Durch eine Krebserkrankung und die damit einhergehenden Therapien ist das Immunsystem geschwächt. Impfungen sind daher ein wichtiger Teil des Behandlungskonzeptes bei Krebs. Univ.-Prof.in Dr.in Ursula Wiedermann-Schmidt erklärt, welche Impfungen schon vor Behandlungsbeginn durchgeführt werden sollten und welche Impfungen auch während der Krebstherapie möglich sind.
Impfungen verstehen
Was passiert im Körper, wenn man geimpft wird?
Das Impfen ist gleichzusetzen mit einem Training des Immunsystems, mit dem Ziel, dass unser Körper vorbereitet ist und entsprechende Immunzellen parat hat, bevor es zu einem Kontakt mit einem Krankheitserreger kommt.
Ich mache gerne den Vergleich zum Bundesheer: Wir haben in unserem Körper eine Vielzahl von Soldaten. Aber solange sie keine Schulung durchgemacht haben, wissen sie eigentlich nicht, wo der Feind ist und wie sie die Abwehr richtig und koordiniert durchführen sollen. Und erst durch eine Schulung und durch das Training, das auch das Bundesheer oder die jungen Rekruten durchmachen, ist dann jede dieser Immunzellen vorbereitet bzw. schon vervielfältigt, und ein organisiertes Abwehrsystem steht zur Verfügung, wenn es zu einem Kontakt mit dem Feind, dem Erreger, kommt.
Was ist der Unterschied zwischen Lebend- und Totimpfstoffen?
Es gibt verschiedene Arten von Impfungen, die man unterscheiden muss:
- Es gibt solche Impfungen und vor allem Impfstoffe, die mit sogenannten abgetöteten Erregern zu tun haben und diese verimpfen. Das können Viren sein. Das können Bakterien sein. Hier ist es so, dass entweder der Erreger selbst oder nur Teile von den Erregern verwendet werden. Und diese Teile können sich im Körper nicht weiter vermehren, sondern sie werden sozusagen durch eine Spritze gegeben, und die Immunzellen, die spezifisch sind für diese Erreger, erkennen das und bauen eine Immunantwort auf. Für jemanden, der eine Infektion oder eine Erkrankung hat, ist ein Totimpfstoff nicht gefährlich, und man kann diese Impfungen generell eigentlich immer durchführen.
- Es gibt im Unterschied dazu sogenannte Lebendimpfstoffe. Das sind heutzutage eigentlich nur virale Impfstoffe. Da wird mit einem abgeschwächten Erreger, mit einem abgeschwächten Virus geimpft, das aber gleich ausschaut wie die zirkulierenden Viren, die auch die Erkrankung hervorrufen. Nur sind diese Impfviren nicht sehr krankheitserregend für uns Menschen. Der Vorteil von diesen Lebendimpfungen ist, dass man in der Regel das nur ein oder zweimal geben muss und man dann eine lebenslange Immunität entwickelt. Das heißt: Ein gutes Beispiel ist die Masernimpfung. Die wird zweimal im Kindesalter gegeben, und man kann sich davon auf einen lebenslangen Schutz verlassen.
Wichtig dabei zu sagen ist aber, dass Lebendimpfungen in verschiedenen Situationen nicht gegeben werden dürfen, besonders dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist, weil sich eben dieses Impfvirus im Körper vermehrt. Und wenn das Immunsystem geschwächt ist, dann kann es nicht eine entsprechende Gegenabwehr aufbauen. Daher muss man vorsichtig sein, wenn Patienten Krebstherapien durchführen oder eine dauerhafte Immuntherapie haben, dass eine Lebendimpfung in den meisten Fällen kontraindiziert ist. Und daher müssen solche Impfungen vor entsprechender Therapie durchgeführt werden.
Was ist der Unterschied zwischen aktiver Immunisierung und passiver Immunisierung?
Es gibt einen Unterschied zwischen aktiver und passiver Immunisierung.
Die Impfung ist gleichbedeutend mit einer aktiven Immunisierung. Das bedeutet, dass eben Erregerbestandteile dem Körper zugegeben werden und der Körper selbst die Immunantwort aufbaut. Bei einer passiven Immunisierung werden schon fertige Antikörper, also ein Cocktail an schon vorgeformten Antikörpern demjenigen gespritzt. Und damit hat man eine sogenannte Leih-Immunität. Das heißt, die eigene Immunantwort wird nicht aktiviert, sondern man hat geliehen eine bestimmte Immunantwort, die aber nur kurzfristig hält, denn diese sogenannten Antikörper, die da gegeben werden, haben nur eine Halbwertszeit von ein paar Monaten, und dann fällt das wieder ab. In der Regel, wie gesagt, brauchen wir nicht eine passive Immunisierung. Nur dann wird die gegeben, wenn es zu einem sehr gefährlichen Infektionsprozess gekommen ist. Also zum Beispiel, wenn jemand keine Tetanus Impfung hat, aber eine schwere Verletzung durchgemacht hat und man sofort möchte, dass ein Schutz gegeben ist, dann wird demjenigen durch eine passive Immunisierung diese Leih Immunität für die sofortige Wirkung gegeben.
Gleichzeitig kombiniert man das aber mit einer aktiven Impfung. Und da braucht der Körper etwa einen Monat, bis er dann die eigenen Antikörper aufbaut und dann einen langzeitigen Schutz hat.
Und so auf diese Art und Weise, Kombination passive/aktive Immunisierung, kann man gewährleisten, dass ein Schutz sofort entsteht und durch die aktive Immunisierung oder Impfung auch lange anhält.
Warum sind Impfungen sinnvoll?
Das Wichtige wie gesagt bei Impfungen ist, dass wir vorbereitet sind, dass wir die Vielzahl von Immunzellen richtig trainiert haben und dann entsprechend schon bereit stehen, wenn der Erreger auf uns zukommt, dass wir in kurzer Zeit geballt und auch auf einen langen Zeitraum hindurch fit sind, um diesen speziellen Erreger abzuwehren. Das ist der Sinn der Impfungen. Und das ist die bessere Form, als eine Erkrankung durchzumachen, wo wir meistens einerseits das Immunsystem sehr attackieren und auf der anderen Seite es oft auch zu Komplikationen in anderen Organen kommt. Und die Gesamterkrankung und Komplikationen können bei einer natürlichen Erkrankung oftmals sehr schwerwiegend sein. Das wollen wir durch die Impfungen verhindern.
Warum ist es wichtig, den Impfpass mitzunehmen?
Die Vorbereitung auf eine Impfung oder ein Impfprogramm beginnt ganz einfach mit der Kontaktaufnahme mit dem Impfarzt. Der erinnert einen meistens, dass man zum Impfgespräch auch alle alten Impfausweise, die man hat, auch wenn sie von der Kindheit noch her sind, unbedingt mitnehmen soll. Wieso? Das ist insofern wichtig, weil wir als Impfärzte dann schauen können, ob es in der Kindheit Impfungen gegeben hat, sogenannte Grundimmunisierung durchgeführt wurden und man möglicherweise dann nicht eine komplette Impfserie wieder von neuem beginnen muss, sondern man kann, aufbauend auf die früher getätigten Impfungen, sogenannte Auffrischungsimpfungen machen.
Oft passiert es, dass der Impfausweis nicht auffindbar ist, dass man ihn verloren hat. Das ist auch kein Drama, sondern da geht man so vor, dass man entweder durch Blutanalysen überprüfen kann, ob gewisse Immunantworten schon vorliegen. Meistens schauen wir beim ersten Gespräch nach, ob derjenige einen Schutz gegen Masern aufgebaut hat, gegen Röteln, Mumps und Feuchtblattern. Deshalb auch, weil, wenn nicht, das sind die Impfungen, die Lebend-Impfungen sind und wir dann überlegen müssen, ob solche Impfungen gegeben werden dürfen.
Und man kann noch durch eine Blutabnahme, durch die Kontrollen andere Impfungen überprüfen. In der Regel gehen wir aber so vor, dass wir entsprechend des Impfplans einmal Auffrischungs-Impfungen tätigen und danach, einen Monat später, eine Blutabnahme machen und überprüfen, ob diese Impfungen angegangen sind. Und dann wissen wir, ob die eine Auffrischungs-Impfung ausreichend war oder ob noch mehrere Impfungen gegeben werden müssen.
Wann kann ich mich impfen lassen und wann nicht?
Man soll immer dann zum Arzt für die Impfungen kommen, wenn man sich wohlfühlt, wenn man sich gesund fühlt, wenn man keine Erkrankung hat, vor allem keine fieberhafte Erkrankung hat, keine Infektion hat. Dann ist der richtige Zeitpunkt zu impfen.
Es kann manches Mal sein, dass man z.B. schon länger eine Infektion hinter sich hat, aber noch Antibiotika nimmt, weil man Antibiotikagaben oftmals über eine Woche, manches Mal 14 Tage einnehmen muss, sich aber sonst schon wohlfühlt. Da ist prinzipiell die reine Antibiotikagabe bei gleichzeitigem Wohlbefinden kein Grund, dass man nicht impfen darf.
Mir persönlich ist es aber immer sehr recht, wenn die Leute kommen oder nur dann zum Impfen kommen, wenn sie sich auch wirklich wohlfühlen und gesund fühlen.
Denn durch die Impfung kann natürlich eine gewisse Beeinträchtigung stattfinden. Das Immunsystem arbeitet ja durch die Impfung. Und da ist es günstig, wenn der Mensch sich gesund fühlt und wohlfühlt und nicht gerade mit dem Abwehrkampf gegen eine Infektionskrankheit beschäftigt ist.
Welche Nebenwirkungen können nach einer Impfung auftreten?
Nach einer Impfung muss man schon als Impfarzt immer gut informieren, was alles passieren kann.
- In der Regel muss man damit rechnen, dass nach jeder Impfung gewisse kleine Nebenwirkungen auftreten können, also Impfreaktionen. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Denn wenn der Impfarm weh tut, wenn sich eine Rötung an der Impfstelle zeigt, dann bedeutet das: Ah, das Immunsystem arbeitet gut. Das muss einen nicht beunruhigen. Es kann nur sein, dass es ein bisschen schmerzhaft und unangenehm ist. Meistens sind solche lokalen Reaktionen bis 48 Stunden anhaltend.
- Man muss aber auch dazusagen, dass manche Impfungen vielleicht ein bisschen stärkere Nebenwirkungen hervorrufen können. Es kann sein, dass man kurzfristig vielleicht Fieber hat oder sich müde und schlapp fühlt. Das sind alles Reaktionen, die im Normmaß vorhanden sein können und in der Regel aber nicht länger als zwei, drei Tage dauern. Die Information darüber ist sehr wichtig, damit man sich als Geimpfter einstellen kann.
- Lebendimpfungen können längere Nebenwirkungen hervorrufen, also Impfreaktionen. Sie treten in der Regel erst überhaupt vier Tage nach der Impfung auf, können aber dann mehr als drei, vier Tage anhalten. Auch das muss nicht sein, kann sein und ist, wenn, nur ein Signal dafür, dass unser Immunsystem eben arbeitet und einen guten Immunschutz aufbaut. Aber es ist immer wichtig, dass man darüber Bescheid weiß und sich einstellen kann.
Wo erfahre ich, welche Impfungen wirklich wichtig sind?
Die wichtigen Impfungen, die für jedes Alter angeraten werden, erfährt man im österreichischen Impfplan. Das ist für jedermann und jede Frau zugängig. Da muss man nur auf die Homepage gehen vom Gesundheitsministerium, und da ist der österreichische Impfplan abgelichtet.
Eigentlich sollte da Impfarzt, der Praktiker, Kinderarzt, Allgemeinmediziner diese Impfpläne vorliegen haben und man kann entsprechend dann informieren.
Es gibt also für jedes Alter eine bestimmte Impfmenge oder bestimmte Impfungen, die sinnvoll sind durchzuführen.
Welche Impfungen und Auffrischungen sind in welchem Alter sinnvoll?
In der Regel beginnt es im Kleinkindalter. Das soll man einen guten Schutz aufbauen, der ein Leben lang dann weiter erhalten werden soll. Diese Impfungen beziehen sich auf
- Masern,
- Mumps,
- Röteln und
- Feuchtblattern.
Das sollte geimpft sein schon in der Kindheit. Denn das sind Erkrankungen, die immer sehr ansteckend sind und besonders im Erwachsenenalter zu schweren Verläufen führen.
Routinemäßig wird bei den Kleinkindern schon sehr früh geimpft
- Diphtherie,
- Tetanus,
- Kinderlähmung,
- Keuchhusten und
- Hepatitis B.
Das ist so ein Kombinationsimpfstoff. Wir sprechen von einem 6-fach-Impfstoff.
Wenn das Kind, also die Kleinkinder, diese Grundimmunisierung gegen diese Komponenten durchgemacht haben, sollte dann im erwachsenen Leben alle 10 Jahre Auffrischungen durchgeführt werden, was Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und auch Polio betrifft. Dieser Schutz, den man in der Kindheit begonnen hat, soll bis ins hohe Alter mitgetragen werden. Und bei manchen Impfungen ist es nur möglich durch regelmäßige Auffrischungsimpfungen.
Wenn man zunehmend älter wird, wird unser Immunsystem auch immer schwächer. Dann kann es sein, dass bestimmte Erkrankungen wieder zum Problem werden, die im Erwachsenenalter eigentlich unproblematisch war.
- Da gehören dazu die Pneumokokken Infektionen. Das sind Infektionen, die durch eben Pneumokokken, bestimmte Bakterien hervorgerufen werden und zu sehr schweren Lungeninfektionen führen können. Manchmal können diese Keime auch in den ganzen Körper, da spricht man von einer Sepsis, eintreten, oder sie können sogar ins Gehirn kommen. Das ist ganz wichtig, dass im Erwachsenenalter und auch bei Krebspatienten diese Impfung unbedingt getätigt wird, damit man verhindert, dass schwere Verläufe auftreten.
- Routinemäßig gehört auch mit steigendem Alter die Influenza-Impfung jeden Herbst dazu. Auch wieder deshalb, weil durch das schwächere Immunsystem Influenza, also die echte Grippe viel schwerere Verläufe hervorrufen können. Komplikationen im Alter sind ganz typisch, dass im Anschluss an eine Influenza Herzinfarkte, Schlaganfälle entstehen können. Durch die Impfung kann das Risiko dafür sehr minimiert werden.
- Und dann gibt es bestimmte Impfungen, die in kürzeren Abständen gegeben werden sollen. Das sind z.B. gegen Zecken. Viele Leute gehen gerne in den Sommermonaten, aber auch im Herbst ins Freie, gehen spazieren. Besonders jetzt in der Covid-Zeit ist es eine Möglichkeit, sich fit zu halten. Hier darf man nicht auf die Zecken vergessen und die Zecken-Erkrankung. Ab dem 60. Lebensjahr wird hier der Impfabstand reduziert auf drei Jahre. Das heißt: Hier wird häufiger aufgefrischt. Bis zum 60. Lebensjahr erinnern wir an eine fünfjährige Auffrischung.
Das heißt, die meisten Impfungen, die wir im Erwachsenenalter oder mit steigendem Alter tun, sind solche Auffrischungs-Impfungen, die wir in der Kindheit begonnen haben. Und wir wollen diese Immunzellen, die wir da geschult haben, durch das ganze Leben mittragen. Und daher ist dieser Impfplan eigentlich auch im Erwachsenenleben und im Alter sehr wichtig einzuhalten.
Welche Impfungen müssen nicht aufgefrischt werden?
In der Regel müssen nicht aufgefrischt werden die Impfungen, die als Lebend-Impfungen appliziert werden, das sind typischerweise
- Masern,
- Mumps,
- Röteln und
- die Varizellen.
Diese Impfungen sind im Kinderimpfprogramm vorgesehen am Ende des ersten Lebensjahres, also frühestens mit 9 Monaten. Und eine zweite Impfung soll dann noch gegeben werden im zweiten Lebensjahr. Und diese zwei Impfungen sind so ausreichend und so potent, dass sie eine Immunität durch das ganze Leben tragen.
Die meisten anderen Impfungen sind Tot-Impfstoffe. Da kann man sich nicht auf eine lebenslange Immunität verlassen, sondern da ist es eben notwendig, dass man in einem Abstand von etwa 10 Jahren diese Impfungen dann immer wieder auffrischt. Später mit steigendem Alter ab 60 Jahren werden die Impfabstände von 10 Jahren auf 5 Jahre reduziert, damit dieser Impfschutz auch weiterhin erhalten bleiben kann.
Was ist, wenn ich Auffrischungsimpfungen vergessen habe?
Wenn jemand gewisse Impfungen in der Kindheit gehabt hat und sich aber nicht erinnern kann, wann er die gehabt hat und er kann sich auch nicht erinnern, wann die letzte Auffrischungs-Impfung war, dann wird entsprechend des österreichischen Impfplans und entsprechend des Alters die Impfung durchgeführt, und danach macht man dann in der Regel eine sogenannte Titerkontrolle. Das macht man einen Monat danach, um zu sehen, ob die Impfung ausreichend angegangen ist. Daran kann man sich dann orientieren, ob das eine ausreichende Auffrischungs-Impfung war. Oder, wenn der Impfschutz minimal ist, dann müssen noch weitere Impfungen durchgeführt werden entsprechend einer Grundimmunisierung. Das heißt: Es muss nochmal von vorne mit dem Impfschema begonnen werden.
Hier geht es zum Video-Interview: „Impfungen verstehen”
Impfungen und Krebs
KrebspatientInnen & Impfungen: Was zu beachten ist
Eines der wichtigsten Dinge bei einer Diagnose der Krebserkrankung ist, dass schon der Arzt, aber auch der Patient mitdenkt, dass die Impfungen ein ganz wichtiger Bestandteil sind vom gesamten Behandlungskonzept. Wieso? Weil bei einer Krebserkrankung entweder durch die Krebserkrankung selbst oder durch die folgenden Therapien das Immunsystem in der Regel doch ziemlich geschwächt oder gedämpft wird. Das hat zur Folge, dass man in dieser Zeit dann auch anfälliger ist für Infektionskrankheiten und eine höhere Empfänglichkeit für Infektionskrankheiten hat.
Und daher ist es ganz, ganz wichtig, dass man wie gesagt bei Diagnosestellung der Erkrankung sofort achtet, sich diesen sogenannten Impfstatus anschaut mit dem Patienten und so früh wie möglich Impfungen nachholt, bevor nämlich Therapien, Operationen, Strahlentherapien begonnen haben, damit dieser Immunstatus noch vor weiteren Immunsuppressionen wieder in einem einen guten Zustand gebracht worden ist.
Können Impfungen eine Überforderung des Immunsystems bei KrebspatientInnen bewirken?
Ganz wichtig ist zu erklären, dass Impfungen nicht schlecht sind bei Krebserkrankungen, ganz im Gegenteil. Es gibt viele Untersuchungen, die erst in den letzten Jahren gemacht wurden, wo gezeigt wurde, dass Impfungen bei Krebserkrankungen sehr gut sind, sehr förderlich sind. Denn das bedeutet, dass das Immunsystem wieder aktiv wird. Und wenn ein aktives Immunsystem vorhanden ist, ist auch die Abwehr gegen den Krebs sehr günstig. Früher hat man immer gedacht: Gar nicht impfen während Krebstherapien. Das ist aber nicht richtig.
Man schädigt gar nicht das Immunsystem, man schwächt das Immunsystem gar nicht. Man muss nur wissen, dass bestimmte Impfungen während einer Chemotherapie nicht gegeben werden dürfen und man vorsichtig sein muss oder selektieren muss: Welche Impfungen darf ich geben? Welche soll ich nicht geben?
Aber prinzipiell: Das Thema Impfen während Krebserkrankungen ist sogar ein ganz, ganz wichtiges, um auch die Abwehr gegen den Krebs zu verbessern.
Sollen Immunsupprimierte PatientInnen vor einer Impfung einen B-Zell-Test machen?
Ganz wichtig ist, dass man hier Bescheid weiß, was man sich anschauen muss.
Es ist wichtig, dass Patienten wissen, aber es ist wichtig, dass auch der Arzt das weiß, dass in Abhängigkeit von der Therapie das Immunsystem auf unterschiedliche Art und Weise gedämpft werden kann.
Ganz prinzipiell kann die allgemeine Zellzahl reduziert sein, oder bestimmte Therapien können nur bestimmte Zellen reduzieren.
Die Frage, die jetzt gestellt wurde, ob generell B-Zellen angeschaut werden sollen, ist mit Nein zu beantworten. Sondern nur bei Patienten, die eine bestimmte Therapie bekommen, z.B. Rituximab, das ist ein monoklonaler Antikörper, der besonders B-Zellen bei Myelom-Patienten eliminiert, da ist es dann in der Folge sinnvoll zu schauen: Habe ich noch B Zellen vorhanden? Wie hoch ist der Prozentsatz? Macht es Sinn, dass ich impfe?
Bei anderen Chemotherapien, wo die B-Zellen nicht so sehr angegriffen sind, ist so eine Untersuchung nicht sinnvoll.
Das heißt: Der Arzt muss hier ganz klar unterscheiden zwischen den Therapien, die durchgeführt werden, auch der Grunderkrankung — Krebserkrankung ist nicht gleich Krebserkrankung — , um hier sinnvolle Tests zu machen über die Aktivität des Immunsystems.
Ab welchem Prozentsatz von aktiven B-Zellen ist eine Impfung wieder möglich?
In der Regel kann man sagen, dass Rituximab wie gesagt kann innerhalb von einem halben Jahr doch bewirken, dass der Großteil der B-Zellen entfernt wird.
- Wir sagen immer: Wenn die B-Zellen bei 2 Prozent wieder liegen oder auf jeden Fall über einem Prozent sind, gibt es die Chance, dass Auffrischungs-Impfungen sehr wohl gemacht werden können.
- Bei einer geringen am B-Zell-Anzahl von nur einem Prozent oder 2 Prozent können Grundimmunisierungen unter Umständen nicht sehr gut angehen.
- Alles, was unter einem Prozent vom B-Zellen ist, ist eigentlichem hier nicht sinnvoll zu impfen. Und da müsste man sich z.B. überlegen bei solchen Patienten, auf Immunglobuline zurückzugreifen, wie wir am Anfang gesagt haben. Das Geben von bereits vorgefertigten Antikörpern im Sinne von Immunglobulinen kann einen Schutz, einen guten Schutz hier bereitstellen bei diesen Patienten.
Welche Ärztin/welcher Arzt sollte den Impfplan für mich als Krebspatienten erstellen?
Ich glaube, es ist wichtig, dass bei Impfkonzepten, die erstellt werden sollen, speziell für Krebspatienten, eine ganz enge Zusammenarbeit, einerseits vom Onkologen mit einem Impfarzt, der sich spezialisiert hat auch auf das Immunsystem und das Impfen von Risikopatienten. Denn diese Ärzte sind in der Regel vorbereitet und geschult hinsichtlich des Immunsystems. Die können sehr gut überlegen: Welche immunologischen Untersuchungen sind sinnvoll, um überlegen zu können, welche Impfung darf gegeben werden, welche darf nicht gegeben werden?
Da sollte man sich als Patient wirklich an die Ärzte wenden, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Wenn ein routinemäßiger Impfplan schon aufgestellt worden ist, spricht nichts dagegen, dass man mit diesem vorgefassten Impfplan dann auch zu seinem praktischen oder zum Hausarzt geht, den man vielleicht gewöhnt ist. Der bekommt sozusagen dann ein Schema am schon überreicht, und es geht dann hauptsächlich um die Impfung, die Applikation der Impfung. Das mag für viele Patienten angenehmer sein. Vielleicht kommen Hausärzte auch nach Hause und können das machen.
Aber gerade für das Erstgespräch, für die Erstbetreuung, die Aufstellung eines solchen Impfplanes appelliere ich wirklich, dass man sagt: Man geht zum Facharzt, der sich mit diesem Thema hauptberuflich beschäftigt.
Welche Impfungen werden für mich als KrebspatientIn unbedingt empfohlen?
In der Regel sind die Impfungen, die ganz wichtig sind und die man auch während der Chemotherapie impfen kann, eben
- Diphtherie,
- Tetanus und
- Keuchhusten.
Keuchhusten deshalb auch ganz wichtig, weil das eine Erkrankung ist, die in den letzten Jahren enorm angestiegen ist in Österreich, nicht nur in Österreich in der ganzen Welt.
Dann sollte sofort überprüft werden, ob ein Schutz gegen
- Masern und
- Feuchtblattern
vorliegt. Wenn nicht, ist das ein gewisses Problem, wenn nicht geimpft werden kann. Da kommen wir dann später noch einmal dazu.
- Es soll in der Influenza-Saison jeder Krebspatient routinemäßig immer gegen Influenza geimpft werden. Da gibt es Impfstoffe, die auch stärker wirksam sind, besonders wenn das Immunsystem nicht so gut funktioniert.
- Die Pneumkokken-Impfung ist eine ganz wichtige Impfung, die routinemäßig bei Krebspatienten gegeben werden soll zur Verhinderung der Lungenentzündungen und auch von Blutvergiftung mit diesen Keimen.
- Und dann gibt es die mögliche Impfung auch gegen Gürtelrose, dem sogenannten Herpes Zoster. Der Herpes Zoster ist eigentlich eine Reaktivierung von einer in der Kindheit stattgefundenen Windpocken Erkrankung oder Feuchtblattern. Das Virus bleibt ein Leben lang im Körper und kann dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist, wieder neu herausbrechen. Viele Leute kennen den Begriff der Gürtelrose, eine sehr unangenehme, schmerzhafte Erkrankung, wo die Bläschen sich in den Hautarealen oftmals wie ein Gürtel sozusagen darstellen. Und es kann sehr viele Monate zu sehr schmerzhaften Situationen kommen. Man nennt das eine postherpetische Neuralgie, also lange Empfindungsstörungen oder auch die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion. Das ist eine Impfung, da gibt es mittlerweile auch einen Tot-Impfstoff gegen diese Gürtelrose. Und das ist sicherlich auch eine Impfung, die empfohlen wird.
Welche Impfungen sollte ich vor der Therapie bekommen?
Es gilt eine Grundregel einzuhalten, nämlich: Das Beste ist immer, dass man alle Auffrischungs-Impfungen vor Therapiebeginn macht. Im Idealfall ist es so, dass man einen Monat, bevor die Therapie begonnen wird, alle notwendigen Impfungen abgeschlossen hat. Der Minimalabstand zum Beginn einer Therapie sind 14 Tage, was Totimpfstoffe betrifft. Das ist der Idealzustand.
Das heißt also, wenn jemand mit der Diagnose Krebs konfrontiert ist, dann ist es wichtig, dass der Onkologe auch schon sofort darauf hinweist, dass man sagt: Bitte gehen Sie zu Ihrem Impfarzt und schauen Sie noch nach, ob alle Impfungen in Ordnung sind, und danach wird die Chemotherapie begonnen.
Wenn diese Zeit nicht da ist, dürfen natürlich nicht durchgeführte Impfungen kein Grund sein, eine Chemotherapie oder eine notwendige Behandlung aufzuschieben. Das darf nicht der Fall sein.
Im Idealfall, wie gesagt, ist die Planung so, dass man es vorher tut.
Wenn dann eine Therapie schon im Laufen ist, viele Patienten bekommen eigentlich dauerhaft dann eine Chemotherapie, ist es möglich, auch unter Chemotherapie zu impfen. Aber da ist es dann ganz wichtig, dass man sich anschaut: Welche Impfungen sind sinnvoll? Wann können sie getätigt werden? Welche Impfungen dürfen nicht gegeben werden? Auch da wieder ist dann das Gespräch mit dem Impfarzt, mit dem Spezialisten ein ganz wichtiges.
Ist eine Impfung grundsätzlich auch während der Krebstherapie möglich?
Es ist möglich, dass man während der Krebstherapie impft. Eine der wichtigsten Impfungen, die man während der Krebstherapie durchführt, ist die Influenza-Impfung Wir wissen, dass onkologische Patienten sehr profitieren von der Influenza-Impfung, weil vor allem die schweren Verläufe und die Komplikationen minimiert werden können, hinten angehalten werden können.
Im Idealfall ist es so, wenn jemand einen Chemotherapie-Zyklus hat, dass die Influenza-Impfung, die ja in den Monaten Oktober oder November bevorzugt gegeben werden soll, am Anfang eines Chemotherapie-Zyklus gegeben wird, weil hier die Impfung besser angehen kann.
Wenn das nicht möglich ist, dann wird die die Influenza-Impfung zwischen den Zyklen gegeben. Das ist auch immer ein guter Zeitpunkt, um die Wirksamkeit zu verbessern.
Das ist eine klassische Impfung, die neben der oder während der Chemotherapie gegeben wird.
Kann man sich gegen Herpes Zoster impfen lassen, wenn man Krebs hat?
Ich habe es schon erwähnt, dass der Herpes Zoster eine ganz unangenehme Erkrankung ist und ganz besonders häufig Krebspatienten betrifft. Wieso? Weil dieses Virus, das Herpes-Zoster-Virus, ja in unserem Körper ein Leben lang erhalten bleibt. Es zieht sich zurück in die Nervenzellen. Und wenn das Immunsystem geschwächt ist, was bei Krebspatienten der Fall ist, vor allem durch die Therapien, dann kann dieses Virus wieder Oberwasser gewinnen und kann diese schmerzhaften Herpes-Zoster-Episoden hervorrufen.
Wir haben seit einigen Jahren einen inaktivierten Impfstoff zur Verfügung, der auch während Therapien gegeben werden kann. Der einzige Nachteil zurzeit ist leider Gottes, dass die Verfügbarkeit in Österreich nicht gegeben ist und dass wir uns als besondere Impfstellen bemühen, dass wir diese Impfstoffe dann aus den umliegenden Ländern importieren können. Aber das ist eine sehr mühsame Angelegenheit. Routinemäßig ist derzeit aufgrund der mangelnden Erhältlichkeit die Zoster-Impfung nicht empfohlen, wird sie aber und sollte auch gemacht werden, sobald der Impfstoff zur Verfügung steht.
Worauf achten ÄrztInnen beim Impfen von KrebspatientInnen?
Ich glaube, das Allerwichtigste ist wirklich, dass die Ärzte, die sich mit dem Thema Krebs und Impfen beschäftigen, sind fit auf der Basis, welche Therapien es gibt, welche Möglichkeiten hier vorliegen, um abschätzen zu können, wann welche Impfung notwendig ist.
Es gibt keine Kochrezepte, was das Impfen betrifft bei diesem Patientenkollektiv. Es gibt Impfpläne, die aufgestellt worden sind für die allgemeine, gesunde Bevölkerung. Und diese hier gelten uns nur als Hilfe, um überlegen zu können: Ist das anwendbar bei Risikopatienten, bei Patienten, die Grunderkrankungen haben. Also hier steht ganz im Vordergrund das individuelle Vorgehen, das personalisierte Vorgehen, die personalisiere Medizin, die in der Krebsbehandlung ja sowieso Einzug genommen hat. Das ist auch ein Faktum, was das Impfwesen betrifft.
Warum sollen sich Angehörige von KrebspatientInnen impfen lassen?
Eine der wichtigsten Maßnahmen bei der Impfversorgung von Krebspatienten ist auch die Impfversorgung des Umfelds, der Familie, der Kontaktpersonen, Haushaltsmitglieder, auch der Berufskollegen. Wieso? Aus zwei Gründen.
- Nämlich einerseits, dass die umliegenden Personen sich ebenso vor Erkrankung schützen.
- Aber viel wichtiger ist in diesem Fall, dass jeder, der geimpft ist, nicht ansteckend für einen Krebspatienten sein kann. Und das ist deshalb so wichtig, weil wir ja nicht wissen, ob alle Impfungen bei Krebspatienten sehr gut angehen aufgrund der Schwächung des Immunsystems. Also ist die Umgebungsprophylaxe, wie wir das nennen, ein ganz wichtiger Bestandteil der gesamten Impfversorgung von Krebspatienten.
Im Idealfall sollten eben bei einem Krebspatienten immer die Familienmitglieder mitkommen, der Ehepartner mitkommen, die Kinder, Großeltern, je nachdem, in welchen Alter sich die Krebserkrankung befindet, um diese komplexe Behandlung der gesamten Familie hinsichtlich Impfversorgung durchführen zu können.
Welche Impfungen sollten Angehörige von KrebspatientInnen impfen lassen?
Für die Angehörigen gilt ganz besonders, dass sie nicht ansteckend sein dürfen mit sehr hoch ansteckenden Erkrankungen. Das heißt: Man muss bei allen Angehörigen schauen, ob ein ausreichender Schutz gegen
- Masern,
- Mumps,
- Röteln und
- Feuchtblattern
vorliegt.
Das sind Erkrankungen, die durch Tröpfcheninfektion sehr leicht übertragen werden, und daher ist im Vordergrund, dass man überprüft ist: Sind die Angehörigen immun?
Wenn nicht, sollten sie sofort geimpft werden. Sie können im Unterschied zu den Krebspatienten mit Lebend-Impfstoffen geimpft werden. Und das ist eine der ersten Maßnahmen.
- Natürlich gehört bei dem Umfeld genauso gut dazu die Influenza-Impfung. Auch hier gilt dasselbe: Je mehr geimpft werden, desto weniger können Personen ansteckend für die Krebspatienten sein.
- Dasselbe gilt aber auch für andere Erkrankungen wie Keuchhusten z.B.. Auch hier muss man unbedingt achten, dass diese Kombination Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten vom Umfeld getätigt wird, damit man nicht so ansteckend ist.
- Und unter Umständen kann auch vernünftig sein, Impfungen zu machen wie Pneumokokken, wenn das Umfeld, die Umgebung im entsprechenden im Alter Pneumokokken-Erkrankungen steht.
Sollten sich auch ArbeitskollegInnen und FreundInnen impfen lassen?
Ich glaube, beim Umgang mit einer Krebskrankheit gehört dazu, dass man das Thema auch im Freundeskreis und am Arbeitsplatz anspricht. Deshalb eigentlich, um einen vermehrten Selbstschutz zu haben.
Hier soll man das Thema Impfen ansprechen. Hier ist oft den Mitmenschen, den Kollegen nicht bewusst, dass sie selber ja eigentlich eine Infektionsschleuder durchaus darstellen und man daher wirklich bittet und informiert, dass es wichtig wäre, dass z.B. gegen die Influenza auch die Arbeitskollegen geimpft sind, damit sie nicht ansteckend für mich als Krebspatient sein können. Diese Info kann proaktiv von jedem Krebspatienten in den Freundeskreis oder die Arbeitskollegenschaft gebracht werden.
Kann man im Anschluss an die Impfung die Impfviren an andere übertragen?
In der Regel ist es so, dass auch Lebend-Impfstoffe nicht ansteckend sind für das Umfeld. Wir wissen z.B., dass eine Masernimpfung nicht zu einer Ausscheidung von Impfmasernviren führt, und daher ist das Umfeld nicht gefährdet, wenn es im Umfeld ein immunsupprimiertes ist.
Es gibt eine einzige Lebend-Impfung, wo man vorsichtig sein sollte. Das ist bei den Varizellen. Manches Mal, ganz selten, kann es dazu kommen, dass der Geimpfte sogenannte Impfvarizellen, Impfwindpocken entwickelt. Und wenn dann solche Bläschen sich ausbilden, auch wenn es nur ganz wenige sind, ist der Inhalt dieser Bläschen mit Viren gefüllt. Und hier soll kein Kontakt dieser Personen mit Immunsupprimierten sein. Denn rein theoretisch könnte durch den Bläscheninnhalt eine Infektionsübertragung stattfinden.
Für alle anderen Impfungen gilt, dass es hier keine Sorge ist, dass diese Impfung übertragen werden kann. Einziger Unterschied ist heuer vielleicht, dass Kinder, die gegen Influenza mit dem Lebend-Impfstoff, mit dem nasalen Impfstoff geimpft werden, die können sehr wohl über die Nase diese Impfviren ausscheiden und sollten nicht unbedingt bis zu einer Woche nach der Impfung Kontakt haben mit immunsupprimierten Krebspatienten. Wenn es z.B. die Omi oder die Eltern sind, dann sollte hier vorsichtig umgegangen werden.
Hier geht es zum Video-Interview: „Impfungen und Krebs”
Impfungen und Krebstherapie
Was sollte man bei Impfungen im Zusammenhang mit einer Chemotherapie beachten?
Wichtig ist, bevor eine Chemotherapie begonnen wird, auch da wieder: Bevor die Chemotherapie angefangen hat, ist es sehr wichtig, dass der Impfstatus überprüft worden ist. Wenn Impfungen fehlen, sollen die vor Chemotherapie möglichst durchgeführt werden.
Oft ist das nicht der Fall. Oder oft ist das Thema Impfen erst während der Chemotherapie ein Thema. Hier lässt sich sagen, dass man auch während der Chemotherapie impfen kann. Allerdings muss man gewähr sein, dass die Impfwirkung relativ reduziert sein kann.
Daher: Wenn man eine volle Wirkung haben möchte von einem Impfstoff, raten wir in der Regel an, nach der Chemotherapie, nämlich drei Monate nach der Chemotherapie, erst die Impfungen durchzuführen. Das schließt dann Lebend- und Tot-Impfstoffe ein.
Ganz wichtig:
- Die Lebend-Impfungen sind diese Impfungen, die auf keinen Fall während der Chemotherapie gegeben werden dürfen. Die müssen in jedem Fall eine Chemotherapie abwarten.
- Die Tot-Impfstoffe dürfen während der Chemotherapie gegeben werden. Aber besser ist es entweder davor oder danach wegen der Wirksamkeit und wegen dem besseren dauerhaften Resultat.
Bis wie lang vor dem Start der Chemotherapie kann ich mich impfen lassen?
Es gibt eine Grundregel, wie lange man sich vor Chemotherapie impfen lassen kann. Man sagt:
- Bis zu vierzehn Tage vor Beginn der Chemotherapie können alle Tot-Impfstoffe gegeben werden.
- Bis zu vier Wochen vor Therapiebeginn können alle Lebend-Impfungen gemacht werden.
Also vier Wochen vor Therapie muss eine Lebend-Impfung abgeschlossen sein. Das ist ganz wichtig. Weil dann hat das Immunsystem lang genug Zeit, den Schutz aufzubauen. Und danach kann dann die Chemotherapie beginnen. Das ist eine Grundregel, die einzuhalten ist.
Welche Impfungen können auch während der Chemotherapie sinnvoll sein?
- Eine der wichtigsten Impfungen ist, die ich schon erwähnt habe, die Influenza-Impfung. Hier wird unabhängig von der Chemotherapie die Influenza-Impfung in der Saison jedes Jahr empfohlen.
- Auch die Pneumokokken-Impfung kann sehr sinnvoll sein während der Chemotherapie durchzuführen.
- Und ähnliches gilt für die Keuchhusten-Impfung, die nur in Kombination mit Tetanus und Diphtherie gegeben werden kann.
Das sind die drei Impfungen, wo ich sage, dass es sinnvoll ist, die auch während der Chemotherapie zu machen.
Man muss aber natürlich unterscheiden dann, um was für eine Krebserkrankung es sich handelt, ob das eine Chemotherapie im Rahmen von sogenannten soliden Tumoren, also z.B. Brustkrebs, Prostatakarzinom oder Darmkrebs ist, oder ob wir von sogenannten hämatologischen Krebserkrankungen sprechen, Stichwort das Myelom. Hier ist eine ganz andere Vorgehensweise notwendig, denn in der Regel kann hier im Rahmen von Stammzell-Transplantationen ein ganz anderes Vorgehen notwendig sein, nämlich man beginnt nach der Chemotherapie wirklich wieder, wie ein Baby geimpft zu werden, weil man durch die Stammzell-Transplantation jeglichen Schutz aus der Kindheit oder zu früheren Jahren verloren hat.
Ab wann kann nach einer Chemotherapie wieder geimpft werden?
Nach einer herkömmlichen Chemotherapie, die z. B. im Rahmen von Brustkrebs, Magenkarzinom, Lungenkrebs und so weiter gegeben wird, ist die Grundregel:
- Ein Monat nach der Chemotherapie kann mit Tot-Impfstoffen geimpft werden und ein gutes Resultat erzielt werden.
- Die Lebend-Impfungen sollen nicht drei Monate vor Beendigung der Chemotherapie begonnen werden.
Warum geht der vorhandene Impfschutz durch eine Stammzelltransplantation verloren?
Eine der wichtigsten Behandlungen von Myelom-Patienten ist, um das Immunsystem wieder zu regenerieren und normalisieren, ist, dass es zu einer Stammzell-Transplantation kommt.
Die Vorbehandlung einer Stammzell-Transplantation und während der Stammzell-Transplantation ist eine extreme Immunsuppression, deshalb, weil es notwendig ist, dass das Transplantat, das von einem anderen Menschen stammt, angenommen wird. Das bedeutet, dass das eigene Immunsystem sozusagen lahmgelegt wird und die Zellen, die vom Spender gegeben werden, auch bestrahlt worden sind und auch in einen Zustand, in einen kindlichen Zustand versetzt werden.
Das heißt: Nachdem diese Therapie durchgeführt worden ist, beginnt man eigentlich fast bei Null, wie ein Baby das Immunsystem wieder zu schulen und wieder fit zu machen.
Wie wird der Impfschutz nach einer Stammzelltransplantation wieder aufgebaut?
Hier gibt es ganz klare und strenge Regeln, wie vorzugehen ist, an die sich eigentlich alle halten sollen und die Informationen auch in der Regel schon dem Patienten vor Stammzell-Transplantation gegeben wird, damit man sich einstellen kann. Was ist das? Die Informationen, sofern nicht nach der Stammzell-Transplantation noch zusätzlich schwere immunsuppressive Therapien fortgesetzt werden, ist die Grundregel die, dass man 3 bis 6 Monate nach Stammzell-Transplantation mit den Tod-Impfstoffen beginnt. Einer der wichtigsten und ersten Impfstoffe, die hier begonnen werden, sind Pneumokokken-Impfungen. Dann kommen die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hepatitis B. Das wird wie bei den kleinen Babys mit dem sogenannten 6-fach-Impfstoff bevorzugt geimpft, und es wird in der Regel immer eine so genannte Grund-Immunisierung geimpft, heißt das Impfschema nach Stammzell-Transplantation ist ganz ident dem Kinder-Impfschema bei einem 3 Monate alten Baby, also den Säuglingen.
Wann nach der Stammzelltransplantation können wieder Lebend-Impfstoffe verabreicht werden und wie kann man die Zeit bis dahin überbrücken?
Wichtig ist auch das nach Stammzell-Transplantation auf jeden Fall zwei Jahre gewartet werden muss, bevor das erste Mal ein Lebend-Impfstoff gegeben wird. Das ist deshalb wichtig, weil Masern, Mumps, Röteln und auch Varizellen, also Feuchtblattern darf nicht bis zwei Jahre nach Stammzell-Transplantation gegeben werden, weil man eben befürchten könnte, dass durch die Immunsuppression die Erkrankung zu gefährlich wäre. Aber weil man auch das Transplantat nicht gefährden möchte durch entsprechende Entzündungen. Das ist ganz wichtig einzuhalten.
Und wenn Personen Angst haben während der Zeit, gibt es die Möglichkeit, in den ersten zwei Jahren nach Therapie z.B. durch Immunglobulin-Substitutionen, die Schutzfaktoren, Antikörper enthalten, dass man das vorübergehende zusätzlich appliziert.
Sollte man vor Stammzelltransplantation aller Impfungen auf den Letztstand bringen?
Auch bei der Stammzell-Transplantation wird empfohlen, alle Impfungen noch einmal auf einen Letztstand zu bringen. Es ist auch günstig, dass der Spender die Impfungen auf den Letztstand bringt. Wieso? Weil man hier doch die Möglichkeit hat, dass derjenige, der die Stammzell-Transplantation hat, da kann man sozusagen die Gedächtniszellen fördern und vermehrt aufbauen. Und diese Gedächtniszellen sind meistens in verschiedenen Organen zurückgezogen. Und auf die kann man sich dann auch verlassen, dass die nach der Therapie wieder reaktiviert werden können.
Das heißt: Es ist sehr sinnvoll sich vor Stammzell-Transplantation noch einmal impfen zu lassen.
Danach eben frühestens beginnt man erst drei bis sechs Monate nach Stammzell-Transplantation, um das Immunsystem wieder weiter zu schulen.
Wie soll ich mich nach der Stammzelltransplantation aufgrund der erhöhten Infektanfälligkeit verhalten?
Jeder Immunsupprimierte, besonders nach der Stammzell-Transplantation, weiß, dass er eine erhöhte Infektanfälligkeit hat.
Ganz wichtig sind die Maßnahmen, die für Stammzell-Transplantierte immer gegolten haben:
- der Mund-Nasen-Schutz
- Abstand halten,
- Händedesinfektion,
- Handschuhe tragen.
Alles, was jetzt alle Menschen in der Covid-Krise gelernt haben, war eigentlich für einen Patienten, der Stammzell-transplantiert war, immer Alltag.
Für Stammzell-Transplantierte ist die jetzige Situation eigentlich fast günstiger, weil jeder jetzt diese Maßnahmen ergreifen muss und daher anzunehmen ist, dass diese Infektionsgefahr Mensch-zu-Mensch-Übertragung von Infektionen durch das allgemeine Verwenden von Mund-Nasen-Schutz und Abstandhalten deutlich reduziert wird.
Das ist eine gute Situation, um sozusagen ein bisschen mehr Sicherheit aufzubauen und nicht das Gefühl zu haben, dass man als Transplantierter das Haus nicht verlassen darf oder sich nicht mehr bewegen kann, weil hier jetzt doch mehr Vorsicht in der Bevölkerung durch die Corona-Krise Einzug gehalten hat.
Wann kann ich mich nach einer Anti-B-Zell-Therapie wieder impfen lassen?
Nach einer Anti-B-Zell-Therapie ist es so, dass die Wirksamkeit der B-Zellen oder die Zahl der B-Zellen mindestens für ein halbes Jahr sehr, sehr reduziert ist. Man sagt, es gibt so Grundregeln, dass man sagt: Tod-Impfstoffe können frühestens sechs Monate nach der letzten Gabe von einer Anti-B-Zell-Therapie begonnen werden. Die Lebend-Impfstoffe machen keinen Sinn vor einem Jahr nach Therapie durchzuführen.
Für viele Patienten bedeutet das: Die Anti-B-Zell-Therapie ist sehr häufig eine dauerhafte Therapie, die gemacht wird. Das heißt: Hier wird so ein Zyklus durchgeführt, dass alle sechs Monate meistens eine B-Zell-Therapie erneuert wird. Was man machen kann ist, man kann in diesem Intervall, bevor die neue Therapie gemacht wird, versuchen, hier Tot-Impfstoffe zur applizieren. Es ist aber sinnvoll bei diesen Patienten auch immer wieder zu kontrollieren, wie denn die Anzahl der B-Zellen tatsächlich vorliegt, um abschätzen zu können: Macht eine Impfung Sinn oder nicht?
Kann ich mich mit einem Lebendimpfstoff impfen lassen, wenn meine Therapie Biologika enthält?
Die Biologika-Therapien sind ja sehr mannigfaltig, und es ist ganz wichtig, dass man sich als Arzt genau damit beschäftigt und auskennt, welches Biologikum eingesetzt worden ist und welche immunsuppressive Wirkung so ein Biologikum hat.
Grundsätzlich ist es so: Es gilt als Grundregel, dass Lebend-Impfstoffe nicht während einer Biologika-Therapie gegeben werden dürfen, sondern man muss in der Regel drei Monate ein Biologikum absetzen, bevor eine Lebend-Impfung gegeben wird und danach circa vier Wochen gewartet werden, bevor das Biologikum wieder gegeben werden kann.
Die Krebspatienten sind gute Beispiele für eine so genannte individuelle Impf-Beratung und für individuelle Impfschemata. Und daher muss man auch im Falle von Biologika nicht hier ganz genau auf das Präparat eingehen, um abschätzen zu können: Kann man schon zu einem früheren Zeitpunkt eine Impfung durchführen? Macht es Sinn oder nicht? Also hier muss man eigentlich von Patient zu Patient und von Präparat zu Präparat die Entscheidung treffen.
Kann ich mich während einer Therapie mit Small Molecular Inhibitors impfen lassen?
Auch bei dieser Kategorie von Immuntherapeutika ist es so, dass das Immunsystem beeinträchtigt wird, und in der Regel gibt es Kontraindikationen, was Lebend-Impfungen betrifft. Aber noch einmal: Es ist natürlich der Grad der Immunsuppression, der durch das Immuntherapeutikum induziert wird, entscheidend über die einerseits Auswirkungen auf das Immunsystem und andererseits die Möglichkeit der Verwendung von bestimmten Impfstoffen.
Das heißt: Man muss sich überlegen, welches Therapeutikum einen hohen Grad der Immunsuppression liefert, Grad 3 bedeutet immer Kontraindikationen für Lebend-Impfungen, oder vielleicht ein Immuntherapeutikum, das nicht so eine hohe Immunsuppression durchführt. Da könnte man sich sehr wohl überlegen, ob manche Lebend-Impfungen vielleicht unter der Therapie oder kurzfristigem Aussetzen abgegeben werden können. Wiederum eine sehr individuelle Vorgehensweise, die hier notwendig ist.
Was für weitere Therapien gibt es?
Ich glaube, das Allerwichtigste ist wirklich, dass die Ärzte, die sich mit dem Thema Krebs und Impfen beschäftigen, fit sind auf der Basis, welche Therapien es gibt, welche Möglichkeiten hier vorliegen, um abschätzen zu können, wann welche Impfung notwendig ist. Es gibt keine Kochrezepte, was das Impfen betrifft bei diesem Patientenkollektiv.
Es gibt Impfpläne, die aufgestellt worden sind für die allgemeine gesunde Bevölkerung. Und diese hier gelten uns nur als Hilfe, um überlegen zu können: Ist das anwendbar bei Risikopatienten, bei Patienten, die Grunderkrankungen haben?
Also hier steht ganz im Vordergrund das individuelle Vorgehen, das personalisierte Vorgehen, die personale Medizin, die in der Krebsbehandlung ja sowieso Einzug genommen hat. Das ist auch ein Faktum, was das Impfwesen betrifft.
Hier geht es zum Video-Interview: „Impfungen und Krebstherapie”
Saisonale und regionale Impfungen
Was sind Grippewellen und warum können sie für KrebspatienInnen gefährlich sein?
Grippewellen im Sinne der echten Influenza, der Echte Grippe oder Influenza sind sogenannte saisonal auftretende Erkrankungen. Immer in den kalten Monaten, Wintermonaten kommt es zum Auftreten von Influenza-Viren in den der Hemisphäre der Welt, wo gerade Winter vorherrscht. Das ist eine Situation, die uns jedes Jahr einholt. Die Influenza-Viren sind eigentlich Viren, mit denen wir leben müssen und wo man sicher sagen kann, dass sie jedes Jahr kommen werden.
Daher bereitet man sich auch jedes Jahr vor auf so eine Influenza-Welle, indem die Impfungen durchgeführt werden.
Und für die Krebspatienten gilt, dass sie unbedingt eine der wichtigsten Impfungen sind, die routinemäßig durchgeführt werden sollen, auch bei Patienten, die schon eine Krebstherapie machen.
Die Influenza Impfung ist Tot-Impfstoff. Also es kann sich nicht vermehren. Für Krebspatienten liegen noch dazu verbesserte Impfstoffe, die auch wirkstoffverstärkt sind, zur Verfügung, damit bei einem schwächeren Immunsystem trotzdem eine gute Immunantwort aufgebaut werden kann.
Und wichtig zu sagen ist: Auch wenn der Schutz nicht optimal bei Patienten bei Krebspatienten mit Therapien entsteht, ist doch vor allem vordergründig, dass Komplikationen vermindert werden, dass der Ablauf von einer schweren Influenza minimiert wird und abgeschwächt wird. Und das steht ganz im Vordergrund.
Das heißt: Die Influenza Impfung gilt für jeden Krebspatienten, aber auch für dessen Umgebung zu einer Standard-Impfung, die jährlich durchgeführt werden soll.
Wann und wie häufig sollte man sich gegen Grippe impfen lassen?
Die Influenza-Impfung ist eine Impfung, die jedes Jahr gemacht wird. Wieso ist das der Fall? Das ist deshalb der Fall, weil die Influenza-Viren leider ein bisschen mutationsfreudig sind. Das heißt, die können ihre Oberflächenmoleküle, ihr äußeres Erscheinungsbild, jedes Jahr ein bisschen modifizieren. Und das bedeutet, dass jedes Jahr auch der Impfstoff, der uns schützen soll, angepasst werden muss an diese Modifikationen.
Daher ist es notwendig, jedes Jahr zu impfen, solange wir keinen anderen Impfstoff gefunden haben, der uns eine Immunität gegen verschiedene Influenzastämme bereiten kann. Das haben wir momentan nicht. Und daher ist es das Hauptziel, dass man jedes Jahr mit dem für die Saison geänderten Impfstoff sich impfen lässt.
Warum sollte man sich mit einer akuten myeloischen Leukämie nicht gegen Grippe impfen lassen?
In einer akuten Erkrankung ist es schwer, dass man am hier überhaupt Impfungen durchführen sollte, weil hier vor allem das Entzündungsgeschehen und die Immunzellen sehr der Situation, dass sie sich sehr vermehren können bestehen, und da soll man nicht zusätzlich auch noch mit Impfungen in dieses Akutgeschehen hinein impfen.
Das gilt ganz prinzipiell für jede Erkrankung, die eine akute Erkrankung ist. Auch eine akute Infektion ist ein Zustand, wo man nicht hinein impfen darf, weil ganz einfach sonst der Erkrankungsprozess deutlich verstärkt werden kann und hier Komplikationen auftreten können.
Also auch das ist eine Grundregel: Akuter Zustand eine Erkrankung, einer hämatologischen Erkrankung ist immer ein Zustand, wo man nicht hinein impfen darf und vor allem auch nicht gegen Influenza impfen darf.
Was soll ich tun, wenn ich während meiner Therapie an einer Grippe erkranke?
Auch da muss der behandelnde Arzt die Patienten vorbereiten. Es gibt ja Gott sei Dank bei der Influenza auch Medikamente, die den Verlauf einer Influenza reduzieren können. Das sind sogenannte Neuramidasehemmer. Das sind Medikamente, die verhindern, dass das Virus über bestimmte Eintrittspforten in die menschliche Zelle eintreten kann. Diese Medikamente sind allerdings nur wirklich wirksam, wenn sie in den ersten 24 Stunden bei Erkrankungsbeginn gegeben werden. Dann können sie den ganzen Krankheitsverlauf sehr minimieren. Und es ist ganz wichtig, dass das geschieht.
Das heißt: Zur Gesamtbetreuung wird es auch vernünftig sein, dass man, kaum hat die Influenzawelle begonnen, dass man Krebspatienten entsprechende Rezepte verschreibt, damit sie auch zu Hause so ein Medikament haben können und im Notfall, oft kommen solche Situationen bevorzugt am Wochenende vor, dass man als Arzt dann auch mal reagieren kann und die Empfehlung geben kann, sofort ein Medikament einzunehmen, wenn die entsprechende Symptomatik vorliegt.
Kann ich mich als KrebspatientIn mit einer Impfung vor FSME schützen?
Die FSME-Impfung gehört s zu den Impfungen, die man in der Regel ja schon in Österreich zumindest in der Kindheit begonnen hat, und daher sind Auffrischungs-Impfungen für Krebspatienten auch bei einer laufenden Chemotherapie ohne weiteres möglich.
Hier haben wir den Vorteil, dass wir auch durch bestimmte Tests sogar überprüfen können, ob da entsprechende schützende Antikörper gebildet wurden. Das heißt: Man kann hier überprüfen: Ist der Schutz da? Muss noch einmal geimpft werden? Und das ist eine gute Vorgehensweise, die man hier durchführen kann, wenn man sich nicht sicher ist, ob diese Impfung auch tatsächlich die Wirkung erreicht, die man haben möchte und braucht.
Wann sollte man die FSME Impfung bekommen?
Die FSME-Impfungen gehört zu den Impfungen, die im Erwachsenenalter alle fünf Jahre wiederholt werden sollten. Diese Regel gilt bis zum 60. Lebensjahr. Ab dem 60. Lebensjahr sollen die Impfabstände drei Jahre betreffen.
Das gilt für jeden Erwachsenen, so auch für den Erwachsenen, der eine Krebserkrankung hat.
Das heißt, dieses Impfintervall soll eingehalten werden mit zusätzlich der Möglichkeit, dass man nach Impfung auch den sogenannten Titer überprüft, also das Angehen, ob die Impfung gut angegangen ist, durch eine Blutabnahme überprüfen kann.
Kann man sich gegen alle von Zecken übertragenen Krankheitserreger impfen lassen?
Leider kann man sich nicht gegen alle durch Zecken übertragbaren Erkrankungen impfen lassen. In Österreich beschäftigen uns zwei solche:
- Auf der einen Seite diese Viruserkrankung, die Frühsommer Meningo Enzephalitis (FSME), gegen die wir impfen können.
- Die zweite, die alle kennen ist, ist die sogenannte Borreliose. Das sind allerdings Bakterien, die durch Zecken übertragen werden können, durch den Zeckenstich übertragen werden können. Der Vorteil bei Borrelien ist allerdings, dass man sie durch Antibiotika behandeln kann im Unterschied zu einer Virus-Enzephalitis durch die FSME-Viren. Hier, auch wenngleich die Behandlung oftmals mühsam ist und Erkrankungsverläufe auch langwierig sein können, können wir bei der Borreliose zumindest bei Erkrankungsbeginnen eine Behandlung mit Antibiotika durchführen.
Wie können sich KrebspatientInnen im Urlaub vor Infektionskrankheiten schützen?
Ganz wichtig ist, wenn Reisen geplant sind, ist, dass das auch mit dem einerseits Onkologen und auf der anderen Seite mit dem behandelnden Impfarzt genau besprochen wird.
Es gibt sicherlich die Möglichkeit zu reisen. Das ist auch gut so. Es ist gut für die Seele, es ist gut für den Geist.
Aber es gibt bestimmte Länder, die nicht so günstig sind aufgrund der hohen Infektionsgefahren, die dort herrschen, und auch der Situation, dass manche Lebend-Impfungen gegeben werden müssen, wenn man in diese Länder einreist.
Stichwort Gelbfieber-Impfung: Das ist eine Impfung, die kontraindiziert ist bei Krebserkrankungen, vor allem unter Chemotherapien und laufenden Therapien und ist auch eine Impfung, die bei Immunsuppression wirklich zu Komplikationen führen könnte.
Das heißt, hier muss man sich genau anschauen: Welche Länder haben sogar als Voraussetzung für die Einreise so eine Geldfieber-Impfung vorgegeben? Und wo sind Länder, wo die Infektionsgefahr gegeben ist? Die fallen für den Krebspatienten eigentlich flach, und davon rate ich eigentlich ab, dass man solche Länder besucht.
Es gibt aber sicherlich genügend andere, wo man durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen, auch Hygienemaßnahmen vor Ort, das Verwenden von Mückensprays solche Reisen machen kann.
Wichtig ist nur, dass solche Reisen eben wirklich mit dem Onkologen abgesprochen werden: Ob das in das Behandlungsschema hineinfällt, dass man Möglichkeiten hat, wenn es zur Verschlechterung des Zustandes kommt, wie kann man hier seinen Arzt des Vertrauens kontaktieren?
Und die andere Seite ist eben wirklich die Betreuung von Seiten der Impfungen, des Reisemediziners bzw. des Impfspezialisten, hier entsprechend nicht nur Impfungen, sondern auch alle anderen Maßnahmen, die notwendig sind, zu besprechen und gemeinsam abzuklären: Ist das Risiko zu hoch oder kann so eine Reise während einer Krebserkrankung durchgeführt werden?
Wie lange vor der Reise sollte ich mit den Impfungen beginnen?
Ganz wichtig ist, wenn man so einen Urlaub plant, dass man sich genügend Zeit dafür nimmt. Der übliche Zeitpunkt von 4 Wochen vor einer Reise ist für den Krebspatienten fast zu kurz. Es gibt manche Impfungen, die bei immunsupprimierten Krebspatienten dann besser wirken, wenn sie auf jeden Fall zweimal gegeben werden.
Stichwort: die Hepatitis A Impfung: Da brauche ich auf jeden Fall ein halbes Jahr, bevor ich die Reise antrete, Zeit, um diese Impfung entsprechend durchzuführen. Das heißt: Mehrere Monate bis maximal ein halbes Jahr würde ich anraten, um solche Reisen gut vorzubereiten und abschätzen zu können: Ist es möglich zu impfen? Und dann hätte man noch genügend Zeit, alle Impfungen in Ruhe durchzuführen.
Ein Ad hoc-Reisen würde ich immer abraten, bei Krebspatienten durchzuführen.
Welche Impfungen sind für welche Reisen wichtig und wo kann ich mich informieren?
Es gibt eine ganze Vielzahl von unterschiedlichen Impfungen, die abhängig sind von den verschiedenen Reiseländern.
Sie sind sicherlich am besten bedient, wenn Sie einen Reisemediziner, der sich hauptberuflich damit beschäftigt, kontaktieren bzw. viele Impfstellen so wie unsere z.B. ist auch damit beschäftigt, dass Sie nicht nur die üblichen Impfungen, die wir auch in Österreich brauchen, sondern auch die im Ausland notwendig sind, kennt und auch eine entsprechende Empfehlung abgibt. Auch hier empfehle ich sehr, den Spezialisten auf dem Gebiet zu beraten. Oftmals sind solche Impfprogramme komplexer für Krebspatienten, und nicht jeder Arzt im niedergelassenen Bereich ist routinemäßig damit beschäftigt.
Das kann natürlich auch im Vorfeld mit dem Hausarzt besprochen werden. Aber prinzipiell: Gehen Sie ins Internet, schauen Sie unter „Reisemedizin“, schauen Sie, welche Spezialisten Sie hier finden, damit man für dieses Thema eine gute Beratung auch wirklich bekommt.
Gibt es Reisegebiete, die ich aufgrund meiner Krebserkrankung vermeiden sollte?
Es gibt schon verschiedene Länder, die ein erhöhtes Risiko haben, z.B. auch durch Stechmücken übertragbare Erkrankungen zu bekommen. Das Stichwort ist Denguefieber und der südostasiatische Bereich. Hier haben wir in den letzten Jahren einen massiven Anstieg gehabt an vermehrten Dengue-Fieber und das, muss ich sagen, kann unter Umständen eine Erkrankung sein, die sehr schwerwiegend verlaufen kann.
Wir haben gegen Denguefieber zur Zeit oder bis dato noch keine Impfung zur Verfügung. Das heißt: Der einzige Schutz sind hier vor allem Mückenspray zu verwenden bzw. auch entsprechenden Schutz von der Kleidung her bzw. Moskitonetze zu verwenden.
Ich würde in Abhängigkeit von der Krebserkrankung, von den bestehenden Therapien diese Reiseziele genau besprechen, ob das Infektionsrisiko zu hoch ist für die Situation oder ob das möglicherweise ein geringeres ist und daher bedenkenlos das Land bereist werden kann.
Hier geht es zum Video-Interview: „Saisonale und regionale Impfungen”
Individuelle Impfungen
Was ist ein individueller Impfplan und wieso ist dieser für KrebspatientInnen sinnvoll?
Ich habe schon ganz am Anfang erklärt, dass es einen Österreichischen Impfplan gibt, wo für jedes Alter routinemäßig Impfungen empfohlen werden. Diese Impfprogramme gelten aber für den durchschnittsgesunden Bürger von Kind bis ältere Personen.
Wenn man eine Erkrankung hat, eine Grunderkrankung hat und auch durch Medikationen das Immunsystem beeinträchtigt ist, dann gilt unter Umständen dieses routinemäßige Vorgehen nicht mehr. Dann kann zwar dieser Österreichische Impfplan eine Hilfe sein, aber man muss sehr individuell eingehen auf die Erkrankung, den Status der Erkrankung, die Anzahl der Chemotherapien, In welchem Zustand, ob das sozusagen ein primärer Tumor ist, ob Metastasen vorliegen. Also auf all diese verschiedenen Situationen muss eingegangen werden, um zu wissen: Welche Impfungen sind besonders wichtig? Zu welchem Zeitpunkt sind sie besonders wichtig? Und wann dürfen Impfungen nicht gegeben werden?
Hier spricht nur von einem personalisierten Vorgehen des Impfens. Ähnlich wie für die gesamte Onkologie ja sehr spezifisch für den Patienten ein Therapieschema entwickelt wird, so muss auch das Impfschema für den Patienten in Abhängigkeit von seinem von seinem Zustand adaptiert werden.
Wann und wo erhalte ich einen zugeschnittenen Impfplan?
Das personalisierte Impfen, die Beratung, die Impfberatung erhält man beim Impfspezialisten, der sich vor allem mit diesen Patientenkollektiven auseinandersetzt und dies hauptberuflich macht. Idealer Weise sind das Ärzte, die mit dem Impfwesen sich tagtäglich beschäftigen, aber eben auch sich spezialisiert haben auf Risikopersonen. Die nehmen sich Zeit dafür.
Das gehört zum Gesamtgespräch dazu, dass man zuerst einen Impfplan gemeinsam erstellt und dieser Impfplan dann verfolgt wird. Das ist eigentlich eines der wichtigsten Dinge, dieses Zusammenstellen eines Impfkonzeptes, das in einem ersten Impfgespräch und Orientierungsgespräch mit dem Arzt aufgestellt wird.
Was ist eine Titerbestimmung und wann kann sie sinnvoll sein?
Eigentlich bei den wenigsten Impfungen und nicht bei den meisten Impfungen können sinnvolle Titer-Analysen durchgeführt werden.
- Das betrifft vor allem Tetanus,
- das betrifft Hepatitis A,
- das betrifft Hepatitis B,
- das betrifft z.B. Masern, Mumps, Röteln, Varizellen,
- seltener am FSME.
Hier ist es sinnvoll, bei Patienten, die eine Immunschwäche haben, eine Chemotherapie haben, dass nach der Impfung, und zwar frühestens ein Monat nach der Impfung, im Blut nachgeschaut wird, ob genügend Antikörper gebildet worden sind.
Das ist dann hinweisend dafür, ob man mit einer ausreichenden Immunantwort rechnen kann oder ob möglicherweise noch nachgeimpft wird.
Also in diesem Fall ist es sinnvoll und anzuraten.
Auch können Titerkontrollen gemacht werden, wenn der Impfpass z.B. verloren gegangen ist und man sagt: Gut, wir machen auf jeden Fall einmal eine Impfung gegen diese oder diese Erkrankung und können dann mit einer Blutkontrolle das überprüfen.
Es gibt aber leider viele Impfungen, wo wir keine Titerkontrolle machen können, weil es keine kommerziellen Kits gibt und keine gut standardisierten Testsysteme gibt.
- Da gehören die Pneumokokken dazu,
- da gehört Meningokokken dazu,
- Hämophylus Influenza
— alles Impfungen, die eigentlich auch bei Krebspatienten sehr notwendig sind. Hier ist es umso wichtiger, dass man das Impfschema einhält und den richtigen Zeitpunkt der Impfung wählt, wo man sagt: Aufgrund des Immunstatus kann man mit einem guten Angehen der Impfung rechnen oder nicht.
Also nicht immer ist diese Möglichkeit der Titerkontrolle gegeben.
Stimmt es, das KrebspatientInnen die Kosten für Impfungen immer selbst tragen müssen?
Das stimmt Gott sei Dank so nicht direkt.
Fundierung ist etwas, was wir von unserer Ambulanz aus, ich würde mal sagen seit einem Jahr, ganz gut implementiert haben. Es gibt einen Impfplan, der sich konzentriert auf Patienten mit verschiedenen Therapien, mit verschiedenen Grunderkrankungen und Immunsuppressionen. Und bei dem Vorliegen von Daten, dass bei diesen Patienten Infektionserkrankungen zu einem Schweregrad der gesamten Erkrankung führen, kann man die Impfungen, die sogenannten indizierten Impfungen, als vorgezogene Heilbehandlung einreichen.
Nicht alle Impfungen werden routinemäßig übernommen, aber doch ein Großteil von den Impfungen, die sich in den Kosten dann niederschlagen würden, werden in der Regel bei fast allen Erkrankungen, die eine schwere Therapie, immunsuppressive Therapie mit sich tragen, mittlerweile Gott sei Dank übernommen.
Werden die Impfungen bei Stammzelltransplantationen auch übernommen?
Bei der Stammzell-Transplantation, diese Situationen gehören genau zu den Bereichen, wo ein klarer Impfplan von den Krankenkassen übernommen wird. Wir gehen so vor, dass wir bei jedem, wenn ein Patient das erste Mal zu uns kommt, wird schon beim Erstgespräch dann auch gleich diese Impfungen bei der Kasse beantragt, und wir bekommen dann innerhalb eines Tages die Rückmeldung, dass wir die Rezepte für diese Impfungen genehmigt bekommen. Und auf diese Art und Weise kann man dann kostenfrei den Patienten die Impfungen zukommen lassen.
Nicht immer, wie gesagt, gelingt es. Man muss damit rechnen, dass zwei Drittel von den Impfungen übernommen werden, aber doch ein Drittel der Impfungen die Patienten doch noch selber tragen müssen.
Kann mich meine Ärztin/mein Arzt beim Einreichen der Impfungen unterstützen?
Ich glaube, es wissen nicht viele Impfärzte, dass das möglich ist. Ich muss auch sagen, dass es sehr mühsam ist, diese Dinge durchzuführen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Niedergelassene diesen ganzen Aufwand eigentlich tätigen kann.
Wir können als Ambulanz die zuständig ist hauptsächlich für diese Impfungen und für diese Patienten das nur als Service anbieten.
Prinzipiell, wie gesagt, wäre es von jedem möglich. Die Frage ist, glaube ich, dann immer, ob die Durchführung im Rahmen eines klinischen Alltags in der Ordination die Zeit doch wirklich zulässt, dass man das tut.
Werden die Kosten für Impfungen der Angehörigen übernommen?
Die Impfungen von Angehörigen werden nicht von den Kassen übernommen. Wieso nicht? Der Grund ist der, dass ja seit ewigen Zeiten die normalen Impfempfehlungen für jedermann und jede Frau gelten, und jeder sollte in der Eigenverantwortung regelmäßig seine Impfungen auffrischen.
Das heißt, wenn das jemand tut, dann sollte er eigentlich gar nicht in die Situation kommen, dass er eine Infektionsquelle für jemand anderen wird.
Nach wie vor müssen wir davon ausgehen, dass die Impfungen im Erwachsenenbereich bei gesunden Erwachsenen nicht von den Kassen übernommen werden, sondern das ist sozusagen der Solidarbeitrag, den ich leiste, um auch meinen Angehörigen, kranken Angehörigen nicht zusätzlich zu gefährden — zusätzlich zu dem Effekt, dass ich mich selber schütze.
Also das ist sozusagen das Grundprinzip, das hier einzuhalten ist und wo man bei den normalen Versicherungen keine Unterstützung bekommt.
Muss ich als KrebspatientIn mit stärkeren Nebenwirkungen bei Impfungen rechnen?
In der Regel ist es so, dass es bei den Impfungen nicht zu verstärkten Nebenwirkungen bei Tot-Impfstoffen kommt, sondern es kann eher eigentlich zu ganz milden Verläufen oder dass man gar nichts spürt kommen, weil das Immunsystem ja supprimiert ist und oftmals die Immunantwort gar nicht so stark abläuft.
Anders ist es bei den Lebend-Impfungen. Da habe ich schon gesagt: Es sind viele Situationen, wo es kontraindiziert ist und da darf also nicht geimpft werden. Es kann aber passieren, dass es notwendig ist. Und hier können wir mit stärkeren Reaktionen rechnen. Da kann es zu Reaktionen kommen, die ähnlich in milderen Verläufen ist wie die natürliche Erkrankung. Aber es ist wichtig, wie gesagt, dass man hier eine genaue Abstimmung macht zwischen der Krebserkrankung, der laufenden Chemotherapie und der Möglichkeit, eine bestimmte Impfung durchzuführen und eine ausgiebige Empfehlung wie das Vorgehen ist, mit welchen Reaktionen zu rechnen ist und welchen nicht.
Was sind häufige Nebenwirkungen der wichtigsten Impfungen für KrebspatientInnen?
Bei Krebspatienten kann es immer wieder dazu kommen, dass es ganz einfach an der Impfstelle wehtut, dass man es spürt. Oft sind die Empfindungen und die Empfindlichkeit gegen, was Schmerz betrifft, stärker. Das heißt, es kann sein, dass man diese lokalen Schmerzen stärker empfindet.
Es kann auch manches Mal sein, dass vielleicht fieberhafte Reaktionen auftreten.
Das ist alles aber im Normbereich und ist eigentlich eine Situation, die auch beim Gesunden auftreten kann.
Bei Situationen, wenn es im Rahmen von Impfungen zu besonders starken Nebenwirkungen kommt, ist es ganz wichtig, den Impfarzt sofort zu kontaktieren.
Es gibt die Möglichkeit, solche Nebenwirkungen zu melden. Das macht man durch eine offizielle Homepage, da kann man diese Nebenwirkungen melden. Und dann muss natürlich auch entsprechend reagiert werden oder abgeschätzt werden, ob das eine nur temporäre Situation ist oder ob sich hier möglicherweise eine Erkrankungsschub auch mit manifestiert. Das heißt: rasche Kontaktaufnahme mit dem Arzt.
Ab wann sollte ich bei Nebenwirkungen umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen?
Die Nebenwirkungen treten wie gesagt meistens so um 24 bis 48 Stunden auf, also die Nebenwirkungen, die Reaktionen eigentlich. Wenn man den Eindruck hat, dass der Allgemeinzustand sich deutlich verschlechtert, dann bitte ist es notwendig, sofort Kontaktaufnahme mit dem Arzt zu machen bzw. mit dem entsprechenden Onkologen, ob es notwendig ist, um hier irgendwelche entzündungshemmende Substanzen zu geben oder nicht.
Wichtig ist wie gesagt, wenn man selbst als Patient das Gefühl hat: Jetzt fühle ich mich aber wirklich um vieles schlechter als normalerweise, dann Kontaktaufnahme mit dem behandelnden Arzt.
Können Wechselwirkungen zwischen Krebsmedikamenten und Impfungen auftreten?
Die wichtigsten Wechselwirkungen sind eigentlich mit dem Immunsystem. Also hier muss man darauf achten, welches Chemotherapeutikum, welches Biologikum gegeben wird, um nochmal abschätzen zu können: Darf ich diesen Impfstoff geben? Darf ich diesen Tot-Impfstoff geben? Die Wechselwirkung, die wichtigste, ist eigentlich die Tatsache, dass Lebend-Impfstoffe nicht gegeben werden können bei Therapie, bei immunsuppressiver Therapie, weil ganz einfach hier die Impferreger sich zu sehr vermehren könnten und eine Erkrankung auslösen könnten.
Das sind eigentlich die Hauptinteraktionen und Kontraindikationen, die vorliegen beim Impfen.
Es ist nicht ganz gleichzusetzen mit Wechselwirkungen zwischen zwei Medikamenten oder mehreren Medikamenten, die einander inhibieren können in deren Wirkung. Das ist hier weniger der Fall. Sondern es ist wirklich die Frage: Wie stark ist das Immunsystem supprimiert, und kann ich in diesem Zustand eine Impfung geben—Ja oder Nein?
Hier geht es zum Video-Interview: „Individuelle Impfungen”
Geprüft von Univ.-Prof.in Dr.in Ursula Wiedermann-Schmidt: Stand November 2020 | Quellen und Bildnachweis