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Kurs Angina pectoris verstehen: Lektion 7 von 8

Erfahrungsberichte von Patienten

Das Fachwissen von Ärzten und anderen Experten ist wichtig für das Verständnis der eigenen Erkrankung. Doch von Zeit zu Zeit können nur Erfahrungsberichte von Patienten und von anderen Betroffenen dabei helfen, dass man sich verstanden und nicht ganz so allein gelassen fühlt.

Roland Weißsteiner, Präsident des Tiroler Herzverbandes, und Helmut Schulter, Bundesgeschäftsführer des österreichischen Herzverbandes, sind beide seit vielen Jahren Herzpatienten. Sie erzählen Ihnen im folgenden Video, wie die Symptome bei Ihnen damals begonnen haben und welche erste Maßnahmen getroffen wurden.

Video Transkript

Wie haben die Beschwerden bei Ihnen begonnen? (Roland Weißsteiner)

An einem Tag im Frühjahr 1988 wachte ich um fünf Uhr mit starken Brustschmerzen, Schweißausbruch und Angstgefühlen auf. Da mir bekannt war, dass dies Symptome sind, die auf eine Angina pectoris bzw. schon auf einen Herzinfarkt hinweisen, habe ich trotz allem noch nicht einen ärztlichen Beirat gerufen, sondern wartete, bis um acht Uhr früh mein Hausarzt offen hatte und fuhr selbst mit dem Auto zum Arzt, um von dort dann die Diagnose entweder bestätigt zu bekommen oder eben eine Diagnose zu bekommen.

Das würde ich nie im Leben jemand noch raten. Es ist unbedingt Voraussetzung und das Wichtigste, dass man in einem solchen Fall den Notarzt ruft und nur den Notarzt und nicht wartet auf einen Hausarzt.

Wie haben die Beschwerden bei Ihnen begonnen? (Helmut Schulter)

Die Beschwerden bei mir waren – wie soll ich sagen: Ich habe um 12 Uhr in der Nacht die letzte Zigarette geraucht beim Fernsehen und bin um vier Uhr in der Früh mit Brustschmerzen aufgewacht, die so extrem waren, dass ich gedacht habe: Ein Elefant sitzt auf der Brust.

Meine Gattin hat den Notarzt gerufen. Der hat eigentlich wenig darauf reagiert, hat mir eine Spritze gegeben und einen Schein dagelassen: Wenn es ärger wird, soll sie die Rettung rufen.

Eine Stunde später war es dann soweit. Die Rettung musste kommen, und ich war bis zum Eintreffen im Spital schon bewusstlos.

Man muss dazu sagen, es war 1990. Es war eine Zeit, wo man bei einem Herzinfarkt noch 14 Tage im Bett war, ohne dass man aufstehen durfte. Herzkatheter war noch nicht so selbstverständlich, wurde auch keiner gemacht. Und so bin ich nach drei Wochen in ein Reha-Zentrum gekommen, wo ich wieder einigermaßen rehabilitiert nach Hause ging.

Nach drei Monaten begannen wieder von neuen Schmerzen. Und da hat man sich entschieden, doch einen Herzkatheter zu machen. Und bei diesem Herzkatheter wurde festgestellt, dass eine dringende Bypass-Operation erforderlich ist.

Die heutige Methode, dass man Stents setzen kann, war damals noch in den Kinderschuhen. Es war ausschließlich nur eine Bypass-Operation möglich.

Und so wurde vier Tage vor Weihnachten eine Bypass-Operation mit einem Dreifach-Bypass durchgeführt.

Und im neuen Jahr, 1991, konnte ich am 3. Jänner das Krankenhaus verlassen, kam wieder ins Reha-Zentrum und bin im Februar aber dann wieder frisch und fröhlich in den Außendienst gegangen.

Was waren die ersten Maßnahmen die ergriffen wurden?

Um zirka 8 Uhr bin ich dann mit meinem Auto zum Hausarzt gefahren. Der diagnostizierte sofort, dass das ein Herzinfarkt sein könnte, und ich wurde mit der Rettung ins Krankenhaus eingeliefert. Die Erstmaßnahmen in diesem Krankenhaus waren die medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels und die Stabilisierung des Herzens durch Betablocker.

Durch welche Symptome äußert sich bei Ihnen ein Angina pectoris Anfall?

Bei mir äußerte sich der Angina-pectoris-Anfall hauptsächlich durch die eingeengte Brust, durch Schweißausbruch, durch Angstgefühle. Es ist aber subjektiv, unbedingt darauf zu achten, und es sollte jeder Patient wissen, dass er nicht allein diese Symptome die Aussage sind, sondern es ist auch ganz wichtig, dass die Symptome ausstrahlen können in beide Hände, in beide Arme, ausstrahlen können in die Schulterblätter und sogar auch bis in den Unterkiefer. Wichtig zu wissen ist auch, dass, wenn ein Brustschmerz unbedingt länger als 20 Minuten anhält, ist das Herz da mitbetroffen.

In welchen Situationen tritt bei Ihnen häufig ein Anfall auf?

Ein Angina-pectoris-Anfall ist belastungsorientiert, und zwar wenn ich zu viel an Belastung auf mich nehme, spüre ich es sofort wegen der Brustenge. Deshalb ist es wichtig, dass man weiß, wann die Belastung ausgereizt ist.

Wie wichtig war es für Sie persönlich, die Erkrankung zu verstehen?

Es ist nicht leicht, beim ersten Angina-pectoris-Anfall das als Angina pectoris einzuordnen. Da ist es schwierig, als Patient selber zu diagnostizieren, ob das jetzt ein Angina-pectoris-Anfall ist und mit dem Herzen was zu tun hat, oder ob es wirklich nur eine Brustenge ist.

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Angina pectoris“

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