Die Kurzzeitprophylaxe bei einem hereditären Angioödem (HAE) ist eine vorbeugende Behandlung, die für einen begrenzten Zeitraum eingesetzt wird, um Anfälle zu verhindern. Diese Maßnahme wird oft dann angewendet, wenn über eine bestimmte Zeit ein erhöhtes Risiko für HAE-Attacken besteht. Bei der Kurzzeitprophylaxe gibt es zwei Ansätze, die je nach Situation angewendet werden:
Einmalige Kurzzeitprophylaxe vor medizinischen Eingriffen
Diese Art der Prophylaxe wird bei einem hereditären Angioödem (HAE) vor geplanten medizinischen Eingriffen wie Operationen, Gastroskopien oder Zahnarztbesuchen eingesetzt. Das Ziel ist, Schwellungen zu verhindern, die durch das Trauma eines Eingriffs entstehen könnten. Dazu wird der C1-Esterase-Inhibitor etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Eingriff intravenös verabreicht. Das Medikament wirkt dann während und nach dem Eingriff, um sicherzustellen, dass keine Schwellung auftritt. Mehr über die Wirkungsweise von C1-Esterase-Inhibitor erfahren Sie in der Lektion „Akute Attackentherapie bei HAE“.
Kurzzeitprophylaxe für stressige Lebensphasen
Diese Art der Prophylaxe wird über einige Monate angewendet, um Patient:innen in besonders stressigen Phasen zu unterstützen. Diese Patient:innen haben normalerweise milde Attacken und verwenden sonst nur Akuttherapien, aber besondere Lebensumstände – wie das Lernen für wichtige Prüfungen oder Belastungen durch Jobverlust oder Trauerfälle – können das Risiko für häufigere und stärkere Attacken erhöhen. In diesen Fällen kann eine längerfristige Kurzzeitprophylaxe mit denselben Medikamenten wie bei der Langzeitprophylaxe über drei bis sechs Monate sinnvoll sein. Je nachdem, wie lange die Stressphase anhält, kann diese Form der Prophylaxe auch in eine dauerhafte Langzeittherapie übergehen. Nähere Informationen dazu erhalten Sie in der Lektion „Langzeitprophylaxe bei HAE“.