7. Behandlung eines malignen Melanoms – alle Fragen

In den letzten Jahren hat die Zahl der malignen Melanom-Erkrankungen stark zugenommen. Sie steigt weiterhin stetig an. Neue moderne Therapieoptionen ermöglichen eine individuelle und spezifische Behandlung eines malignen Melanoms.

Behandlungsmöglichkeiten bei malignem Melanom

Kann sich ein malignes Melanom von alleine zurückbilden?

Das Melanom ist die bösartige Krebserkrankung der Pigmentzellen der Haut. Wie alle bösartigen Erkrankungen können sich diese nicht selbstständig zurückbilden. Es ist wichtig, dass die Erkrankung medizinisch behandelt wird.

Allerdings und das ist eine Ausnahme, kann es selten immer wieder zu spontanen Rückbildungen kommen. Das sind Fallberichte, von denen wir in der wissenschaftlichen Literatur lesen. Das ist aber die Ausnahme, viel häufiger und fast immer schreitet die Krebserkrankung voran, wenn man sie nicht behandelt.

Welche Unterschiede gibt es je nach Stadium des malignen Melanoms bei der Behandlungsnotwendigkeit?

Das maligne Melanom kann man in unterschiedliche klinische Stadien einteilen. Das ist vor allem wichtig, weil man abhängig davon die unterschiedlichen Behandlungsnotwendigkeiten definieren kann.

Von einem klinischen Stadium 1 sprechen wir, wenn das Melanom, der Primärtumor, kleiner als zwei Millimeter ist. Von einem klinischen Stadium 2 sprechen wir, wenn der Primärtumor größer als zwei Millimeter ist. Bei beiden dieser Stadien sind weder die Lymphknoten noch anderen Organe befallen.

Von dem klinischen Stadium 3 sprechen wir, wenn es einen Primärtumor gibt und zusätzlich ein Befall der Lymphknoten, beispielsweise in der Achsel, der Leiste oder im Halsbereich vorliegt. Vom klinischen Stadium 4 sprechen wir bei Melanomen, wenn es bereits zu einer Absiedelung, einer Metastasierung in unterschiedlichen Organen gekommen ist.

Im Stadium 3 fühlen sich die Patienten oft gesund und haben keine Beschwerden – Warum macht eine Behandlung für viele Patienten dennoch Sinn?

Vom klinischen Stadium 3 sprechen wir, wenn es einen Primärtumor gibt und einen zusätzlichen Befall von Lymphknoten. Hier haben die Patienten üblicherweise keine Symptome mehr und nach der Operation des Primärtumors, des Melanoms und des befallenen Lymphknotens sind sie tumorfrei.

Es gibt keinen Hinweis für ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung. Hier ist es besonders wichtig, dass man versucht, das Wiederauftreten der Erkrankung aktiv zu verhindern, indem wir eine adjuvante Therapie, eine vorbeugende Therapie durchführen.

Wie schnell nach der Diagnose eines malignen Melanoms sollte die Behandlung beginnen?

Die Diagnose des malignen Melanoms wird üblicherweise bei einem Hautfacharzt oder einer Hautfachärztin gestellt. Anschließend wird der Tumor, die Hautveränderung, operativ entfernt und es wird in einem pathologischen Labor die Diagnose malignes Melanom gesichert.

Daraufhin sind weiterführende chirurgische Maßnahmen notwendig. Wir versuchen dem Patienten diese Maßnahmen sehr zeitnah anzubieten und die chirurgische Behandlung innerhalb von sechs bis zwölf Wochen abgeschlossen zu haben.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einem malignen Melanom?

Bei einem malignen Melanom ist es wichtig, dass die Hautveränderung chirurgisch entfernt. Dies ist oft gefolgt von einer weiteren Operation, die mit einem größeren Sicherheitsabstand um das Tumorbett herum sowohl die Haut als auch die Unterhaut entfernt. Dieses Vorgehen bringt vor allem bei Patienten mit sehr dünnen Melanomen, die weniger als einen Millimeter dick sind, wirklich eine Chance auf vollständige Heilung. Das ist unser Ziel, wir wollen die Patienten mit unseren Behandlungen von der Erkrankung heilen.

Wenn es jedoch bereits zu einer Absiedelung in die Lymphknoten gekommen ist, ist es erforderlich, den befallenen Lymphknoten zu entfernen. Oft sind diese Zellabsiedlungen so klein, dass man sie mit einer Ultraschalluntersuchung oder Computertomografie nicht darstellen kann.

Aus diesem Grund erwägt man ein besonderes chirurgisches Verfahren, die Darstellung des Schildwächterlymphknotens. Das ist der erste abfließende Lymphknoten der jeweiligen Region. Das bedeutet, dass wenn das Melanom sich im Bereich des Fußes befindet, der erste abfließende Lymphknoten üblicherweise in der Leistenregion zu finden ist. Wenn sich das Melanom im Bereich des Unterarmes befindet, ist der erste abfließende Lymphknoten im Bereich der Achseln zu finden.

Das ist eine diagnostische Maßnahme, um dem Patienten weiterführende, vorbeugende Therapien anbieten zu können. Heutzutage stehen und zwei Therapien zur Verfügung. Das ist zum einen eine zielgerichtete Therapie und zum anderen eine Therapie, die Ihr eigenes Immunsystem aktivieren soll, die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren.

Wie wird die passende Therapie für mein malignes Melanom ausgewählt?

Wir versuchen für Sie eine individuelle Therapie zusammenzustellen. Hier steht die Eigenschaft Ihres individuellen Tumors im Mittelpunkt. Das kann man mit moderne molekularbiologischen Methoden genau untersuchen.

Dann besprechen wir Vor- und Nachteile der Therapie. Sie können Ihre Wünsche, Sorgen und Bedenken, die Sie gegenüber den Therapieformen haben, in einem solchen Gespräch deutlich artikulieren. Gemeinsam werden wir dann einen Therapieplan festlegen.

Welche Bedeutung hat der BRAF+ Test für die Anzahl der Therapieoptionen?

Bei 50% der Melanome kommt es zum Auftreten eines ganz bestimmten mutierten Proteins, dieses nennen wir BRAF. Es führt dazu, dass die Zellen schneller wachsen. Wenn das mutierte Protein nachweisbar ist, kann es mit einer zielgerichteten Therapie, die BRAF MEK Kinase Inhibitoren, zielgerichtet blockieren und so das Tumorwachstum bremsen.

Der Hälfte der Melanom Patienten können wir zusätzlich zur Immuntherapie auch eine Therapie mit einem BRAF MEK-Inhibitor anbieten, weil ihre Tumore dieses mutierte Protein an der Melanomzelle aufweisen. Das ist eine wesentliche, zusätzliche Therapieoption, die wir haben und auch gerne verwenden.

Kann ich als PatientIn mitentscheiden welche Therapie bei dem malignen Melanom durchgeführt wird?

Sie als Patientin, Sie als Patient stehen im Mittelpunkt der gemeinsamen Entscheidungsfindung, wenn es darum geht, welche Therapieform für Sie optimal ist. Wir werden Sie beraten und Sie werden Zeit haben, darüber nachzudenken. Sie können sich auch selbstständig anhand von Broschüren in Ruhe zusätzliche Informationen aneignen.

Wir werden nie eine Therapie gegen Ihren Willen durchführen. Es ist wichtig, dass auch Sie davon überzeugt sind, dass die ausgewählte Therapie für Sie die passende ist.

Unterscheiden sich die Therapieziele je nach Stadium des malignen Melanoms?

Die Therapieziele beim malignen Melanom sind durchaus abhängig vom jeweiligen klinischen Stadium. Im klinischen Stadium 1 und 2 verfolgen wir kurative Ansätze. Kurativ heißt, dass wir durch unsere Handlungen wirklich eine Heilung herbeiführen können.

Im klinischen Stadium 3, wenn das Melanom schon fortgeschrittener ist, versuchen wir durch unsere Therapiemaßnahmen die Rückfallquote deutlich zu reduzieren. Mit den modernen Therapiemaßnahmen ist dies um bis zu 60% möglich. Im Stadium 3 haben Sie beispielsweise  ein Rückfallrisiko von nahezu 50%, abhängig von diversen Unterstadien. Das heißt die Chance, dass das Melanom nach erfolgreicher Operation wieder auftritt beträgt 50%. Dieses Risiko um 60% zu reduzieren, ist ein gewaltiger Schritt, sodass Sie möglichst lange rückfallfrei überleben.

Im klinischen Stadium 4, wenn Sie bereits Absiedlungen in den Organen haben, können wir mit dem modernen Therapien, vor allem der Immuntherapie, ein Langzeitüberleben erreichen. Ob das Langzeitüberleben mit einer Heilung gleichzusetzen ist, ist noch nicht vollständig ausdiskutiert. Wir können das Melanom und das fortgeschrittene metastasierte Melanom jedoch für Sie zu einer chronischen Erkrankung machen, an der Sie nicht akut versterben werden.

Wie lange ist eine Therapie beim malignen Melanom notwendig?

Die Dauer der Therapie hängt davon ab, in welchem Setting sie begonnen worden ist. Wenn wir die Therapie im adjuvanten Setting, in einem vorbeugenden Setting machen, dann sind die derzeitigen Therapieregime so, dass Sie die Therapie für ein Jahr nach erfolgreicher Operation erhalten. Im Anschluss daran findet die übliche Nachsorge statt.

Bei einem metastasierten Melanom, dem klinischen Stadium 4 entsprechend ist es so, dass wir die Therapie durchführen, solange sie wirkt. Alle drei Monate kontrollieren wir mittels CT-Untersuchungen, Ultraschall Untersuchungen und gegebenenfalls Magnetresonanz Untersuchungen, ob die Therapie für Sie noch die geeignete ist und ob Ihre Tumorzellen noch auf die Therapie ansprechen.

Eine Sondersituation stellt sich dann dar, wenn die Tumorzellen durch die Therapiemaßnahme völlig verschwunden sind und Sie sozusagen in den bildgebenden Untersuchungen tumorfrei sind. Es ist jedoch noch nicht klar, wann und nach welcher Zeit man bei diesen Patienten die Therapie beenden kann. Im Rahmen einer Immuntherapie kann man die Therapie wahrscheinlich beenden, wenn Sie tatsächlich ein vollständiges Verschwinden Ihrer Melanom Metastasen erreicht haben. Eine zielgerichtete Therapie mit BRAF MEK Kinase Inhibitoren kann man in dieser Situation wahrscheinlich nicht beenden.

Gibt es Situationen, in denen eine Behandlung des malignen Melanoms nicht möglich oder sinnvoll ist?

Jegliche Therapiemaßnahme bei einer Krebserkrankung muss passend für die Gesamtsituation des jeweiligen Patienten, der jeweiligen Patientin sein. Es gibt Situationen bei weit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, in welchen die Patientin, der Patient Zusatzerkrankungen und zusätzliche Probleme haben und bei denen wir wissen, dass sie anhand dieser auch eine reduzierte Lebenserwartung haben.

In solchen Situationen würden wir keine aktive Krebstherapie mehr anbieten, sondern unterstützende, supportive und palliative Maßnahmen mit dem Patienten, mit der Patientin besprechen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Behandlungsmöglichkeiten bei malignem Melanom”

Chirurgische Therapie bei malignem Melanom

Wird ein malignes Melanom immer chirurgisch entfernt?

Das primäre maligne Melanom sollte immer chirurgisch entfernt werden. Das ist ein Eingriff, der üblicherweise nach klinischer Diagnosestellung in der Ordination des Hautfacharztes, der Hautfachärztin stattfindet.

Es erfordert eine lokale Betäubung, ähnliche einer Spritze beim Zahnarzt und danach ist das Areal betäubt. Mit einem Skalpell kann die verdächtige Läsion, von der man klinisch ausgeht, dass es ein Melanom ist, entfernt werden. Diese wir dann im pathologischen Labor untersucht und die Diagnose eines Melanoms wird entweder bestätigt oder ausgeschlossen. Das ist immer notwendig zu exakten Diagnosestellung.

Wie viel Haut wird bei dem chirurgischen Eingriff entfernt?

Wenn das maligne Melanom erfolgreich entfernt wurde, ist üblicherweise eine Nachexzision erforderlich. Darunter versteht man die Entfernung der umliegenden Haut und Unterhaut in einem Abstand von ein bis zwei Zentimetern, abhängig von der Dicke des malignen Melanoms.

Was bedeutet Wächterlymphknotenbiopsie und wann muss diese durchgeführt werden?

Die Wächterlymphknotenbiopsie ist eine chirurgische Methode, die uns dabei hilft, die Diagnose und das entsprechende Stadium Ihres malignen Melanoms genau zu definieren. Sie ist immer dann erforderlich, wenn das primäre Melanom eine gewisse Tumordicke überschreitet, nämlich die Dicke von einem Millimeter.

Dann wird der erste abführende Lymphknoten entfernt. Das geschieht mittels einer Operation, die meistens im Rahmen einer Vollnarkose durchgeführt wird. Es ist wichtig für Sie zu wissen, dass nicht alle Lymphknoten einer Region entfernt werden, sondern nur der erste, mittels Farbstoff markierte Lymphknoten. Dieser wird unter dem Mikroskop im pathologischen Labor auf einen möglichen Befall mit Melanomzellen untersucht.

Wie läuft die operative Entfernung eines malignen Melanoms ab?

Wenn ein malignes Melanom oder eine verdächtig pigmentierte Hautveränderung entfernt werden soll, findet dies üblicherweise in der Ordination des Hautfacharztes statt. Im Rahmen einer kleinen Operation wird dieser Bereich mit Lokalanästhetikum infiltriert. Das fühlt sich an wie eine Spritze beim Zahnarzt.

Im Anschluss daran wird dieses Pigmentmal chirurgisch herausgeschnitten und die Wunde mittels Nähten verschlossen. Das herausgeschnittene Stück wird in eine spezielle Flüssigkeit eingelegt und im pathologischen Labor genauer untersucht.

Kann eine alleinige chirurgische Therapie das maligne Melanom heilen?

Die chirurgische Therapie eines primären Melanoms ist ein wesentlicher Punkt bei der Diagnosestellung und der Erstellung der klinischen Stadien. Sollten Sie sich in einem Stadium 1 befinden, ist mit der chirurgischen Sanierung auch gleichzeitig eine Heilung erreicht. Die chirurgische Therapie verfolgt hier einen kurativen Ansatz.

Anders schaut es aus, wenn Metastasen oder Lymphknoten entfernt werden, die mit dem malignen Melanom befallen sind. Dann kann mit einer chirurgischen Maßnahme allein keine Heilung erreicht werden.

Was sollte ich nach der Entfernung eines malignen Melanoms bei der Hautpflege beachten?

Wie bei jeder chirurgischen Intervention ist es üblich, dass in diesem Bereich Nähte verbleiben, die dazu führen, dass die Haut wieder reizlos zusammenwachsen kann. Nach der Nahtentfernung, die je nach Körperregion zwischen sieben und vierzehn Tagen stattfindet, ist es notwendig, die frische Narbe mit Pflegesalben nachzubehandeln, man kann diese auch leicht massieren.

Es ist normal, dass eine Narbe am Anfang rot erscheint und vielleicht ein bisschen juckt. Dies legt sich üblicherweise nach drei bis sechs Wochen und ist vor allem ein Hinweis darauf, dass dort die Fibroblasten, das sind bestimmte Zellen in der Haut, proliferieren und so ein Wundverschluss erreicht werden kann.

Welche Risiken birgt eine operative Tumorentfernung bei einem malignen Melanom?

Wie bei jeder chirurgischen Maßnahme kann es im Rahmen der Entfernung eines Melanoms natürlich auch zu Wundinfektionen kommen. Darüber hinaus kann es auch zu Nachblutungen und zur Ausbildung von blauen Flecken kommen. Das ist jedoch etwas sehr Seltenes, es kommt in weniger als 1% Prozent der Fälle vor und ist für den Patienten natürlich unangenehm.

Wir besprechen dies aber immer mit den Patienten und erklären ihnen auch, wie sie verhindern können, dass es zu einer Nachblutung kommt. Beispielsweise, indem sie körperliche Schonung am Tag der Operation einhalten. So laufen sie nicht in Gefahr, dass ein kleines Blutgefäß platzt und einen großen blauen Fleck im Operationsgebiet erzeugt.

Was bedeutet Nachresektion und muss diese immer durchgeführt werden?

Unter der Nachresektion versteht man, dass um das Melanom im Abstand von ein bis zwei Zentimetern noch entsprechend Haut und Unterhaut entfernt wird. Eine Nachresektion ist immer erforderlich. Wie groß diese Nachresektion wird ist abhängig davon, wie dick das Melanom war. Es erfordert immer zwei Operationen, um ein primäres Melanom vollständig und korrekt zu entfernen.

Was passiert, wenn der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte?

In seltenen Fällen kommt es vor, dass vor allem Metastasen des Melanoms, meist Lymphknoten, Haut und Unterhaut Metastasen nicht vollständig chirurgisch entfernt werden können.

In einer solchen Situation bieten wir unseren Patienten immer eine Systemtherapie an.

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Medikamentöse Therapie bei malignem Melanom

Welche Therapieoptionen gibt es aktuell bei einem malignen Melanom?

In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren hat sich unendlich viel auf dem Sektor der Systemtherapie des malignen Melanoms getan. Es ist eine neue Welt entstanden, in die wir eintauchen durften und auch Ihnen diese Fortschritte zur Verfügung stellen konnten.

Begonnen hat es mit der Entdeckung, dass mit Antikörpern bestimmte blockierende Zellen des Immunsystems noch einmal blockiert werden können. Durch diese doppelte Blockade kann man eine Bremse im Immunsystem lösen, sodass Ihr eigenes Immunsystem wieder fähig wird Tumorzellen zu behandeln. Das sind die modernen Immuntherapeutika, die zur Gruppe der Checkpoint-Inhibitoren gehören.

Bei circa 50% der Melanom Patienten findet sich eine Mutation im BRAF Protein. Wenn diese Mutation vorliegt, kann mit einer zielgerichteten Therapie, bestehend aus BRAF MEK Inhibitoren, das Zellwachstum gebremst werden. Diese beiden Therapieoptionen sind heute die Säulen der modernen Melanom Therapie.

Wie unterscheiden sich die zielgerichtete Therapie und die Immuntherapie bei dem malignen Melanom?

Zwischen diesen Therapien gibt es Unterschiede in der Art ihres Wirkeintritts und ihren Nebenwirkungen, das Ziel ist jedoch dasselbe. Sie bringen Tumorzellen zum Verschwinden.

Bei der Immuntherapie kommt es dazu, dass körpereigene Immunzellen, die T-Zellen, die Tumorzellen direkt töten. So kommt es folglich zu einem Verschwinden oder einer deutlichen Verkleinerung des Tumors. Bei der zielgerichteten Therapie kommt es dazu, dass die Proliferation, das Wachstum und die Teilung dieser Zellen verhindert wird. So kommt es durch das Immunsystem zu einer Reduktion der Tumormasse.

Eine zielgerichtete Therapie können wir nur 50% unserer Patienten anbieten, und zwar denen, deren Tumorgewebe eine BRAF Mutation aufweist. Die Immuntherapie können wir allen Melanom Patienten anbieten.

Was bedeutet “adjuvante medikamentöse Therapie” und wann wird diese bei einem malignen Melanom eingesetzt?

Unter einer adjuvante medikamentöse Therapie verstehen wir eine Therapiemaßnahme, die wir immer dann einsetzen, wenn Sie als Patient oder Patientin tumorfrei sind. Wenn Sie vollständig vom Tumor operiert worden sind und in den bildgebenden Untersuchungen, wie dem CT oder dem MRT keinen Hinweis auf weitere Tumorabsiedlungen gibt.

Wir wissen aufgrund der klinischen Stadieneinteilung, dass Sie ein hohes Rückfallrisiko haben, in ein paar Jahren eine Melanom Metastase zu entwickeln. Bei solchen Patienten setzen wir vorbeugend die adjuvante Therapie ein.

Wie läuft die Verabreichung der Medikamente ab?

Die Therapiemaßnahmen unterscheiden sich grundsätzlich. Die Immuntherapie wird üblicherweise in der Ambulanz eines Krankenhauses als Infusion verabreicht. Die zielgerichtete Therapie besteht aus Tabletten, diese können Sie als Patient oder Patientin einfach zu Hause einnehmen.

Was sind typische Nebenwirkungen der zielgerichteten Therapie?

Die zielgerichtete Therapie ist eine Maßnahme, die gut toleriert und vertragen wird. Ein paar wesentliche Aspekte sind hier jedoch zu beachten. Wie bei allen neuen Medikamenten kann es zu Interaktionen mit Ihren bisherigen Medikamenten kommen. Das muss im Vorfeld abgeklärt werden. Dieser Umstand macht es vor allem schwieriger, älteren Patienten, die üblicherweise bereits mehr Medikamente einnehmen, diese Therapie anzubieten.

Es gibt klassenspezifische Nebenwirkungen, die wir beachten und über die wir unsere Patienten aufklären müssen. Das wäre zum Beispiel das Entwickeln von Fieber, vor allem zu Beginn der Therapie. Hier haben wir jedoch Algorithmen, was Sie als Patientin oder Patientin zu Hause tun können, wenn Sie die Therapie kurzzeitig unterbrechen. Dieser Spuk von Fieber tritt nur im Zeitraum der ersten paar Wochen bis zu zwei Monaten auf und verschwindet dann wieder. Mit entsprechender Begleitung kann dies leicht überwunden werden.

Bei der zielgerichteten Therapie ist es wichitg zu wissen, dass durchaus kardiale Nebenwirkungen auftreten können. Aus diesem Grund werden regelmäßige EKG-Kontrollen gemacht und die Funktion Ihres Herzens mittels Herzultraschall überprüft.

Ganz wichtig ist für Sie zu wissen, dass all diese Nebenwirkungen reversible sind. Das heißt, wenn Sie die Therapie beenden, aus welchen Gründen auch immer, verschwinden diese Nebenwirkungen rasch.

Was sind typische Nebenwirkungen der Immuntherapie?

Die typischen Nebenwirkungen einer Checkpoint basierten Immuntherapie sind Reaktionen des Körpers, die sich durch die Wirkung dieser Immuntherapie ergeben. Ziel ist es, das Immunsystem zu stärken und Tumorzellen dadurch zu zerstören. Diese Immunreaktion kann jedoch auch einmal fehlgeleitet werden, sodass fälschlicherweise körpereigene Zellen, gesunde Zellen, angegriffen werden.

Hier kann es zu unterschiedlichen Reaktionen kommen, wie zu einer Entzündungen der Darmschleimhaut, der Leber und der Lunge, die immunologisch verursacht werden. Was wir auch häufig sehen, sind Entzündungen oder Veränderungen in der Schilddrüse und anderen Hormonsystemen, wie der Nebenniere und der Hirnanhangsdrüse.

Wir klären Sie als Patient und als Patientin genau über diese möglichen Nebenwirkungen auf. Es ist wichtig, dass wenn Sie so eine Nebenwirkung vermuten, mit uns Kontakt aufnehmen, damit wir diese Nebenwirkungen behandeln können.

Ganz selten müssen wir aufgrund der Schwere der Nebenwirkungen die Therapiemaßnahme unterbrechen oder abbrechen. Für Sie als Patient ist es wichtig zu wissen, dass dann noch immer eine Wirkung der Therapie gegen Ihre Tumorerkrankung möglich und sogar sehr wahrscheinlich ist. Ein Abbruch der Therapie wegen einer Nebenwirkung ist nicht gleichzusetzen mit einem Voranschreiten der Tumorerkrankung.

Ein Problem, das sich hier auftut ist, dass viele dieser Nebenwirkungen, vor allem der endokrinologischen Nebenwirkungen, die die Schilddrüsen Hormone, die Hirnanhangsdrüsen Hormone und Nebennieren Hormone betreffen, nicht reversibel sind. Das bedeutet, dass auch wenn man diese Therapie beendet , Sie möglicherweise lebenslang diese Hormone mittels Tabletten einnehmen müssen, wenn Ihr Körper nicht mehr in der Lage ist, diese selbständige herzustellen.

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Lymphadenektomie und Strahlentherapie bei malignem Melanom

Was bedeutet Lymphadenektomie?

Unter einer Lymphadenektomie versteht man die vollständige Entfernung aller Lymphknoten einer entsprechenden Region, beispielsweise in der Achsel, der Leiste oder im Halsbereich.

In welchem Erkrankungsstadium des malignen Melanoms wird eine Lymphadenektomie durchgeführt?

Eine Lymphadenektomie beim malignen Melanom ist immer dann indiziert, wenn wir in den bildgebenden Verfahren, wie dem Ultraschall oder einer klinischen Untersuchung bereits die klinisch Diagnose Lymphknotenmetastase eines Melanoms stellen können. Dann ist es notwendig, sämtliche Lymphknoten der Region chirurgisch zu entfernen.

Welche langfristigen Nebenwirkungen kann die Lymphadenektomie verursachen?

Die Lymphadenektomie ist ein großer chirurgischer Eingriff, der durchaus eine gewisse Morbidität mit sich bringt. Vor allem kann es postoperativ zu der Entwicklung eines Lymphödems kommen. Das heißt, es kommt zu einem Lymphstau in der entsprechenden Extremität, also dem Arm oder dem Bein.

Das ist durchaus eine belastende Situation für die Patienten. Man kann versuchen, mit physikalischen Maßnahmen, Bandagen und dem Tragen von entsprechenden Kompressionsstrümpfen die Entwicklung eines Lymphödems zu verhindern.

Was ist eine Strahlentherapie und wie läuft sie ab?

Unter einer Strahlentherapie versteht man den Einsatz von ionisierenden Strahlen zur Behandlung von Krebserkrankungen. Man verwendet sie vor allem dann, wenn man davon ausgeht, dass kein sichtbares Tumorgewebe mehr da ist, aber man möchte, dass jede einzelne Krebszellen, die noch irgendwo in dieser Region vorhanden ist, mit der ionisierenden Strahlung vernichtet wird.

Die Strahlentherapie hat beim Melanom nur einen bedingten additiven, zusätzlichen Einsatz. Sie ist dann indiziert, wenn es große Lymphknotenmetastasen axillär, inguinal oder zervikal gegeben hat. Sie kann indiziert sein, wenn es nicht möglich war, große Metastasen chirurgisch zu entfernen, eine unvollständige Resektion vorliegt und ein weiterer chirurgischer Eingriff nicht mehr möglich ist.

Sie hat einen wichtigen Stellenwert bei der Palliation, also immer dann, wenn Metastasen große Probleme bereiten. Wenn sie beim Patienten eine Schmerzsymptomatik auslösen und es zu Blutungen kommt, die anders nicht stillbar sind, kann die Strahlentherapie einen wesentlichen Beitrag zur Palliation, zur Erleichterung der individuellen Situation erbringen.

Die Strahlentherapie hat in einer ganz individuellen Situation, dem Auftreten von Hirnmetastasen einen hohen Stellenwert. Hier verwenden wir eine besondere Methode der Strahlentherapie, nämlich die stereotaktische Bestrahlung dieser Metastasen und die radiochirurgische Behandlung mit ionisierenden Strahlen.

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Unterstützung der Therapie bei malignem Melanom

Habe ich nach Abschluss der Melanomtherapie Anspruch auf eine Rehabilitation?

Wie bei jeder Krebserkrankung ist es wichtig, dass Sie die vorhandenen Rehabilitationsangebote wirklich auch annehmen. Es gibt sehr gute onkologische Rehabilitationszentren, die sich darauf spezialisiert haben, Tumorpatienten unterschiedlicher Entitäten eine Rehabilitation zu ermöglichen.

Eine Rehabilitation kann beispielsweise nach ausgedehnten Operationen im Rahmen einer Tumorerkrankung wichtig sein. Sie kann aber auch einfach zur Erholung nach einer belastenden Therapie, wie einer belastenden Strahlentherapie sinnvoll sein.

Nutzen Sie diese Angebote, wir helfen Ihnen in unseren Spezialambulanzen gerne weiter, um mit den entsprechenden Einrichtungen in Kontakt zu treten und die Bewilligungen durch die Sozialversicherungsträger anzuregen.

Welchen Einfluss hat ein Rauchstopp auf die Heilungschance bei einem malignen Melanom?

Zum Thema Rauchen und Melanom gibt es zwei Dinge, die man erwähnen kann. Rauchen an sich erhöht nicht das Risiko, dass Sie an einem Melanom erkranken werden. Was wir wissen ist, dass Rauchen aber deutlich das Risiko erhöht, einen anderen Hautkrebs, nämlich dem Plattenepithelkarzinom zu erkranken.

Anders schaut die Situation jedoch aus, wenn Sie bereits ein Melanom hatten. Wenn Sie schon ein Melanom hatten und weiter rauchen, ist bei Rauchen die Rückfallquote um 40% höher als bei Nichtrauchern. Es ist also nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören, vor allem Patienten mit der Diagnose eines Melanoms sollten mit dem Rauchen aufhören. Das reduziert Ihre Rückfallquote gewaltig.

Wann darf ich nach der Melanomtherapie wieder Sport ausüben?

Sportliche Tätigkeiten sind auch während einer Melanomtherapie immer dann möglich, wenn Sie sich gut fühlen. Sie können Sport machen, wenn Sie sich dazu körperlich in der Lage sehen.

Einzig nach ausgedehnten Operationen werden wir individuell mit Ihnen besprechen, wann Sie die entsprechende Region wieder voll belasten können. Sport ist etwas, was wir unterstützen, wenn Sie es machen wollen. Hier dürfen Sie nahezu jeden Sport ausüben.

Wie sieht die Nachsorge bei dem malignen Melanom aus?

Wenn das Melanom vollständig entfernt worden ist, Sie tumorfrei sind und keine besondere adjuvante Therapie benötigen ist es trotzdem wichtig, dass Sie regelmäßig zu Ihren Nachsorgeuntersuchungen gehen. Diese werden zum überwiegenden Teil im hautfachärztlichen Bereich durchgeführt und umfassen die Inspektion des gesamten Körpers.

Das ist eine Untersuchung, bei der Ihre Haut von der Sohle bis zum Scheitel inspiziert wird. Zu Beginn erfolgt diese viermal im Jahr. Bei bestimmten Stadien der Tumorerkrankungen empfiehlt sich auch die Durchführung einer Ultraschalluntersuchung der Lymphknotenstationen.

Anders schaut es aus, wenn Sie bereits eine adjuvante Therapie oder ein fortgeschrittenes metastasiertes Melanom hatten und dann tumorfrei geworden sind. Hier macht man durchaus apparative Untersuchungen, wie Computertomographie Untersuchungen, Magnetresonanz Untersuchungen, Ultraschall und Blutuntersuchungen im Abstand von drei bis sechs Monaten, je nachdem, wann Ihre Diagnose gestellt wurde.

Wie lange machen wir die Nachsorge beim Melanom? Die Antwort lautet mindestens zehn Jahre. Das sind die Empfehlungen der internationalen Leitlinien der internationalen Gesellschaften. Ich glaube, dass die Nachsorge beim fortgeschrittene Melanom auch über die zehn Jahre hinausgehen sollte.

Gibt es nach der Diagnose meines malignen Melanoms für meine Angehörigen spezielle Empfehlungen zur Krebsvorsorge?

Wenn Sie als Patient oder Patientin an einem malignen Melanomen erkrankt sind, machen Sie sich natürlich Sorgen, ob das auch bedeutet, dass Ihre Angehörigen an dieser Erkrankung erkranken können. Das Risiko ist jedoch gering. Das Melanom ist and multimodales Geschehen und es gibt nur bei ungefähr 10% der Melanome einen genetischen Hintergrund.

Was wir unseren Patienten empfehlen ist, dass Blutsverwandte ersten Grades auch konsequent die Vorsorgeuntersuchungen beim Hautfacharzt in Anspruch nehmen sollten. Sie sollten auch erzählen, dass es in der Familie bereits den Fall eines Melanoms gegeben hat.

Ich hoffe, dass ich Ihnen ganz klar zeigen konnte, dass je dünner das Melanom in Millimetern ist, desto höher die Chance ist, dass Sie mit einer einfachen Operationen geheilt werden können. Die Früherkennung ist ein ganz wichtiger Pfeiler auf dem Weg zur vollständigen Heilung bei einem malignen Melanom.

Hier geht es zum Video-Interview: „Unterstützung der Therapie bei malignem Melanom”

Geprüft Priv.-Doz.in Dr.in Christine Hafner: Stand Oktober 2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.