2. Impfungen und Krebs

Immunsystem bei Krebs

Das Immunsystem von Krebserkrankten unterscheidet sich von dem eines Gesunden. Diese Erkenntnis wird heutzutage in die Therapieentscheidung mit einbezogen. Hier bekommen Sie Informationen, an wen Sie sich zur Beratung wenden können und warum Ihr Allgemeinzustand ein Faktor bei einer Impfentscheidung ist.

Geschwächtes Immunsystem bei KrebspatientInnen

Durch eine Krebserkrankung haben PatientInnen im Vergleich mit Gesunden einen schwächeren Schutz durch das Immunsystem.

Hierfür gibt es zwei Gründe:

  1. Der Tumor kann das Immunsystem aktiv schwächen, indem er über Botenstoffe die Aktivierung von Immunzellen hemmt oder umprogrammiert.
  2. Die Therapiemaßnahmen können ebenfalls auf das Immunsystem wirken, da dieses unterdrückt wird, um den Tumor bestmöglich behandeln zu können.

Daher haben Krebserkrankte eine höhere Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Diese Erkenntnis hat heute einen festen Platz in der Therapie, die darauf angepasst wird, um mögliche Komplikationen zu verhindern.

Entscheidend ist der aktuelle Allgemeinzustand

Ein wichtiger Faktor dabei ist das Impfen vor und nach Beginn der Krebstherapie. Im Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt sollten Sie Ihren aktuellen Allgemeinzustand abklären. Das Immunsystem benötigt Kraft für eine Impfung. Wenn diese nicht vorhanden ist, kann keine Immunantwort auf den Impfstoff erfolgen. Wenn der aktuelle gesundheitliche Zustand sehr geschwächt ist, kann es sinnvoll sein, den Impfzeitpunkt zu verschieben. Es ist von Vorteil, wenn die Beratung durch einen speziell geschulten Impfarzt erfolgt.

Grundlegende Impfungen bei Krebs

Vor Beginn einer Krebstherapie wird der Impfstatus überprüft und gegebenenfalls durch die beratende Ärztin/den beratenden Arzt aufgefrischt. PatientInnen mit Krebserkrankungen sollten über grundlegende Impfungen verfügen, allerdings sind auch einige Impfungen besonders angeraten.

Impfungen vor Therapiebeginn

Grundregel ist: Alle Auffrischungsimpfungen sollten vor Therapiebeginn abgeschlossen sein – im Idealfall einen Monat vorher. Die Impfungen mit Totimpfstoffen sollten spätestens vierzehn Tage vor Beginn der Therapie beendet sein.

Wichtigste Impfungen vor der Therapie

Hier bekommen Sie einen Überblick über die wichtigsten Tot- und Lebendimpfstoffe, welche bei KrebspatientInnen überprüft und auf dem aktuellen Stand sein sollten.

Totimpfstoffe:

  • Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Poliomyelitis (als Kombinationsimpfung)
  • Hepatitis B
  • Pneumokokken
  • Influenza
  • Herpes-Zoster

Lebendimpfstoffe:

  • Masern, Mumps, Röteln (als Kombinationsimpfung)
  • Varizellen/Windpocken

Impfungen während der Therapie

Ob Totimpfstoffe während und kurz nach der Therapie verabreicht werden dürfen, hängt von der Art der Krebstherapie ab. Bei Chemotherapien beispielsweise können manche Totimpfstoffe, wie z.B. die Grippeimpfung, auch während der Therapie verabreicht werden. Genaueres dazu erfahren Sie unter Impfungen und Krebstherapie.

Impfungen nach der Therapie

Grundsätzlich gilt: Drei Monate nach Beendigung der Therapie ist das Immunsystem meist wieder fit genug, dass Totimpfstoffe gegeben werden können. Mit der Gabe von Lebendimpfstoffen sollte mindestens sechs Monate gewartet werden.

Vorsicht bei unseriösen Anbietern

Von Impfungen unseriöser Anbieter, die eine Heilung von Krebs versprechen, ist eindeutig abzuraten. Die dort angewandten Methoden entsprechen in keiner Weise wissenschaftlichen Standards in Sicherheit und Wirkung.

Impfungen für Angehörige

Menschen mit Krebserkrankung können nicht nur durch die eigene aktive Impfsituation geschützt werden, auch ein vollständiger Impfstatus Angehöriger, enger FreundInnen oder ArbeitskollegInnen kann hierzu beitragen.

Müssen sich meine Angehörigen impfen lassen?

Die Impfung von nahestehenden Personen ist eine einfache, aber sehr wirksame Möglichkeit, Krebserkrankte vor Infektionskrankheiten zu schützen. Das bedeutet, dass auch Angehörige und enge FreundInnen von KrebspatientInnen über einen guten Impfschutz verfügen und diesen gegebenenfalls erneuern sollten. Indem Menschen im näheren Umfeld diesen Schutz erweitern, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Viren verbreiten und die Krebspatientin/der Krebspatient angesteckt wird. Geimpfte Personen haben in der Regel ein hohes Maß an Schutz vor Erregern, eine hundertprozentige Sicherheit ist aber nicht gegeben.

Wichtige Impfungen für Angehörige von KrebspatientInnen

Für Angehörige und FreundInnen gilt: Grundsätzlich sollte der Impfschutz auf dem neuesten Stand entsprechend des nationalen Impfplans sein. Hinzu kommt die Grippeimpfung, welche nicht nur für KrebspatientInnen, sondern auch für nahestehende Personen empfohlen wird, da die Influenza bei Menschen mit Krebserkrankungen schwerwiegender verlaufen kann. Auch die Pneumokokken-Impfung zählt zu einer sehr wirksamen Vorbeugungsmaßnahme mit der das Risiko für Lungenentzündungen für PatientInnen mit Krebs deutlich gesenkt werden kann.

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Geprüft von Univ.-Prof.in Dr.in Ursula Wiedermann-Schmidt: Stand November 2020 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.