn sich Ihr Gewicht als Folge der Erkrankung stark verändert, macht sich das auch beim Blick in den Kleiderschrank bemerkbar. Durch eine gekonnte Kleidungswahl können Sie bewusst neue Akzente setzen:

  • Wählen Sie lockere Kleidung, die Sie nicht einengt und bei vorübergehenden Gewichtsschwankungen mehr Spielraum bietet.
  • Ein geschickter Kleidungsstil kann dafür sorgen, dass Ihre Gewichtsveränderung weniger auffällt.
    • Unauffällige Kleidung: Indem Ihre Kleidung nicht auffällt, zieht auch Ihre Körper weniger Aufmerksamkeit auf sich.
    • Auffällige Accessoires: Durch sie können Sie die Aufmerksamkeit bewusst von Körperteilen weglenken, mit denen Sie sich vielleicht erst wieder vertraut machen müssen. Inspirationen können sein:
      • Schöne Kette
      • Knallige Schuhe
      • Witzige Tasche
      • Buntes Tuch
    • Wenn Sie sich selbstbewusst genug dafür fühlen, können Sie Ihren neuen Körper auch ganz bewusst zeigen. Wenn Sie selbstbewusst auftreten, fällt Ihre Erkrankung weniger auf. Tragen Sie Kleidung, die dafür sorgt, dass Sie sich stark und wohl in Ihrer Haut fühlen.

Wechseljahresbeschwerden

Bei einigen Frauen ist eine antihormonelle Therapie erforderlich. Diese kann durch das vorzeitige Eintreten der Wechseljahre zu Wechseljahrsbeschwerden führen.

Verfrühte Wechseljahre

Die Wechseljahre treten im Durchschnitt im Alter von circa 51 Jahren auf. Das passiert, da wirksames Östrogen im Körper fehlt. Eine antihormonelle Therapie hat eine ähnliche Wirkung. Das kann dazu führen, dass die Wechseljahre frühzeitig eintreten. Damit gehen oft typische Wechseljahresbeschwerden wie Schwitzen, Schlafstörungen und trockene Schleimhäute einher.

Positive Seiten der Wechseljahre

Neben den vorübergehenden Wechseljahrsbeschwerden können die verfrühten Wechseljahre jedoch auch Vorteile mit sich bringen. Die monatliche Regelblutung und die Menstruationshygiene fallen weg. Zudem müssen Sie sich nach Ende der antihormonellen Therapie keine Gedanken mehr um die Empfängnisverhütung machen.

Was hilft bei Hitzewallungen und Schweißausbrüchen im Alltag?

Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind besonders unangenehme Wechseljahresbeschwerden. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, die Ihnen helfen können:

  • Wechselkleidung aus Naturfasern: Die Hitzewallungen kommen oft plötzlich. Haben sie deshalb möglichst immer Wechselkleidung dabei. Naturfasern helfen dabei, dass Sie weniger schwitzen.
  • „Zwiebelprinzip“: Tragen Sie mehrere Lagen Kleidung übereinander. Dann können Sie einfach eine Lage ablegen, wenn Ihnen zu warm ist.
  • Fächer: So können Sie sich schnell etwas Luft zufächeln, um sich abzukühlen.
  • Ausdauersport: Wenn Sie Ihren Körper regelmäßig ins Schwitzen bringen, schwitzen Sie im Alltag weniger.
  • Wechselduschen, Bürstenmassage und Sauna: Sie beugen Hitzewallungen vor.
  • Kaltwasserbad: Legen Sie Ihre Arme und Handgelenke in kaltes Wasser. Das kühlt schnell ab.
  • Kräutertee und Wasser trinken: Wenn Sie schwitzen, sollten Sie viel Flüssigkeit trinken. Kräuter können zusätzlich Hitzewallungen vorbeugen.
  • Frische Bettwäsche bei nächtlichem Schwitzen: Legen Sie abends frische Bettwäsche bereit. So können Sie nachts schnell feuchte Bettwäsche wechseln und sich in Ihrem Bett wieder wohlfühlen.

Vaginale Trockenheit kann ebenfalls unter antihormoneller Therapie auftreten. Weitere Informationen dazu und Tipps zum Umgang damit finden Sie in unserem Kurs „Sexualität bei Brustkrebs“.

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Geprüft von Prof.in Dr.in Beate Schultz-Zehden und Dr.in Eliane Sarasin-Ricklin: Stand Oktober 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.