1. Therapieoptionen bei seltenen Epilepsien

Was sind seltene Epilepsien und wie werden sie behandelt?

Bei Menschen mit Epilepsie sind Teile des Gehirns übermäßig aktiv und geben zu viele Signale ab. Dies kann epileptische Anfälle auslösen. Dabei können Muskeln zucken und man kann das Bewusstsein verlieren.

Selten ist eine Erkrankung, wenn sie weniger als 1 von 50 000 Einwohnern betrifft. In einer Stadt mit 100 000 Einwohner gäbe es also im Durchschnitt weniger als zwei Menschen mit dieser Erkrankung. In diesem Kurs geht es um seltene Epilepsien, die eine besonders umfassende Behandlung erfordern. Diese Erkrankungen nennt man seltene und komplexe Epilepsien. Zur Behandlung können gehören:

  • Medikamentöse Therapie: Medikamente können die Aktivität im Gehirn positiv beeinflussen.
  • Nicht medikamentöse Therapie: Dazu können Diäten zählen, die Anfällen vorbeugen können.
  • Epilepsiechirurgische Therapie: Eine Operation kann die Aktivität des Gehirns stabilisieren.

Wechselwirkungen bei der Behandlung seltener Epilepsien

Damit möglichst geringe Wechselwirkungen auftreten, müssen Ihre ÄrztInnen die richtige Behandlung finden.

  • Das richtige Medikament: Oft stehen mehrere Medikamente zur Auswahl.
  • Die richtige Dosis: Die richtige Dosis kann bei jeder Patientin/jedem Patienten unterschiedlich sein.

Dabei spielen zwei Vorgänge im Körper eine Rolle:

  • Pharmakodynamik : Sie beschreibt, wie das Medikament im Körper wirkt, zum Beispiel wie es epileptischen Anfällen vorbeugt.
  • Pharmakokinetik : Sie beschreibt, wie der Körper das Medikament und die Wirkung beeinflusst. Sobald das Medikament in den Körper kommt, fängt der Körper an, es abzubauen. Besonders in der Leber gibt es viele Enzyme, die Medikamente abbauen und verändern. Dies kann man sich vorstellen wie Kassen in einem Supermarkt. Wenn zwei Medikamente oder Stoffe von demselben Enzym abgebaut werden, möchten beide gleichzeitig ihren Einkauf bezahlen. Dabei kann es zu Wechselwirkungen kommen.

Wechselwirkungen bei seltenen Epilepsien können sein:

  • Überdosierung: Medikament A hemmt den Abbau von Medikament B. Beide möchten an dieselbe Kasse und Medikament B muss warten. Das führt dazu, dass zu viel Medikament B im Körper bzw. im Supermarkt ist. Der Medikamentenspiegel ist zu hoch.
  • Unterdosierung: Medikament A fördert den Abbau von Medikament B. Wir können uns vorstellen, dass Medikament A darum gebeten hat, eine neue Kasse aufzumachen. Dadurch kann Medikament B sofort zahlen und verlässt den Supermarkt beziehungsweise den Körper. Der Medikamentenspiegel ist zu niedrig.

Wie können wir Wechselwirkungen vermeiden?

Sie können Wechselwirkungen vermeiden, indem Sie Ihren ÄrztInnen genau mitteilen, welche Medikamente eingenommen werden. Ihre ÄrztInnen können dann überprüfen, ob Wechselwirkungen mit einem neuen Medikament auftreten werden. Wenn nötig, erhalten Sie ein anderes Medikament oder eine andere Dosis.

Wie wirkt Cannabidiol und warum sind frei verkäuflichen CBD-Produkte nicht geeignet?

CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol. Es kann verhindern, dass Anfälle entstehen und sich im Gehirn ausbreiten. Dazu wirkt es direkt an der Nervenzelle. Dort verringert es die Erregbarkeit der Zellen, die bei EpileptikerInnen erhöht ist. Frei käufliches CBD kann verunreinigt sein oder weniger wirksames Cannabidiol enthalten. Lassen Sie sich von Ihren ÄrztInnen beraten, welches Präparat geeignet ist. Erwachsene und Kinder ab 2 Jahren können Cannabidiol einnehmen.

Cannabidiol ist in Europa als Zusatzbehandlung für einige seltene Epilepsien zugelassen:

  • Lennox Gastaut Syndrom
  • Tuberöse Sklerose
  • Dravet Syndrom

Richtige Einnahme von Cannabidiol

Cannabidiol sollte zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden. So wird es besser vom Körper aufgenommen. Die Tageszeit ist für die gute Aufnahme nicht entscheidend. Um trotzdem an die regelmäßige Einnahme zu denken, können Sie Cannabidiol zum Beispiel immer beim Abendessen zur Einnahme vorbereiten.

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Geprüft Priv.-Doz.in Dr.in Gudrun Gröppel und Prim. Univ.-Prof. Dr. Eugen Trinka: Stand Mai 2023 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
(Zirkardianer Rhythmus )
Biologisches Phänomen, das in einem Rhythmus von ungefähr 24-Stunden bestimmte körperliche Funktionen beeinflusst.  Ein Beispiel ist der Schlaf-Wach-Zyklus durch die Freisetzung des Schlafhormons.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Pharmakodynamik
Beschreibt, wie ein Wirkstoff im menschlichen Körper wirkt.
Pharmakokinetik
Beschreibt, was der menschliche Körper mit einem Wirkstoff macht und wie er verstoffwechselt wird.