4. Schubtherapie durch Apherese bei NMOSD

Wann wird ein Aphereseverfahren bei NMOSD eingesetzt?

Wenn bei der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD) im akuten Schub eine Stoßtherapie mit Kortison die Symptome nicht ausreichend lindert, kann ein Aphereseverfahren eingesetzt werden. Bei einer Apherese wird Blut entnommen, um gezielt bestimmte Stoffe aus dem Blut zu entfernen. Anschließend wird das gereinigte Blut wieder in den Körper zurückgeführt.

Das Aphereseverfahren kann auch sofort eingesetzt werden, wenn eine Kortisontherapie in der Vergangenheit nicht für die gewünschte Wirkung sorgte.

Mehr zum Thema Kortisontherapie finden Sie in der Lektion “Schubtherapie mit Kortison bei NMOSD“.

Wie wirkt die Apherese im akuten Schub bei NMOSD?

Bei der Wirkung muss zwischen verschiedenen Aphereseverfahren unterschieden werden:

  • Bei der Immunadsorption werden Antikörper aus dem Blut der Patient:innen entfernt. Bei der NMOSD zählen dazu die Anti-Aquaporin 4 (AQP4)-Antikörper. Diese haben einen direkten krankheitsauslösenden Effekt, sodass eine Entfernung die Symptome schnell lindert.
  • Bei der Plasmapherese werden flüssige Blutteile ausgetauscht. In diesem flüssigen Teil sind unter anderem die krankheitsauslösenden Antikörper enthalten. Dadurch gehen aber auch andere wichtige Gerinnungsfaktoren verloren, weshalb gegebenenfalls beim wiederholten Einsatz kurze Pausen erforderlich sind.

Der Vorteil der Immunadsorption liegt also darin, dass dieses Verfahren rascher wiederholt werden kann, da es für den Körper schonender ist und keine weiteren, wichtigen Stoffe verloren gehen. So kann eine größere Menge Blut in kürzerer Zeit gereinigt werden als bei der Plasmapherese. Die Verfahren zeigen in bisherigen Untersuchungen die gleiche Wirksamkeit.

Wie läuft ein Aphereseverfahren bei NMOSD ab?

Da ein Aphereseverfahren meist im akuten Schub eingesetzt wird, erfolgt die Therapie zumeist im Krankenhaus. Diese Therapie wird im engen Austausch mit Fachärzt:innen für Nephrologie geplant und durchgeführt, da es sich um ein spezielles Verfahren der Dialyse handelt.

Die Blutwäsche erfolgt über einen venösen Zugang. Die Therapie an sich dauert nur etwa zwei bis drei Stunden und ist in erfahrenen Zentren mittlerweile ein Standardverfahren im klinischen Alltag, das regelmäßig angewendet wird.

Geprüft Dr. Martin Hümmert: Stand Dezember 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
(Zirkardianer Rhythmus )
Biologisches Phänomen, das in einem Rhythmus von ungefähr 24-Stunden bestimmte körperliche Funktionen beeinflusst.  Ein Beispiel ist der Schlaf-Wach-Zyklus durch die Freisetzung des Schlafhormons.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Apherese
Wird auch als Blutwäsche bezeichnet. Hierbei werden schädliche Substanzen aus dem Blut der Patient:innen herausgewaschen.
Dialyse
Verfahren, um den Körper von Stoffwechselabbauprodukten und überschüssigen Flüssigkeiten zu befreien.
Kortison
Kortison ist ein körpereigenes Hormon. Für therapeutische Zwecke wird es meist in höheren Konzentrationen verwendet und wirkt dann vor allem entzündungshemmend. 
Stoßtherapie
Therapie mit kurzer Dauer und einer hohen Dosis eines Medikaments.