Die Diagnose metastasierter Brustkrebs zu verarbeiten, geht nicht von heute auf morgen. Und das muss es auch nicht. Setzen Sie sich nicht unter Druck und lassen Sie sich von niemandem unter Druck setzen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um sich mit der neuen Lebenssituation vertraut zu machen und mit ihr umgehen zu lernen.
Univ.-Prof. Dr. Christian Singer, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, beantwortet im Video "Umgehen mit der Diagnose" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage, um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!- Wie ist die Prognose bei metastasiertem Brustkrebs?
- Welche Faktoren haben Einfluss auf meine Prognose?
- Kann ich mit dieser Erkrankung weiterhin mein gewohntes Leben führen?
- Was ist ein/e Psycho-OnkologIn?
- Was kann ich selbst tun, um so gut wie möglich mit meiner Erkrankung zu leben?
- Wo erhalte ich Unterstützung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus?
- Habe ich Anspruch auf Pflegegeld beziehungsweise einen Behindertenpass?
- Auf den Punkt gebracht
Metastasierter Brustkrebs: eine chronische Erkrankung
Das Auftreten von Metastasen hat eine gravierende Konsequenz: Eine Heilung im eigentlichen Sinn ist in diesem Stadium nicht mehr möglich. Die Krankheit kann nicht endgültig überwunden werden, sie wird die betroffenen Frauen für den Rest ihres Lebens begleiten.
Durch Fortschritte in der Behandlung in den vergangenen Jahren kann metastasierter Brustkrebs allerdings besser denn je kontrolliert werden. Neue Erkenntnisse und Therapie-Ansätze können das Fortschreiten der Erkrankung bremsen und Symptome lindern. Kam die Diagnose früher einem Todesurteil gleich, darf man heute von einer chronischen Erkrankung sprechen, mit der viele Patientinnen noch lange und gut weiterleben können.
Die Krankheit als Teil des Lebens
Wie viele andere chronische Erkrankungen auch, ist ein fortgeschrittenes Mammakarzinom ohne Behandlung tödlich. Es macht jedoch einen großen Unterschied, ob man sich selber als „unheilbar“ oder als „chronisch“ krank ansieht. „Chronisch“ klingt weniger belastend als „unheilbar“ und es entspricht genauso den Tatsachen.
Eine Erkrankung wie metastasierter Brustkrebs ist eine große Herausforderung und verlangt Ihnen viel ab. Zugleich rückt sie die wichtigen Dinge in den Mittelpunkt des Lebens. Mit wem und womit will ich meine Zeit verbringen? Was will ich noch erfahren oder erleben? Viele Patientinnen gehen bewusster und dankbarer durchs Leben und spüren es intensiver als zuvor. Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit birgt die Chance zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Wo bekomme ich Unterstützung?
Ihr Behandlungsteam besteht aus ÄrztInnen, PflegerInnen, SozialarbeiterInnen. Suchen Sie sich dafür Menschen, denen Sie vertrauen und auf Augenhöhe begegnen können.
Nehmen Sie die Hilfe Ihrer nächsten Menschen an. Sprechen Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin, Ihrer Familie, Ihren Freunden so viel wie möglich über die Dinge, die Sie beschäftigen.
Sie sind nicht allein! In Selbsthilfeorganisationen oder auch Facebook-Gruppen können Sie sich mit anderen betroffenen Frauen austauschen.
Ängste sind ganz normal. Sollten sie jedoch überhand nehmen und Sie lähmen, ist es gut, sich psychologische Hilfe zu suchen.
Welche Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung gibt es?
Es gibt verschiedenste finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, dazu zählen zum Beispiel:
- Pflegegeld (bei Chemotherapie)
- Familienhilfe (wenn Haushalt und Familie versorgt werden)
- Berufsunfähigkeits- oder Invalidenpension
- Zuschüsse zur Psychotherapie
- Rezeptgebührenbefreiung
Informationen bekommen Sie bei Ihrer Sozialversicherung oder bei Krebs-Beratungsstellen.
Was Sie selbst tun können
Als mündige Patientin mitentscheiden
Vergessen Sie nicht: Sie stehen als Patientin im Mittelpunkt. Um Sie geht es!
Je mehr Sie über Ihre Erkrankung und die Behandlung wissen, umso stärker werden Sie sich fühlen. Niemand kann besser über Ihr Befinden Bescheid wissen als Sie selber. Mündige Patientinnen fühlen sich weniger ohnmächtig.
Die Lebensqualität in den Mittelpunkt rücken
Wenden Sie sich jenen Dingen zu, die Ihnen Freude bereiten. Lassen Sie sich verwöhnen und gönnen Sie sich alles, was Ihnen gut tut. Alles, was hilft, ist erlaubt.
Wenn Sie Schmerzen haben, zögern Sie nicht, Ihre ÄrztInnen nach lindernden Medikamenten zu fragen. Sie sollen nicht leiden, sondern leben.
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Träume
Lassen Sie sich nicht von Ihrer Krankheit bestimmen. Sie sind die Chefin. Schmieden Sie Pläne, blicken Sie in die Zukunft.
Womit verbringen Sie gerne Ihre Zeit? Was wollten Sie schon immer einmal machen? Nehmen Sie sich bewusst Zeit für diese Aktivitäten.
Bleiben Sie aktiv und in Bewegung
Seien Sie so aktiv wie möglich. Gehen Sie hinaus in die Natur, treffen Sie geliebte Menschen. Auch ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft kann viel bewirken.
Je aktiver und zufriedener Sie sind, umso stärker sind auch Ihre Abwehr- und Selbstheilungskräfte.
Aktiv zu sein fällt nicht immer einfach, da man häufig nicht weiß wo man anfangen soll. In unserem Kurs zum Thema Yoga bei Brustkrebs finden Sie Yoga-Einheiten direkt zum Mitmachen.
Wussten Sie schon
Die Prognose bei metastasiertem Brustkrebs verbessert sich ständig. Zwar kann sich der Verlauf von Frau zu Frau deutlich unterscheiden, aber allgemein kann immer mehr von einer chronischen Erkrankung gesprochen werden. Auch wenn die Erkrankung fortan ein steter Begleiter sein wird, haben immer mehr Patientinnen trotz Metastasen noch viele Jahre zu leben.
PP-AL-AT-0038 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Christian Singer: Stand 10.12.2018