3. Sexualität ausleben

Sexuelle Identität stärken bei Brustkrebs

Viele Frauen haben durch die Erkrankung und Therapie das Gefühl, einen Teil ihrer Weiblichkeit verloren zu haben. Es gibt viele Möglichkeiten, sie neu zu entdecken.

Wie kann ich meine Weiblichkeit für mich wiederentdecken?

Es gibt viele Möglichkeiten, sich weiblicher zu fühlen. Es gibt dabei kein Patentrezept, jede Frau hat eigene Strategien. Tun Sie, was Ihnen persönlich guttut. Einige Ideen sind:

  • Körperpflege: Nehmen Sie sich morgens täglich ein paar Minuten Zeit, um Ihren Körper einzucremen.
  • Kleidung: Ziehen Sie Kleidungsstücke an, in denen Sie sich attraktiv fühlen. Das kann ein schönes Kleid oder besondere Unterwäsche sein.
  • Düfte: Verwenden Sie duftende Bodylotion oder Ihr Lieblingsparfüm.
  • Lustvoll leben: Unternehmen Sie mit FreundInnen etwas, das Ihnen guttut und gefällt. Gehen Sie mit ihnen tanzen, essen oder kochen Sie gemeinsam.
  • Sich Zeit nehmen: Oft hilft auch einfach Zeit. Setzen Sie sich nicht unter Druck und finden Sie Ihr eigenes Tempo. Es ist in Ordnung, wenn Sie etwas brauchen, um sich in Ihrem veränderten Körper wieder zuhause zu fühlen.

Veränderter Stellenwert von Sexualität

Nach der Diagnose rückt die Sexualität oft in den Hintergrund. Das ist völlig natürlich und kein Grund zur Sorge. Es ist aber auch in Ordnung, wenn Sexualität für Sie weiterhin sehr wichtig ist oder sogar wichtiger wird. Überlegen Sie sich doch mal, welchen Stellenwert Sexualität für Sie hat. Was ist Ihre Motivation, sexuell aktiv zu sein? Dafür kann es viele Gründe geben, z.B.

  • Lust
  • Verbundenheit mit der/dem PartnerIn
  • sich selbst zu entdecken.

Wenn Sie Ihre Gründe kennen, können Sie leichter Lust empfinden.

Sex genießen trotz Brustkrebs

Das wichtigste an Sex ist, dass er von beiden PartnerInnen genossen werden kann. Dabei ist alles erlaubt, was Ihnen Spaß macht.

Sexstellungen bei körperlichen Einschränkungen

Es kann verschiedene Gründe geben, warum für Sie bestimmte Sexstellungen eher infrage kommen als andere. Dazu gehören:

  • Schmerzen: Nach der Behandlung können im Operationsgebiet Schmerzen auftreten. Sie sollten dann nicht auf dem Bauch liegen. Wählen Sie die Position, die Ihnen guttut, z.B. auf dem Rücken oder auf der Seite. Dabei können Ihnen auch Kissen helfen.
  • Brust zeigen: Manche Frauen möchten Ihre Brust nicht gerne zeigen. Sie können sich dann auf die Seite und Ihre/Ihr PartnerIn kann sich hinter Sie legen. Alternativ können Sie auch Ihre Brust bedecken. Für andere Frauen ist ihre Brust ein Zeichen, dass sie die Erkrankung erfolgreich überwunden haben und sie zeigen sie gerne.

Welche Alternativen gibt es, wenn ich keinen penetrativen Sex möchte?

Penetration ist nur eine Form von Sexualität. Sexualität umfasst auch Küssen, Streicheln und Stimulation mit dem Mund. Auch Sex ohne Penetration kann befriedigend sein. Das wichtigste ist, dass Sie und Ihre/Ihr PartnerIn die gemeinsame Sexualität genießen.

Penetration und die Klitoris

Nur sehr wenige Frauen können durch Penetration allein einen Orgasmus erleben. Der sensibelste Teil des weiblichen Körpers ist die Klitoris. Sie ist größer als viele denken. Der äußere Teil der Klitoris kann durch Hände oder Mund stimuliert werden und ist besonders sensibel. Zusätzlich kann der innere Teil der Klitoris durch Penetration oder Fingern stimuliert werden. Diese sensible Stelle in der Vagina ist auch als „G-Punkt“ bekannt. Fast alle Frauen können auch ohne Penetration zum Orgasmus kommen.

Selbstbefriedigung und Sex

Solosex ist eine gute Möglichkeit, den eigenen Körper zu entdecken. Während Sie masturbieren können Sie wahrnehmen, wo und wie Sie gerne berührt werden und dies frei von Scham oder Beobachtung. Je besser Sie ihren Körper kennen, desto einfacher ist es, Lust zu entwickeln, zu steigern und Sex zu zweit zu genießen.

Sexuelle Bedürfnisse kommunizieren

Damit Sie Ihre Sexualität genussvoll ausleben können, ist es wichtig, Ihre Bedürfnisse offen zu kommunizieren.

Wenn die/der PartnerIn das Thema Sexualität meidet

Manche PartnerInnen zögern beim Thema Sex. Sie können sich die Erlaubnis Ihrer Partnerin / Ihres Partners einholen, das Thema anzusprechen. Fragen Sie: „Darf ich Dir von mir und meiner Sexualität erzählen?“ Vielleicht reagiert Ihre/Ihr PartnerIn anders als Sie gedacht haben. Vielleicht ist sie/er interessiert oder gar erleichtert, da sie/er gehemmt war, das Thema anzusprechen. Seien Sie sich bewusst, dass Menschen unterschiedlich gut über Sex reden können.

Der/dem PartnerIn die eigene Lust zeigen

Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie körperliche Nähe möchten und sich wohl damit fühlen, dann spürt Ihre/Ihr PartnerIn das meist. Zeigen und sagen Sie, dass Sie Lust haben. Nehmen Sie ihre/seine Hand und legen Sie sie auf die Stelle, wo Sie berührt werden möchten.

Mit der eigenen Sexualität wohlfühlen

Es ist wichtig, sich mit der eigenen Sexualität und dem eigenen Körper wohlzufühlen, bevor man sie mit einem anderen Menschen auslebt. Wenn Sie sich wohlfühlen und Ihren Körper kennen, können Sie Ihre Empfindungen besser wahrnehmen, die Berührungen intensiver spüren und besser zeigen, dass es Ihnen gefällt.

  • Stellen Sie sich nackt vor einen Spiegel und betrachten Sie Ihren Körper.
  • Selbstbefriedigung ist eine weitere gute Möglichkeit, den eigenen Körper und die eigene Lust zu spüren. Wenn Sie vor dem Spiegel masturbieren, lernen Sie sich besonders gut kennen und werden selbstbewusster.

Downloads

  • Meine sexuellen Bedürfnisse und Wünsche Brustkrebs und dessen Behandlung können sich auch auf das Sexleben auswirken. Wenn Sie möchten, können Sie diese Veränderung als Anlass nehmen, um Ihre bisherige Sexualität zu reflektieren und gegebenenfalls neu zu entdecken.

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Geprüft Dr.in Eliane Sarasin Ricklin: September 2021 | Quellen und Bildnachweis

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