5. Immuntherapie bei NMOSD

Immuntherapien bei NMOSD

Ein frühzeitiger Beginn einer Immuntherapie ist bei der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD) wichtig, um weitere Schübe zu verhindern und somit das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Eine wichtige Rolle bei diesen Immunreaktionen spielt das Komplementsystem . Dieses zählt zur körpereigenen Immunabwehr.

Werden jedoch durch einen fehlgeleiteten Immunprozess autoreaktive B-Zellen gebildet, können diese in großer Menge AQP4-Antikörper produzieren. Diese vermehrten AQP4-Antikörper führen (u. a. durch den Botenstoff Interleukin 6 vermittelt) zu Veränderungen im Körper und zerstören dadurch das Gewebe des zentralen Nervensystems.

Wie wirken Immuntherapien und warum werden sie bei NMOSD eingesetzt?

Aus diesen durch die AQP4-Antikörper vermittelten Veränderungen ergeben sich die verschiedenen Immuntherapie-Ansätze der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung:

  • Klassische Immunsuppressiva wirken an Zellen, die sich schnell teilen und vermehren. Sie verringern die Anzahl der B- und T-Zellen .
  • Biologika führen zu einer direkten Zerstörung der B-Zellen. Dabei zerstören einige Gruppen neben den B-Zellen auch die Vorläufer der B-Zellen, sowie die Plasmazellen . Andere wirken über eine Blockade des Botenstoffs Interleukin 6. So ist keine Bindung möglich und der Signalweg wird ausgeschaltet. Außerdem werden bei der NMOSD Komplementinhibitoren eingesetzt. Diese Gruppe von Medikamenten schaltet das Komplementsystem aus, welches eine wichtige Rolle bei Immunreaktionen spielt.

Wie läuft die Immuntherapie bei NMOSD ab?

Der Ablauf der Immuntherapie hängt stark von der gewählten Therapieform ab. So ist die Dauer der Therapie sowie die Frage, ob die Durchführung zu Hause oder im Krankenhaus geschieht, abhängig von der Therapieart.

  • Tabletten werden meist morgens und abends eigenständig eingenommen.
  • Intravenöse Gaben von Therapien können ambulant erfolgen und die Infusionsabstände unterscheiden sich je nach Präparat (2 Wochen bis 6 Monate).
  • Andere Wirkstoffe werden als Spritze unter die Haut verabreicht. Dies kann nach ärztlicher Aufklärung und nach Anleitung in regelmäßigen Abständen selbstständig zu Hause erfolgen.

Wie Sie selbst Ihre Immuntherapie sinnvoll unterstützen können, erfahren Sie in der Lektion “Zur Immuntherapie der NMOSD beitragen”.

Wie können Nebenwirkungen der Immuntherapie behandelt werden?

Um Nebenwirkungen vorzubeugen, sollte besonders bei einer immunmodulierenden Therapie auf das erhöhte Infektionsrisiko geachtet werden. Als Prophylaxe vor Beginn einer Therapie ist es also wichtig, einen vollständigen Impfschutz aufzubauen. Hierzu zählen alle Impfungen, die generell empfohlen werden. Bei einer Therapie mit Komplementinhibitoren sind zudem Impfungen gegen bekapselte Bakterien, wie Meningokokken, wichtig. Außerdem wird Ihr Blut vor dem Beginn einer Therapie auf verschiedene Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis und gegebenenfalls auch Tuberkulose untersucht.

Sollte es dennoch dazu kommen, dass Sie im Verlauf der Therapie an einer Infektion erkranken, ist es wichtig diese schnell zu behandeln, um einen schweren Verlauf abwenden zu können.

Geprüft Dr. Martin Hümmert: Stand Dezember 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
ambulant
Die Behandlung erfolgt ohne einen nächtlichen Aufenthalt im Krankenhaus.
AQP4-Antikörper
Autoantikörper gegen Aquaporin-4: Aquaporin-4 ist ein Eiweißkörper in der Zellwand bestimmter Hirnzellender den Wassertransport dieser Hirnzellen reguliert. 
B-Zellen
Zellen, die zum Immunsystem gehören. Wenn B-Zellen mit zum Beispiel Krankheitserregern in Kontakt kommen, bilden sie sich in Zellen um, die Antikörper gegen die Erreger bilden.
Biologika
Biotechnologisch hergestellte Arzneimittel, die aus biologischen Bestandteilen hergestellt werden, wie z.B. Proteinen oder Antikörpern. Sie werden zur Behandlung verschiedener Erkrankungen eingesetzt, wie zum Beispiel Autoimmunerkrankungen oder Krebs.
Immunsuppressiva
Immunsuppressiva sind Therapeutika, die das Immunsystem beeinflussen und herunterregulieren. So können überschießende Immunreaktionen verhindert werden. Jedoch sind Patient:innen dann auch anfälliger für infektiöse Erkrankungen. 
Immuntherapie
Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
Komplementinhibitoren
Wirkstoffe, die eingesetzt werden, um Entzündungsprozesse im Körper zu verhindern.
Komplementsystem
Das Komplementsystem ist ein Teil des körpereigenen Immunsystems. Es stellt eine Kaskade von Enzymen dar, die sich nacheinander gegenseitig aktivieren. So können zum Beispiel Erreger wie Bakterien abgetötet werden. Besonders in der Frühphase einer Infektion aber auch bei chronischen Entzündungen spielt das Komplementsystem eine wichtige Rolle.
Plasmazellen
Plasmazellen sind eine besondere Form der weißen Blutkörperchen, welche Antikörper bilden.
Prophylaxe
(Vorbeugung)
Maßnahmen, die der Verhütung sowie Vorbeugung von Krankheiten beziehungsweise deren Folgen dienen. Anders als eine Bedarfstherapie wird eine Therapie zur Prophylaxe zur Vorbeugung einer Erkrankung oder deren Folgen durchgeführt und nicht nur bei Symptomen.
T-Zellen
Untergruppe der weißen Blutkörperchen und ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems.