3. Impfungen und Krebstherapie

Impfen und Chemotherapie

Die rechtzeitige Überprüfung des Impfstatus vor einer Chemotherapie ist ein bewährtes Mittel, um einen besseren Immunschutz herbeiführen zu können. Unter Grundlegende Impfungen können Sie nachlesen, welche Impfungen grundsätzlich überprüft werden und auf dem aktuellsten Stand sein sollten. Während einer Chemotherapie darf nämlich nicht alles geimpft werden und auch nach Ende der Krebstherapie muss unter Umständen abgewartet werden, bevor bestimmte Impfungen erfolgen können.

Auswirkungen von Chemotherapie auf Impfungen

Chemotherapie funktioniert über die Gabe sogenannter Zytostatika-Medikamente, die das Tumorwachstum stoppen sollen. Dabei greifen sie jedoch nicht nur den Krebs an, sondern wirken sehr unspezifisch auf eine Vielzahl von Zellen im Körper, zu denen auch Zellen des Immunsystems zählen.

Wenn ihre Anzahl abnimmt oder sie nicht arbeiten können, kann bei Gabe eines Impfstoffes keine oder nur eine sehr geringe Immunantwort erfolgen, wodurch das System keinen ausreichenden Schutz aufbauen kann.

Totimpfstoffe und Lebendimpfstoffe

Totimpfstoffe gelten während einer laufenden Chemotherapie als sicher. Von Lebendimpfstoffen während der Chemotherapie wird eindeutig abgeraten. Der Hintergrund ist, dass sich abgeschwächte Erreger bei unterdrücktem Immunsystem vermehren und ausbreiten können. Eine Auflistung welche Totimpfstoffe bei Chemotherapien grundsätzlich möglich sind, finden Sie in der Tabelle zum Downloaden.

Wann sind Impfungen wieder möglich?

Nach Ende der Chemotherapie kann es etwas dauern, bis das Immunsystem wieder ausreicht, um Impfungen gut zu vertragen und aktiv Antikörper und Gedächtniszellen zu bilden. Man geht grundsätzlich davon aus, dass drei Monate nach Beendigung das Immunsystem wieder so fit ist, dass unbedenklich Impfstoffe verabreicht werden können. Bei Lebendimpfstoffen sollte man mit dem Impfen noch ein wenig länger warten. Wann und welche Lebendimpfungen nach einer Chemotherapie wieder möglich sind, können Sie ebenfalls in der Tabelle zum Downloaden nachlesen.

Impfen und Stammzelltherapie

Durch die Stammzelltransplantation bekommt die Krebspatientin/der Krebspatient sozusagen ein neues Immunsystem. Um den Schutz wieder vollständig aufzubauen, gibt es einige Vorkehrungen, die zum Wohle der Patientin/des Patienten, beachtet werden müssen.

Wie funktionieren Stammzelltransplantationen?

Die Stammzelltransplantation ist ein Verfahren, welches bei PatientInnen, die beispielsweise an Leukämien oder Lymphomen erkrankt sind, eingesetzt wird. Dabei erfolgt zuerst eine intensive Behandlung bei der das gesamte Knochenmark und alle erkrankten Zellen ausgeschaltet werden. Im Anschluss werden gesundes Knochenmark oder gesunde Stammzellen eines Spenders übertragen mit dem Ziel, neue Blutzellen zu bilden. Damit die transplantierten Blutzellen sich nicht gegen den Körper wenden, müssen PatientInnen oft lebenslang immunsupprimierende Medikamente einnehmen.

Impfungen bei einer Stammzelltransplantation

Es hat sich gezeigt, dass durch die Transplantation und die vorangegangene radikale Chemotherapie der Impfschutz abnimmt. Daher lauten die Impfempfehlungen für PatientInnen nach Stammzelltransplantation wie folgt: Alle Impfungen sollten als Grundimmunisierung durchgeführt werden. Das bedeutet, dass so geimpft wird, als ob es sich um Erstimpfungen handelt, wie es normalerweise bei Kindern durchgeführt wird. Folgende Punkte sollten KrebspatientInnen deswegen nach einer Stammzelltransplantation beachten:

  • Lebendimpfungen dürfen frühestens nach 2 Jahren geimpft werden.
  • Totimpfungen wie Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten können 6 Monate nach Therapieende durchgeführt werden.
  • Für den Übergangszeitraum in welchem nur geringer Schutz vorhanden ist, sollten PatientInnen mit Stammzelltransplantationen große Menschenmengen meiden und auf gute Hygiene-Schutzmaßnahmen achten.

Welche Impfungen bei Stammzelltransplantationen empfohlen werden, können Sie in der Tabelle zum Downloaden nachlesen.

Impfen und weitere Therapien

Nicht nur Chemotherapie und Stammzelltransplantation werden zur Behandlung von Krebs eingesetzt. Viele weitere Behandlungen werden individuell auf die Patientin/den Patienten abgestimmt. Auch bei diesen muss das Immunsystem genau beobachtet werden.

Antikörpertherapien und Impfungen

Es hat sich gezeigt, dass bei speziellen Therapieformen, wie beispielsweise der Antikörpergabe bei Myelom- und Lymphom-PatientInnen, eine verminderte Wirkung von Impfungen auftritt.

Auswirkungen von Rituximab

Der Wirkstoff „Rituximab“ wird zur Behandlung von malignen Lymphomen eingesetzt, indem es eine bestimmte Art von Immunzellen, die B-Zellen, aus dem Körper entfernt.

Dabei hat man festgestellt, dass während der Behandlung durchgeführte Impfungen keinerlei Wirksamkeit haben. Grund dafür ist, dass durch die fehlenden B-Zellen keine Immunantwort ausgelöst werden kann und der Körper dementsprechend auch keine Antikörper und Gedächtniszellen bildet.

Auswirkungen von Daratumumab

Auch „Daratumumab“, welches bei multiplem Myelom eingesetzt wird, veranlasst Nebenwirkungen im Immunsystem. So steht eine Reaktivierung des Hepatitis-B-Virus in Zusammenhang mit der Gabe des Medikaments. Konkret bedeutet dies, dass eine Therapie mit „Daratumumab“ den durch Impfungen aufgebauten Schutz vor Hepatitis B zerstören kann.

Da Krebstherapien abseits der Chemotherapie und Stammzelltransplantation personalisiert sind, können kaum allgemeingültigen Aussagen über das Zusammenwirken mit Impfungen gemacht werden.

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Geprüft von Univ.-Prof.in Dr.in Ursula Wiedermann-Schmidt: Stand November 2020 | Quellen und Bildnachweis

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