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Kurs Angina pectoris verstehen: Lektion 2 von 8

Ursachen und Risikofaktoren der Angina pectoris

Die Ursache einer Angina pectoris (Brustenge) ist in den häufigsten Fällen eine koronare Herzerkrankung (KHK). Diese wird in der Regel durch eine Arteriosklerose verursacht, also eine Verkalkung oder Verhärtung der Herzkranzgefäße, die wiederum durch verschiedene Risikofaktoren wie starkes Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck begünstigt wird. Unter körperlicher oder seelischer Belastung kann die dadurch verursachte Mangeldurchblutung des Herzens zu einem Angina-pectoris-Anfall führen. In dieser Lektion erfahren Sie, wie eine Angina pectoris entsteht und was Sie tun können, um einem erneuten Anfall vorzubeugen.

Video Transkript

Wie entsteht eine Angina pectoris?

Das Brustengegefühl, das als Angina pectoris bezeichnet wird, entsteht durch eine verminderte Durchblutung des Herzmuskels. Und diese verminderte Durchblutung entsteht durch Verengungen der Gefäße, die den Herzmuskel versorgen. Und diese Verengungen, die die Gefäße betreffen, die den Herzmuskel versorgen, die entstehen durch verschiedene Risikofaktoren. Die wichtigsten davon sind

  • Bluthochdruck,
  • Blutfetterhöhung,
  • Rauchen und
  • Zuckererkrankung.

Ich habe immer gesund gelebt. Warum leide ich jetzt trotzdem unter Angina pectoris?

Patienten, die immer gesund gelebt haben können, trotzdem auch ein Angina pectoris bekommen, weil die Ursachen für eine Verengung von Herzkranzgefäßen nicht nur über unsere eigene Lebenssituation, sondern auch über unseren genetischen Rucksack definiert werden. Wir bekommen von unseren Eltern und von unseren Vorfahren eine Reihe von Genen mit, die wir zwar in ihrer Wirksamkeit beeinflussen können. Wir können aus einem Genpool mehr oder weniger machen und uns mehr oder weniger Risiko zusätzlich noch aufbürden. Aber ein prinzipielles, grundsätzliches Risiko, das in unseren Genen liegt, können wir nicht verändern. Und die Hauptbotschaft ist: Wir sollten uns um die Dinge kümmern, die wir ändern können, und die Dinge gelassen und möglichst effektiv durchs Leben tragen, die wir nicht verändern können. Und dazu gehören unsere Gene.

Welche Risikofaktoren für Angina pectoris kann ich selbst beeinflussen?

Risikofaktoren, die Sie selber beeinflussen können, gibt es viele. Ich denke, jeder Mensch hat ein eigenes Empfinden dafür, was in seinem Leben gesund läuft und was nicht gesund für ihn läuft. Er muss nur ein bisschen in sich hinein horchen.

  • Und es weiß jeder Raucher, dass Rauchen ungesund ist.
  • Es weiß jeder Bluthochdruckpatient, dass Bluthochdruck ungünstiger ist als normaler Blutdruck.
  • Es weiß jeder Mensch, der wenig Bewegung macht, dass es eigentlich ganz gesund wäre, mehr Bewegung zu machen.

Wir brauchen eigentlich niemanden etwas Neues erzählen. Es muss nur, glaube ich, jeder selber für sich herausfinden, wo er den Kompromiss schließt. Wir schließen im Leben permanent Kompromisse. Wir müssen, glaube ich, auch den Kompromiss zwischen dem angenehmen Lebensstil, den wir mit den Genüssen verbinden und die weiterhin gut und wichtig und notwendig sind, und den damit potenziell einhergehenden Risiken, die wir damit eingehen, dass wir das in eine gute Waage bringen.

Mir ist bewusst, dass das Rauchen auch ein Genuss sein kann. Aber man muss sich auch bewusst sein, dass man damit ein Risiko eingeht, das auch vermeidbar wäre. Und dieses Risiko ist beträchtlich.

Und das ist genauso für die Blutfette der Fall, wo Sie mit einem Medikament heutzutage sehr, sehr gute Blutfettsenkungen bewirken können, aber auch mit Ihrer Ernährung einiges dazu beitragen können, dass Ihre Blutwertespiegel im Rahmen bleiben. Sie können nicht ganz so viel beitragen, wie wir es gerne gehabt hätten. Wir wissen inzwischen, dass hier die Gene eine ganz, ganz wesentliche Rolle spielen. Aber wir haben mit der Möglichkeit, das medikamentös zu senken, dieses Risiko, eigentlich sehr, sehr viele Pfeile im Köcher. Das sollte auch weiterhin genutzt werden.

Daher gehört als Nächstes dazu: Wenn Ihr Leben besonders gesund gestaltet ist und Sie alles, was Sie tun konnten, schon getan haben, dann sind auf diese Basis dann Medikamente zu stellen, die dann in diversen Fällen halt notwendig werden. Dann gehört zum gesunden Leben auch dazu, dass mit diesen Medikamenten die Chance gibt, zu wirken. Dafür müssen sie auch eingenommen werden.

Wie können Stress oder andere psychische Faktoren eine Angina pectoris auslösen?

Stress kann Angina pectoris auslösen, weil unter Stress das Herz mehr arbeitet. Wenn Sie sich gestresst fühlen, dann werden Sie merken, dass das Herz schneller schlägt, dass der Blutdruck steigt. Wie eine körperliche Belastung kann auch eine seelische Belastung eine Erhöhung der Herz-Kreislauf-Leistung bewirken. Und damit kann sie auch potenziell vorhandene Engstellen, die es in Herzkranzgefäßen gibt, mehr zur Wirkung bringen.

Stress ist aber nicht von vornherein etwas Schlechtes. Wir alle brauchen Anforderungen, denen wir uns entgegenstellen. Es gibt ja auch die gute Unterscheidung zwischen einem Stress, der gut ist, der nennt sich Eu-Stress, und einem Stress, der einen belastet. Das nennt sich Dys-Stress. Also ich glaube, es ist wichtig, dass man viel guten Stress hat, einen Stress, der einen befriedigt, wo man gerne arbeitet, wo man gerne seine Tätigkeiten macht, was man gern macht, wofür man brennt, wofür man eine Leidenschaft hat. Das sollten wir machen. Das ist gut so. Das ist auch für Herzpatienten gut so.

Aber das, was der Stress auch kann: Er kann zum Dys-Stress werden. Wenn Sie wenig Möglichkeiten haben, selber Entscheidungen zu fällen, stark fremdbestimmt sind, wenn Sie immer das machen müssen, was ein anderer sagt, aber eigentlich geht es Ihnen gegen den Strich, dann ist das eine Belastung. Dann macht das nicht nur ihre Seele, sondern potenziell auch das Herz kaputt. Und dann wäre wirklich zu überlegen, ob man nicht mehr und viel dagegen unternimmt, dass man so einem Stress nicht ausgesetzt ist.

Wie hängen ein erhöhter Blutdruck und Angina pectoris zusammen?

Erhöhter Blutdruck und Angina pectoris hängen sehr, sehr eng miteinander zusammen. Erhöhter Blutdruck ist der häufigste Herz-Kreislauf-Risikofaktor überhaupt. Jeder vierte Mensch in Österreich und auch überhaupt in der westlichen Welt leidet an erhöhtem Blutdruck. Und damit ist er durch seine Häufigkeit alleine schon in der Lage, sehr viel Belastung an den Gefäßen, in der Anzahl der Patienten, aber auch im einzelnen Patienten selber zu bewirken. Er macht vor allem eine mechanische Belastung der Gefäßwände und auch eine mechanische Überlastung des Herzens selber. Das heißt: Einen erhöhten Blutdruck zu erzeugen verlangt vom Herzen etwas ab, was sonst, wenn der Blutdruck normal wäre, nicht verlangt werden würde. Und die Gefäße sind auch einem erhöhten Wandstress ausgesetzt und damit auch mehr gefährdet, Gefäßverkalkungen wiederzubekommen.

Bringt eine Umstellung meines Lebensstils überhaupt noch etwas, wenn ich schon erkrankt bin?

Auf jeden Fall. Die Umstellung des Lebensstils von ungesund auf gesund bringt Ihnen immer was. Es bringt Ihnen oder soll Ihnen vor allem eine Lebensqualität bringen. Die Lebensstilgestaltung ist immer etwas sehr Individuelles, und das ist etwas, wo wir dem Patienten eigentlich wenig vorschreiben wollen oder ihm gar nichts vorschreiben wollen, sondern ihm nur zeigen wollen: Mit dieser Form des Lebens ist es potenziell etwas kürzer, und mit einer anderen Form des Lebens ist es potenziell etwas länger. Mit dieser Form des Lebensstils ist es potenziell etwas wahrscheinlicher, dass Sie auch weniger Lebensqualität in der Zukunft haben werden, und mit einer gesünderen Form des Lebensstils werden Sie in Hinkunft möglicherweise eine bessere Lebensqualität bekommen.
Es ist immer eine Investition. Aber das ist eine Investition in die eigene Zukunft. Und die sollte allemal wert sein, zumindest überlegt zu werden. Und in den allermeisten Fällen wird sich es dann auszahlen, das umzusetzen.

Auf den Punkt gebracht

  • Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen das Rauchen. Bluthochdruck, Blutfetterhöhung und Zuckerkrankheit.
  • Viele dieser Risikofaktoren können durch Lebensstiländerungen beeinflusst werden.
  • Hilft das nicht, so kann die konsequente Einnahme von Medikamenten helfen.

Wie entsteht eine Angina pectoris?

Häufig lässt sich die Angina pectoris auf eine koronare Herzerkrankung zurückführen. Diese liegt vor, wenn ein oder mehrere Herzkranzgefäße (Koronararterien) durch Fettablagerungen verengt oder verschlossen sind. Über diesen Ablagerungen kann die Gefäßinnenhaut einreißen und dadurch das Blutgerinnungssystem aktiviert werden. Hierdurch bilden sich Blutgerinnsel, die das Gefäß weiter verengen oder verschließen. Die Folge ist eine Minderdurchblutung und Sauerstoffunterversorgung des Herzmuskels.

Entstehung der Angina pectoris

Darüber hinaus kann Angina pectoris bei Verengungen der kleinen Gefäße, Veränderungen der innersten Zellschicht (Endothel) der Gefäße, Herzklappenfehlern, Erkrankungen der Hauptschlagader oder der Lungengefäße sowie infolge eines lange bestehenden Bluthochdrucks in Erscheinung treten. Diabetes kann sich dabei ebenso als begünstigender Faktor auswirken wie das Alter oder das Auftreten von Gefäßverengungen bei Verwandten ersten Grades.

Welche Rolle spielt die Psyche bei Angina Pectoris?

Das menschliche Herz ist ein leistungsstarkes, aber auch sehr sensibles Organ. Negative Gedanken, Gefühle wie Ärger oder Trauer, Schmerz, Stress und Depressionen können sich in Erkrankungen niederschlagen, die wiederum zu Symptomen wie Angina pectoris führen.

Welche vermeidbaren Risikofaktoren begünstigen eine Angina pectoris?

Neben Ursachen, auf die Sie keinen Einfluss haben, gibt es zahlreiche Risikofaktoren, die Sie durchaus selbst beeinflussen können. Dazu gehören:

Risikofaktor RauchenRauchen

Angina pectoris Risikofaktor ÜbergewichtÜbergewicht

Angina pectoris Risikofaktor BluthochdruckBluthochdruck

Angina pectoris Risikofaktor unzureichende Bewegungunzureichende Bewegung

Angina pectoris Risikofaktor erhöhte Cholesterinwerteerhöhte Cholesterinwerte

Angina pectoris Risikofaktor StressStress

Warum ist Übergewicht so gefährlich?

Bei stark übergewichtigen Personen sorgen insbesondere die Fettzellen im Bauchraum für die Freisetzung von Botenstoffen, welche die Entstehung einer Arteriosklerose oder eines Diabetes begünstigen. Zudem können Lipide und andere Moleküle die Herzkranzgefäße verstopfen und dadurch eine koronare Herzerkrankung und Angina pectoris auslösen.

Was hat Diabetes mit Angina pectoris zu tun?

Der durch den Diabetes erhöhte Blutzuckerspiegel bewirkt, dass die Blutgefäße vorzeitig altern. Dadurch kommt es in wichtigen Organsystemen wie dem Herzen, der Niere oder dem Gehirn zu einer frühzeitigen Gefäßverkalkung und, daraus resultierend, zu einer schlechteren Durchblutung.

Worin besteht der Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Angina pectoris?

Durch anhaltend hohen Blutdruck verändern sich die Wände der Blutgefäße dahingehend, dass der Gefäßdurchmesser immer kleiner und die Gefäße weniger elastisch werden. Da durch die verengten Arterien weniger Blut zum Herzen gelangt, erhält dieses zu wenig Sauerstoff. Bei jahrelang bestehendem Bluthochdruck ist außerdem die Herzarbeit erhöht, wodurch der Sauerstoffbedarf des Herzmuskels ansteigt. Das führt zu den für die Angina pectoris typischen Symptomen.

Welche Auswirkungen hat ein erhöhter Cholesterinspiegel?

Bei den Blutfetten ist die Unterscheidung zwischen dem «guten» HDL-Cholesterin und dem „schlechten“ LDL-Cholesterin von Bedeutung. Die Schutzwirkung des „guten“ HDL-Cholesterins wird durch neue Studien in Frage gestellt, besonders bedeutsam ist aber das „schlechte“ LDL-Cholesterin. Ist der Cholesterinspiegel dauerhaft erhöht, lagern sich überschüssige LDL-Partikel an den Gefäßwänden ab. Die so entstehenden arteriosklerotischen Plaques führen zur Verengung und Verhärtung der Blutgefäße. Das Herz und andere Organe werden immer schlechter mit Blut versorgt. Unbehandelt droht ein Gefäßverschluss, der sich in einem Herzinfarkt oder Schlaganfall äußert.

SCORE Risktest

Von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) wurde ein Tool zur systematischen koronaren Risikoevaluation entwickelt (SCORE Systematic COronary Risk Evaluation), mit dem man basierend auf den Risikofaktoren Alter, Geschlecht, Rauchverhalten, systolischer Blutdruck und Gesamtcholesterin das absolute Risiko für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis in einem Zeitraum von 10 Jahren berechnen kann.

SCORE ist geeignet für gesunde Individuen ab 40. Wenn bei Ihnen bereits eine der folgenden Erkrankungen diagnostiziert wurde, gilt Ihr Risiko damit schon als deutlich erhöht, und die SCORE ist nicht mehr anzuwenden: koronare Herzerkrankung, Diabetes mellitus Typ 2, Diabetes mellitus Typ 1 mit Endorganschäden, mindestens moderate chronische Niereninsuffizienz.

Geschlecht

Raucher

10-Jahresrisiko berechnen

Wussten Sie schon

Haben Sie gewusst, dass 80 bis 90 Prozent aller koronaren Herzerkrankungen und damit auch der Angina-pectoris-Fälle ihre Ursache im heutigen Lebensstil haben? Durch eine Anpassung Ihres Lebensstils können Sie viel zur Vorbeugung, aber auch zur Besserung der Symptome beitragen, selbst wenn Sie bereits an Angina pectoris erkrankt sind.

In den weiterführenden Kursen Richtige Ernährung bei Angina pectoris, Bewegung und Sport bei Angina pectoris und Raucherentwöhnung bei Angina pectoris lernen Sie mehr zum Umgang mit Angina pectoris Symptomen durch die Anpassung Ihres Lebensstils.

Geprüft Univ.-Prof. Dr. Robert Zweiker: Stand Februar 2019 | AT-RAN-29-06-2019

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Angina pectoris“

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