Was sollte ich immer bei mir haben, um auf eine HAE-Attacke vorbereitet zu sein?
Um bei einem hereditärenAngioödem (HAE) auf eine mögliche Attacke optimal vorbereitet zu sein, sollten Sie Folgendes stets griffbereit haben:
Ihre Notfallmedikation (z. B. Icatibant für subkutane Injektionen oder C1-Esterase-Inhibitor für intravenöse Anwendungen)
Ein Set für die Akuttherapie sowohl zu Hause als auch an anderen wichtigen Orten (z. B. am Arbeitsplatz oder in der Schule).
Attacken können jederzeit auftreten, oft ohne klaren Auslöser. Auch bei spontanen Aktivitäten sollten Sie Ihre Medikamente griffbereit haben.
Informierte Personen in Ihrer Umgebung sind ebenfalls sehr wichtig. Stellen Sie sicher, dass Ihre Kolleg:innen und weitere nahestehende Personen über die HAE-Diagnose und die Notfallmaßnahmen Bescheid wissen. In Schulen kann es hilfreich sein, dass die Lehrkräfte über die Erkrankung Ihres Kindes informiert und mit dem Vorgehen bei einer HAE-Attacke im Notfall vertraut sind.
Tragen Sie außerdem einen Notfallausweis oder eine Informationskarte bei sich, welche Ihre Diagnose und den Notfallplan beschreiben. Diese Karte kann für Ersthelfer:innen und medizinisches Personal entscheidend sein, um schnell und richtig zu handeln.
Ein zusätzliches Anleitungsschreiben für die Anwendung der Notfallmedikation kann besonders in stressigen Momenten hilfreich sein, damit das Medikament korrekt verabreicht wird.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, die Kontaktinformationen Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes griffbereit zu haben, damit Sie oder Begleitpersonen bei Bedarf schnell Unterstützung einholen können.
Eine Notfall-Kontaktperson im Freundes- oder Familienkreis kann ebenfalls hilfreich sein, insbesondere, wenn diese Person über Ihre Erkrankung und die entsprechenden Notfallmaßnahmen informiert ist.
Diese Vorkehrungen gewährleisten, dass Sie im Falle einer HAE-Attacke bestmöglich vorbereitet sind und die notwendige Unterstützung in Ihrem Umfeld haben, um schnell und sicher zu handeln. Auch spontane Aktivitäten sollten Sie nicht davon abhalten, Ihre Medikamente mitzunehmen. Informierte Personen in Ihrer Umgebung – Kolleg:innen, Freund:innen, Familienmitglieder oder Lehrer:innen – können im Ernstfall unterstützend handeln.
Welche Vorzeichen deuten auf eine HAE-Attacke hin?
Die Vorzeichen einer HAE-Attacke können von Person zu Person unterschiedlich sein. Mit der Zeit lernen Sie als Patient:in, Ihre individuellen Anzeichen für eine beginnende Attacke besser zu erkennen. Zu den häufigsten Vorzeichen zählen:
Hautreaktionen: Ein flüchtiger, ringförmiger Ausschlag, oft am Dekolleté, an den Armen oder Beinen, kann ein Vorzeichen für eine HAE-Attacke sein. Im Unterschied zu anderen Krankheiten ist dieser Ausschlag in der Regel nicht erhaben und juckt nicht. Sie treten bei etwa der Hälfte der Patient:innen ein bis zwei Tage vor einer Attacke auf.
Gefühl von Nervosität oder Unruhe: Manche Betroffene fühlen sich vor einer Attacke nervös oder unruhig.
Verändertes Schlafverhalten: Einige Patient:innen erleben plötzliche Müdigkeit, ein erhöhtes Schlafbedürfnis oder Schlaflosigkeit als Anzeichen für eine bevorstehende Attacke.
Wenn Sie mehr über die Symptome einer HAE-Attacke erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen die Schulung „Hereditäres Angioödem verstehen“.
Was sollte ich tun, wenn sich eine HAE-Attacke ankündigt?
Sobald sich erste Anzeichen für eine HAE-Attacke zeigen, können Sie wie folgt vorgehen:
Ruhigen Ort aufsuchen: Versuchen Sie, sich an einen Ort zurückzuziehen, an dem Sie nicht gestört werden. Hier können Sie zur Ruhe kommen und die entsprechenden Vorbereitungen treffen.
Entspannungstechniken anwenden: Stress kann die Symptome verschlimmern, daher ist es sinnvoll, sich aktiv zu entspannen. Atemübungen, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, Ruhe zu bewahren und die Anspannung zu lösen. Es ist sinnvoll, dies auch unabhängig von einer Attacke zu üben.
Notfallmedikation bereithalten: Stellen Sie sicher, dass Ihre Medikamente griffbereit sind und bereiten Sie die Anwendung vor.
Akuttherapie frühzeitig einsetzen: Sobald die ersten Anzeichen auftreten, ist es ratsam, die Akuttherapie schnellstmöglich anzuwenden. Eine frühzeitige Behandlung kann die Schwellung effektiv mildern oder stoppen und das Fortschreiten der Attacke verhindern.
Audio: Anleitung zur Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PMR) ist eine Entspannungstechnik, bei der gezielt verschiedene Muskelgruppen angespannt und wieder entspannt werden. Dadurch wird Ihre körperliche und mentale Entspannung gefördert. Diese Methode eignet sich besonders zur Stressreduktion und kann Ihnen helfen, bei einer beginnenden HAE-Attacke Ruhe zu bewahren. Sie wirkt besonders effektiv, wenn Sie sie regelmäßig üben.
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Wie kann ich mein Umfeld für eine HAE-Attacke sensibilisieren?
Um Ihr Umfeld für eine HAE-Attacke zu sensibilisieren, ist es wichtig, offen und gezielt über Ihre Erkrankung zu sprechen und klare Informationen zu vermitteln. Vermitteln Sie Familie, Freund:innen, Kolleg:innen, Lehrer:innen und anderen wichtigen Menschen in Ihrem Alltag, was ein hereditäres Angioödem (HAE) ist, wie eine Attacke verläuft und welche typischen Anzeichen frühzeitig auf eine mögliche Attacke hinweisen können.
Erklären Sie typische Anzeichen. Gerade Symptome wie eine Rötung, die Sie selbst vielleicht nicht sehen oder bemerken, können von anderen Personen oft gut wahrgenommen werden. Ihr Umfeld kann Sie auf diese frühen Warnzeichen aufmerksam machen, damit Sie rechtzeitig handeln können. Dies gilt besonders für Ihnen nahestehenden Personen wie Familienmitglieder und Freund:innen, aber auch für Kolleg:innen und Nachbar:innen, die Sie regelmäßig sehen. Bei Kindern mit HAE ist es ebenso hilfreich, dass Lehrer:innen und Schulfreund:innen informiert sind und mögliche Symptome erkennen.
Wichtig ist außerdem, dass Ihr Umfeld weiß, wie im Notfall zu handeln ist. Besprechen Sie, wo Ihre Notfallmedikation aufbewahrt wird und wie diese bei Bedarf anzuwenden ist. Für Personen, die im Umgang mit Injektionen oder Notfallmedikamenten unsicher sind, kann eine zusätzliche Schulung oder Anleitung durch medizinisches Personal hilfreich sein. Offene Gespräche über die Erkrankung helfen zudem, Missverständnisse zu vermeiden. Zum Beispiel verstehen Kolleg:innen Ihre Symptome in diesem Fall besser, etwa wenn Sie vor einer Attacke nervös oder müde wirken, und nehmen es nicht als Unlust oder desinteressierte Arbeitshaltung wahr.
Gibt es Hausmittel, die bei einem hereditären Angioödem helfen?
Beim hereditären Angioödem gibt es keine Hausmittel, die eine Attacke wirksam lindern können. Medikamente wie Kortison oder Antihistaminika, die oft bei anderen Schwellungen eingesetzt werden, helfen hier nicht, da HAE nicht auf allergischen Mechanismen basiert. Deshalb ist es wichtig, dass Sie im Falle einer Attacke unbedingt auf Ihre speziell für HAE vorgesehene und für Sie verschriebene Akuttherapie zurückgreifen.
Falls es Ihnen Erleichterung verschafft, können Sie zusätzlich Kühlpacks verwenden, um Ihre Schwellungen kurzfristig zu lindern oder den Schmerz etwas zu reduzieren. Allerdings kann das alleinige Kühlen die Attacke nicht aufhalten oder deren Verlauf beeinflussen – es dient lediglich zur vorübergehenden Linderung.
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Maurer M, et al. The international WAO/EAACI guideline for the management of hereditary angioedema-The 2021 revision and update. Allergy. 2022 Jul;77(7):1961-1990. doi: 10.1111/all.15214. Epub 2022 Feb 3. PMID: 35006617.
Schöffl C, Wiednig M, Koch L, Blagojevic D, Duschet P, Hawranek T, Kinaciyan T, Öllinger A, Aberer W. Hereditary angioedema in Austria: prevalence and regional peculiarities. J Dtsch Dermatol Ges. 2019 Apr;17(4):416-423. doi: 10.1111/ddg.13815. Epub 2019 Mar 18. PMID: 30883006; PMCID: PMC6850089.
https://haei.org
https://haecanada.org/approved-hae-treatments-in-canada/
https://www.ajmc.com/view/ace010_lumry2_s111to18
https://dg-e.de/progressive-relaxation-pr/
Schwellung der tieferen Hautschichten, oft verursacht durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen.
Antihistaminika
Medikamente, die die Wirkung von Histamin blockieren und häufig bei allergischen Reaktionen eingesetzt werden.
Autogenes Training
Entspannungstechnik, bei der man sich durch wiederholte positive Aussagen selbst in einen entspannten Zustand versetzt. Dabei werden bestimmte Formeln wie "Ich bin ganz ruhig" innerlich wiederholt, um Körper und Geist zu beruhigen und Stress abzubauen.
C1-Esterase-Inhibitor
(C1-Inhibitor oder C1-Esterasehemmer)
Wichtiges Protein im menschlichen Körper, daseine besondere Rolle im Immunsystem und bei der Regulierung von Entzündungsprozessen spielt. Lässt sich im Blut messen.
Hereditär
(Vererbt)
beschreibt Krankheiten oder Eigenschaften, die genetisch weitergegeben werden
Injektionen
Verabreichung einer Flüssigkeit, meist eines Medikaments, in den Körper mithilfe einer Spritze und einer Hohlnadel. Dabei wird die Substanz direkt in das Gewebe oder die Blutbahn eingebracht, um eine schnelle oder gezielte Wirkung zu erzielen.
intravenös
(Abkürzung: IV)
Flüssigkeiten, Medikamente oder Nährstoffe werden direkt in die Vene durch eine Nadel oder einen Katheter gegeben.
Kortison
Kortison ist ein körpereigenes Hormon. Für therapeutische Zwecke wird es meist in höheren Konzentrationen verwendet und wirkt dann vor allem entzündungshemmend.
Notfallausweis
Dokument, das wichtige medizinische Informationen enthält und im Notfall schnelle Hilfe ermöglicht. Es beinhaltet Details zur Erkrankung, Notfallkontakte und Behandlungsanweisungen.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
(auch Progressive Muskelrelaxation, kurz PMR)
Entspannungsmethode, die vom amerikanischen Physiologen Edmund Jacobson in den 1930er Jahren entwickelt wurde. Dabei werden verschiedene Muskelgruppen des Körpers abschnittsweite (englisch: progressive) in einer bestimmten Reihenfolge angespannt und wieder gelockert.
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